VII Der Wagen (Eno)

Ein Projekt der Dämonenwelt zum Thema Tarot
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Eno
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VII Der Wagen (Eno)

Beitrag von Eno »

Spielkarten sind in Europa seit dem Ende des 14. Jahrhunderts bekannt, wie sich aus einer Urkunde von 1367 in Bern ergibt. Aus Erwähnungen, die sich meist auf Verbote des Kartenspiels beziehen, kann man schließen, dass sie sich sehr schnell über ganz Europa verbreitet haben.

Das älteste Tarot (damals noch „Trionfi“ genannt) entstand im Zeitraum 1418 - 1425, und war zugleich das bisher teuerste aller Zeiten. Es kostete 1500 Dukaten die Filippo Maria Visconti bezahlte. Das Spiel hatte vermutlich insgesamt 60 Karten, 16 von ihnen zeigten griechische Gottheiten und nicht die heute üblichen Motive. Der Maler ist bekannt: Michelino da Besozzo, den manche seiner Zeitgenossen für den besten Maler ihrer Zeit hielten, auf jeden Fall war er aber der mit Abstand teuerste. Das Spiel selbst ist verloren.

Die ältesten noch erhaltenen Tarotkarten wurden 1441 anläßlich einer Hochzeit bei den Viscontis produziert und zeigen bereits ähnliche Motive, wie sie heute verwendet werden. Den Wagen dieses heute als „Cary-Yale-Visconti Tarot“ bezeichneten Decks stelle ich hier mal ein

Bild

Außer der „Erfindung“ des modernen Tarot Spiels passierte parallel noch etwas anderes.
Im 15. Jahrhundert erlebte der Platonismus mit Plethon im byzantinischen Osten eine Renaissance. Zur gleichen Zeit wurden zuvor im Westen unbekannte Werke Platons in griechischen Handschriften nach Italien gebracht und ins Lateinische übersetzt. Manche Humanisten, besonders Marsilio Ficino in Florenz , begeisterten sich für Platon und seine Lehre. Platonismus wurde als Gegensatz zum scholastischen Aristotelismus aufgefasst, die humanistischen Platoniker dieser Zeit verbanden Platonismus und Neoplatonismus.

Beide Ereignisse sind meiner Ansicht nach nicht unabhängig voneinander. Ich vertrete die Ansicht, dass die Ideen des (Neo)Platonismus nicht nur die Motivgebung der Tarotkarten wesentlich beeinflusst haben, sondern auch deren beabsichtigte Verwendung.

Die meisten Historiker behaupten, das Tarot wäre zunächst ein reines Spiel gewesen und erst wesentlich später (zu Etteillas Zeiten) auch zur "Wahrsagerei" verwendet worden. Ich denke man kann gute Argumente dafür finden, dass es bereits im 15. Jahrhundert zu divinatorischen Zwecken entwickelt wurde.

(Quelle zum Visconti Tarot: http://trionfi.com/0/b/)
Zuletzt geändert von Eno am 28. Jul 2011 23:27, insgesamt 5-mal geändert.
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Alveradis
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Re: VII Der Wagen (Eno)

Beitrag von Alveradis »

Da kam aber schnell was, toll :)
Hast du Quellen zu dem von dir Geschriebenen?
Und könntest du den Zusammenhang zwischen Neuplatonismus und Tarot noch ein bisschen ausführen? Klingt interessant :)
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Eno
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Re: VII Der Wagen (Eno)

Beitrag von Eno »

Klar kommt gleich noch in voller Länge...
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Eno
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Platon

Beitrag von Eno »

Im Phaidros stellt Platon sein Konzept der Seele vor.

Folgende Ausschnitte daraus, die meiner Ansicht nach einerseits die Absicht belegen, die angesprochenen Bildmotive zur Divination zu nutzen und andrerseits die Bildgebung der Tarotkarte „Der Wagen“ beinflußt haben zitiere ich hier mal in voller Länge. In dem verlinkten Text findet man auch Hinweise auf die Bildmotive anderer Tarotkarten.

