~ Vom Ritual - Hintergründe und Prozesse ~

Magie, Dämonologie, Traumdeutung, Tarot, Astrologie

Moderator: cool_orb

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Mirror
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~ Vom Ritual - Hintergründe und Prozesse ~

Beitrag von Mirror »

~ Vom Ritual - Hintergründe und Prozesse ~



Einleitung:

Das Ritual ist ein elementarer Bestandteil der heute bekannten Magie und jeder Magier mit längerer Erfahrung kann, gleich seiner Einstellung gegenüber dieser Praktik, zumindest partielle Erfahrung auf diesem Gebiet vorweisen.
Obwohl die Kenntnis der Funktionsweise eines Rituals (wenn auch nur in gröberen Zügen hier beschrieben) für das Funktionieren eben dieses nicht erforderlich ist, soll der folgende Text eine Theorie der Prozesse darstellen welche während eines Rituals von statten gehen.

Weiterhin gilt dasselbe wie in meinen anderen Vorworten: Der Text ist aus stilistischen Gründen allgemein verfasst, spiegelt jedoch nur die subjektiven Ansichten wieder. An manchen Stellen müssen Annahmen getroffen werden unter welchen das Folgende gültig ist. In einer evtl. entstehenden Diskussion sollten diese Annahmen bedacht werden. Es muss nicht erwähnt werden dass bei Ungültigkeit der Annahmen das vorliegende Theorem ebenfalls seine Gültigkeit verliert.



~ I – Vom Prozess des Rituals – I ~

Die erste (schwache) Annahme die getroffen werden soll ist, dass alles gleichsam Energie wie Materie zugleich ist. Diese beiden Ebenen können differenziert werden in die Ebene der Materie und die Ebene des Geistes, wobei jedoch die wechselseitig kausale Beziehung dieser Ebenen nicht unberücksichtigt werden darf. Jede materielle und geistige Struktur (zu der auch der Mensch/Magier gezählt werden soll) besitzt somit einen energetischen Kern, eine zugrunde liegende energetische Struktur, einen Kraftstrom. Ein Echo dieses Kraftstroms stellt die Aura da. Erfahrene Magier sind (u. a.) Energiekünstler und verstehen es sowohl direkt auf ihre eigenen Energien wie auch indirekt auf die Energien des Umfeldes zuzugreifen. Obwohl alle Energieformen verbunden sind und sich zumindest gelegentlich beeinflussen, lassen sie sich doch durch ihre Wesensart von anderen Energien abgrenzen. Gewisse Energien verbinden sich schwer, wodurch sie sich immer noch unterscheiden können selbst wenn sie Teil der derselben größeren Struktur sind.

Wieso ist diese Annahme so wichtig? In Ritualanleitungen, jedenfalls in den Guten, wird immer wieder bekräftigt das die Stimmung während eines Ritus entscheidend ist. Stimmung ist jedoch nur eine Ausformung von Energie. Die Stimmung muss zum Zweck des Rituals passen, es verbirgt sich hinter diesem Wort also ein temporärer „künstlicher“ Kraftstrom welcher vom Magier erzeugt wird und dem Zielkraftstrom, also dem Kraftstrom der beschworen werden soll, möglichst ähnlich ist. Korrespondenzen zum Ritualszweck werden ebenfalls häufig empfohlen. Evokationstexte verfolgen ebenfalls nur das Ziel eine bestimmte Stimmung zu erzeugen (weshalb ein geistloses Vortragen kontraproduktiv ist). Warum jedoch den Kraftstrom selbst erzeugen welchen man versucht herbeizurufen?
Die Antwort ist das Gleiches Gleiches anzieht. Es sei unterstellt das der Grundkraftstrom des Magiers von dem der gerufenen Energie oder Dämon verschieden ist (nächste Annahme: Dämonen/Götter etc. sind nur hohe Konzentrationen von Energie, quasi ein „personifizierter“ Kraftstrom, weshalb beide Begriffe hier äquivalent betrachtet werden sollen, näher nachzulesen in "~ Von Dämonen... ~", Link dazu unten). Durch diese Andersartigkeit kann es zu Schwierigkeit in der Kompatibilität zwischen dem Magier und der Energie kommen, was sich negativ auf die Wirkung des Ritus auswirken kann, wenn überhaupt etwas geschieht. Magie ist Energie, und daher geht sie stehts den Weg des geringsten Widerstandes. Bietet der Magier davon, durch einen inkompatiblen Kraftstrom, zu viel, wird das Ritual scheitern oder negativ beeinflusst werden.
Durch den vom Magier erschaffenen Kraftstrom wird einerseits der gewünschte Kraftstrom durch das Äquivalenzprinzip angezogen und gleichfalls die Grenzen zwischen dem Magier und dem Kraftstrom geschwächt oder, bei ausreichend Erfahrung, sogar vollständig aufgelöst.

