Zuhause (43)

Die dämonische Kolumne
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Vamp
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Zuhause (43)

Beitrag von Vamp »

So, ich bin zurück. Zwei Wochen Urlaub im Ferienhaus meiner Eltern an der Ostsee, zusammen mit meinem Eltern und meinem Freund sind vorbei. Die verschiedenen Ängste ob das auch alles gut geht so mit Freund und Eltern zwei Wochen auf engstem Raum haben sich zerstreut. Es ging gut, wir haben uns verstanden.

Oft wenn ich oben auf der Treppe saß, die unseren Garten mit dem Strand verbindet, und auf das Meer hinuntersah, dachte ich darüber nach wo eigentlich mein Zuhause ist.

Sind Zuhause die 100qm die ich mir mit meinem Liebsten und unseren zwei Katzen teile? Der Ort an dem wir leben und lieben. Der Ort an den wir nach der Arbeit oder nach den Vorlesungen immer wieder zurückkehren? Der Ort an dem wir Abends zusammensitzen, die Katzen zwischen oder auf uns und uns über die Erlebnisse des Tages austauschen oder manchmal auch nur schweigend nebeneinander sitzen und die pure Anwesenheit des anderen genießen? Der Ort an dem wir uns verstecken können wenn die Welt draußen uns zu feindlich erscheint? Ist das mein Zuhause?

Ist Zuhause das Haus meiner Eltern? Das Haus in dem ich meine Jugend verbracht habe? Das Haus in dem die Kernfamilie noch zusammen war, meine Eltern, mein Bruder, mein Kater und ich? Das Haus in dem ich alle Höhen und Tiefen der Pubertät erlebte, wobei die Tiefen zahlreicher erschienen. Das Haus in dem ich ebenso erlebte wie es ist sich als völliger Versager zu fühlen weil man die Versetzung nicht schafft, wie auch, wie es ist sich als Sieger zu fühlen wenn man ein gutes Abiturzeugnis in der Hand hält. Das Haus in dem ich erlebte was es bedeutet das Leben nahezu aufzugeben und es dann doch noch wiederzufinden? Ist das mein Zuhause?

Ist Zuhause die Stad in der viele meiner Freunde leben? Die Stadt in der ich bis auf ein Jahr meine gesamte Schullaufbahn absolvierte? Die Stadt in der ich das erste mal Alkohol trank und in der ich meine ersten Feste erlebte? Die Stadt in der ich erfuhr wie grausam Menschen sein können, besonders solche denen man vertraute? Die Stadt in der ich einen Großteil meiner Jugend verbrachte und die noch heute eine wichtige Rolle in meinem Leben spielt? Ist das mein Zuhause?

Ist Zuhause das kleine Ferienhaus an der Ostsee? Das Haus in das ich seid meiner Geburt jedes Jahr mindestens einmal, meistens mehrfach gefahren bin? Das Haus das eine der wenigen Konstanten in meinem Leben war? Das Haus das blieb wenn wir umzogen, das Haus das blieb als mein Vater uns verließ, das Haus das blieb als er zurückkehrte, das Haus das blieb, egal ob meine Schulnoten gut oder schlecht waren, das Haus das blieb ob ich eine Beziehung hatte oder nicht, das Haus das blieb, egal was geschah? Das Haus das am Meer steht, an dem Meer welches mir das Gefühl der Sicherheit und zugleich der Kraft gibt? Ist das mein Zuhause?

Oder sind mein Zuhause die Menschen die ich liebe? Ist mein Zuhause der Mann den ich liebe und mit dem ich mein Leben teile? Sind mein Zuhause die Menschen die mich großgezogen haben, die Menschen die mir Freude und Schmerz bereitet haben, von denen ich aber sicher weiß das es nichts gibt was sie mir nicht verzeihen würden und das ich immer zu ihnen kommen kann?
Ist Zuhause mein Bruder mit seiner Familie die mir oft Sorgen bereiten, die aber immer da sind wenn man sie braucht und die mich zum lachen bringen wenn ich es brauche?

Ist Zuhause die Freundin die mir wie eine Schwester ist? Sind Zuhause die vielen anderen Freunde von denen Jede und Jeder etwas besonderes, einzigartiges ist? Sind Zuhause die Katzen die mir so viel bedeuten?

Ist Zuhause dieses Forum? Der Ort an dem ich frei reden kann? Der Ort an dem gleichgesinnte sind? Der Ort an dem ich mich nicht verstecken muss? Der Ort an dem ich mich auf die Art ausdrücken kann die mir am meisten liegt, durch das Schreiben? Ist das mein Zuhause?


Nach langem Überlegen kam ich darauf das die Antwort recht einfach ist, sie lautet: JA!

Zuhause ist für mich nicht ein bestimmtes Ding oder ein Ort. Zuhause ist die Summe der Menschen, Tiere, Dinge und Orte die mir etwas bedeuten. Und je größer diese Summe, desto sicherer bin ich, den auch wenn ein Teil verloren geht, verliere ich nicht den Halt. Zuhause ist sowas wie ein Sicherheitsnetz, das mich auffängt wenn ich falle.
Wenn Katzen wie Frösche aussähen, so würde uns bald klar, wie gemein die kleinen Teufel sind. (Lords und Ladys; Terry Pratchett)
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Beitrag von Zerberus »

zuhause ist immer da wo man sich zuhause fühlt . schön das du wieder da bist
"Eine mächtige Flamme entsteht aus einem winzigen Funken."
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Beitrag von Azazel »

schöne Gedanken Vamp...wie immer hast Du mich zum nachdenken angeregt. Ich denke zuhause ist ein summary aus vielen Dingen und kann sich ab und an auch ändern bzw. wird neu definiert!

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