Von der Traummagie

Magie, Dämonologie, Traumdeutung, Tarot, Astrologie

Moderator: cool_orb

Antworten
Benutzeravatar
Thefalus
Beiträge: 3252
Registriert: 19. Sep 2011 14:09
Wohnort: ἰατρέ, θεράπευσον σεαυτόν
Kontaktdaten:

Re: Von der Traummagie

Beitrag von Thefalus »

Rikki hat geschrieben:
Thefalus hat geschrieben:Weiterhin halte ich den Hinweis auf notwendige Glaubenssätze im magischen Kontext für einen Allgemeinplatz. In keinster Weise gehen durch Glaubenssätze magische Wirkungen verloren oder würden sich auf kurzzeitige Effekte reduzieren.
Die Stärke und der Reiz der Magie haben für mich immer darin bestanden, dass sie - zumindest prinzipiell - in der Lage ist, Glaubenssätze zu transzendieren, BTW ohne das chaosmagische Austauschen von Glaubenssätzen zu benötigen. Glaubenssätze sind im magischen Kontext eben nicht immer notwendig. Sie sind einfach nur üblich und verbreitet, eben wegen ihrer praktischen Wirksamkeit. Die Wirksamkeit von Glaubenssätzen endet dort, wo es um sie selbst und ihre eigene Überschreitung geht.

Es gibt Weniges, das in der Lage ist, Glaubenssätze zu transzendieren. Was ich zuvor geschrieben habe, bedeutete - noch einmal anders und vielleicht klarer gesagt - : Träume haben das Potential, Glaubenssätze und Denksysteme zu transzendieren. Sie haben dies Potential aber nur dann, wenn man sie ihrerseits eben nicht einem oder mehreren Glaubenssystemen unterwirft. Träume sind ein Bereich, in welchem die Glaubenssysteme selbst miteinander in Kontakt und Austausch treten und sich wandeln können.

Es ist einfach bedauerlich, wenn dieses Verhältnis umgekehrt wird, also wenn dieses Potential der Träume dadurch in den Hintergrund gedrängt wird, dass umgekehrt bestimmte Glaubenssysteme vorausgesetzt werden. Eben das aber klingt in vielen deiner Darstellungen zur Traummagie an. So manches bewegt sich da viel näher an einem religiösen, als an einem magischen Ansatz. Und auch die von dir in deiner letzten Antwort formulierte Ablösung der Materie, des Körperlichen vom Bereich des Unbewussten bewegt sich in der Tradition der Religionen, welche den Körper nur als Vehikel oder Verbindung auf dem Weg zum Göttlichen betrachten, nicht aber als Teil des Göttlichen (oder des Ganzen oder des Alles oder oder...) selbst.

Rikki
Einen religiösen Anspruch habe ich sicherlich nicht, ehrlich gesagt, ich mag religiöses Getue nicht sonderlich, empfinde aber auch Atheisten schon wieder als zu verkrampft. Das Potential der Traummagie steht sowieso über solchen Kategorien, es ist ja gerade das Spannende daran, Neues für sich zu entdecken. Aber ja, Traummagie streift natürlich auch Teile verschiedenster Disziplinen, Philosophie, Wissenschaft, Kunst und natürlich sicherlich auch Religion. Das wundert mich nun wirklich nicht, denn Träume beschäftigen sich im Potential wirklich mit allem, nicht wahr? Vorausgesetzt wird dabei nur, daß man sich seine Träume merken kann, aber sicherlich keine, wie auch immer gearteten, Glaubenssätze. Wenn ich meine Sensorik und Taktilität (nicht meinen Körper!) meinem Bewußten zuordne, ist das sowieso meine Sache und hat nichts mit dem zu tun, was Andere repräsentieren mögen. Jeder Mensch ist unterschiedlich und Magie trägt dem durch ihre Subjektivität Rechnung. Und das ist natürlich auch in der Traummagie so!

Thefalus
The Abyss Diving Association
Bild
Per Lubidinem Ad Profundum
Rikki

Re: Von der Traummagie

Beitrag von Rikki »

Na ja, Atheismus ist nicht das Gegenteil von Religion. Der Buddhismus ist z.B. im Kern atheistisch, aber durchaus religiös. Und es gibt theistische Magier, die nicht religiös sind. Nicht der Gottesglaube unterscheidet zwischen religiös und nicht-religiös. Vielmehr ist ein wesentlicher Aspekt des Religiösen die Unterscheidung zwischen Gut und Böse, zwischen Wahr und Falsch zusammen mit der Verallgemeinerung dieser Unterscheidung. Mitläufertum und Fanatismus gibt es mit und ohne Götter: beides wurzelt m.E. eben genau in der verallgemeinerten Einteilung in Richtig und Falsch, in Gut und Schlecht.

Du sprichst das Erinnern der Träume an. Ich finde das wichtig, denn ich beziehe die Art und Weise des Erinnerns in meine eigenen magischen Überlegungen mit ein, zusätzlich zu dem ohnehin Erinnerten und dessen Bildern selbst. Die Erinnerung eines Traumes richtet sich nach dem Denksystem des Träumenden, das Denksystem richtet sich nach seinen Glaubenssätzen und seiner Erfahrungswelt. Aber ich will das Thema hier auch nicht überstrapazieren. Meine Anliegen sind in diesem Bereich recht speziell, da meine Träume sich nicht mehr so sehr um die individuellen Belange meines Lebens drehen. Bzw. diese individuellen Belange sehr unverschlüsselt und klar zum Ausdruck bringen. Schwieriger ist es überall dort, wo es eindeutig über mich hinausweist, wo es um Träume zu gesellschaftlichen oder allgemein kollektiven Fragen geht oder um Träume über allgemeine Weltbilder oder um größere Naturereignisse.

Und vielleicht setzt meine Fragestellung oder auch meine Kritik erst da an. Denn: wenn Träume etwa Neues erschließen, dann heißt das sehr oft eben auch: der Mensch hat für dies Neue und Unbekannte noch keine Worte und noch keine Bilder. Die Traumerinnerung (also das eigene Denken und Fühlen) versucht dann mit dem Bekannten auszuhelfen. Ich denke, das, was an dieser Grenze des eigenen Wissens geträumt wird, kann per se nicht unter einen Anspruch fallen wie, "die Sprache der Träume zu kennen". Eher ist es dort erforderlich, Sprachen zu entwickeln. Also Denken und Erfahrung so zu erweitern, dass sie das Geträumte noch besser abzubilden vermögen. Andernfalls begrenzt man die Träume, eben z.B. durch die vorausgesetzten Glaubenssätze.

Aber wie gesagt, eher ein Spezialinteresse von mir.

Rikki
Mi+

Re: Von der Traummagie

Beitrag von Mi+ »

Gut, das, Rikki, ist mir durchaus ähnlich, fast vertraut, wie interpretiere und beschreibe ich die Ergebnisse von Invokationen und Evokationen und deren Wirkung. Mag deshalb sein, daß Magier gerne auch sich mit Poesie (oder auch mit Wissenschaft) beschäftigen, die Grenzen des eigenen Verständnis ständig erweitern, um die Impulse die von teils heftig nichtpolaren Welten kommen besser interpretieren und integrieren zu können.


Wobei ich zugebe, als Nichtträumer ich ausdrücklich dies als Frage formulieren muß.

mi