Alte Filmerfahrungen neu erlebt?

Horror, Thriller, Fantasy, Sci-Fi, Mystery

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Daimao_Koopa
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Alte Filmerfahrungen neu erlebt?

Beitrag von Daimao_Koopa »

Kennt ihr das auch? Man hat sich vor Jahren einen (mehr oder weniger) guten Film reingezogen und viele Jahre später läuft
Dieser im Fernsehen, man sieht ihn sich nochmals an und stellt fest, dass man - obwohl der Titel derselbe ist - einen nahezu
vollkommen anderen Film gesehen hat...? (Speziell im Horror-Genre - oder auch nicht?)

Ich hatte so ein Erlebnis z.B. mit der Verfilmung von "Stephen Kings ES (1990)". Vor 17-18 Jahren bin ich zum ersten mal durch
puren Zufall auf Ihn aufmerksam geworden und habe den ganzen Film, ohne dass jemand etwas davon wusste, bis zum Schluss
zu Ende gesehen. Ich muss sagen, dass die Erinnerungen an diesen Film eine der Besten im bezug auf Horror waren, die ich bis
vor geraumer Zeit hatte. Dann - vor etwa 4 Jahren - lief dieselbe Verfilmung nochmals im (Spät-)Fernsehen. Seltsamerweise
kamen dieses mal einige Szenen, an die ich mich zu erinnern schien, nicht mehr vor, bzw. waren gänzlich anders, oder kamen
an anderen Stellen vor... Auch das Ende verlief beim zweiten Ansehen anders als erinnert...

Vermutlich hatte ich Ereignisse aus den beiden, z.T. parallel erzählten Zeitlinien miteinander verwechselt...?
Das memorable Ergebnis hatte aber zugegeben was...! :D

Ähnliche Erfahrungen hatte ich noch mit "From Dusk Till Dawn (1996)", "Die Mächte des Wahnsinns (1994),
und im gewissen Rahmen mit "Shining (1980)".


Hatte ihr auch schon derartige Erlebnisse - wenn auch in einem anderen Kontext? Falls ja, um welche Filme handelte es sich
und was glaubt ihr, war die jeweilige Ursache für diese unterschiedliche Wahrnehmung?
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Ich
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Re: Alte Filmerfahrungen neu erlebt?

Beitrag von Ich »

Daimao_Koopa hat geschrieben:... und was glaubt ihr, war die jeweilige Ursache für diese unterschiedliche Wahrnehmung?
1. Im TV schneiden die doch heute schier unendlich viele Szenen raus (das geht z.T. sogar so weit, daß man den Handlungsablauf manchmal nicht mehr richtig nachvollziehen kann).
Hinzu kommt aber auch, daß man den Film trotzdem schon kennt (auch wenn man sich nur rudimentär daran erinnern sollte - er ist für einen selbst nicht wirklich ganz neu).
2. Die ständigen Unterbrechungen durch Werbung - dies war vor laaanger Zeit (man glaubt es kaum!) einmal anders - dürften auch diesbezüglich nicht gerade förderlich wirken.
3. Mit der Zeit verändert man sich bekanntlich (u.U. auch der Geschmack oder ob man den Film z.B. zuletzt als Kind gesehen hat, etc.)...
4. Ist es normal, daß manchmal die Erinnerung ein wenig trügt - alltäglich (wobei der Zeitraum natürlich auch ein wesentlicher Faktor ist).
5. Schaue Ich wirklich kaum noch TV (obwohl Ich dafür zahlen "darf") - womit Ich die ersten beiden Punkte schonmal eliminiert habe!
"Ich bin kein Bekenner, ich bin ein leidenschaftlich beteiligter Betrachter!" (E.v.S.)
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Re: Alte Filmerfahrungen neu erlebt?

Beitrag von Azazel »

Könnte sein, dass da Buch und Film sich im Laufe der Jahre im Gedächtnis verschmolzen haben und deswegen beim erneuten Ansehen die Erinnerung zum Teil auf das Buch und zum Teil auf das erstmalige Sehen des Films zurück gegriffen hat? Ging mir schon so bei Cabal
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gabor
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Re: Alte Filmerfahrungen neu erlebt?

Beitrag von gabor »

Naja,wir werden alle nicht jünger,und so ist es eben ganz normal,dass Dinge,die einem vor 20 Jahren noch fürchterliche Schauer über den Rücken jagden,"plötzlich" ihren Schrecken verlieren.
Ausserdem wird das Empfinden ja durch das Trommelfeuer der diversen Medien nicht gerade geschult.
Es ist zwar idiotisch,aber ich hab mehr als einmal erlebt,dass auf`m Mittelaltermarkt über`n Schaukampf gemeckert wird......weil das eben nicht so aussieht wie bei "300".
Lustig ist in der Hinsicht natürlich der Umstand,dass genau diese Meckerer auf dem Heimweg durch den dunklen Wald recht einfach zu erschrecken sind....
Die Menschen sind eigentlich satt....aber eben nur oberflächlich.
Immer bereit!
Woher soll ich wissen, ob die Vergangenheit keine Fiktion ist, die nur erfunden wurde, um den Zwiespalt zwischen meinen augenblicklichen Sinneswahrnehmungen und meiner Geistesverfassung zu erklären?
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Re: Alte Filmerfahrungen neu erlebt?