Platon im Phaidros hat geschrieben: Nun aber werden uns die größten der Güter durch Wahnsinn zuteil, freilich nur einen Wahnsinn, der durch göttliche Gabe gegeben ist. Denn die Prophetin in Delphoi und die Priesterinnen zu Dodona haben ja vieles und Schönes in besonderen und öffentlichen Angelegenheiten unserer Hellas im Stande des Wahnsinns geleistet, in dem der Besinnung aber noch weniges oder nichts.

Und wollten wir noch von der Sibylla und den anderen sprechen, welche, göttlicher Wahrsagekunst mächtig, fürwahr vielen vieles vorausgesagt und für die Zukunft berichtigt haben, so würden wir, doch nur von Allbekanntem sprechend, allzu weitläufig werden. Das aber verdient als Zeugnis bemerkt zu werden, daß auch von den Alten die, die die Namen festgesetzt haben, den Wahnsinn weder für schändlich noch für einen Schimpf hielten. Denn nicht würden sie dann die schönste Kunst, durch welche die Zukunft erkannt wird, gerade mit diesem Namen verflechtend Wahnsagekunst (maniken) genannt haben; sondern weil sie etwas Schönes ist, wenn sie durch göttliche Schickung entsteht, haben sie es so beliebt und festgesetzt. Die Neueren aber haben unschönerweise das N mit R vertauschend sie Wahrsagekunst (mantiken) geheißen.

Haben sie ja auch die Zukunftskunde der Besonnenen durch Vermittlung der Vögel und anderer Zeichen, sofern diese mittelst vernünftiger Überlegung menschlichem Wissen (oiesei) die Möglichkeit gewähren, voraus von etwas Kunde zu haben und vorher davon etwas zu sagen, Wissagekunst (oionoïstiken) genannt, welche nun die neueren mit dem Doppellaut vornehmtuend Weissagekunst (oionistiken) nennen. In demselben Maß nun, in welchem die Wahrsagekunst dieser Zeichenkunde, und zwar sowohl der Name dem Namen als die Sache der Sache an Weihe und Würde vorgeht, ist nach dem Zeugnis der Alten auch der Wahnsinn edler als die Besonnenheit, der gottgewirkte als die menschlich bedingte.
Bild Bild
(links: "Das alte Marseiller Tarot" Nicolas Conver 1760 rechts: Rider-Waite-Tarot 1910)
Platon im Phaidros hat geschrieben: Wenn sich aber das also verhält, daß nichts anderes das sich selbst Bewegende ist als die Seele, so muß die Seele notwendig sowohl ungeworden als unsterblich sein. Von ihrer Unsterblichkeit nun genug!
Von ihrer Idee aber ist das zu sagen, wie sie beschaffen, allerdings Gegenstand einer durchaus göttlichen und langwierigen, womit sie aber zu vergleichen, Gegenstand einer menschlichen und kürzeren Erörterung sei. In dieser Weise wollen wir nun sprechen: So gleiche sie denn der zusammengewachsenen Kraft eines gefiederten Gespanns und seines Wagenlenkers. Der Götter Rosse und Wagenlenker nun sind alle sowohl selbst gut als von guter Abkunft; die Art der anderen aber ist gemischt. Und zwar was uns betrifft, so lenkt der Führer erstens ein Doppelgespann; sodann ist ihm das eine der Rosse sowohl selbst edel und gut als von solcher Abkunft, das andere aber sowohl von gegenteiliger Abkunft als selbst das Gegenteil. Schwierig und unbeholfen ist da notwendig die Wagenlenkung bei uns.

