(Kritik von Diabolus)
Satanische Magie (Teil II)
Nach der Interpretation der Schwarzen Sonne, dem ersten Teil meiner Reihe über Satanismus, folgt nun eine Kritik an den angeblichen Satanisten.
Die Kritik fußt auf einem subjektiven Verständnis von Satanismus, repräsentiert also keinesfalls ein Faktum.
Um Missverständnisse von Anfang an zu vermeiden:
Ich halte viel von LaVey, jedoch wenig von den meisten seiner Anhängern.
Meine Kritik soll zeigen, was ich unter Satanismus verstehe und was der am meisten begangene Fehler in der Auslebung der Satanischen Lebensphilosophie ist.
Im Grunde genommen hätte ich diese Niederschrift ebenso im Bereich "Dämonisches zu Religion und Mythologie" veröffentlichen können, aber ich will meine Essays nicht auseinanderreißen - die Moderatoren werden es mir daher hoffentlich nicht übel nehmen, dass die Magie in diesem Beitrag zwar eine zentrale Rolle spielt, allerdings eher in den Hintergrund gerückt wird.
Bei Bedarf kann man es ja immer noch verschieben. Dass gewisse Teile dieser Niederschrift arrogant klingen, kann ich bestätigen - denn solche Menschen machen mich wütend

Nachdem ich in diversen Communitys nachgeforscht habe, stieß ich auf genau diese Art von Idioten, die bei mir mindestens genau so viel Brechreiz verursachen, wie der typische Pseudo-Satanist, der Katzen den Kopf abschlägt: Der Pseudo-Satanist der neuen Generation.
Seine Waffe: Die Satanische Bibel
Sein Ziel: Ausleben des "Satanischen Prinzips"
Sein Fehler: Beschränktheit im wahrsten Sinne des Wortes
Was meine ich damit?
Ich selbst praktiziere den Satanischen Glauben seit ungefähr 4/5 Jahren.
In den Anfängen meines Daseins als Satanist und Magier berief ich mich daher immer wieder auf die Satanische Bibel.
Ich führte die Rituale durch, die LaVey in seinem Buch niedergeschrieben hatte und übernahm jeden Vers wortwörtlich.
Als Anfänger ist das meiner Meinung nach okay - eine Art Orientierungshilfe.
Doch genau da liegt das Problem.
Die Satanische Bibel wurde im Jahre 1968 geschrieben und spiegelte LaVey's Gedankengut zur damaligen Weltlage wieder.
Er selbst war in revolutionärer Stimmung, die damals einfach nötig war.
Provokation durch das Unerwartete ("Sei so höflich, dass unsympathische Mitmenschen vor Höflichkeit beinahe kotzen müssen"), Kritik an der Gutmenschengesellschaft, Kampf gegen das strikte Befolgen religiöser Dogmen ohne Hinterfragungen, Zweifel oder einem Hauch von Selbstständigkeit.
Wir befinden uns im Jahre 2009.
Ungefähr vierzig Jahre nach Veröffentlichung dieses Buches.
Und was sehe ich?
In den unterschiedlichsten Gruppen unterschiedlichster Communitys finden sich immer wieder "Individuen", die nach jahrelanger Auslebung ihrer Satanischen Weltsicht noch immer das System von LaVey wortwörtlich übernehmen.
Sie sehen es als vollendet an.
Sie beschwören Satan, zitieren Götternamen, zu denen sie absolut keinen persönlichen Bezug haben und verlesen Henochische Schlüssel, die sie nicht genauer analysieren.
Alles schön und gut? Ist das Satanismus?
Meine Antwort lautet: NEIN.
Die wohl wichtigste Aussage der gesamten Satanischen Bibel lautet sinngemäß: "Dieses Buch ist eine Grundlage für all jene angehenden Satanisten, die ihr Leben lieben und sich von religiösen Dogmen und Zwängen befreien wollen. Dieses Buch stellt die Grundlage Satanischer Magie und Satanischer Denkweise dar."
GRUNDLAGE!