Beitrag von Daimao_Koopa »

@Ich:
Gute Beobachtung! Gerade der Punkt bezüglich der, aus diversen Gründen, entfernten Szenen dürfte gerade im Hinblick auf
Horrorfilme der wesentlichste sein. Einerseits scheinen die Darstellungen von Gewalt auch in Horrorfilmen immer extremer
zu werden (obwohl per se nicht wirklich nötig - aber könnte das absolute Gegenteil annehmen, wenn man sich den Großteil
der neueren Filme ansieht), aber andererseits nimmt die Datenverstümmelung immer weiter zu...

Eigentlich müsste man meinen, dass solche Filme (die meistens ohnehin schon ab 18 sind und nach Mitternacht laufen) schon an
das Zielpublikum angepasst sind, aber... nunja. Zum Teil gibt es da ja recht unsinnige "Cuts", wie z.B. in Resident Evil 2. Ich dachte
den Film schon zu kennen, aber seltsamerweise taucht in diesem Film, während einer Szene in einer Kirche in der Normalfassung,
plötzlich ein Priester auf, der die gute Alice davon abhält seine zombifizierte Schwester zu "töten".
In der ungeschnittenen Fassung, die scheinbar nur nach 24 Uhr läuft, taucht dieser Priester schon während der ersten Szene auf, in
der die Gruppe die Kirche betritt. In dieser Szene wird auch der bezug des Priesters zu der zombifizierten Frau erklärt. Warum also
sollte man so eine (eher) sinnvolle Szene rausschneiden? :denk:

Ist jetzt nur ein Beispiel von vielen, aber ich denke, du verstehst worum es mir geht.

Was Werbung und deren Länge betrifft, gibt es diverse Mittel dagegen. Neben Um- und Abschalten hilft auch Gedankenleere. ;)

@Aza:
Auch ein guter Punkt! Der Unterschied zwischen Buch und Verfilmung scheint vielen Anhängern verschiedenster Genres ein echter
Dorn im Auge zu sein. Das hat, glaube ich, viel damit zu tun, mit welchem Informationsmedium man aufgewachsen ist. Dem Film
fehlt meist die gedanklich-emotionale Tiefe und dem Buch die klaren Eindrücke... Trotzdem; im bezug auf die Handlung kann es
gerade wenn Autor und Regisseur zwei unterschiedliche Personen sind, einige (z.T.) grundlegende Unterschiede geben.
Das ist mir z.B. im Fall von "The Shining" klar geworden. Für King war der Unterschied zu seinem Roman sogar so groß, dass er
selbst eine Neuverfilmung in Angriff nahm...
gabor hat geschrieben: Es ist zwar idiotisch,aber ich hab mehr als einmal erlebt,dass auf`m Mittelaltermarkt über`n Schaukampf gemeckert wird......weil das eben nicht so aussieht wie bei "300".
Ernsthaft!? Was fehlte ihnen denn...? Die Zeitlupen? Oder vielleicht die übermäßig blutenden Wunden? >:->
gabor hat geschrieben:Die Menschen sind eigentlich satt....aber eben nur oberflächlich.
Unabhängig vom eigentlichen Zusammenhang, ist das mMn noch eine weitere mögliche Ursache für solche Erfahrungen, die wir hier
umschreiben. Ich kann aus eigener Erfahung bestätigen, dass sich viele Menschen heutzutage Horrorfilme nur noch aus purer Lange-
weile "reinziehen". Logisch dass dann auch die Erinnerung an das Gesehene eventuell nicht die beste ist!
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Keeper
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Re: Alte Filmerfahrungen neu erlebt?

Beitrag von Keeper »

Ein Interessantes Thema Koopa.

Solch große Lücken wie du sie hier schilderst, das sogar das Ende anders war genommen wurde, hatte ich nicht.
Bezüglich das Filme, besonders ältere die man sich heute erneut an schaut Scenen fehlen, vermischt sind oder sogar neue Inhalte hinzugefügt wurden, kann ich nur bestätigen.

Schau dir doch einfach mal diesen Link an, es reicht wenn du dir den Ersten Teil anschaust der Terminator reihe.
http://www.schnittberichte.com/schnittb ... php?ID=109

Schau dir einfach die aufgeführten Sender an, z.b Pro7 FSK16 Fassung.
Es fehlt einiges und die Uhrzeit, FSK18 ja sogar das Uncut muss nichts bedeuten... trotzdem wird gerne am Film Material geschnippelt.

Der größte und erste richtige Schock den du selbst erwähnst, hatte ich beim Film Starship Troopers. Ich hatte den damals im Kino gesehen, Jahre später beim Freund auf Sky, auch FSK18, es war der Wahnsinn, nicht zu beschreiben.
Vieles ergab bereits keinen Sinn mehr, da sogar für Story wichtige Scenen und Dialoge fehlten.

Beispiel: (Der Held im Film soll wegen eines Vergehens verursacht bei einem Militär Manöver ausgepeitscht werden, darauf hin will er verärgert und deprimiert das Camp verlassen)
Meine Sky Version (Das vergehen wurde ausgeblendet, sogar die Dialoge samt auspeitschen, er verließ einfach Sauer das Camp quasi ohne Grund, wenn man keine Vorkenntnisse hätte :au:

Was Buch und Film angeht, ich sag nur Herr der Ringe und verbleibe ohne Worte... :har:
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Azazel
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Re: Alte Filmerfahrungen neu erlebt?

