Alte Filmerfahrungen neu erlebt?

Horror, Thriller, Fantasy, Sci-Fi, Mystery

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Tyger
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Re: Alte Filmerfahrungen neu erlebt?

Beitrag von Tyger »

Klar ist der Schutz nur relativ - Sachen, die absolut sind, gibts nun mal nicht so viele in diesem Universum. Der totale Schutz vor so etwas wäre, sich als Einsiedler in irgendeine Höhle in den Bergen zurückzuziehen und ... keinem einzigen Lehrer oder Heiligen, der je gelebt hat, überhaupt irgendetwas zu glauben.
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Ich
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Re: Alte Filmerfahrungen neu erlebt?

Beitrag von Ich »

Mir geht es in diesem Zusammenhang ja auch um die Interaktion (s.o.) - und somit z.B. um die Frage, wie frei (d.h. auch unbeeinflußt!) eigentlich ein eigener (?) "freier Wille" überhaupt sein kann.
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Thefalus
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Re: Alte Filmerfahrungen neu erlebt?

Beitrag von Thefalus »

Tyger hat geschrieben:Ich bin mir hier ziemlich sicher, dass wir nicht mehr über das Gleiche sprechen. Es geht hier nicht um Scheiße, die jeder von sich aus eklig findet, und in der man sich vielleicht nur herumwälzt, wenn es einem um Grenzerfahrungen, Tabubrüche oder den besonderen Kick geht, sondern es geht um die vergifteten Süßigkeiten, die der Mensch beständig aufgedrängt kriegt und deren Giftigkeit die wenigsten erkennen, weil sie doch so lecker scheinen.
Ja, das hatte ich ja auch eigentlich so gemeint. Aber ich wollte einen erweiterten Blick auf die psychische Gesamtsituation nehmen. Ich meinte "Scheiße" aus der Perspektive des Unbewußten. Ich schrieb über das Unbewußte und seine (mögliche) Wahrnehmung von "vergifteten Süßigkeiten". Ich dachte, daß das zumindest einen Gedanken wert sei, wenn es um die Einschätzung von dissoziativen Amnesien geht. Wobei ich das amnestische Erleben in diesen Fällen nicht als Krankheit beziffern wollte, nur als (aus der Perspektive des Unbewußten) nachvollziehbare Rückzugsbewegung als mögliche Antwort auf als Schock erlebte traumatische Inszenierungen und Erfahrungen.

Aber natürlich sind Horrorfilme/bücher nur ein winziger Teil der Gründe für Konversionsstörungen. Alle als Belastung erlebte Ereignisse können einen direkten Einfluß auf die Erinnerung haben, sie zunächst lückenhaft machen und später zu Verdichtungen führen. Was passieren wird ist immer vom Individuum und der Situation abhängig und läßt sich nie genau vorhersagen.

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Thefalus
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Re: Alte Filmerfahrungen neu erlebt?

Beitrag von Thefalus »

Ich hat geschrieben:Mir geht es in diesem Zusammenhang ja auch um die Interaktion (s.o.) - und somit z.B. um die Frage, wie frei (d.h. auch unbeeinflußt!) eigentlich ein eigener (?) "freier Wille" überhaupt sein kann.
Inwiefern steht diese Frage im Zusammenhang des "Neuerlebens" alter Filmerfahrungen?

Zum "freien Willen": Es ist hinlänglich bekannt, daß das Libet-Experiment ("Neuroforscher haben bewiesen, daß der freie Wille eine Illusion ist!") und seine Nachfolger den Zeithorizont menschlicher Entscheidungen ignorieren. Wichtige Kennzeichen freier Willensbeschlüsse bleiben bei diesen Untersuchungen außen vor: Menschen planen ihre Handlungen oft lange im Voraus, manchmal brechen sie diese auch mittendrin ab. Beides war in den Experimenten verboten. Gerade das langfristige Planen von Handlungen hat sich in vielen psychologischen Studien als sehr wichtig herausgestellt, um Verhalten zu beeinflussen. Wer sich Situationen erst vor dem inneren Auge vorstellt oder bestimmte Verhaltensregeln formuliert, führt eine intendierte Handlung mit größerer Wahrscheinlichkeit erfolgreich aus (siehe Sigillenmagie!).

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Re: Alte Filmerfahrungen neu erlebt?

