~ Satanismus ~

Psychologische, philosophische und wissenschaftliche Betrachtungen

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Re: ~ Satanismus ~

Beitrag von gabor »

Es geht mir nicht um Kritik,sondern um Verständniss!Im Grunde hat"Ich" ja recht,den Grundgedanken hab ich lange kapiert...ist ja nun sooo schwierig auch wieder nicht.Eigentlich lebe ich schon mein ganzes Leben so,und da komm ich nun in`sGrübeln....bin ich jetzt Satanist?????Oder hab ich in den Augen von Otto-Normal nur Schwierigkeiten mich anzupassen?
Und jetzt kommt wieder:"Es ist DEINE Entscheidung!"Schön,also gibt es bei der ganzen Sache nicht eine einzige Konstante?Alles im Fluss?Ziele ergeben sich von alleine?Alles kann,nichts muss?
Es gab Zeiten,da nannten sich Vertreter dieser Ansicht einfach Hippies.....
Ach,und Dia.....der(Mann)wiegt 1,3 Tonnen,ich hatte das mit angegeben!Ich dachte einfach,zum Thema Satanismus fragst Du mal jemand mit Hörnern...Und ob der nun studiert hat.....der wird gerade 5Jahre alt! :lol: Und komm jetzt nicht wieder mit stereotypen Verhaftungen!Ich stell hier nicht dauernd Bilder rein,wo die Kreaturen Hörner haben!
Freundschaft!
Woher soll ich wissen, ob die Vergangenheit keine Fiktion ist, die nur erfunden wurde, um den Zwiespalt zwischen meinen augenblicklichen Sinneswahrnehmungen und meiner Geistesverfassung zu erklären?
Diabolus

Re: ~ Satanismus ~

Beitrag von Diabolus »

Es geht mir nicht um Kritik,sondern um Verständniss!Im Grunde hat"Ich" ja recht,den Grundgedanken hab ich lange kapiert...
Ja, dann kann es ja wohl kaum um Verständnis gehen, oder?
Eigentlich lebe ich schon mein ganzes Leben so,und da komm ich nun in`sGrübeln....bin ich jetzt Satanist?????Oder hab ich in den Augen von Otto-Normal nur Schwierigkeiten mich anzupassen?
Und jetzt kommt wieder:"Es ist DEINE Entscheidung!"Schön,also gibt es bei der ganzen Sache nicht eine einzige Konstante?Alles im Fluss?Ziele ergeben sich von alleine?Alles kann,nichts muss?
Konstanten ergeben sich dort, wo Du es als Deine Aufgabe ansiehst, Konstante zu setzen.
Satanismus ist ein gelebtes Gedankengerüst, eine Philosophie. Wären zu viele "Konstanten" anwesend, würdest Du alles wieder in eine Form pressen und letztendlich bei dem Begriff "Religion" landen.
Es gab Zeiten,da nannten sich Vertreter dieser Ansicht einfach Hippies.....
Und siehe da, es gibt auch Leute, die sehr ähnliche Ansichten vertreten und sich "Setianisten" oder "Chaoten" oder "Buddhisten" oder "Atheisten" oder "Humanisten" oder [...] nennen. Ich verstehe nicht, wo da jetzt das Problem liegt?
Satanismus baut eben als Philosophie auf vorangehenden Gedanken auf, die individuell interpretiert und in ein eigenständiges Weltbild integriert werden.
Und komm jetzt nicht wieder mit stereotypen Verhaftungen!Ich stell hier nicht dauernd Bilder rein,wo die Kreaturen Hörner haben!
Es gibt Kreaturen ohne Hörner....? *wimmer*


Du sagtest, es ginge um das Verständnis.
Und jetzt hapert es an meinem: Was verstehst Du bitte nicht?


Gruß
Dia
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gabor
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Re: ~ Satanismus ~

Beitrag von gabor »

Es hapert nicht am Verständniss dieser Lebenseinstellung.Das ist ja alles relativ schlüssig....auf jeden Fall gibt es schlimmere!
Nein,was ich nicht verstehe,ist dieses"Nach-Aussen-genauso-auftreten-das -jeder-sieht...."Was soll das?
Da bin ich doch lieber"glücklicher Irgendwas"(wie gesagt,hier sind Arbeitsklamotten die "Haut vor Tühr",oder wie das heisst),als das ich so rumlaufe,dass ich bewusst negative Reaktionen provoziere.
Freundschaft!
Woher soll ich wissen, ob die Vergangenheit keine Fiktion ist, die nur erfunden wurde, um den Zwiespalt zwischen meinen augenblicklichen Sinneswahrnehmungen und meiner Geistesverfassung zu erklären?
RoSa

Re: ~ Satanismus ~

Beitrag von RoSa »


Und das ist alles, Gabor? Das war jetzt "Deines Pudels Kern"?


Du machst Dir Gedanken um "so wie oben, so auch unten", daß dieses der Provokation als Basis dient, oder wie? Ich denke diese Thematik kann mit den Kinderschuhen abgegeben werden, oder?

Wer von Äusseren Gegebenheiten ~sofern diese denn derart vorliegen mögen~ auf Innere Wahrheiten schließt, der soll das tun; das bleibt die Sache des Einzelnen und seiner Betrachtungsebene, sowie seiner Denkstruktur und deren Prozesse. Du kannst nicht die Probleme anderer zu den eigenen werden lassen, denn dann hast Du ein Problem; ein Problem mehr, dessen Ursprung nicht der Deine ist - sinnentleert, aber wie stets: Eine persönliche Entscheidungsfreiheit.

By the way: Wie laufen denn diese "Satanisten" ~provozierenderweise~ herum und was tragen sie ~provozierenderweise~ nach "Außen"?