Beitrag von Azazel »

ich denke, dass es weniger daran liegt mit welchem Medium man aufgewachsen ist, sondern am sog. Kopfkino - liest man zuerst das Buch, hat man gewisse Vorstellungen von Personen, Szenarien etc. - die können natürlich im Film so nicht sein und man ist enttäuscht - umgekehrt, hat man zuerst den Film gesehen, dann gibt es das Kopfkino im Grunde nicht mehr, da man ja bereits die Personen und Szenarien gesehen hat und somit das Buch einen Teil seines Reizes einbüßt.
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Tyger
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Re: Alte Filmerfahrungen neu erlebt?

Beitrag von Tyger »

Ich kenne das und hatte selbst schon Momente, in denen ich an den einfachen Erklärungen wie Schnitt und verfälschte Erinnerungen gezweifelt habe. Wenn z.B. bei einem Film, den ich erst vor wenigen Jahren gesehen hatte (im konkreten Fall z.B. Dark City) einige Szenen einfach ganz anders zu sein schienen. Vielleicht liegt es ja auch daran, dass die Vergangenheit nicht stabil ist und wir unmerklich von einer Weltlinie zur anderen wandern ... :mad:
Wenn es wirklich lange her ist, merkt man beim nochmaligen Anschauen auch, wie sich die persönliche Wahrnehmung und die eigenen Ansprüche verändert haben. Kennt noch jemand die alte Fernsehserie Timetunnel? Oder die australische Serie mit dem Känguruh Skippy? In einem sehr zarten Alter habe ich die Serien gesehen und war total begeistert davon - und als sie dann vor ein paar Jahren nochmal auf irgendeinem Sender liefen, war ich entsetzt, wie unglaublich schlecht die waren.
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Azazel
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Re: Alte Filmerfahrungen neu erlebt?

Beitrag von Azazel »

das kenne ich auch mit einigen Filmen und Serien aus früheren Zeiten
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Thefalus
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Re: Alte Filmerfahrungen neu erlebt?

Beitrag von Thefalus »

Da gibt es zum Einen das Jamais-Vu Erlebnis. Filmszenen (oder auch Musikpassagen), die einem - obwohl bekannt - plötzlich völlig fremd vorkommen. Mit zunehmendem Alter (und davon bin ich betroffen) kommt die Kryptomnesie ins Spiel und damit das unvergleichlich geile Gefühl was man haben kann, wenn man irgendwann einmal bemerkt, daß man sich selbst plagiiert hat. :lol:

Allerdings werden Musik und Film bei Neuauflagen tatsächlich oft "geschönt", nach Marketingvorgaben neu geschnitten, remastered - und mitunter völlig und bis zur Unkenntlickeit verhunzt. So habe ich hier zwei Musikaufnahmen, eine originale Vinylaufnahme der Filmmusik von Easy Rider, als Teenie damals stolz im Post Exchange (PX) der USAF erstanden - und eine gottverdammte neue CD mit angeblichen "Originaltracks" . Ich könnt mich einfach nur aufregen, sowas ist Blasphemie! :let's rock:

Man sagt: The first cut is the deepest! Und das ist wohl auch so. So wie es damals war, genau so will ich es wiederhaben! Aber wie war es damals wirklich? Hm. Unsere Träume ändern unsere Erinnerungen manchmal durch Umschreiben unserer Geschichte (Change History). Das ist Psychohygiene und tritt dann oft auf, wenn man Scheiße erlebt hat. Vielleicht bedeutet ein Horrorfilm - im zarten Teeniealter gesehen - psychische Scheiße, die mittels Change History bearbeitet werden muß? Kann sein, ich weiß es nicht.

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Daimao_Koopa
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Re: Alte Filmerfahrungen neu erlebt?

Beitrag von Daimao_Koopa »

@Tyger:
Gute Idee! Gerade die eigenen Ansprüche - bedingt durch den (steigenden) Wissensstand - spielen hier mMn eine nicht zu
unterschätzende Rolle. Was ich damit meine? Ganz einfach die Art und Weise, wie man erlebten Eindrücken begegnet.
Erziehung und Sozialisation (in denen der Staat eine immer größer werdende Rolle spielt) tun ihr bestes, um unseren Blick
auf die Dinge, die Welt zu bieten hat, zu beeinflussen. Je nach Erfahrungsstand und Intensität der äußeren Einflüsse,
nehmen wir die Eindrücke, die auf uns zukommen, mehr oder weniger "rein" wahr. Nicht umsonst haben Kinder, die noch
relativ frei von weltlichen Manipulationen sind, oftmals den klarsten Blick auf die Dinge ihrer Erfahrungswelt.

Die Frage wäre nun - bezüglich des Falls, in dem man bestimmte Dinge aufgrund der eigenen Ansprüche verschmäht oder
einfach nicht mehr ansprechend findet - ob diese Abneigung gegen das Erlebte wirklich auf einem erweiterten Wissens-
stand basiert, oder doch nicht nur auf "von Außen suggerierten Dogmen"...!

Kurz gesagt: Finde ich "Die Sendung mit der Maus" deswegen nicht mehr ansprechend, weil mir die darin erklärten Inhalte bereits
bekannt sind, oder finde ich sie nur deswegen nicht mehr interessant, weil man mir über lange Zeit geschickt eingeflößt hat, dass
"Die Sendung mit der Maus" nur was für Vorschüler ist? :D Eine wirklich wichtige Frage, wie ich finde!