Verstehen diese angeblichen Satanisten nicht, was Grundlage bedeutet?
Ich treffe immer wieder Satanisten, die mir die Worte von LaVey wortwörtlich (!!!) zitieren können, allerdings in ihrem magischen System nach 10 Jahren nicht einmal über den Satanischen Tellerrand LaVeys hinausgeblickt haben.
LaVey sagt: "Hinterfrage!"
Der Satanist sagt: "Das ist LaVey, das IST bereits hinterfragt!"
LaVey selbst hat eine Liste von Göttern zusammengestellt, die sich zu Satanischen Zeremonien eignen, veröffentlichte die Beschwörung Satans als einleitende Ritualsformel, die Satanischen Beschwörungen als Hauptteil und die Henochischen Schlüssel in abgeänderter Form als Schlussteil.
Doch denkt die neue Generation fauler "Satanisten" wirklich, ihnen blieben die Erfahrungen, Nachforschungen, Hinterfragungen und Anstrengungen erspart, die LaVey erleben musste, sollte und wollte?
Sie zitieren Götternamen ohne zu wissen, wer diese Götter eigentlich sind.
Sie kennen ihre Bedeutung, allerdings nicht ihre wahre Bedeutung.
In meinen Augen ist das Antlitz eines Dämons, Geistes, Gottes oder Wesens bei jedem Magier unterschiedlich.
Es ähnelt sich in gewissen Punkten, doch es wird immer wieder Unterschiede geben.
Magier verstehen sich als die Schöpfer ihres eigenen Universums, als die unabhängigen Freigeister, die einen langen und harten Weg bestreiten müssen und wollen, um sich selbst weiterzuentwickeln.
Und was tut diese neue Generation von "Freidenkern", die sich Satanisten schimpfen?
Rezitieren immer wieder die gleichen Formeln und Rituale, ohne die Hintergründe zu erforschen.
Es gibt beispielsweise Menschen, die das Wort "Luzifer" bei jeder Gelegenheit in den Mund nehmen, ohne eine eigene Erfahrung mit Luzifer gemacht zu haben.
Ich bin gerade dabei, das Luzifer-Prinzip zu entdecken und genauer zu erforschen - und ich werde es noch viele, viele Male wiederholen müssen, da das Wesen Luzifers sich mit meinem eigenen Geist ebenfalls verändert und weiterentwickelt.
Dazu beschäftige ich mich als erstes mit der Frage, WAS Luzifer für mich repräsentiert.
Habe ich eine Antwort darauf gefunden, beschäftige ich mich mit diesen Dingen.
Und ist das dann geschehen, geht es auf die magische Arbeit zu.
Ich begebe mich in Trance und versuche, Luzifer zu begreifen und mir ein Bild von ihm zu machen.
Sollte ich das geschafft haben, kommt eine Invokation Luzifers.
Vielleicht sogar eine Evokation (wobei ich darüber noch nachdenken muss!).
Erst dann kann ich für meinen Teil sagen: "Ich habe meinen Luzifer gefunden."
Für LaVey spielte Luzifer vielleicht eine andere Rolle, als für mich.
Oder doch nicht?
Das muss erforscht werden.
"Hinterfragen!" lautet da das Stichwort.
An dieser Stelle kann man sagen: "Gut, das mag vielleicht so sein - aber es gibt auch Menschen, die die Hintergründe verstanden haben und weiterhin die Formeln aus LaVey's Werken zitieren, weil sie damit einfach am besten klarkommen!"
Jedem das Seine. Ich akzeptiere diese Einstellung dann vollkommen, denn das zeigt, dass man das eigene System wieder genaustens unter die Lupe genommen hat und sich auf Selbstfindungstour begeben hat.
Doch findet man sowas wirklich?
Sehen wir uns die COS an.
Die COS war eine Vision von LaVey, die am Anfang wirklich die Werte vertrat, die ich mit Satanismus verbinde.
Doch dann?
LaVey starb. Und heute?