Doch wenn man den Kraftstrom selbst erzeugen kann, warum sollte man sich dann mit ihm verbinden? Wie schon gesagt handelt es sich bei dem geschaffenen Kraftstrom um ein temporäres und (besonders die ersten male, warum wird später ersichtlich) künstliches Phänomen. Der externe Kraftstrom bspw. von einem Dämon, ist jedoch losgelöst vom Magier und wird aus unzähligen energetischen Quellen gespeist. Nicht nur ist er damit größer und verfügt über eine größere Reichweite, er ist schlichtweg um ein vielfaches stärker als der Kraftstrom des Magiers allein (dies soll wieder eine Annahme darstellen) da es sich um ein konzentriertes Prinzip handelt, wo hingegen der Magier auch Prinzipien in sich trägt welche sich gegenseitig ausgleichen. Der Ritualskraftstrom soll also den Magier in einen Zustand versetzen sich, zumindest temporär, mit dem gewünschten Kraftstrom zu verbinden um eine spezielle Wirkung im ätherischen Gefüge zu erzeugen.



~ II – Von der Wirkung von Ritualen – II ~

Metaphorisch könnte man es sich so vorstellen, dass man einen Kelch gefüllt mit Wein in der Hand hält. Dies stellt den Kraftstrom des Magiers da. Der Kelch steht für die Grenze zwischen dem Magier und dem „Meer des Geistes“ (ich weiß ich weiß, aber ich mag diese Wasser-Metaphern). Im Wein wurde ein Blutstropfen aufgelöst, welcher für den Willenssatz des Magiers, also dem Zweck des Rituals steht. Dieser ist untrennbar mit dem Magier verbunden. Im Ritual wird nun dieser Kelch, mit dem Fuß voran ins Meer getaucht, was eben für die Gesamtheit der energetischen Strömungen steht. Das Wasser steigt an den Außenwänden des Kelchs empor und wenn es die Kante des Kelchs übersteigt fliest das Wasser in den Kelch selbst, die Kraftströme verbinden sich, der Magier wird zum Kraftstrom wird zum Magier. Durch diese Verbindung wird auch der Willenssatz des Magiers Teil des gerufenen Kraftstroms. Hat man gute Arbeit geleistet und seinen Kelch in die richtige Strömung getaucht, wird der Willenssatz der Strömung, mit der er nun verbunden ist, folgen und die gewünschte Wirkung erzielen. Da das Bewusstsein des Magiers eins mit dem Kraftstrom ist, vermag er diesen in gewissen Bahnen (eben nach dem Prinzip des Kraftstroms und nach Maß der eigenen Fähigkeiten) zu beeinflussen und zu lenken.
Auch hier sei wieder auf "~ Von Dämonen (Teil II) ~" hingewiesen, in der die Wirkungsweise von Dämonen, was jedoch für die Magie allgemein gilt, detailierter dargelegt wird.