Beitrag von Daimao_Koopa »

Also, ich will jetzt auch nicht weiter auf diese Willensdebatte eingehen, da das zu sehr vom eigentlichen Thema
weg führt, werde aber noch etwas zu der Vermeidung der Aufnahme von unterschwellig eingespeisten Dogmen sagen:
Ich hat geschrieben:Die Kernfrage lautet hier wohl eher (egal ob als Kind oder Erwachsener!), ob und ggfs. inwiefern man sich überhaupt dagegen wehren kann - sofern man dies als sinvoll betrachtet (falls letzteres der Fall sollte, worauf beruht dann wiederum diese Haltung eigentlich jeweils genau? ;) ).
Man kann - aber nur als Erwachsener, da diese ausreichend Zeit hatten, um sich mit den Regeln und Vorgängen ihrer Gesellschaft auseinander
zu setzen. Erwachsene können sich vor diesen Dogmen (auch wenn sie in Vergangenheit schon Opfer derer wurden) mittels ausnahmsloser
Hinterfragung und Bewusstmachung schützen. Wenn man unterbewusste Attacken vermeiden will, muss man lernen die Signale zu erkennen
und ins wesentlich kontrollierbarere Bewusstsein zerren.

Kinder (besser unerfahrene Seelen) hingegen sind - mangels Erfahrung mit den Systemen - auf die Hilfe ihrer Eltern angewiesen.
Bis zu einem gewissen Zeitpunkt (~ 6 Monate) erleben Menschen ihre Umgebung ausschließlich Unterbewusst. Bewusstwerdung ist
in dieser Zeit absolut unmöglich (es sei denn, man hat als neue Seele die Möglichkeit besser auf sein Unterbewusstsein zu zu greifen).
Während dieser Zeit und auch noch einige Zeit nach Bewusstwerdung, muss es das Ziel aller Eltern sein, ihre Kinder vor solchen Ein-
flüssen zu bewahren (ja... auch staatliche und wissenschaftliche Einflüsse) und dabei immer wieder an die Kritikfähigkeit des Kindes
appellieren. Die etablierten Kontrollinstututionen versuchen natürlich so früh wie möglich dagegen vor zu gehen und - mittels Recht -
so früh sie können in die Erziehung der Kinder ein zu greifen.

Gelingt es den Eltern ihren Kindern ein ausreichnen kritisches Denkvermögen zu vermitteln (dank rein unterbewusstem Lernen kein
Problem), dann haben sämtliche Kontrollinstanzen und Träger von Ideologien keine (große) Chance ihr Werk zu vollbringen.
Einfach ist das nicht (weil unerwünscht)... aber möglich und mMn sehr wichtig für die spätere Selbstständigkeit von Kindern.
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Re: Alte Filmerfahrungen neu erlebt?

Beitrag von Ich »

Man könnte die Frage an dieser Stelle noch weiterführen:
Von welchen Dogmen, Kriterien, Wert- und/oder Moralvorstellungen etc. sind die Eltern jeweils selbst (auch unbewußt) betroffen und inwieweit fließt das mit in die o.g. Erziehung (!) des Kindes ein?
Daimao_Koopa hat geschrieben:Gelingt es den Eltern ihren Kindern ein ausreichnen kritisches Denkvermögen zu vermitteln ...
Tja... Ist nicht auch in diesem zitierten Satzteil hier - genauer betrachtet - schon ein gewisse Wertvorstellung vorhanden? ;)
Abgesehen davon gibt es mit Sicherheit zig diverse Vorstellungen von dem, was ein "ausreichend kritisches Denkvermögen" so alles ausmacht.
Ich fürchte, ganz so einfach ist diese Frage grundsätzlich nicht zu beantworten...
Thefalus hat geschrieben:Inwiefern steht diese Frage im Zusammenhang des "Neuerlebens" alter Filmerfahrungen?
Ganz einfach: Filme vermitteln eine Botschaft. Filme appellieren an die Gefühlswelt. Z.B. durch bedrohliche Hintergrundmusik, wenn die "gefährlichen Bösen" kommen oder sei es auch "nur" eine Manipulation der Mode. Was heute "in" ist (oder eben nicht!). Kinder orientieren sich auch häufig an ihren Filmhelden etc. (hier kann schon eine Verknüpfung des "Neuerlebens" ansetzen bzw. vorhanden sein).
Filme manipulieren immer (ganz wertfrei betrachtet). Denn auch sie stellen logischerweise eine Form von (unterschwelliger) Interaktion dar.

Hinweis: Wer darauf Bock hat, sollte sich folgendes von Anfang an (!) und dann auch unbedingt bis zum Ende (!) anschauen, selbst wenn einen der eigentliche Inhalt dieses Dokufilms erst einmal nicht sonderlich interessieren sollte - den Rest dazu lasse Ich jetzt an dieser Stelle natürlich bewußt unkommentiert ;) : http://www.youtube.com/watch?v=Im-TjPWU7AM
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