Die COS hat sich zu einem Haufen machtgieriger Schnösel aufgeblasen, die sich als reine Atheisten outen, ohne auch nur einen Hauch von Spiritualität zu zeigen.
Und in ihrem angeblichen "Satanismus" sind sie auf die alten Werke LaVey's dermaßen eingefleischt, dass sie jegliche Hinterfragung (die eigentlich eine riesengroße Rolle im Satanismus spielt) nicht tolerieren.
Ist das nicht ein Widerspruch in sich?
LaVey sagt: "Dieses Buch muss erweitert werden, es dient als Grundlage!"
Und seine Anhänger sagen "Amen"?!
Ich verstehe die Menschen nicht.
Wenn es sich wenigstens nur auf die Magie beschränken würde.
Aber das tut es nicht!
Kommen wir mal zur theoretischen Philosophie, dem, was Satanismus angeblich ausmacht:
Satanismus sei an Erfolg und Gewinn interessiert.
Hört sich für mich an wie eine Bande von Großkapitalisten ohne Skrupel und Hirn.
Was eigentlich mit Erfolg gemeint ist, versteht doch heutzutage kein angehender Satanist mehr!
In meinen Augen hat "Erfolg" auf keinen Fall etwas mit Geld zutun.
Meiner Meinung nach geht es auch nicht nur um das ICH im Satanismus, nicht um den puren Egoismus ohne Rücksicht auf andere.
Ich persönlich vertrete die Einstellung, dass "Erfolg" Selbstverwirklichung sowohl im weltlichen Bereich, als auch im spirituellen Bereich bedeutet.
Ich persönlich bin eher daran interessiert, ein relativ gutes Einkommen zu haben, mir die Dinge leisten zu können, die ich mir zulegen will (auch wenn man mal sparen muss) und meinen eigenen Geist immer weiter zu entwickeln (durch Erfahrung, Magie, Philosophie, Selbsterkenntnis), als an einem Leben als Millionär, der "Satanische" Magie nur zum persönlichen Gewinn einsetzt - denn wer Satanismus verstanden hat, wird begreifen, dass es eben NICHT immer um den weltlichen Erfolg geht!
Auch ist die Aussage "Satan steht für den Menschen im Mittelpunkt des Universums" meiner Meinung nach viel zu zweideutig.
Das Universum dreht sich nicht um den Menschen.
Der Mensch kann die Kräfte des Universums beeinflussen und zu seinem Vorteil nutzen, allerdings existiert das Universum NICHT für den Menschen.
Der Mensch schafft sich sein eigenes Universum - in DIESEM Universum steht er im Mittelpunkt.
Und das soll nicht heißen, dass andere darin keinen Platz finden, denn das wäre wohl der größte Fehler, den man begehen könnte.
In meinem Universum existieren viele andere Menschen, die ich von Grund auf liebe und schätze.
Man muss sich darüber klar werden, auf was einer wackligen Basis die Philosophie des Satanismus eigentlich steht - jedenfalls bei diesen Idioten von Menschen, die nicht VERSTEHEN.
Und genau an diesem Punkt trennt sich der Pseudo vom wahren Satanisten. Denn wer ernsthaft die Bibel LaVey's wörtlich nimmt und nicht selbst erweitert, der hat NICHTS verstanden und wird ewiglich in seinem erfrorenen Universum vegetieren, in dem Glauben, er sei der Mittelpunkt des gesamten Kosmos.
Glauben diese degenerierten Übermenschen wirklich, LaVey's Philosophie wäre so verflucht einfach, dass jeder "Individualist" Satanist werden könne?
In dem Glauben, er sei als solch einer geboren worden?
Nein, aber sie WOLLEN es glauben - und genau das ist das Problem.
Natürlich kommt an dieser Stelle auch ein Vorwurf an LaVey:
"Warum, Doc, hast Du's Machthungrigen so verdammt einfach gemacht?"
Um zu unterscheiden zwischen denen, die es ernst meinen und denen, die ihre Rebellion auf anderer Ebene austragen wollen, als Hamster zu opfern (unterschiedliche Niveaus, aber dennoch die selbe Absicht: Reine Rebellion! ) und demjenigen, der Satanismus wirklich begriffen hat.