Vovina Ors 423

Re: ~ Satanismus ~

Beitrag von Vovina Ors 423 »

Ave Sathanas, Bruder !

Also um diese Frage mit den Satanisten zubeantworten, Provozieren tue ich wahrscheinlich nur mit meinem Gesicht ( viele Piercings etc) Aber ich denke diese Provokation gilt eigentlich nur dem Jundenlichen Leichtsinn in die Schuhe zu schieben, die rumrennen und "Heil Satan" auf der Strasse brüllen. Denn ich zb. laufe nur im Anzug durch die Gegend also eher edler, klar ist das auch eine Art Provokation aber eher im Positiven Bereich. Sie gucken... ich grinse....=) Das einzigste was vielleicht auffallen würde sind die Amulette aber diese sind Sigille von denen die meisten Menschen keine Ahung haben und diese sehen sie nur als Ketten an.

Ich hoffe ich hab da nichts falsch vestanden ..=)

Xeper!
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gabor
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Re: ~ Satanismus ~

Beitrag von gabor »

Nö,das ist schon richtig verstanden worden!Und jetzt nochmal die Frage:"Warum?"
Freundschaft!
Woher soll ich wissen, ob die Vergangenheit keine Fiktion ist, die nur erfunden wurde, um den Zwiespalt zwischen meinen augenblicklichen Sinneswahrnehmungen und meiner Geistesverfassung zu erklären?
RoSa

Re: ~ Satanismus ~

Beitrag von RoSa »

Ave Bruder!

Du trittst sehr stilvoll auf, Bruder. Ebenso einige andere "Satanisten". Ich persönliche finde daran nichts Provozierendes oder dergleichen; es ist, wie es ist. Wer sich provoziert fühlt - gut, wer nicht - ebenso gut.

Jugendliche Provokation findet ihre absolute Berechtigung, allein durch die Leidenschaft des ungestümen Aufbegehrens.


@ Gabor: Warum, Warum ..... stets ein Warum, wobei das Wie doch viel interessanter bleibt *zwinker*
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gabor
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Re: ~ Satanismus ~

Beitrag von gabor »

Verneig!!!!
Und Du bist Dir sicher,das kein(Dalei)Lama bei Dir die Grünpflanzen anknabbert? :lol:
Und genau auf die Kiddies wollte ich hinaus...das die die Sache irgendwie eigenwillig "interpretieren"....gut!Aber warum hat diese "Satanistenbewegung"zur Zeit einen derartigen Zulauf?Überall nur :Finsternis/Tod/Verderben/Piercings(mach das mal bei einer Kuh!)/Schmerz/Leid/sexuelle Orientierungslosigkeit....Ich glaub,denen geht es einfach zu gut!
Freundschaft!
Woher soll ich wissen, ob die Vergangenheit keine Fiktion ist, die nur erfunden wurde, um den Zwiespalt zwischen meinen augenblicklichen Sinneswahrnehmungen und meiner Geistesverfassung zu erklären?
Ambra

Re: ~ Satanismus ~

Beitrag von Ambra »

Ich sage dazu eher das diese "Leute" ein völlig falsches Bild von Satanismus haben und es eher als Chance der profilierung und der Rebellion gegen starre Normen sehen.
Fakt ist, mit Satanismus haben diese Leute wenig zu tun. Als Emos würde ich sie jedoch nicht bezeichnen, eher als Poser.
Lord_Diabolus

Re: ~ Satanismus ~

Beitrag von Lord_Diabolus »

!Aber warum hat diese "Satanistenbewegung"zur Zeit einen derartigen Zulauf?Überall nur :Finsternis/Tod/Verderben/Piercings(mach das mal bei einer Kuh!)/Schmerz/Leid/sexuelle Orientierungslosigkeit....Ich glaub,denen geht es einfach zu gut!
Du hast Dir den ersten Teil der Antwort selbst gegeben, den zweiten hat Dir Ambra geliefert. Soziologische Probleme auch geklärt.
Aber anhand dieser Gestalten Satanismus zu bewerten, ist dann doch sehr oberflächlich.

Gruß
Dia
Clown
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Re: ~ Satanismus ~

Beitrag von Clown »

gabor hat geschrieben: Stell Dir einfach vor ich wäre 5 Jahre alt,und Du müsstest mir die Vorzüge des Satanismus erklären.....
Freundschaft!
"Mach das Beste aus deinem Leben ohne Anderen zu schaden und streb nichts an was du nicht erreichen kannst"
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gabor
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Re: ~ Satanismus ~

Beitrag von gabor »

Schöne Erklärung!Kurz und bündig. :)
Nur der zweite Teil....woher soll ich wissen,was ich erreichen kann,und was nicht?
Freundschaft!
Woher soll ich wissen, ob die Vergangenheit keine Fiktion ist, die nur erfunden wurde, um den Zwiespalt zwischen meinen augenblicklichen Sinneswahrnehmungen und meiner Geistesverfassung zu erklären?
Lord_Diabolus

Re: ~ Satanismus ~

Beitrag von Lord_Diabolus »

Nur der zweite Teil....woher soll ich wissen,was ich erreichen kann,und was nicht?
Ich glaube, dazu musst Du erst auf Deinem Weg scheitern, um aus diesem Scheitern ein Fazit zu ziehen.
Gib mir einen Tag Zeit, eventuell fällt mir mehr dazu ein :D

Gruß
Diabolus
Ambra

Re: ~ Satanismus ~

Beitrag von Ambra »