Wie ich im Anfang dieses Mythos jede Seele dreifach geteilt habe, nämlich in zwei rosseähnliche Gestalten und eine dritte, den Wagenlenker darstellende, so soll es uns auch jetzt noch dabei bleiben. Von den Rossen aber ist ja, sagen wir, das eine gut, das andere nicht: worin aber die Tugend des guten und die Schlechtigkeit des schlechten bestehe, das haben wir nicht erörtert, ist aber nun zu besprechen.
Das nun von den beiden, welches von schönerer Beschaffenheit ist, ist seiner Gestalt nach aufrecht gebaut und gut gegliedert, hat hohen Nacken, gebogene Nase, weiße Farbe, schwarze Augen, vereinigt Ehrliebe mit Besonnenheit und Schamhaftigkeit, und als ein Freund wahrer Denkweise wird es ohne Schläge nur durch Befehl und Wort gelenkt.
Das andere dagegen ist gebeugt, plump und schlecht gebaut, von dickem Nacken, kurzem Hals, stumpfer Nase, schwarzer Farbe, blauäugig mit Blut unterlaufen, ein Freund von Trotz und Anmaßung, um die Ohren zottig, taub, kaum der Peitsche und dem Stachel gehorsam.
….
Indem es aber der Wagenlenker sieht, wird seine Erinnerung zu dem Wesen der Schönheit fortgeführt, und wieder sieht er sie mit der Besonnenheit vereint auf unentweihtem Grunde stehen. Bei diesem Anblick aber erbebt er und beugt sich, von Verehrung erfüllt, rückwärts nieder, und zugleich wird er genötigt, die Zügel so stark nach hinten anzuziehen, daß er beide Rosse auf die Hüften setzt, das eine gutwillig, weil es nicht Widerstand leistet, das trotzige aber höchst widerwillig.
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Chaotica
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Re: VII Der Wagen (Eno)

Beitrag von Chaotica »

naja das Rider-Waite-Tarot hat aber seltsame Rösser, erinnert mich irgendwie an die Überlegenheit chrislicher Könige über den Orient. Die armen "Rösser" müssen auch noch beten, haben weibliche Brüste und sehen aus wie Pharaonen, die man auch noch beherrscht. Also der Herrscher über die Kultur des alten Ägyptens.
Indem es aber der Wagenlenker sieht, wird seine Erinnerung zu dem Wesen der Schönheit fortgeführt, und wieder sieht er sie mit der Besonnenheit vereint auf unentweihtem Grunde stehen. Bei diesem Anblick aber erbebt er und beugt sich, von Verehrung erfüllt, rückwärts nieder, und zugleich wird er genötigt, die Zügel so stark nach hinten anzuziehen, daß er beide Rosse auf die Hüften setzt, das eine gutwillig, weil es nicht Widerstand leistet, das trotzige aber höchst widerwillig.
Was solls, beide Rösser sitzen auf ihrem Hintern, ob nun freiwillig oder widerwillig. Will der Wagenlenker von hier nach da, muss er sich mit beiden arrangieren. Wie will er aber bei diesem Fahrstil vorwärts kommen?

Das Rider - Waite - Tarot hat dieses Problem so gelöst, dass eine Gebetsstunde eingehalten wird, vielleicht kommt damit die Erleuchtung , sich per Willenskraft durch die Lüfte zu bewegen.

Und wenn sie nicht gestorben sind so beten sie noch heute.

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Eno
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Re: VII Der Wagen (Eno)

Beitrag von Eno »

Chaotica hat geschrieben:naja das Rider-Waite-Tarot hat aber seltsame Rösser,...
A.E. Waite hat in seinem Buch "Pictorial Key to the Tarot" begründet, warum er sich für Sphingen statt Rösser entschieden hat. Ich stelle hier in meine kleine Materialsammlung dann mal seine Anmerkungen zum Wagen mit ein:
A.E.Waite hat geschrieben: An erect and princely figure carrying a drawn sword and corresponding, broadly speaking, to the traditional description which I have given in the first part. On the shoulders of the victorious hero are supposed to be the Urim and Thummim. He has led captivity captive; he is conquest on all planes--in the mind, in science, in progress, in certain trials of initiation. He has thus replied to the sphinx, and it is on this account that I have accepted the variation of Éliphas Lévi; two sphinxes thus draw his chariot. He is above all things triumph in the mind.

It is to be understood for this reason (a) that the question of the sphinx is concerned with a Mystery of Nature and not of the world of Grace, to which the charioteer could offer no answer; (b) that the planes of his conquest are manifest or external and not within himself; (c) that the liberation which he effects may leave himself in the bondage of the logical understanding; (d) that the tests of initiation through which he has passed in triumph are to be understood physically or rationally; and (e) that if he came to the pillars of that Temple between which the High Priestess is seated, he could not open the scroll called Tora, nor if she questioned him could he answer. He is not hereditary royalty and he is not priesthood.
Hier kann man das ganze Buch gratis online lesen.