Abgesehen vom bezug auf Film- und Fernsehinhalte, wäre es sicherlich auch interessant darüber nach zu denken, inwiefern
wir uns durch unseren allgemeinen (Wissens-)Anspruch beeinflussen lassen, bzw. uns selbst beeinflussen und Steine in den
Weg legen? Stehen wir uns durch unser (mehr oder weniger selbst erarbeitetes) Selbstverständnis wohlmöglich oftmals viel
mehr im Weg, alsdass wir uns dadurch zu neuen Höhen aufschwingen?

Ist sich z.B. der erleuchtete, dreiunddreißig mal größere Superalchemist wirklich so sicher, dass seine Aufmerksamkeit keiner
weltlichen Belangen mehr wert ist? ...Obwohl er sein allgemeines Verhältnis zum Blei nie wirklich hinterfragt hat...? ;)
Kennen wir die Basis unserer Existenz und unseres Wissens wirklich so gut, wie wir meinen? Oder ist all das nur auf den Dogmen
der entsprechenden Gesellschaft gewachsen...?
Grundsätzlich sollte das jeder für sich selbst erkunden, aber wer will, kann trotzdem etwas dazu sagen! :)
Thefalus hat geschrieben:Unsere Träume ändern unsere Erinnerungen manchmal durch Umschreiben unserer Geschichte (Change History). Das ist Psychohygiene und tritt dann oft auf, wenn man Scheiße erlebt hat.
Ich denke, dass es an dieser Stelle auch wichtig wäre zu hinterfragen, welche Dinge man als "Scheiße" klassifizieren kann. Angst ist nämlich
erlernbar - und dadurch auch durch Erziehung übertragbar. In buddhistischen Ländern dürften selbst kleine Kinder keine wirkliche Angst vor
dem Tod haben, da der Tod in einem solchen Umfeld keine negative Rolle zugewiesen bekommt.

Demnach würde ich nicht unbedingt davon ausgehen, dass z.B. die Inhalte von Horrorfilmen notwendig zu den Erfahrungen gehören, die man
verdrängt. Für manch einen (dazu gehört dann auch das Unterbewusstsein, weil wandelbar) mag ein formloser Dämon in Gestalt eines Clowns
sicherlich ein Grund sein Coulrophobie zu entwickeln, aber für jemand anderen ist eine solche Gestalt wohlmöglich einfach nur faszinierend.

Dinge, die Schockmomente (Stress) mit sich bringen, oder einfach tief in der menschlichen Natur verwurzelt sind (Angst vor Dunkelheit)
klammere ich dabei aber bewusst aus, denn solche Einflüsse "sozialisieren" per se.
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Ich
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Re: Alte Filmerfahrungen neu erlebt?

Beitrag von Ich »

Tja, Ich denke, daß es sich hierbei um einen individuellen Mix handelt, indem alle von Dir genannten Punkte - jeweils mehr oder weniger - (mit) eine Rolle spielen und dies in der Tat dann wohl zumeist unbewußt geschieht. EIn wie auch immer geartetes Dogma z.B. muß man ja auch erst einmal selbst emotional annehmen (oder ablehnen), damit es entsprechend wirken kann...
Es in der Realität jeweils schwierig zu bestimmen, aus welchen Bestandteilen sich das, was wir z.B. bei Filmen als "Geschmack" bezeichnen, wirklich zusammensetzt bzw. welche(r) der o.g. Punkte dabei jeweils maßgeblich ist. Man könnte es auch Ein-stell-ung nennen etc. (je nach Geschmack ;) ). Das ganze beruht meiner Meinung nach zumeist also auch eher auf Gefühlen/Emotionalität und nicht auf dem häufig so vielgepriesenen Intellekt (wie es ja eigentlich auch für das gesamte Leben überhaupt gilt).

Eigentlich nix neues... Oder doch? :denk:
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Re: Alte Filmerfahrungen neu erlebt?

Beitrag von Thefalus »

Daimao_Koopa hat geschrieben: Ich denke, dass es an dieser Stelle auch wichtig wäre zu hinterfragen, welche Dinge man als "Scheiße" klassifizieren kann.
Das häufigste Konzept moderner Horrorliteratur hat Stephen King so formuliert: “I think that we're all mentally ill. Those of us outside the asylums only hide it a little better - and maybe not all that much better after all.”
Horror in der Fiktion beschreibt demnach (mitunter schwere) Geisteskrankheiten aus der Betroffenheitsperspektive - und ich bin immer wieder überrascht wie originalgetreu der Wahn dargestellt wird. Im Grunde ist das also Forensik, nur der Durchschnittskonsument erkennt die dargestellten Krankeiten nicht. Wie sollte er auch? Ist ja nicht jeder ein Psychiater.

Wenn in einem Film eine schwere Geistesstörung nachfühlbar vorgespielt wird (und das wird sie in vielen Horrorstreifen), dann ist man mit der Tatsache konfrontiert, daß die Strategien des Wahns sehr lukrativ für die menschliche Psyche sein können. So lukrativ, daß einem zum Beispiel Szenen nicht mehr aus dem Kopf gehen (can't unsee!) usw.
Davon sind normalerweise Therapeuten betroffen, sie benötigen daher i.a.R. eine Supervision, um sicherzustellen, daß sie sich nicht mit Strategien des Wahnsinns "angesteckt" haben. Hat man sich angesteckt, dann erkennt das (gesunde) psychische System die Strategie des Wahns (auch "Scheiße" genannt) und eliminiert sie (zum Beispiel im Albtraum).