Clown hat geschrieben:
"Mach das Beste aus deinem Leben ohne Anderen zu schaden und streb nichts an was du nicht erreichen kannst"
"Ohne anderen zu schaden" halte ich für ein Ideal das nicht eigengehalten werden kann. Satanismus ist realistisch (nach meiner auffassung).
Ohne anderen grundlos zu schaden trifft es schon eher.
Clown
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Re: ~ Satanismus ~

Beitrag von Clown »

gabor hat geschrieben:Schöne Erklärung!Kurz und bündig. :)
Nur der zweite Teil....woher soll ich wissen,was ich erreichen kann,und was nicht?
Freundschaft!
Das weisst du! Wenn du es nicht weisst dann werde religiös!...oder Satanist?
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Sardonia
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Re: ~ Satanismus ~

Beitrag von Sardonia »

Dann will ich mich mal in die Diskussion einreihen... ;)

Zunächst einmal war mir die Dreiteilung in Satan/ Luzifer/ Leviathan bisher unbekannt, finde ich aber spannend und plausibel; der Vergleich zu Freuds Instanzenmodell (Ich/ Über-Ich/ Es) springt einem tatsächlich förmlich ins Auge. Dennoch ist auch der Vergleich zur christlichen Trinität völlig gerechtfertigt, denn erstens sind Vater, Sohn und Heiliger Geist ebenso in dieses Instanzenmodell übertragbar und andererseits hat sich der Satanismus schließlich als Gegenentwurf, als Rebellion gegen die Kirche herausgebildet. Daher die Entlehnung der Figur Satan, der Mensch als Gott, etc. Denn die meißten Satanisten glauben ebensowenig an die reale Existenz Satans wie an die Gottes, im Gegensatz dazu stehen die meißten Christen.

Ein Aspekt, der hier noch garnicht angesprochen worden ist, der mir fehlt, ist der des Sozialdarwinismus´, der den Satanismus dem Faschismus mit seinen "HErrenmenschen" und der Eugenie leider nicht weit entfernt (und bevor gleich alle anfangen durcheinanderzuschreien: Aber dennoch nicht zwingend mit ihm gleichzusetzen) anzusiedeln ist. La Vey zumindest sagt doch „Death to the weakling, wealth to the strong!“ Und selbst Nietzsche sagt im "Antichrist" dass die christliche Nächstenliebe eins der absoluten Grundübel überhaupt sei und die Menschheit dem Untergang weiht.


Nochmal La Vey:
"Ein Leben voller selbstkasteiender Praktiken, Enthaltsamkeit und die Erfüllung moralischer oder religiöser Vorschriften, die irgendwann zu geistigem Aufstieg, Erleuchtung, spiritueller Meisterschaft, Errettung oder einem Leben im Jenseits führen sollen, ist für den Satanisten nichts weiter als eine Jagd nach unrealistischen Wunschträumen, die von den traditionellen Religionen in die Welt gesetzt und geschürt wurden, um die Massen unter Kontrolle zu halten."

Was mich zum nächsten und letzten Punkt bringt.
Nirvana?

Der Weg ins Nirvana, der achtgliedrige Pfad, und der Zustand des im Nirvana aufgelösten Selbst ist doch das genaue Gegenteil von dem, was ein Satanist so praktiziert. Die Loslösung vom Selbst und von allen Trieben, die Leiden verursachen, steht im direkten Gegensatz zu der satanistisch hedonistischen Prämisse der eigenen (fast schon narzisstisch anmutenden, wo wir schon bei Freud waren ;)) Göttlichkeit!





:peace:
Lord_Diabolus

Re: ~ Satanismus ~

Beitrag von Lord_Diabolus »

Guten Abend, Mylady.
Dennoch ist auch der Vergleich zur christlichen Trinität völlig gerechtfertigt, denn erstens sind Vater, Sohn und Heiliger Geist ebenso in dieses Instanzenmodell übertragbar und andererseits hat sich der Satanismus schließlich als Gegenentwurf, als Rebellion gegen die Kirche herausgebildet. Daher die Entlehnung der Figur Satan, der Mensch als Gott, etc. Denn die meißten Satanisten glauben ebensowenig an die reale Existenz Satans wie an die Gottes, im Gegensatz dazu stehen die meißten Christen.
Der Satanismus hat sich, sofern man ihn auf den Left Hand Path zurückführt, nicht aus Rebellion zur christlichen Religion heraus entwickelt. Satanismus lehnt zwar die christliche Glaubensdoktrin eindeutig ab und beschreitet Wege, die dem Christentum wahrscheinlich in vielen Punkten entgegengesetzt sind, dennoch sollte man den Satanismus keinesfalls als Gegenbewegung zur jüdisch-christlichen Religion ansehen.

Die Figur des Satans ist ebenfalls auf viel ältere Gottheiten zurückzuführen, als eines der bekanntesten Beispiele sei hier Seth aus der ägyptischen Götterkultur genannt (vergleiche dazu auch "Im Kraftstrom des Satan-Set" von Frater Eremor und "Satanismus" von Dvorak).
Ein Aspekt, der hier noch garnicht angesprochen worden ist, der mir fehlt, ist der des Sozialdarwinismus´, der den Satanismus dem Faschismus mit seinen "HErrenmenschen" und der Eugenie leider nicht weit entfernt (und bevor gleich alle anfangen durcheinanderzuschreien: Aber dennoch nicht zwingend mit ihm gleichzusetzen) anzusiedeln ist.
Der Sozialdarwinismus wurde aus bestimmten Punkten nicht erwähnt - zum einen grenzt Sozialdarwinismus stark an den Faschismus an und zum zweiten kommt es zu leicht zu Missverständnissen.
Während Hitler sich beispielsweise auf den Sozialdarwinismus berief und zwischen "wertem" und "unwertem" Leben differenzierte, distanziert sich der Satanismus vom faschistischen Gedanken.

