Vampire in FFBrooklyn (47)

Die dämonische Kolumne
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Vamp
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Vampire in FFBrooklyn (47)

Beitrag von Vamp »

Langsam atme ich die kalte Luft ein. Meine schweren Stiefel verursachen bei jedem Schritt knirschende Geräusche auf der dicken Schneeschicht.
Trotz der späten Stunde sind noch einige Menschen auf der Straße unterwegs. Aus diesem Grund verlasse ich bei der Post das Licht der Straßenlaternen und gehe in die finstere Ruhe des Parks hinein. Als ich ziellos und gedankenversunken den Kiesweg entlanggehe springt plötzlich ein Dackel aus dem Gebüsch hervor und kläfft als ob sein Leben davon abhinge. Ich gehe weiter und ignoriere das Tier. Eine ältere Frau folgt dem Hund und redet wütend auf ihn ein. Als ich sie passiere grüße höflich, doch sie würdigt mich keines Blickes. Eigentlich sollte ich es ihr heimzahlen… aber nein, sie ist zu alt, die Gefahr zu groß das sie dabei stirbt und außerdem müsste ich mich auch um den Hund kümmern und sein einziger Fehler ist es ein überzüchteter, unerzogener Bastard zu sein… wenn ich mir Frauchen so ansehe ist das wahrscheinlich auch ihr Problem.
Übellaunig setze ich meinen Weg und beschließe mal wieder das früher alles besser war… was nicht wirklich wahr ist, ich denke da nur an Fackeln und Mistgabeln…
Ich erreiche die alte Aumühle. Das beeindruckende Gebäude in dem sich die Stadtbibliothek befindet ragt bedrohlich in den dunklen Himmel auf. Mir gefällt es. Ich mag Bücher sehr und genieße es Stunden lang durch die Räume zu streifen und Worte aufzusaugen.
Hinter der Mühle biege ich links auf den Silbersteg ab. So eine Art offensichtlicher Insider. Nicht schwer zu finden und dennoch fast nur von Einheimischen besucht.
Ich stehe in der Mitte der schmalen Brücke und blicke auf die Amper hinunter, die träge ihren Weg fortsetzt. Kleine Eisschollen treiben auf dem Wasser dahin. Ich lächle bei dem Gedanken an die alten Geschichten über die Unfähigkeit meiner Art fließende Gewässer zu überqueren. Ich setze den Weg fort. Durchquere Gassen die so eng sind das keine zwei Personen gleichzeitig hindurch passen.
Am Ende mündet die Gasse in eine der beiden Hauptstraßen der Stadt. Kleine Menschengruppen eilen vorbei, den Kopf gegen den kalten Winterwind gesenkt. Ich selbst senke ebenfalls den Kopf und beschleunige meinen Schritt, nicht aus der Notwendigkeit heraus mich warm zu halten, sondern aus der Gewohnheit mich anzupassen.
An der Kreuzung biege ich links auf die tatsächliche Hauptstraße ab. Etwa 200 Meter die Straße rauf befindet sich eine meiner Lieblingslokalitäten. Das Unterhaus empfängt mich warm und dampfig wie immer nachdem ich die Treppe in den Keller hinunter genommen habe. Die meisten Tische sind bereits besetzt. Ich finde dennoch einen Platz, hinten auf der Tribüne. Von hier aus kann ich den ganzen tunnelartigen Raum überblicken. Das Licht ist gedimmt und die Lautstärke der Musik macht Gespräche fast unmöglich, optimal für mich.
Der Kellner begrüßt mich und bringt mir ein Spezi. Das Getränk mit dem ich den Abend immer beginne. Es dauert nicht lange bis eine Gruppe Jungs auftaucht so im Alter zwischen 21 und 26 Jahren. Sie setzen sich zu mir und bestehen darauf, dass ich mit ihnen ein alkoholisches Getränk meiner Wahl trinke. Natürlich auf ihre Rechnung. Ich bestelle einen Whiskey Sour. Ich kann Whiskey nicht ausstehen… aber ich kann Alkohol im Allgemeinen nicht leiden, deshalb macht es kaum einen Unterschied. Sozusagen zu medizinischen Zwecken leere ich mein Glas und auf Drängen meiner neuen Freunde noch einige weitere. Der Alkohol tut seine Wirkung, die Blicke werden glasiger, die Bewegungen unsicherer und die Stimmung zugleich vertraulicher und gereizter. Gegen 03:00 Uhr erscheint die Polizei um nach Minderjährigen Ausschau zu halten die sich noch unerlaubt hier aufhalten. Ausnahmsweise sind keine Kids anwesend aber nach der Razzia ist die Stimmung irgendwie dahin. Gemeinsam mit meinen Tischgefährten verlasse ich das Unterhaus. Die Jungs beschließen ins „Shakes Bier“ zu gehen. Nur einer, dessen Name möglicherweise Max ist entschuldigt sich. Er sagt ihm geht es nicht so gut und er möchte lieber nach Hause gehen. Ich biete mich an ihn zu begleiten. Da er in der Nähe des Bahnhofs wohnt habe ich einen optimalen Grund.
Wahrscheinlich Max und ich laufen schweigend nebeneinander her. Naja ich laufe, er torkelt mehr. Schon bald sind wir bei der Realschule und natürlich kürzen wir über den kleinen und absolut unbeleuchteten Kiesweg hinter der Schule ab. Ich kann ein Grinsen nicht unterdrücken, der Junge macht es mir wirklich zu einfach.
Wahrscheinlich weiß er gar nicht wie ihm geschieht als er plötzlich fällt. Ich drücke ihn nach unten. Sein Gesicht ist im Schnee. Ich weiß nicht ob er nicht schreien kann oder ob er einfach zu verwirrt ist. Mit geübtem Griff drehe ich ihm den Arm auf den Rücken und schiebe sowohl Jacken- als auch Pulloverärmel nach oben. Mein Messer ritzt eine kleine Ader an der Seite des Unterarms. Als sich mein Mund um die Wunde schließt und ich zu saugen beginne, fängt der Junge unter mir an sich zu wehren und ich höre erstickte Schreie. Mit der linken Hand fasse ich ihm ins Haar und drücke seinen Kopf fester in den Schnee. Meine rechte umklammert noch immer seinen Arm. Warm und salzig rinnt mir sein Blut in die Kehle. Nach wenigen Schlucken höre ich auf zu trinken. Mit Daumen und Zeigefinger drücke ich die Wunde zusammen bis sie aufhört zu bluten. Ein seltsames Geräusch schreckt mich auf. Grade noch rechtzeitig ziehe ich den Kopf meiner Mahlzeit aus dem Schnee. Der arme Kerl erbricht alles was er an dem Abend getrunken hat und wahrscheinlich auch noch das vorangegangene Mittagessen. Ich halte ihn fest bis er fertig ist. Dann stelle ich ihn vorsichtig auf die Füße und gebe ihm einen leichten Stoß in die richtige Richtung. Er stolpert einige Schritte voran. Als er sein Gleichgewicht wiederfindet dreht er sich um. Ich betrachte seinen verwirrten Gesichtsausdruck aus dem Gebüsch neben der Schule. Sorgfältig präge ich mir seine Gesichtszüge ein. Solange ich ihm nicht nochmal unter die Augen komme ist die Gefahr relativ gering dass er sich überhaupt daran erinnert was passiert ist. Wahrscheinlich wird er am nächsten Morgen glauben, dass er sich neben der Schule übergeben musste und dass seine Begleiterin aus diesem Grund angewidert davongelaufen ist. Die Wunde am Arm wird er nicht einordnen können, aber nach der Menge die er getrunken hat wird ihn das auch nicht wundern.