Der Aufmerksame Leser wird sich nun fragen: Wenn jedoch der Magier eins mit dem Kraftstrom wird, was ist dann der Magier in diesem Moment? Die Antwort stellt eine Gegenfrage. Schonmal Gedankenstille erfahren? Es gibt einen Punkt abseits aller Gedanken, man ist nur noch Bewusstsein, also man ist sich nur noch „bewusst“, nur noch ein Wille ohne Vergangenheit und Identität oder anderen Dingen die einen in Strukturen ketten. Denn dies würde einen vom gewünschten Kraftstrom differenzieren. Das Wort Nirvana bedeutet, grob übersetzt nichts anderes als auswehen. Gemeint ist damit das Auswehen der eigenen Person in den Kosmos. Das was wir „Persönlichkeit“ nennen ist also nur ein Mantel, Beiwerk im besten Fall, aber nicht unser Kern. Es erfordert ein gewisses Maß an Fähigkeiten in diesem Stadium aktionsfähig zu bleiben und vor allem das Ziel des Rituals nicht aus den Augen zu verlieren. Durch diesen Abbau der inneren Grenzen verbinden sich Magier und Kraftstrom und der Magier erhält für bestimmte Zeit Zugriff auf die Fähigkeiten welche im Kraftstrom vorhanden sind.

Ist das Ziel eine innere Weiterentwicklung so kann man etwas konkreter werden. Hier löst der Magier vorübergehend die Grenzen seiner Persönlichkeit auf und verbindet sich mit dem anvisierten Kraftstrom um Teile von diesem in seine eigenen Persönlichkeit zu assimilieren. Das Maß der Transformation wird dabei von der Intensität der Verschmelzung mit dem Kraftstrom bestimmt. Die inneren Grenzen werden gesprengt, das Selbst mit dem Kraftstrom verbunden und anschließend eine neue Struktur erschaffen. Diese trägt nun Teile des Magiers (ein paar sind verloren oder werden sich verlieren) und Teile des Kraftstroms in sich, werden jedoch in der neuen Struktur als dem Magier zu eigen bezeichnet auch wenn ihr Ursprung externer Natur ist. Um die oben benutzte Metapher weiter zu führen, solange der Kelch unter Wasser ist, vermag niemand zu sagen was „Magier“ und was „Kraftstrom“ ist. Wenn man den Kelch nun wieder anhebt bis die Ränder des Kelchs die Wasseroberfläche übersteigen und damit den Inhalt vom Meer differenziert kann diese Unterscheidung wieder getroffen werden, doch der Inhalt des Kelches hat sich drastisch verändert.
Genau genommen wird der Magier also nicht im Ritual wiedergeboren, sondern nach dem Ritual. Denn eine neue Struktur zu errichten braucht Zeit. Mit einem Kraftstrom nach dem Ritual vollkommen abzuschließen, wie es manche Chaosmagier mir gegenüber behauptet haben (genauer Wortlaut „Nach der Arbeit werf ich das Zeug auf den Müll“) ist somit nicht nur eine respektlose sondern auch eine, nett gesagt, kurzsichtige Aussage, da man Teile des Kraftstroms in sich trägt und eine Trennung von diesem einem Verlust aller Resultate und Ergebnisse mit sich bringen würde, schließlich würde man etwas erschaffen und es gleich danach von sich differenzieren und verwerfen. Der Spruch „ein Hamsterrad sieht von innen immer wie eine Karriereleiter aus“ kommt einem da in den Sinn (sicher war dieser Magier ein besonders Exemplar und nicht repräsentativ, bevor die Chaos-Fraktion auf die Barrikaden geht).


Schlusswort:

Ob in diesen Zeilen für den Leser ein Nutzen steckt vermag dieser am besten selbst zu beurteilen, da ein Wissen um die Funktionsweise nicht zwangsläufig für eine korrekte Durchführung erforderlich ist. Vielleicht lässt sich jedoch das ein oder andere aus diesen Zeilen ableiten. Vielleicht gibt es jedoch auch andere Ansätze oder mir entgangene Fehler in dieser Denke. Es liegt am Leser inwieweit er/sie sich dazu äußern will.

Verlinkung "~ Von Dämonen... ~": von-damonen-vom-wesen-und-ihrer-handlun ... 10416.html




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