Sicher geht es im Satanismus auch um die Abgrenzung von dem, was man als "Normalbürger" versteht.
Aber das spielt auf keinen Fall die Hauptrolle - denn diese Abgrenzung kommt von alleine. Bei der Magie ist es notgedrungen so.
Ich selbst habe auf diesem Forum nicht einen Magier entdeckt, der genau so ist wie ein zweiter. Und das ist auch verdammt gut so!
Wer sich dennoch anders kleidet oder sich auf andere Art und Weise abgrenzen möchte: Jedem das seine.
Aber bitte nicht durch die Verunstaltung einer Philosophie.
Im Satanismus geht es nicht nur um Sex, Geld und Erfolg.
Im Satanismus geht es um das LEBEN - und das beinhaltet tausendfach mehr als diese drei genannten Komponenten.
Aber genau die genannten Punkte werden immer wieder zitiert.
Satanismus sei erfolgsorientiert.
Satanismus stelle den Mensch in den Mittelpunkt des Universums.
Satanismus sagt, nur der Starke überlebt.
Wundert es da jemanden, dass Satanisten von irgendwelchen Außenstehenden als Faschisten und rücksichtslose Egoisten beschimpft werden?
Mich persönlich überrascht es nicht.
Satanismus sollte individuell sein.
LaVey hatte eine Vision mit seiner COS, aber es ist die selbe Geschichte wie Marx und der Kommunismus: UTOPIE.
Nur auf anderer Ebene.
Warum, habe ich bereits erwähnt.
In meinen Augen unterscheidet sich die Satanische Magie von der Magie, die andere ausführen nur in einem einzigen Punkt: Dem Stil und der Dekoration.
Denn als Magier bleibt weder einem Satanisten, noch einem Anhänger der Chaosmagie der lange Weg erspart - "Der Weg ist das Ziel".
Und es ist nicht so, dass der angehende Satanist kein Beispiel hätte, wie man sich denn selbst auf die Suche begibt.
Oliver Fehn beschrieb in seinem Buch seine eigene Interpretation von Leviathan - eine Sichtweise, die in KEINEM LaVey-Buch zu finden war.
Er hat selbst interpretiert auf der Grundlage einer Philosophie.
Und LaVey selbst beschrieb in seinen Satanischen Essays die Metamorphose vom Menschen zum Werwolf und dem damit verbundenen Leviathan-Prinzip, wie Fehn es nennen würde.
Doch wieviele Menschen begeben sich ernsthaft noch auf solche Wege und wollen Erfahrungen sammeln?
Beschämenderweise nimmt die Zahl solcher "Individuen" immer mehr zu.
Und das in der Church Of Satan.
Von den uneingetragenen Anhängern mal abgesehen.
Luzifer sei Dank, dass es da noch gute Gegenbeispiele gibt!
Ich selbst habe eine ähnliche Kritik wie diese hier in zwei verschiedenen Satanismus-Foren veröffentlicht, nachdem ich die dort besprochenen Themen eine Zeit lang beobachtet hatte.
Mit der abschließenden Frage: "Kennt ihr solche Menschen, die sich Satanist nennen und von Satanismus scheinbar nichts verstanden haben?"
EINE EINZIGE ANTWORT.
Und das Ironische bei der Geschichte:
Der Herr, der mir bei diesem Thema zustimmte, praktiziert traditionellen Satanismus, hat also eine andere Weltsicht als ich sie habe.
Er selbst hält nicht viel vom "Modernen Satanismus" und stimmte mir dennoch zu.
Auf der Basis unserer Gespräche entwickelte sich eine kleine Freundschaft.
Was ich dabei erkannt habe:
Zwischen unseren Ansichten lag kein großer Unterschied.
Lediglich die Representanten unserer unterschiedlichen Lebensphilosophien ließen diese Differenzen immer größer werden. Beschämend, oder?
Mich würde zu diesem Thema eure Meinung interessieren.
HS
Diabolus