
Und so werfe ich als Anregung und zur Diskussion in den Ring:
VON DER MACHT DER NAMEN (2007)
"Schläft ein Lied in allen Dingen,
die da träumen fort und fort
und die Welt hebt an zu singen
sprichst du nur das Zauberwort."
(von Joseph von Eichendorff)
Namen sind nur Schall und Rauch, so sagt man. Nur ein Wort. Aber ist euch schon mal aufgefallen, wie viel Macht einen solchem Wort innewohnt im Vergleich zu anderen Worten?
Der Mensch gab seiner Umwelt Namen, einer der Schritte in der er glaubte, sie sich untertan zu machen. Wer etwas oder jemandem einen Namen gibt, der macht es fassbar. Ein Wesen ist z.B. nicht mehr 'die Frau mit den langen, braunen Haaren und den traurigen Augen', sondern hat einen Namen. Das spart viel Zeit, aber es ist auch persönlicher. Namen werden von uns immer mit bestimmten Archetypen verbunden. So ist z.B. Uschi etwas freizügiger und Sepp nicht so der Hellste. Irgendwie komisch. Ich frage mich, woher das kommt, aber ich schweife vom Thema ab, nämlich die Macht der Namen.
Wart ihr schon mal in der Situation, dass jemand euren Namen kannte, obwohl ihr es nicht wolltet? Das kann sehr unangenehm sein. Dabei ist es doch nur ein Name, ein Wort. Aber es ist ein Wort, dass euer Leben lang mit eurer Person verbunden wurde, mit der Zeit wird es immer schwerer, den Namen von der eigentlichen Person zu trennen. Ein Name ist ein Schild, eine Grenze.
Das kann sogar soweit gehen, dass manche Wesen über sogenannte Seelennamen verfügen, Namen, die den innersten Kern ihrer Seele beschreiben. Dieses Wort gibt einem Ausenstehenden die absolute Kontrolle über das betroffenen Wesen, doch umgekehrt wird der, der den Namen nicht kennt, niemals tief in dieses Wesen blicken können.
Früher (also nicht ganz früher) bekamen Kinder ihren Namen bei der Taufe, also erst, wenn sie 'richtige' Menschen wurden. Noch früher in heidnischen Zeiten, z.B. bei den Kelten und Germanen gaben die weisen Männer und Frauen der Stämme den Kindern ihren Namen - ein Verweis auf ihr Schicksal. Hier also war ein Name nicht nur ein Wort, sondern auch eine Bestimmung.
Eigentlich schade, dass es nicht mehr so ist. Meine Namen bedeuten z.B. 'Die vorne steht' und 'stark wie ein Horn'. Alles hat die Macht, die man ihm gibt. Wenn ich also meinen Namen die Macht gebe, dass sie mich bezeichnen sollen, so kann ich sie nutzen, um mich aufzurichten. Natürlich gibt es auch weniger schmeichelhafte Bedeutungen von Namen, womit wir gleich beim nächsten Schritt wären:
Viele Wesen mögen ihren Geburtsnamen nicht und finden auch, dass er überhaupt nicht zu ihnen passt. So geht es mir eigentlich auch. Ich habe zwar meiner Meinung nach einen schönen Namen, aber er ist so.... vorbelastet.
Ich vertrete die Meinung, dass der Geburtsname nicht wirklich der 'wahre' Name ist. Wäre ja auch wenig vorteilhaft, wenn jeder .......... Mensch diesen Zugang zum eigenen Sein kennen würde. Ich will Namen jetzt nicht überbewerten, aber ich weiß, dass es sehr befreiend ist, sich benennen zu können. Mit einem Namen, der *wirklich* zu einem passt, bei dem man sagen kann: Das ist mein Name!
Ich denke, dass jedes Ding, jedes Wesen und alles auf der Welt einen Namen, einen wahren Namen hat, der tief verborgen in ihnen schlummert.
Und wenn man dieses Wort kennt, so kann man das Ding zum Singen, Klingen bringen, mit Leben erfüllen. Wie eine Stimmgabel, die Klavier- oder Gitarrenseiten zum Schwingen bringt.
... sprichst du nur das Zauberwort ...