Es heißt zwar ganz klar, dass nur der Stärkere überlebt, allerdings gibt es zu viele Menschen, die genau diese Aussage als schwachsinnigen Kritikpunkt nehmen, indem sie dem Satanismus Sympathien zum nationalsozialistischen Gedankengut ankreiden.

Zum Thema "Stärke/Schwäche" gibt es meines Wissens nach auch hier im Philosophie-Bereich ein paar interessante Diskussionen - bei "Stärke" und "Schwäche" geht es wieder um subjektive Wertungen.

Dennoch wird der Punkt des Individualismus allzugerne überlesen und es heißt später wieder, man würde sich ein kollektives Feindbild des "Schwachen" schaffen, das als Paradebeispiel eines unwürdigen und verfluchten Lebens dient - dass ich dem entgehen wollte, ist wohl in vielen Punkten nachvollziehbar.

Dass der Doc es so hart ausdrückt, war klar - die meisten sehen es allerdings zu eng mit dem Begriff "Sozialdarwinismus", darum nahm ich bei dem Weg des Satanisten eher Begriffe aus den setianischen Reihen, die das ganze in ein etwas "entschärfteres" Wortkleid gelegt haben.
Und selbst Nietzsche sagt im "Antichrist" dass die christliche Nächstenliebe eins der absoluten Grundübel überhaupt sei und die Menschheit dem Untergang weiht.
Das ist nicht direkt der Punkt, der in diesen Kontext passt.
Nietzsche verurteilte die christliche Nächstenliebe aus dem Grund, dass jedem Menschen die gleiche Liebe zuteil werden soll und dabei das Wort "Liebe" vollkommen an Bedeutung verliert - dadurch würde jede Aktion zur Selbstverständlichkeit werden und die eigene Moral würde in Gleichgültigkeit versinken. Das wäre weder fair den Menschen gegenüber, die man wirklich liebt, noch wäre es fair, unsympathischeren Zeitgenossen Liebe vorzuheucheln.
Natürlich als utopischer Gedanke eine knuffige Sache mit der Nächstenliebe - real allerdings nicht umsetzbar und ich verstehe Nietzsches Gedankengänge in diesem Punkt recht gut.
"Ein Leben voller selbstkasteiender Praktiken, Enthaltsamkeit und die Erfüllung moralischer oder religiöser Vorschriften, die irgendwann zu geistigem Aufstieg, Erleuchtung, spiritueller Meisterschaft, Errettung oder einem Leben im Jenseits führen sollen, ist für den Satanisten nichts weiter als eine Jagd nach unrealistischen Wunschträumen, die von den traditionellen Religionen in die Welt gesetzt und geschürt wurden, um die Massen unter Kontrolle zu halten."

Was mich zum nächsten und letzten Punkt bringt.
Nirvana?

Der Weg ins Nirvana, der achtgliedrige Pfad, und der Zustand des im Nirvana aufgelösten Selbst ist doch das genaue Gegenteil von dem, was ein Satanist so praktiziert. Die Loslösung vom Selbst und von allen Trieben, die Leiden verursachen, steht im direkten Gegensatz zu der satanistisch hedonistischen Prämisse der eigenen (fast schon narzisstisch anmutenden, wo wir schon bei Freud waren ;)) Göttlichkeit!
*grins* Sehr schön..

Ja, präzise gesehen ist das Bild des Nirvanas, wie es in manchen buddhistischen Strömungen "definiert" wird, wirklich im Gegensatz zur satanischen Lebensphilosophie. Dennoch ging es mir um die klare Parallelen von Buddhismus und Satanismus. Ich werde es genauer erklären.

Der Zustand des Nirvanas setzt voraus, dass man die Dinge in ihren Höhen und Tiefen absolut kennengelernt hat - was dem satanischen Prinzip voll und ganz entspricht (nach Nietzsche: "Verbrennen musst Du Dich wollen in Deiner eigenen Flamme!" und nach LaVey: "EVIL! LIVE!").
Was für mich ganz klar bedeutet, dass der Zustand des Nirvanas NICHT durch absolute Askese und Abstinenz zu erreichen ist - sonst würde man die Dinge in ihrem So-Sein nicht erlebt haben und begreifen.

Aus diesem Grunde nahm ich das Bild des Nirvanas als utopische Orientierung, ebenso wie LaVey bei der "Selbstvergöttlichung" oder "Gottwerdung" des Satanisten den Zustand des Gott-SEINS nur als Utopie ansah.
Auch Nietzsches Übermensch ist dann festgefahren, wenn man sich in diesem Zustand befindet. Denn ist der Übermensch die letzte existente Form des Menschen, so stagniert der Mensch und stirbt aus (steht im Gegensatz zum setianischen Xeper-Prinzip).

Nirvana spielt in MEINER Auslegung des Satanismus keine Rolle, dennoch wollte ich es erwähnen - ganz klar, um aufzuzeigen, dass es Parallelen zu anderen existierenden Philosophien gibt.
fast schon narzisstisch anmutenden, wo wir schon bei Freud waren ;))
Hm, bei der Aussage lege ich meinen Kopf schief, Madame...
Laut Freuds Einführung in den Narzissmus betrachtet er selbst den Begriff des Narzissmus in Hinsicht auf die Sexualität und das aus dem Unterbewusstsein entfernte, nach außen projizierte Bild des Partners (sollte ich falsch liegen, möge man mich bitte berichtigen, müsste jetzt eigentlich in seinen metapsychologischen Schriften nachlesen..), bezieht sich allerdings dabei weniger auf die gesellschaftliche Gleichsetzung mit "Selbstverliebtheit".