Interessant finde ich auch den Verweis auf "Urim und Thummim", übersetzt "die Lichtenden und die Schlichtenden ", die Orakelsteine aus Exodus 28, 30.
Aber da komme ich später noch zu.
Chaotika hat geschrieben: Das Rider - Waite - Tarot hat dieses Problem so gelöst, dass eine Gebetsstunde eingehalten wird, vielleicht kommt damit die Erleuchtung , sich per Willenskraft durch die Lüfte zu bewegen.
Hier verstehe ich Dich (mal wieder) nicht. Magst Du mir erläutern, was es mit Deiner Gebetsstunde auf sich hat ?
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Chaotica
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Re: VII Der Wagen (Eno)

Beitrag von Chaotica »

Guck dir doch auf dem Bild, die umgewandelten Rösser an, wozu auch immer man ein Ross in einen Sphinx umwandeln soll, die haben ihre Pfoten zum Gebet zusammengelegt, was anderes bleibt ihnen bei dem eingebideten Fritzen mit Krone auf dem Wagen ohnehin nicht übrig. Außerdem kann er ohne Zügel den Wagen gar nicht lenken, aber wenn das Zepter, wichtiger ist als ein funktionstüchtiges Gespann, was soll man da erwarten?

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Eno
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Re: VII Der Wagen (Eno)

Beitrag von Eno »

@Chaotica
Ich hatte nie den Eindruck, dass "die Pfoten zum Gebet zusammengelegt " sind. Mit einer stolzen und ruhigen Haltung (und das ist es, was Waite und Levi dort nach eigener Auskunft abgebildet haben) verbinde ich auch nicht einen "eingebildeten Fritzen ".

Vieleicht hilft es zum Verständnis , die Texte von Levi hier mit in die Sammlung zu nehmen.

Eliphas Levi beschäftigt sich in seinem Buch „Tranzendentale Magie“ (Zweiter Teil Ritual, S. 250 ff) ausführlich mit dem Tarot und stellt den Wagen wie hier abgebildet dar:

Bild

Zum Tarot allgemein schreibt er:
Eliphas Levi hat geschrieben: Die erste Sprache war universell und hieroglyphisch, und das uns überkommene Denkmal ist das Buch des Henoch, des Kadmos, Thot oder Palamedes, die später von Salomo aufgenommene kabbalistische Clavicula, das mystische Buch der Theraphim, Urim und Thumim, die ursprüngliche Genesis des Sohar, das mystische Rad des Ezechiel, die Rota der Kabbalisten, der Tarot der Magier und Zigeuner.
Zum Wagen im Speziellen:
Eliphas Levi hat geschrieben: Als Hieroglyphe ein kubischer Wagen auf vier Säulen mit einem azurblauen und gestirnten Behang. Zwischen den vier Säulen in dem Wagen ein Sieger, der mit einem Reifen gekrönt ist, über dem drei goldene Pentagramme strahlend sich erheben. Der Sieger hat über seinem Panzer drei übereinandergelegte Winkelmaße und auf seinen Schultern den Urim und Thumim des höchsten Opferpriesteramtes, die durch die beiden Halbmonde als Gedulah und Geburah dargestellt werden. In der Hand hält er ein von einem Globus, einem Viereck und einem Dreieck überragtes Zepter; seine Haltung ist stolz und ruhig. An die Wagen ist eine Doppelsphinx oder zwei Sphinxen gespannt, die sich durch den Unterleib halten. Sie ziehen je eine Seite, die eine aber wendet den Kopf, und sie blicken nach derselben Seite. Die Sphinx, die den Kopf dreht ist schwarz, die andere weiß. Auf der Vorderwand des Wagens sieht man den indischen Lingam überragt von der fliegenden Himmelskugel der Ägypter. Diese Hieroglyphe, von der wir hier eine genaue Abbildung geben, ist vielleicht die schönste und vollkommenste aller, die den Schlüssel des Tarot bilden
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Re: VII Der Wagen (Eno)