Ich kehre zurück in die Innenstadt. Hinter dem Sparkassengebäude gibt es eine versteckte Feuerleiter. Ich klettere hinauf und setze mich vorsichtig an den Rand. Von Unten bin ich unsichtbar, ich hingegen kann alles überblicken. Ich sehe hinunter auf meine Stadt und lächle zufrieden. Hier lebe ich, hier bin ich zuhause. Jede Nacht ist ein Abenteuer, denn jede Nacht beinhaltet mich.
Wenn Katzen wie Frösche aussähen, so würde uns bald klar, wie gemein die kleinen Teufel sind. (Lords und Ladys; Terry Pratchett)
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Re: Vampire in FFBrooklyn (47)

Beitrag von Azazel »

gute Shortstory!!
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Re: Vampire in FFBrooklyn (47)

Beitrag von gabor »

Na,wer sagt´s denn!Vampire sind ja doch ganz nett!
Schöne Geschichte!
Freundschaft!
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Lilian
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Re: Vampire in FFBrooklyn (47)

Beitrag von Lilian »

Hey, es gibt ja doch noch eine Vampirgeschichte die mir gefällt!
Klasse geschrieben!
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Zerberus
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Re: Vampire in FFBrooklyn (47)

Beitrag von Zerberus »

gut geschrieben
Clown
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Re: Vampire in FFBrooklyn (47)

Beitrag von Clown »

Ich find´s langweilig. Kein Blut, Splatter und Fetzen fliegen...ne Spass...ich finde die Geschichte sehr gut. Wirklich.

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