Wenn wir davon ausgehen, kann ich sehr wohl bestätigen, dass es auch weniger narzisstische Satanisten gibt - der Begriff der Selbstvergöttlichung stellt ja lediglich ein verantwortungsBEWUSSTES Werden des eigenen Körpers/Geistes in den Vordergrund und bezeichnet nicht die SelbstVERHERRLICHUNG, die im Grunde genommen auch wieder einer realitätsfernen, idealisierten (wieder bei Freud, der Siggi redet scheinbar überall mit..unverschämter Kerl!! *g*) und damit zweckentfremdeten Betrachtung der Realität/des eigenen Wesens gleichkäme.

"Ich mag mich nicht, aber irgendwie kann ich mich leiden!"

Tam-tam!
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Re: ~ Satanismus ~

Beitrag von gabor »

Selbstverherrlichung ist realitätsfern,aber Selbstvergöttlichung nicht? :lol:
Bevor mir"Ich"jetzt wieder erklärt,dass ich das Prinzip des"Göttlichen"falsch verstehe....dem ist nicht so!
Beides sind Wege in die Einsamkeit!
Gesundes Selbstvertrauen.....da kann ich was mit anfangen......
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Re: ~ Satanismus ~

Beitrag von Lord_Diabolus »

Gesundes Selbstvertrauen.....da kann ich was mit anfangen......
Gesundes Selbstvertrauen inklusive Loslösung aus ewigem Stillstand, oui.
Wenn man das Mensch-Sein als Zustand ansieht, ist die Vergöttlichung ein Entwicklungsprozess des eigenen Wesens.
Klarer Unterschied: Das eine ist in Bewegung, das andere ist festgefahren.
Selbe Geschichte bei Nietzsches Metamorphosis zum "Übermenschen".

Tam-tam
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Re: ~ Satanismus ~

Beitrag von Ich »

...
Zuletzt geändert von Ich am 18. Mär 2012 19:07, insgesamt 1-mal geändert.
"Ich bin kein Bekenner, ich bin ein leidenschaftlich beteiligter Betrachter!" (E.v.S.)
Bedecktes Feuer hitzt am meisten.
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Re: ~ Satanismus ~

Beitrag von Ich »

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"Ich bin kein Bekenner, ich bin ein leidenschaftlich beteiligter Betrachter!" (E.v.S.)
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Re: ~ Satanismus ~

Beitrag von Sardonia »

Vielen Dank für die freundliche Aufnahme, meine Herren! :)

Ich muss dazusagen, dass ich mich unter anderem deswegen mit der Thematik beschäftige, weil ich den Kack studiere und daher natürlich auch ne gewisse Herangehensweise mit mir trage, was in diesem Zusammenhang heißt, dass die Annahme gilt, dass im Grunde jeder, der von sich selbst meint, "Satanist" zu sein, als solcher anerkannt wird. Auch, wenn fast nix dahintersteckt und alles nur darin besteht, mit Symbolen zu posen und die Eltern zu erschrecken. ;)

Der Aspekt der Gegenbewegung ist und bleibt einfach nicht von der Hand zu weisen, auch wenn die Figur "Satan" schon älter sein mag. Die Christen, bzw genauer gesagt erstmal der JHWH-Kult hat ja auch nur darauf reagiert, was sie vorgefunden haben. Einen Polytheismus, der unter anderem durch die Annahme der Anwesenheit von Stadtgöttern ausging, siehe Marduk, Gilgamesch und die anderen Baale. Da ist es nicht verwunderlich, dass der spätere Satan mythische Vorläufer hat. Und um auf meinen obigen Punkt zurückzukommen: Viele Satanisten vertsehen sich selbst auch als Gegenbewegung, besser gesagt als Verneinung des Christentums, da kann man, neben allem, was sonst noch mit dranhängen mag, selbige einfach nicht ignorieren.

Sozialdarvinismus: DOCH!!! :P
(Nietzsche spricht vom "Recht des Stärkeren" und erfand immerhin das Idealbild "Übermensch", welches bekanntermaßen von den Nationalsozialisten aufgegriffen wurde. Und das aus einem Werk, was sich "Der Antichrist" nennt. Mir reicht das schon als Verbindung. Das und die Tatsache, das sich, nehmen wir die Black Metal-Szene als schillerndes Beispiel, beides in der Realität leider oft die Hand gibt, Individualismus sei Dank. Und wem das noch nicht reicht:
"Wo in irgendwelcher Form der Wille zur Macht niedergeht, gibt es jedes Mal auch einen physiologischen Rückgang, eine décadence. Die Gottheit der décadence, beschnitten ihrer männlichsten Tugenden und Trieben, wird nunmehr notwendig zum Gott der Physiologisch- Zurückgezogenen, der Schwachen. Sie heißen sich selbst nicht die Schwachen, sie heißen sich "die Guten". [...]Wenn die Voraussetzung des aufsteigenden Lebens, wenn alles Starke, Tapfere, Herrische, Stolze aus dem Gottesbegriffe eliminiert werden, wenn er Schritt für Schritt zum Symbol eines Stabs für Müde, eines Rettungsankers für alle ertrinkenden heruntersinkt, wenn er Arme-Leute-Gott, Sünder-Gott, Kranken-Gott par exellence wird, und das Prädikat "Heiland", "Erlöser" gleichsam brig bleibt als göttliches Prädikat überhaupt[...] Aber der Gott der "großen Zahl", der Demokrat unter den Göttern, wurde trotzdem kein stolzer Heidengott: er blieb Jude, er blieb Gott der Winkel, der Gott aller dunklen Ecken und Stellen, aller ungesunden Quartiere der ganzen Welt! "
Fairerweise sei gesagt, dass Nietzsche, ein Kind seiner Zeit, wohl kein Satanist war, denn das hielt er bloß für die andere Seite der Medaillie.)