Beitrag von Chaotica »

sage ich doch, die ganze Pose reines Machogehabe. Und zu was einen Wagen, wenn man nicht damit fahren kann? Alles nur Schein und Imponiergehabe, wenn dir solche Typen gefallen, bitte. Die Sphingen auf dem Bild glotzen noch dämlicher als auf dem Ride-Waite- Tarot

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Eno
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Re: VII Der Wagen (Eno)

Beitrag von Eno »

Chaotica hat geschrieben:sage ich doch, die ganze Pose reines Machogehabe.
Jetzt einmal die dreigeteilte (schwarzes Ross/Sphinx weißes Ross/Sphinx und Wagenlenker) Seele von Platon zugrunde gelegt, hätte ich den Wagenlenker nicht mit „Machogehabe“ identifiziert. Aber Du wirst schon wissen warum Du das tust.
Chaotica hat geschrieben: Und zu was einen Wagen, wenn man nicht damit fahren kann?
Genau das ist der Punkt, der Wagen im Tarot ist ein Ideal. Der "Wagen der Götter" bei Platon. Deinen Wagen mußt Du schon selber flott kriegen. Ein Ideal kann man anstreben, aber in menschlicher Inkarnation nicht erreichen.
PLaton im Phaidros hat geschrieben: Der Götter Rosse und Wagenlenker nun sind alle sowohl selbst gut als von guter Abkunft; die Art der anderen aber ist gemischt. Und zwar was uns betrifft, so lenkt der Führer erstens ein Doppelgespann; sodann ist ihm das eine der Rosse sowohl selbst edel und gut als von solcher Abkunft, das andere aber sowohl von gegenteiliger Abkunft als selbst das Gegenteil. Schwierig und unbeholfen ist da notwendig die Wagenlenkung bei uns.
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Re: VII Der Wagen (Eno)

Beitrag von Chaotica »

so ein Ideal wirkt wie ein Denkmal auf das die Tauben scheißen.

Da vermittelt ein Wagenlenker, der seine feurigen Rosse im Griff hat, eine Idee um Welten souveräner. Aber wer Denkmäler und Idole braucht um seine ehrerbietige Genickstarren vom Hochschauen zu rechtfertigen ist mit solchen öden Darstellungen natürlich zufrieden.

Kein Wunder, dass Platon mit seinem belehrenden Gelabere keinen vom Hocker reißt, es sei den er wird in einem Komik aufgemotzt. Nur welche Austrahlung hat ein glatzköpfiger Philosoph der blöd in einer Akropolis rumsteht?

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Re: VII Der Wagen (Eno)

Beitrag von Eno »

Chaotica hat geschrieben:
Kein Wunder, dass Platon mit seinem belehrenden Gelabere keinen vom Hocker reißt, es sei den er wird in einem Komik aufgemotzt. Nur welche Austrahlung hat ein glatzköpfiger Philosoph der blöd in einer Akropolis rumsteht?
Es gibt viele Pfade zur Erkenntnis und wenn Dir Platon nichts sagt wirst Du eben einen anderen Weg finden, der besser zu Dir passt.

Mir sagt Platon aber etwas und deshalb werde ich Platon in meiner Umsetzung der Tarot-Karte verarbeiten.

Gruß
Eno
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Re: VII Der Wagen (Eno)

Beitrag von Eno »

Für mich hat „Der Wagen“ auch einen Bezug zum Sonnenwagen und zwar zu einem ganz speziellen Exemplar (an dem Chaotica vermutlich wieder die unorthodoxen Zugtiere nicht gefallen werden).

Bild

In der antiken Ikonographie wird zwar der Wagen der Ceres/Demeter von Drachen gezogen (Ovid), bei Sonnenwagen werden aber üblicherweise Rosse davor gespannt.