"Scheiße" nenne ich also attraktive Strategien des Wahnsinns, die durch Fiktion suggeriert werden.

Bei "ES" ist es so, daß ein psychisches System, daß Kindern beim Sterben hilft (Woher weiß der King das? Ich weiß es aus meinem Praktikum an einem Kinderhospiz.) umgedeutet wird. Die psychische Kinder-Sterbehilfe wird zu einem (potentiellen) Kinder-Mörder umgeschrieben. Der Horror, die Angst entstammt also einer Lüge, einer falschen Behauptung. Und sowas kennen wir aus dem Aberglauben und damit verbundenen Ängsten. Das ist also die "Scheiße", die wieder gerade gerückt werden muß. Werden solche Verdrehtheiten mit forensicher Gewaltdarstellung verknüpft, dann kann ich mir sehr gut vorstellen, daß ein junges System die Wahrnehmung komplett vom Haken nimmt.

Ein Beispiel: Ein älteres Ehepaar hatte die kleinen Enkelkinder zu Besuch. Am Abend - als die Kleinen im Bett waren - hatte das lebenslustige Paar es sich bei einem Pornofim gemütlich gemacht. Groß war das Entsetzen der Oma, als sie am nächsten Morgen ins Wohnzimmer kam. Die Kiddies spielten mit Playmobilfiguren während im Hintergrund der Porno aufgelegt war. Aber keines der Kinder guckte hin! Auf die vorsichtige Frage, was das für ein Film sei, kam die lakonische Antwort: Langweilig! Die Kinder hatten die gefundene Porno-Disk eingeschoben und alles was da lief komplett ausgeblendet! - Und das meinte ich mit Überforderung: Die Wahrnehmung wird zum Teil ausgeblendet, ähnlich wie bei einem Vexierbild, wird nur das gesehen, was das System verträgt.

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Re: Alte Filmerfahrungen neu erlebt?

Beitrag von Lord Keks »

Ich sag jetzt nur Silent Hill ;)
Als 8-Jähiger der am frühen morgen Krank auf dem Sofa allein zu Haus auf Sky diesen Film schaut, is das was im Kopf ankommt ne Version, die nichmal was für erwachsene is, die gegen Horror imun is :D

Beim 2. guggen im späteren alter (glaubs 11 oder 12)
Erkannte ich die Story, den Sinn dahinter.
Und yoa, jetzt isses nichmehr Angsteinflössend :D

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Re: Alte Filmerfahrungen neu erlebt?

Beitrag von Tyger »

Daimao_Koopa hat geschrieben:@Tyger:
Die Frage wäre nun - bezüglich des Falls, in dem man bestimmte Dinge aufgrund der eigenen Ansprüche verschmäht oder
einfach nicht mehr ansprechend findet - ob diese Abneigung gegen das Erlebte wirklich auf einem erweiterten Wissens-
stand basiert, oder doch nicht nur auf "von Außen suggerierten Dogmen"...!

Kurz gesagt: Finde ich "Die Sendung mit der Maus" deswegen nicht mehr ansprechend, weil mir die darin erklärten Inhalte bereits
bekannt sind, oder finde ich sie nur deswegen nicht mehr interessant, weil man mir über lange Zeit geschickt eingeflößt hat, dass
"Die Sendung mit der Maus" nur was für Vorschüler ist? :D Eine wirklich wichtige Frage, wie ich finde!
Ich glaube, so verbogen bin ich da nicht. Die Serien, die ich meinte, waren einfach nur billig und schlecht gemacht, Nonsens mit miesen Dialogen usw.
Die Sendung mit der Maus finde ich auch heute noch richtig gut, gerade deshalb, weil sie nicht so pseudo-kindgerecht und penetrant lehrreich daherkommt wie die Sesamstraße (die ich als Kind schon gar nicht mochte), sondern irgendwie 'einfach so', Sachen drin hat, die wirklich gefallen (Ja, Shawn the Sheep z.B. mag ich auch als Erwachsener!) originell ist und dabei trotzdem Wissen vermittelt.
Aber da Du das Thema ansprichst - ja, es gibt Fernsehserien, die von der Machart her gar nicht mal so schlecht sind, aber die ich genau deswegen zu hassen gelernt habe, weil ich zunehmend geblickt habe, wie verlogen und manipulativ sie sind. So ziemlich das Schlimmste überhaupt sind all diese pseudorealistischen Vorabend-Krimiserien, von denen viele Menschen allen Ernstes glauben, sie hätten tatsächlich irgendwelche Ähnlichkeiten mit dem wirklichen Leben, einfach nur deshalb, weil sie den Müll Abend für Abend in die Birne geknallt kriegen.
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Re: Alte Filmerfahrungen neu erlebt?

