Das älteste Tarot (damals noch „Trionfi“ genannt) entstand im Zeitraum 1418 - 1425, und war zugleich das bisher teuerste aller Zeiten. Es kostete 1500 Dukaten die Filippo Maria Visconti bezahlte. Das Spiel hatte vermutlich insgesamt 60 Karten, 16 von ihnen zeigten griechische Gottheiten und nicht die heute üblichen Motive. Der Maler ist bekannt: Michelino da Besozzo, den manche seiner Zeitgenossen für den besten Maler ihrer Zeit hielten, auf jeden Fall war er aber der mit Abstand teuerste. Das Spiel selbst ist verloren.
Die ältesten noch erhaltenen Tarotkarten wurden 1441 anläßlich einer Hochzeit bei den Viscontis produziert und zeigen bereits ähnliche Motive, wie sie heute verwendet werden. Den Wagen dieses heute als „Cary-Yale-Visconti Tarot“ bezeichneten Decks stelle ich hier mal ein

Außer der „Erfindung“ des modernen Tarot Spiels passierte parallel noch etwas anderes.
Im 15. Jahrhundert erlebte der Platonismus mit Plethon im byzantinischen Osten eine Renaissance. Zur gleichen Zeit wurden zuvor im Westen unbekannte Werke Platons in griechischen Handschriften nach Italien gebracht und ins Lateinische übersetzt. Manche Humanisten, besonders Marsilio Ficino in Florenz , begeisterten sich für Platon und seine Lehre. Platonismus wurde als Gegensatz zum scholastischen Aristotelismus aufgefasst, die humanistischen Platoniker dieser Zeit verbanden Platonismus und Neoplatonismus.
Beide Ereignisse sind meiner Ansicht nach nicht unabhängig voneinander. Ich vertrete die Ansicht, dass die Ideen des (Neo)Platonismus nicht nur die Motivgebung der Tarotkarten wesentlich beeinflusst haben, sondern auch deren beabsichtigte Verwendung.
Die meisten Historiker behaupten, das Tarot wäre zunächst ein reines Spiel gewesen und erst wesentlich später (zu Etteillas Zeiten) auch zur "Wahrsagerei" verwendet worden. Ich denke man kann gute Argumente dafür finden, dass es bereits im 15. Jahrhundert zu divinatorischen Zwecken entwickelt wurde.
(Quelle zum Visconti Tarot: http://trionfi.com/0/b/)