Es gibt jedoch eine Ausnahme (Apollodor): Medea erhält von ihrem Großvater Helios einen mit geflügelten Drachen bespannten Sonnenwagen, mit dem sie nach der Tötung Glaukes aus Athen fliehen kann.(siehe Abbildung oben)

Auf diesen Sonnenwagen wird zum Beispiel auch im Testament Salomos Bezug genommen:
Testament Salomos hat geschrieben: But I Solomon questioned him, saying: "If thou wouldst gain a respite, discourse to me about the things in heaven." And Beelzeboul said: "Hear, O king, if thou burn gum, and incense, and bulb of the sea, with nard and saffron, and light seven lamps in an earthquake, thou wilt firmly fix thy house. And if, being pure, thou light them at dawn in the sun alight, then wilt thou see the heavenly dragons, how they wind themselves along and drag the chariot of the sun."
In dieser Szene wird Salomo von Beelzebul ein Angebot gemacht eine magische Praxis zu erlernen, wie sie auch die Magierin Medea verwendet hat. (vrgl. dazu auch Peter Busch “Das Testament Salomos: die älteste christliche Dämonologie”)
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Re: VII Der Wagen (Eno)

Beitrag von Azazel »

yep - der Sonnenwagen spielt ja in vielen Mythologien eine Rolle
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Re: VII Der Wagen (Eno)

Beitrag von khezef »

Ja, das stimmt. Was ich hier auch noch mit einbringen möchte, ist der Prophet und Priester Ezechiel.
Ezechiel hat ja in seiner Schrift eine Art Vision von Gott, wie er sie beschreibt. Eine helle strahlende Gestalt auf einem leuchtend strahlenden Thron, der sich in einer Art Kristall befindet, mit Rädern, die sich nach allen Seiten bewegen können. Es wird keine direkte Anspielung auf den Sonnenwagen gemacht, beispielsweise fehlen die Zugtiere. Doch mir ist bein Lesen ziemlich schnell eine Assozieation mit dem Sonenwagen gekommen. Was meint ihr dazu? :???:

Laut moderner Wissenschaftler soll es sich hier angeblich um ein Ufo handeln. :mad:
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Eno
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Re: VII Der Wagen (Eno)

Beitrag von Eno »

khezef hat geschrieben: Ezechiel hat ja in seiner Schrift eine Art Vision von Gott, wie er sie beschreibt. Eine helle strahlende Gestalt auf einem leuchtend strahlenden Thron, der sich in einer Art Kristall befindet, mit Rädern, die sich nach allen Seiten bewegen können. Es wird keine direkte Anspielung auf den Sonnenwagen gemacht, beispielsweise fehlen die Zugtiere. Doch mir ist bein Lesen ziemlich schnell eine Assozieation mit dem Sonenwagen gekommen. Was meint ihr dazu? :???:
Den Bezug zum Thronwagen und der Merkaba-Mystik sehe ich auch. Der Aufstieg aus der Hekhalot Literatur hat durchaus parallelen zum Neoplatonismus. Die sieben Engelwächter der sieben Palasttore gleichen nicht zufällig den sieben Planetenintelligenzen/Wächterdämonen. Und wenn man ein bisschen ausholt kann man auch noch Bezüge zur Henochischen Magie herstellen. Sobald ich wieder auf meine Bibliothek zugreifen kann werde ich das ausführlicher ausarbeiten.

Gruß
Eno
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Re: VII Der Wagen (Eno)

Beitrag von Clown »

@Eno.
Man du solltest selber etwas zum Wagen liefern. Selber ein Bild! Und njicht nur reinfaxen was wir Alle schon wissen...
Ja auch ich hatte schon Bilder gebracht... 3 so denke ich. EIGENE #Bilder! Yeas man! das tat ichz!
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Eno
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Re: VII Der Wagen (Eno)

Beitrag von Eno »

Clown hat geschrieben:@Eno.
Man du solltest selber etwas zum Wagen liefern. Selber ein Bild! Und njicht nur reinfaxen was wir Alle schon wissen...
!
Lieber Clown,
es soll nicht nur ein Bild geliefert werden, sondern auch eine Erklärung dazu. Außerdem möchte ich die Entwicklung meines Entwurfs dokumentieren.