Nächstenliebe als Selbstverständlichkeit gesehen ist darüberhinaus doch hochmoralisch, denn es ist Altruismus. Das Geben, ohne an ein Nehmen zu denken.

Aber wie das bei dem Individualismus so ist, das kann ein jeder für sich selbst entscheiden, was er mit diesen Bausteinen anfängt.


Zum Thema "Nirvana" wollt ich nochmal nachfragen, wie das genau gemeint war mit dem Durchleben aller Hochs und Tiefs. Ich seh schon, das war im Grunde nur ein Vergleich, aber sei es drum. Ich kann den immernoch nicht nachvollziehen, denn das Nirvana soll man doch erreichen, indem man die eigene Flamme löscht un nicht, indem man in ihr verbrennt!

Das mit dem Narzissmus war eigentlich nur ein Witz meinerseits, andererseits sind doch die beschriebenen Triebe und der Sex, um die es dabei gehen soll, auch wieder ganz passend, oder? Den Punkt mit dem Bewusstsein über die eigene Verantwortung als Definition oder Auslegung zur Individualität, die dem Witz enteggenspricht, kann ich übrigens genau so und nicht anders unterschreiben! :cool:


Oh, achso! "Ich", was gabs denn vor der Trinität noch so an Vergleichbarem? Ich vermute ja, das verhält sich wie obiger Punkt mit der Figur des Satans. Es wurde und wird nie etwas völlig neues geschaffen, immer gab es vorher etwas, worauf die "Innovation" in irgendeiner Form Bezug nimmt.





:peace:
Clown
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Re: ~ Satanismus ~

Beitrag von Clown »

gabor hat geschrieben:Selbstverherrlichung ist realitätsfern,aber Selbstvergöttlichung nicht? :lol:
Das ist gar nicht so absurd. Wenn man Gott ablehnt, oder einfach nur nicht daran glaubt, stellt es doch kein Problem mehr da sich selbst zu vergötttlichen oder? Im Prinzip kann ich mich damit gut anfreunden.

Selbstverherrlichung wäre ja wieder so etwas wie jeden Mist den man verbockt hat gutzuheissen. Und das sollte wirklich realitätsfern sein.

So sehe ich die Sache.
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CCCLVIII
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Re: ~ Satanismus ~

Beitrag von CCCLVIII »

Moderner Satanismus, so wie ihn LaVey anno 1966 e.v. proklamierte, ist rein atheistischer Hedonismus. Thats it...

Der traditionelle Satanismus:

Zum einen bezeichnet der O9A (http://nineangles.wordpress.com/) seinen magischen Einweihungsweg als traditionellen Satanismus und zum anderen reicht der Ursprung der "Tradition" der Verehrung finsterer Kräfte bis in vorchristliche Zeiten zurück.
Rex est serpentum Basiliscus, sicut diabolus rex est daemoniorum!
Lord_Diabolus

Re: ~ Satanismus ~

Beitrag von Lord_Diabolus »

Vielen Dank für die freundliche Aufnahme, meine Herren!
Toujours à votre service, madame *grins*
Ich muss dazusagen, dass ich mich unter anderem deswegen mit der Thematik beschäftige, weil ich den Kack studiere und daher natürlich auch ne gewisse Herangehensweise mit mir trage, was in diesem Zusammenhang heißt, dass die Annahme gilt, dass im Grunde jeder, der von sich selbst meint, "Satanist" zu sein, als solcher anerkannt wird. Auch, wenn fast nix dahintersteckt und alles nur darin besteht, mit Symbolen zu posen und die Eltern zu erschrecken.
Aus diesem Grunde differenziere ich zwischen dem jugendlichen Modesatanismus und dem philosophischen Satanismus - man verzeih mir, wenn ich reine Provokation, Selbstdarstellung und Bekämpfung von Minderwertigkeitskomplexe nicht auf eine Ebene mit "Philosophie" stelle, auch wenn beide Formen der Weltbilder durchaus vertretbar sind.
Der Aspekt der Gegenbewegung ist und bleibt einfach nicht von der Hand zu weisen, auch wenn die Figur "Satan" schon älter sein mag. Die Christen, bzw genauer gesagt erstmal der JHWH-Kult hat ja auch nur darauf reagiert, was sie vorgefunden haben. Einen Polytheismus, der unter anderem durch die Annahme der Anwesenheit von Stadtgöttern ausging, siehe Marduk, Gilgamesch und die anderen Baale. Da ist es nicht verwunderlich, dass der spätere Satan mythische Vorläufer hat.
Dem kann ich so zwar zustimmen, allerdings würde ich es dann nicht als "Gegenbewegung" bezeichnen, sondern schlicht und einfach als in der Philosophie des Satanismus auftretende Reaktionen auf die gesellschaftlich-kulturellen, moralisch-religiösen Situationen.
"Gegenbewegung" könnte das Missverständnis aufwerfen, der Satanismus sei lediglich die Opposition zum Christentum und damit an das Christentum gebunden - was zwangsläufig absolut nicht der Fall ist.
Und um auf meinen obigen Punkt zurückzukommen: Viele Satanisten vertsehen sich selbst auch als Gegenbewegung, besser gesagt als Verneinung des Christentums, da kann man, neben allem, was sonst noch mit dranhängen mag, selbige einfach nicht ignorieren.
Wieder möchte ich auch diese sehr wohl existierende Gegenbewegung nicht als "Satanismus" betiteln - das christliche Pferd wird in diesen Gruppierungen von hinten aufgezäumt, leider sogar im wahrsten Sinne des Wortes.
Und eine Verdrehung des Christentums ist und bleibt Christentum.
Kleine Frage am Rande: Ist eine Religion ein Molekül, das im Raum frei drehbar ist und dadurch dennoch seine Form behält? ;)
Nietzsche spricht vom "Recht des Stärkeren" und erfand immerhin das Idealbild "Übermensch", welches bekanntermaßen von den Nationalsozialisten aufgegriffen wurde. Und das aus einem Werk, was sich "Der Antichrist" nennt. Mir reicht das schon als Verbindung.
"Der Antichrist" würde ich nicht als satanisches Grundlagewerk bezeichnen, wohl aber als religionskritische Meisterleistung vom guten Nietzsche.
Dennoch scheinen wir aneinander vorbeizureden.
Der Begriff des Sozialdarwinismus ist (gerade durch das Nationalsozialistische Regime und andere elitär-rassistische Kreise) negativ stigmatisiert; dass der Grundgedanke des Darwinismus auf philosophischer Ebene dennoch eine Rolle spielt, möchte ich absolut nicht in Frage stellen, wie ich auch bereits erwähnt habe:

[...] - die meisten sehen es allerdings zu eng mit dem Begriff "Sozialdarwinismus", darum nahm ich bei dem Weg des Satanisten eher Begriffe aus den setianischen Reihen, die das ganze in ein etwas "entschärfteres" Wortkleid gelegt haben.

Das und die Tatsache, das sich, nehmen wir die Black Metal-Szene als schillerndes Beispiel, beides in der Realität leider oft die Hand gibt, Individualismus sei Dank.
Betrachten wir die Black Metal-Szene einfach als das, was sie ist: Eine Musikszene.
Und aus diesem Grunde möchte ich sie aus der Diskussion um die Philosophie selbst ausgrenzen.
Denn selbst wenn wir dort suchen würden, Mylady, fänden wir zu viele Vertreter der Provokationsströmung und des niedlichen, von hinten aufgezäumten Pferdes der Christenheit. Ausnahmen gibt es natürlich ganz klar!
Und zudem möchte ich anmerken, dass auch das Gedankengut in den Texten durchaus zu großen Teilen auf Provokation beruht; die Grundaussage ist klar, allerdings sehe ich diese Menschen nicht als Pressesprecher der satanischen Philosophie, wenn Ihr versteht, was ich meine ;)
"Wo in irgendwelcher Form der Wille zur Macht niedergeht, gibt es jedes Mal auch einen physiologischen Rückgang, eine décadence. Die Gottheit der décadence, beschnitten ihrer männlichsten Tugenden und Trieben, wird nunmehr notwendig zum Gott der Physiologisch- Zurückgezogenen, der Schwachen.
Auszug aus dem Antichrist, oder?
"Beschnitten ihrer männlichsten Tugenden" ist meiner Meinung nach zusätzlich eine Anspielung auf die unterdrückte Sexualität - wieder kommen wir auf Freud, Madame, irgendwas läuft falsch! *g*
Wenn die Voraussetzung des aufsteigenden Lebens, wenn alles Starke, Tapfere, Herrische, Stolze aus dem Gottesbegriffe eliminiert werden, wenn er Schritt für Schritt zum Symbol eines Stabs für Müde, eines Rettungsankers für alle ertrinkenden heruntersinkt, wenn er Arme-Leute-Gott, Sünder-Gott, Kranken-Gott par exellence wird, und das Prädikat "Heiland", "Erlöser" gleichsam brig bleibt als göttliches Prädikat überhaupt[...]
Sehr schön formuliert.
Besonders betonen möchte ich "die Voraussetzung des AUFSTEIGENDEN Lebens" - was sich auch wieder mit dem Xeper-Prinzip vergleichen lässt.
Wie Ihr bereits erwähnt habt, ist Nietzsche nicht unbedingt als Vertreter der satanischen Philosophie zu betrachten, aber der religionskritische Hintergrund spielt natürlich auch beim Satanismus eine gewisse Rolle.
Und gerade aus diesem Grunde dreht es sich nicht um die Grundlage des Satanismus, sondern um die Grundlagen der Denkweise von Friedrich Nietzsche.

Ich sehe dies nicht unbedingt als sozialdarwinistische Aussage an sich, da es sich nicht direkt auf die Gesellschaft bezieht; in bestimmter Art und Weise tut es das allerdings doch.
Natürlich ist, was stillsteht, tot. Bedenken wir dabei die Xeper-Philosophie des Setianismus, so lassen sich klare Parallelen zwischen Nietzsches Philosophie und dem genannten Weltbild ziehen.
Dass aus dieser Folge heraus alles, was stillsteht und im Leben lediglich vegetiert, anstatt zu leben, nicht (über)leben KANN, ist vollkommen klar - damit stimme ich Euch im Punkte des Sozialdarwinismus zu.
Wie bereits erwähnt habe ich den Begriff aus bestimmten Gründen nicht verwandt, um Missverständnisse ganz klar zu vermeiden.
(Fairerweise sei gesagt, dass Nietzsche, ein Kind seiner Zeit, wohl kein Satanist war, denn das hielt er bloß für die andere Seite der Medaillie.)
Das ist absolut richtig. Wie gesagt, er dachte dabei auch an das Pferdle der Christenheit, das ich allerdings nicht als satanische Weltsicht betiteln möchte.
Nächstenliebe als Selbstverständlichkeit gesehen ist darüberhinaus doch hochmoralisch, denn es ist Altruismus. Das Geben, ohne an ein Nehmen zu denken.
Rein ethisch gesehen mag dem so sein, aber wenn jedes Wesen mit der gleichen Art der Liebe behandelt wird, neutralisiert sich dieses Gefühl und bewegt sich auf der Ebene des selbstverständlich gegebenen. Was bedeuten würde, dass Liebe selbst an Bedeutung verliert, keine besondere Wirkung mehr hätte und im Endeffekt das Grundgefühl der Nächstenliebe lediglich als "von Gott gegebene" Betäubung wirken würde.