Beitrag von gabor »

Es geht aber auch anders......das Filmmaterial muss nur ausreichend alt sein,damit(je nach Sendezeit)nicht mit der Schere dazwischengeschnippelt wird.
Neulich kam "Tarantula"....ein Film der mir als Kind doch gehörig Angst gemacht hat.(nicht die Spinne fand ich gruselig.....eher den derformierten Professor).....und er war nach meinem Empfinden komplett.
Und an alle,die von einer Fernsehübertragung bös enttäuscht sind......einfach auf QVC umschalten...die sind(unfreiwillig??)so komisch/blöde,dass es schon wieder lustig ist!!!!
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Re: Alte Filmerfahrungen neu erlebt?

Beitrag von Thefalus »

gabor hat geschrieben:...einfach auf QVC umschalten...
Horror pur!! :lol:

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Re: Alte Filmerfahrungen neu erlebt?

Beitrag von Daimao_Koopa »

Ich hat geschrieben:EIn wie auch immer geartetes Dogma z.B. muß man ja auch erst einmal selbst emotional annehmen (oder ablehnen), damit es entsprechend wirken kann...
An sich schon, aber dieses Dogma, von dem ich spreche, wirkt vermittelt über Eltern und Erzieher auf die Kinder.
Dadurch hat das Dogma der altersgerechten Interessen, Meinungen, und Verhaltensweisen auch auf unbedarfte Kinder
eine Wirkung. Auf dieselbe Art werdem z.B. auch Ängste, Wünsche, und Ideale ganz allgemein vermittelt.

Diese Scheiße wirkt auf uns, bevor wir uns überhaupt dagegen wehren konnten. Wehrt man sich im Alter dann dagegen,
wird man als Abweichler, Soziopath, Psychopath abgestempelt. Emotionen spielen hierbei auch eine Rolle - eine sehr große
sogar! In welcher Intensität sich diese unterbewusste Manipulation auswirkt, kann ich allerdings nicht genau sagen.
Dass Sie Auswirkungen hat - und diese mit Erfolg - beweist doch alleine schon die Art, wie die Allgemeinheit mit Ausnahmen
und Abweichung von erwarteten Interessen umgeht, oder?

Neu ist diese Erkenntnis keinesfalls...
Thefalus hat geschrieben:Horror in der Fiktion beschreibt demnach (mitunter schwere) Geisteskrankheiten aus der Betroffenheitsperspektive - und ich bin immer wieder überrascht wie originalgetreu der Wahn dargestellt wird. Im Grunde ist das also Forensik, nur der Durchschnittskonsument erkennt die dargestellten Krankeiten nicht. Wie sollte er auch? Ist ja nicht jeder ein Psychiater.
Eine wirklich tolle Interpretation! ;) Wobei ich nicht ganz glaube, dass hier tatsächliche Krankheitsbilder reproduziert werden.
Abgesehen davon, dass Wahnsinn an sich nichts Krankes hat, glaube ich kaum, dass er - entgegen seiner Natur - derart strukturiert
agieren würde und sich in festgelegten Mustern zeigt.

Ich glaube vielmehr (wenn man nach deiner Definition geht), dass der betrachtende Psychologe, dank seiner Ausbildung, das Gesehene
in ihm bekannte Muster presst, um seine Existenz als "wichtiger" Teil der Gesellschaft rechtfertigen zu können. Ich bezweifle nicht, dass
Horrorfilme Geisteskrankheiten darstellen können, aber wenn man (entgegen der Intention) etwas in eine Sache hinein interpretiert,
dann ist das der eigentliche Wahnsinn.
Thefalus hat geschrieben:Wenn in einem Film eine schwere Geistesstörung nachfühlbar vorgespielt wird (und das wird sie in vielen Horrorstreifen), dann ist man mit der Tatsache konfrontiert, daß die Strategien des Wahns sehr lukrativ für die menschliche Psyche sein können. So lukrativ, daß einem zum Beispiel Szenen nicht mehr aus dem Kopf gehen (can't unsee!) usw.
Diese Analogie gilt dann aber auch nur in solchen Filmen, die bestimmte Geistesstörungen als vorbestimmtes Paradigma besitzen, oder?
Thefalus hat geschrieben:Davon sind normalerweise Therapeuten betroffen, sie benötigen daher i.a.R. eine Supervision, um sicherzustellen, daß sie sich nicht mit Strategien des Wahnsinns "angesteckt" haben. Hat man sich angesteckt, dann erkennt das (gesunde) psychische System die Strategie des Wahns (auch "Scheiße" genannt) und eliminiert sie (zum Beispiel im Albtraum).
Nennt man das in der Psychologie nicht "Verleugnung der Realität"? :lol: So etwas kann mitunter schwere emotionale Schäden nach
sich ziehen... Wobei man in diesem Fall von Glück reden kann, dass diese Art der "Realitätsflucht" kein notwendiger Vorgang ist, den
das Unterbewusstsein ohne äußeren Einfluss von alleine ausführt!

Das bedeutet, bewusst unbewusst verdrängt wird nur, was als Wahnsinn, bzw. Non-Konsens bekannt und definiert ist.
Demnach könnten auch die beiden Kinder, um dein Beispiel auf zu greifen, den Porno nur als solchen "verdrängen", wenn
sie die gezeigten Handlungen mit negativen Erinnerungen in Verbindung bringen würden. Andernfalls handelt es sich nur
um bloße Nichtreaktion durch schiere Unkenntnis des Objekts.

