Tollkirsche - Atropa belladonna
Es gibt vier Arten, die sich durch einen strauchartigen, verzweigten Wuchs und dünne, weiche ganzrandige Blätter auszeichnen.
Die heute vor allem als Kuriosität und zu Lehrzwecken gezogenen Pflanzen bevorzugen geschützte, feuchte Lagen und fruchtbare Böden.
Die bekannteste Art ist die Schwarze Tollkirsche (Atropa belladonna).
Alle Pflanzenteile, insbesondere aber die schwarz glänzenden Beeren, enthalten das Alkaloid Atropin und sind hochgiftig.
Atropin
Atropin ist ein giftiges Alkaloid, das künstlich hergestellt werden kann, aber auch in der Natur in Nachtschattengewächsen wie Tollkirsche (Atropa belladonna), Alraunen (Mandragora), Engelstrompete (Datura suaveolens) und Stechapfel (Datura stramonium) enthalten ist. Atropin ist ein so genanntes Racemat aus Hyoscyamin und entsteht erst bei der Gewinnung des Stoffes aus der Pflanze, stellt also ein so genanntes Artefakt dar. Obwohl der eine Bestandteil des Racemates weniger Wirksamkeit aufweist, bevorzugt man die Gewinnung des Atropins, weil hier die Konzentration des Wirkstoffes immer genau berechenbar ist. Weil der Wirkstoff auch im Bilsenkraut (Hyoscyamus niger) enthalten ist, wird er auch Hyoscyamin genannt. Es ist ein Ester der Tropasäure mit Tropin und zählt somit zu den Tropan-Alkaloidem. Nur das Gemisch von beiden Arten Hyoscyamin (sogenanntem rechtsdrehenden und linksdrehenden Hyoscyamin, siehe auch Stereochemie) wird Atropin genannt. In den meisten hier genannten Pflanzen findet sich auch Scopolamin (Hyoscin), ein dem Hyoscyamin strukturell nah verwandtes Alkaloid.
Es hat folgende Wirkungen:
* Blockade des Parasympathikus (=Vagus und sakrolumbale Nervenfasern)
* Beschleunigung der Herzfrequenz
* Weitstellung der Bronchien
* Weitstellung der Pupillen
* Austrocknung der Schleimhäute
* Gegenmittel bei Vergiftungen durch Parathion
Atropinsulfat ( ein Derivat )
Es hat folgende Wirkungen (Dosis unter 5 Milligramm, nicht-subkutan):
* Versiegenden Speichelfluss
* Sehstörungen
* Unkontrollierte Halluzinationen
* Koordinationsstörungen
* Verzerrung des Zeitkontinuums
* Juckreiz
* Deliröse Zustände
* Paramnesien
Als Vergiftungssymptome sind Rötungen der Haut, Mydriasis, Herzrasen und Verwirrtheit wie Halluzinationen berichtet. Anschließend tritt eine schwere Bewusstlosigkeit ein, bei einer Atemlähmung sind die Vergiftungen in der Regel tödlich. Als Obduktionsergebnisse sind typischerweise Leberverfettung und subepikardiale Ekchymosen erwähnt worden. Ansonsten sind die Befunde uncharakteristisch. Ab 10 mg treten Delirien und Halluzinationen auf. Bei 100 mg setzt eine tödliche Atemlähmung ein. Insbesondere Kinder reagieren bei viel geringeren Dosen: Schon 2 mg (entsprechen drei bis fünf Tollkirschen) genügen für eine tödliche Dosis.
Neben Vergiftungen durch freiwilligen oder unfreiwilligen Verzehr von Pflanzenteilen (zum Beispiel Tollkirsche) kommen medizinale Vergiftungen infolge Überdosierung, Verwechslung oder falscher Anwendung vor.
Die Erste Hilfe bei Atropin-Vergiftung besteht in sofortiger Entleerung des Magen-Darm-Kanals (Erbrechen, Magenspülung) sowie erforderlichenfalls künstlicher Beatmung bzw. Atemspende.
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Foto ergänzt - whitestorm
Foto: Kurt Stüber / Quelle: Wikipedia

Foto: J.F. Gaffard Jeffdelonge at fr.wikipedia
