
Träume. Begleiter in der Nacht und Bringer so vieler Botschaften. Merkwürdig wie viel wir doch wissen, wenn wir träumen. Was geschehen ist und was geschieht und meist reicht nur ein Augenaufschlag um alles zu vergessen.
Magie wirkt in ihnen, geflochten wie ein seidenes Band. Geknüpft an Erinnerungen. An Stimmen und Gesichter, Taten und Vergehen. Ich wage es nicht zu erahnen woher sie kommen wenn sie sich in unseren Geist schleichen und wohin sie gehen, wenn uns die Wirklichkeit wieder einholt. Oder sind sie die Wirklichkeit? Fetzen aus früheren Leben oder dem was kommen wird?
Mich verfolgt in letzter Zeit immer wieder die gleichen Träume. Das selbe Spiel, Nacht für Nacht.
Ein Mann steht an der Straße und ich kann fühlen wie er mich beobachtet, doch sein Gesicht ist nicht zu sehen. Obwohl das Licht der Laterne seinen Körper wie ein Schleier einhüllt, so bleibt mir sein Blick verschlossen. Keine Worte dringen von ihm zu mir herüber und keine Regung geht von ihm aus. Mich erreicht einzig und allein das Gefühl, dass er mich beobachtet. Wie ein stummer Beschützer, ein tonloser Prinz. Man hört den Wind durch die Blätter rauschen, doch der Mann ohne Gesicht bleibt stumm.
Ich kann nicht gehen, ihn nicht berühren. Ich kann nur rufen, versuchen einen Namen zu finden, mit dem man ihn benennen kann. Doch es gelingt mir nicht zu ihm durchzudringen. Die Straße erscheint so endlos breit, unüberwindbar und dann... dann läuft er los. Läuft davon.
Ich laufe und laufe und komme nicht näher. Die Straßen scheinen verworren wie ein Spinnennetz und an jeder Ecke, an der ich ihn zu verlieren glaube, wartet er. Erst dann läuft er wieder weiter und ich folge. Doch dann führt der Weg ihn in die Dunkelheit. Verschwunden ist er in der tiefen Schwärze, die sich so unbehaglich auf die Pflastersteine der Straße legt und alles dahinter zu verschlingen scheint wie ein Schleier aus Finsternis. Ich höre eine Stimme, die ich nicht erkennen kann. Sie scheint männlich und doch wieder nicht. Wie ein Kind und doch älter als ich es mir vorstellen kann.
Komm zu mir und lauf davon!
Rede, sprich nicht einen Ton!
Sei mein eigen, bleib nicht mir!
Ich bin da und nicht bei dir.
Ich bleibe stehen, denn die Dunkelheit behagt mir nicht. Ich fürchte mich und strecke vorsichtig meine Hand aus. Eisige Kälte durchfährt meinen Körper als ich den dunklen Schleier mit den Fingerspitzen berühre und wieder ruft die Stimme nach mir, ruft mir zu.
Lauf nicht fort! Ich will zurück!
Komm zu mir, ich geh ein Stück.
Vergiss was ist und das was war.
Sei bei mir, sei einfach da.
Wirst sie finden,
nähren, führ'n.
Doch nie wird man sich binden
dich berühr'n.
Niemand wird dich je erkennen
als das was du bist,
den Namen nennen
der tief in deiner Seele wohnt
und dich für den Verlust belohnt
Wirst sie führen, lieben, leiten,
ihnen ihren Weg bereiten.
Werden gehen, dich verlassen,
wirst sie lieben, kannst nicht hassen
War Freude für sie da zu sein
doch ewig bleibst du hier,
allein.
Und noch bevor ich davonlaufen kann, zurück ins Licht... wache ich auf.
Das Bild ist lange noch nicht fertig und mit jeder Wiederholung des Traums kommen neue Details dazu.