Wenn mir der Iraner seine Schuhe entgegenwirft und ich nicht mit den Regeln des iranischen Sozialverhaltens vertraut bin,
dann kann ich in der Aktion des Saboteurs höchstens erkennen, dass er entweder seine Schuhe nicht mehr haben will, oder
mir Leid zufügen wollte. Unkenntnis ist keine Verdrängung.
Thefalus hat geschrieben:Bei "ES" ist es so, daß ein psychisches System, daß Kindern beim Sterben hilft (Woher weiß der King das? Ich weiß es aus meinem Praktikum an einem Kinderhospiz.) umgedeutet wird. Die psychische Kinder-Sterbehilfe wird zu einem (potentiellen) Kinder-Mörder umgeschrieben. Der Horror, die Angst entstammt also einer Lüge, einer falschen Behauptung. Und sowas kennen wir aus dem Aberglauben und damit verbundenen Ängsten. Das ist also die "Scheiße", die wieder gerade gerückt werden muß. Werden solche Verdrehtheiten mit forensicher Gewaltdarstellung verknüpft, dann kann ich mir sehr gut vorstellen, daß ein junges System die Wahrnehmung komplett vom Haken nimmt.
Ähm... "ES" stellt nur einen Clown dar. In Wahrheit ist es etwas ganz anderes: formloser Schrecken. Dieser wiederum ist weder ein psychisches System,
noch eine Form von Aberglaube (Angst ist, obwohl ein Gefühl und gerade weil ein Gefühl, sehr real). Die Argumentation an sich macht, wenn sie in den
Rahmen passt, jedoch viel Sinn! Wenn es um Aliens, Mutanten, etc. geht, dann kann eine derartige Säuberung der Gedanken durchaus in Kraft treten.

Ansonsten - gerade wenn es um Dämonen geht! - leider nicht...
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Daimao_Koopa
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Re: Alte Filmerfahrungen neu erlebt?

Beitrag von Daimao_Koopa »

Lord Keks hat geschrieben:Beim 2. guggen im späteren alter (glaubs 11 oder 12)
Erkannte ich die Story, den Sinn dahinter.
Das ist interessant. Der Horror kam beim ersten mal also daher, dass du die Bilder in keinen Zusammenhang
bringen konntest... Das erklärt dann wohl auch, warum viele Menschen so extrem auf sinnlose Gewalt reagieren.

Hm... Ich glaube, dass Sinnlosigkeit deswegen eine so effektive Basis für Horrorfilme liefert, weil sie den
zumeist menschlichen Zuschauer an die (grundlegende) Sinnlosigkeit seiner eigenen Existenz erinnert...

Aber um nochmal auf das Thema zurück zu kommen, das an was du dich erinnert hattest, kam im Film vor?
Oder hattest du, vermutlich durch das fehlende Verständnis, etwas dazu gedacht? Wenn ja, glaubst du, dass
diese geistigen Zusätze deiner Angst geschuldet waren, oder doch etwas anderem?

@Tyger:
Nur um eventuelle Missverständnisse zu vermeiden, meine Fragestellung bezüglich der geistigen Haltung war nicht
speziell auf dich bezogen. ;) Danke aber, dass du darauf eingegangen bist!

Hmm, ich weiß was du meinst! Diese "originalgetreuen" Kriminalfälle, denen es u.a. zu zuschreiben ist, dass alle ungewohnt
aussehenden Menschen potentielle Psychos und Mörder sind. Die echten Mörder sind für solche Klischees sicher sehr dankbar. >:->
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Re: Alte Filmerfahrungen neu erlebt?

Beitrag von Thefalus »

Daimao Koopa hat geschrieben:Abgesehen davon, dass Wahnsinn an sich nichts Krankes hat...
Das ist doch Wahnsinn! :D

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Re: Alte Filmerfahrungen neu erlebt?

Beitrag von Ich »

Daimao_Koopa hat geschrieben:
Ich hat geschrieben:EIn wie auch immer geartetes Dogma z.B. muß man ja auch erst einmal selbst emotional annehmen (oder ablehnen), damit es entsprechend wirken kann...
An sich schon, aber dieses Dogma, von dem ich spreche, wirkt vermittelt über Eltern und Erzieher auf die Kinder. Dadurch hat das Dogma der altersgerechten Interessen, Meinungen, und Verhaltensweisen auch auf unbedarfte Kinder eine Wirkung. Auf dieselbe Art werdem z.B. auch Ängste, Wünsche, und Ideale ganz allgemein vermittelt.

Diese Scheiße wirkt auf uns, bevor wir uns überhaupt dagegen wehren konnten. Wehrt man sich im Alter dann dagegen, wird man als Abweichler, Soziopath, Psychopath abgestempelt. Emotionen spielen hierbei auch eine Rolle - eine sehr große sogar! In welcher Intensität sich diese unterbewusste Manipulation auswirkt, kann ich allerdings nicht genau sagen. ...
Die Kernfrage lautet hier wohl eher (egal ob als Kind oder Erwachsener!), ob und ggfs. inwiefern man sich überhaupt dagegen wehren kann - sofern man dies als sinvoll betrachtet (falls letzteres der Fall sollte, worauf beruht dann wiederum diese Haltung eigentlich jeweils genau? ;) ).

Mein Fazit dazu: Natürlich ist niemand davor gefeit! Es bestehen diesbezüglich höchstens gewisse graduelle Unterschiede zwischen den Individuen (wenigstens etwas), aber das war' s dann auch schon (nebenbei noch ein kleines Stichwort an dieser Stelle: Interaktion). Damit dürfte wohl auch meine persönliche Ansicht zu der von Dir erwähnten Intensität in diesem Kontext deutlich geworden sein...