Mein eigenes Bild kommt auch noch, keine Sorge, es dauert halt nur etwas, bis ich alles beisammen habe.

Gruß
Eno
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Re: VII Der Wagen (Eno)

Beitrag von Clown »

Eno hat geschrieben:
Clown hat geschrieben:@Eno.
Man du solltest selber etwas zum Wagen liefern. Selber ein Bild! Und njicht nur reinfaxen was wir Alle schon wissen...
!
Lieber Clown,
es soll nicht nur ein Bild geliefert werden, sondern auch eine Erklärung dazu. Außerdem möchte ich die Entwicklung meines Entwurfs dokumentieren.

Mein eigenes Bild kommt auch noch, keine Sorge, es dauert halt nur etwas, bis ich alles beisammen habe.

Gruß
Eno
Machst du das echt?!...für mich sah es so aus als ...ja dann gebe ich dir deen Segen etwas "EIGENES" zu erschöpfen...


http://www.youtube.com/watch?v=3HopZRNM ... 0F&index=8
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Re: VII Der Wagen (Eno)

Beitrag von Alveradis »

So, jetzt bin ich endlich dazu gekommen, Alles in Ruhe und mit der gebührenden Aufmerksamkeit zu lesen.
Ziemlich interessant, was du schreibst, Eno, auch deine Einwürfe, Chaotica, zeigen einige neue Blickwinkel auf die Karte auf, ich bin gespannt, was da noch bei rauskommt :)
Ich kenne mich mit Tarot leider nicht so sehr aus (nur mit meinen "Steckenpferdkarten" und da gehört der Wagen definitiv nicht dazu ;)), aber ich werde mich die Tage mal über den Wagen und die allgemein Vorherrschende Meinung zu Selbigem einlesen, dann hört ihr noch mehr und eventuell weiterführende Fragen von mir.
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Re: VII Der Wagen (Eno)

Beitrag von gabor »

@Chaotica:Wäre Dir denn ein Bild eines Pkw Trabant 601s lieber?Da braucht`s keinen "Führer",beten kann das Teil auch nicht....dafür gibts infernalischen Rauch und Gestank...und die Geräuschkulisse wär auch höllisch!
Linke Hand zum Gruss!
Woher soll ich wissen, ob die Vergangenheit keine Fiktion ist, die nur erfunden wurde, um den Zwiespalt zwischen meinen augenblicklichen Sinneswahrnehmungen und meiner Geistesverfassung zu erklären?
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Re: VII Der Wagen (Eno)

Beitrag von Chaotica »

das Bild mit dem Trabant hat was, aber nichts gegen einen feurigen PS starken Wagen, mit salbungsvollem Hintergrund. Das wäre meine Wahl für ein Tarotspiel.

Nur im Spiel immer das Vehikel aktualisieren, denn wenn dann auch das neueste Modell dürfte schwierig werden.

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Re: VII Der Wagen (Eno)

Beitrag von gabor »

Da hätt ich doch was für Dich:
http://www.fendt.com/de/traktoren_fendt924-939vario.asp
Linke Hand zum Gruss!
Woher soll ich wissen, ob die Vergangenheit keine Fiktion ist, die nur erfunden wurde, um den Zwiespalt zwischen meinen augenblicklichen Sinneswahrnehmungen und meiner Geistesverfassung zu erklären?
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Re: VII Der Wagen (Eno)

Beitrag von Chaotica »

Yep, der wäre genau mein Geschmack, Junge der hat Power, WOW!

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Re: VII Der Wagen (Eno)

Beitrag von gabor »

...und die Ausstattug erst!Cd,Mp3,GPS,verstellbares Lenkrad,luftgefederter Sitz,Klimaanlage,Getränkekühler,Luftfilterung,Lenk-und Spurassistent...und,und,und.
Und bei den Reifen wird jeder Lan neidisch!!!! :lol:
Linke Hand zum Gruss!
Woher soll ich wissen, ob die Vergangenheit keine Fiktion ist, die nur erfunden wurde, um den Zwiespalt zwischen meinen augenblicklichen Sinneswahrnehmungen und meiner Geistesverfassung zu erklären?