An dieser Stelle unterscheide ich ganz klar zwischen Sozialverhalten und religiöser Nächstenliebe.
"Liebe Deine Feinde" - NEIN.
Ich kann nicht zu einem "Feind" sagen, dass ich ihn liebe und im gleichen Atemzug meinen Sohn in die Arme schließen und auch ihm sagen, dass ich ihn Liebe.

Altruismus ist schön und gut; dennoch gibt es auch hier wieder eine gut geführte Diskussion zum Thema "Selbstlosigkeit" im Philosophie-Bereich, wo ich die begründete Auffassung vertreten habe, warum für mich Selbstlosigkeit einfach nicht existieren KANN.
Kurz zusammengefasst: Aus dem Gesetz von Ursache und Wirkung.

Sozialverhalten hingegen ist selbstverständlich, wie Ihr es ausgedrückt habt, "hochmoralisch" (auch wenn ich das Wort nicht mag).
Aber wie das bei dem Individualismus so ist, das kann ein jeder für sich selbst entscheiden, was er mit diesen Bausteinen anfängt.
Richtig. Und da der Satanismus zwar den Individualismus als Grundvoraussetzung fordert, aber dennoch auf gewissen philosophischen Grundsteinen aufbaut, habe ich auch aus meiner Sicht heraus diese Grundpfeiler dargestellt - genau um sinnentfremdete Auslegungen des Satanismus zu minimieren.
Zum Thema "Nirvana" wollt ich nochmal nachfragen, wie das genau gemeint war mit dem Durchleben aller Hochs und Tiefs. Ich seh schon, das war im Grunde nur ein Vergleich, aber sei es drum. Ich kann den immernoch nicht nachvollziehen, denn das Nirvana soll man doch erreichen, indem man die eigene Flamme löscht un nicht, indem man in ihr verbrennt!
"Ihr sollt Dichter eures Lebens sein!", sagte Friedrich Nietzsche.
Meiner Auffassung nach (was natürlich auch nicht pauschalisiert werden kann, da es immerhin um ein Thema geht, das grenzwertig diskutiert wird) ist der Zustand des Nirvanas eine absolute Gleichwertigkeit gegenüber jeglicher Form von Materie und Geist. Um diese GleichWERTIGKEIT erfahren zu können (gehen wir davon aus, der Zustand sei erreichbar, auch wenn ich bereits dargelegt habe, dass ich ihn als utopisch ansehe), ist es notwendig, die individuelle Wertigkeit einzelner Sachverhalte, materieller Gegebenheiten, emotionaler Zustände und Menschen erfahren zu haben, um anschließend alles auf die gleiche Ebene zu stellen.

Nirvana ist vielleicht nicht DAS perfekte Beispiel für den Weg des Satanisten schlecht hin (da ich selbst Probleme mit der Vorstellung der Gleichwertigkeit habe), aber dennoch ist der Weg zu diesem Zustand ein "satanischer", wenn Ihr versteht, was ich meine.

"Verbrennen musst Du Dich wollen in Deiner eigenen Flamme" ist nicht die Grundaussage des Nirvanas, sondern die Voraussetzung des Pfades ZU diesem Ziel. Und genau dieser Pfad spielt die Hauptrolle im Satanismus.
Nur DURCH Entwicklung, durch Tod und Reinkarnation (im metaphorischen Sinne) ist es überhaupt möglich, die Welt zu erfahren.
Alles andere wäre wieder lebensfeindliche Vegetation, wie wir es oben bereits bei Nietzsches Kritik am Christentum besprochen haben.
Den Punkt mit dem Bewusstsein über die eigene Verantwortung als Definition oder Auslegung zur Individualität, die dem Witz enteggenspricht, kann ich übrigens genau so und nicht anders unterschreiben!
*grins* Ich sehe, wir finden gute Diskussionsgrundlagen!

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Moderner Satanismus, so wie ihn LaVey anno 1966 e.v. proklamierte, ist rein atheistischer Hedonismus. Thats it...
Bei dem Begriff "Hedonismus" möchte ich auf Frau Dagma Fügmanns Doktorarbeit im Bereich der Religionswissenschaft und Philosophie zum Thema "Satanismus" verweisen, wo von verschiedenen Vertretern der modernsatanischen Weltsicht geäußert wurde, dass "Hedonismus" lediglich als Grundbild der Spaßgesellschaft dient und Satanismus selbst viel tiefer geht, als dass man ihn auf diesen Begriff beschränken dürfte.

Hedonismus ist grundsätzlich der Genuss des Lebens, was zwar einerseits ein Grundbaustein des Satanismus darstellt, andererseits aber NICHT beinhaltet, dass man dabei verantwortungsbewusst handelt und an der bewussten Entwicklung des eigenen Wesens interessiert ist.

"Hedonismus" und "idiotisch-naive Reduktion lebensnotwendiger Prozesse auf spaßige Unternehmungen" liegen leider in unserer heutigen Gesellschaft sehr nahe beieinander, der bewusste WILLE zur Metamorphose scheint mir persönlich in dieser Auslegung vollkommen verloren zu gehen.

Vielen Dank für den Hinweis auf die Homepage des Ordens!

Gruß
Diabolus