Frage an alle: Seht Ihr das anders? Wenn ja, warum?


Nachtrag: Habe diesen Beitrag gerade aus Versehen ein wenig verhunzt, da Ich auf "Edit" statt auf "Antworten" gegangen bin :rolleyes: :au: - Hoffe aber, daß Ich es doch wieder hinbiegen konnte.
Zuletzt geändert von Ich am 30. Mär 2013 21:06, insgesamt 4-mal geändert.
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Re: Alte Filmerfahrungen neu erlebt?

Beitrag von Thefalus »

Ich hat geschrieben:Frage an alle: Seht Ihr das anders? Wenn ja, warum?
Ich weiß nicht, ob wir noch über dieselbe Sache reden, aber: Wenn ein Mensch - egal wie alt - der Manifestation einer externen Geistestörung begegnet, dann bedeutet das in sich schon einen Grusel. Dieser Grusel hat meiner Meinung nach einen ähnlichen Effekt wie Scheißegeruch, der einen ekelt: Man flüchtet, man hält instinktiv Abstand. Eben weil Geisteskrankeiten auf ihre subtile Art ansteckend sind, macht das schon Sinn. Aber auch, weil Geisteskranke sehr gefährlich (weil aggressiv) werden können und auch weil man ihre Strategien nicht gut durchschauen kann. Dieser Instinkt wirkt also wie ein Vorurteil, man geht sehr schnell auf Distanz, wen man keine Erfahrung hat.

Die Traumatisierung, die von gewalttätigen Horrorfilmen ausgehen kann, ist ansonsten sehr gut erforscht. Faustregel: Wer sich das freiwillig antut, mit Freunden oder alleine, wer also stets die Kontrolle behält, der hat nichts zu befürchten. Wer sich drängen läßt, wer gegen sein Gefühl, gegen seinen Ekel und gegen seine Abscheu sich diesem Material aussetzt, muß dagegen mit teils schwerer Traumatisierung rechnen. Es ist also extrem wichtig, sich gegen diesbezüglichen Gruppendruck zu wehren.

Das alles geschieht, so glaube ich, jenseits von Gesellschaftskonventionen. Es gibt keine Gesellschaft, die den Geruch von Scheiße und Pestilenz attraktiv findet. Was es aber gibt, das sind Individuuen, die eine spezielle Attraktivität darin finden können. Eine Psychopathia Sexualis ist das aber nicht per se, allenfalls eine sexuelle Divergenz.

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Re: Alte Filmerfahrungen neu erlebt?

Beitrag von Ich »

Thefalus hat geschrieben:Ich weiß nicht, ob wir noch über dieselbe Sache reden ...
Hm... :denk: Offengestanden weiß Ich das gerade auch nicht: Ich meinte das oben ganz grundsätzlich, jeden Lebensbereich (einschließlich eigener Schlußfolgerungen etc.) betreffend.
Warum assoziierst Du das jetzt hier u.a. ausgerechnet mit "Geisteskrankheiten", "gewalttätigen Horrorfilmen" und damit einhergehenden (wie auch immer gearteten) "sexuellen Divergenzen"? :???:
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Re: Alte Filmerfahrungen neu erlebt?

Beitrag von Tyger »

Ich bin mir hier ziemlich sicher, dass wir nicht mehr über das Gleiche sprechen. Es geht hier nicht um Scheiße, die jeder von sich aus eklig findet, und in der man sich vielleicht nur herumwälzt, wenn es einem um Grenzerfahrungen, Tabubrüche oder den besonderen Kick geht, sondern es geht um die vergifteten Süßigkeiten, die der Mensch beständig aufgedrängt kriegt und deren Giftigkeit die wenigsten erkennen, weil sie doch so lecker scheinen.
Ich hat geschrieben: Frage an alle: Seht Ihr das anders? Wenn ja, warum?
Ja, das sehe ich anders. Als erwachsener Mensch hat man die Möglichkeit, so etwas zu erkennen und sich zumindest in einem gewissen Maße davor zu schützen. Zum Beispiel, indem man wenigstens nicht vor dem Fernseher einschläft oder sich vom Radio wecken lässt, damit einen der Mist nicht auch noch in hypnagogen Zuständen erwischt. Im Wachzustand ist auch das Erkennen selbst schon ein gewisser Schutz.
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Re: Alte Filmerfahrungen neu erlebt?

Beitrag von Ich »

Tyger hat geschrieben:Ja, das sehe ich anders.
Abwarten, dessen bin Ich mir nämlich noch nicht ganz so sicher:
Ich hat geschrieben:... und ggfs. inwiefern man sich überhaupt dagegen wehren kann ...

Mein Fazit dazu: Natürlich ist niemand davor gefeit! Es bestehen diesbezüglich höchstens gewisse graduelle Unterschiede zwischen den Individuen (wenigstens etwas), aber das war' s dann auch schon.
Tyger hat geschrieben:Ja, das sehe ich anders. Als erwachsener Mensch hat man die Möglichkeit, so etwas zu erkennen und sich zumindest in einem gewissen Maße davor zu schützen.
Aber erstmal danke für die Antworten. ;)
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