Tod dem Kaiser und eine Nacht voller Klingen (15)

Die dämonische Kolumne
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Vamp
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Tod dem Kaiser und eine Nacht voller Klingen (15)

Beitrag von Vamp »

Ich laufe durch einen Gang, ich muss ihn einfach kriegen. Immer schneller renne ich ihm hinterher und endlich kann ich ihn in einer Sackgasse stellen. Grade hebe ich mein Schwert um zu ende zu bringen was ich angefangen habe, als er einen Schrei loslässt der mir in den Ohren so wehtut das ich die Waffe fallen lasse. Aus dem Schrei wir ein unangenehmes elektronisches Piepen. Unwillig öffne ich die Augen, stehe auf und schalte den Wecker aus. Die Uhr zeigt 4.50Uhr, welch unmenschliche Zeit zum aufstehen. Ich quäle mich die Treppe runter und gehe unter die Dusche um der Versuchung mich wieder hinzulegen zu widerstehen. Um 5.45 Uhr sitze ich mit einer Freundin zusammen in deren Auto und wir rauchen noch eine bevor wir reingehen um das Praktikum zu beginnen. Selbst noch nicht ganz wach wecke ich die Bewohner des Haus A und rasiere einen von ihnen. Dann Frühstück, Wegbegleitung und schon bin ich wieder zuhause. Ich mag meinen Praktikumsplatz ja, aber die Arbeitszeiten sind wirklich nicht der Hit. Von 6-8Uhr und von 16-20Uhr. Die meiste Zeit des Tages bringe ich damit zu Divine Divinity zu spielen, kein Wunder das ich Rollenspiele träume. Gegen Mittag klingelt es an der Tür. Meine Mutter hat sich ein wenig hingelegt und ich habe eigentlich keine Lust die zwei Stockwerke runterzulaufen. Als es nochmal fordernder klingelt erhebe ich mich dann doch und gehe an die Tür. Ein seltsamer Mann mit einer Sporttasche steht davor und fragt mich wo meine Mutter ist. Ich sage ihm das sie nicht zu sprechen ist und er fragt mich nochmal wo sie ist. Ich fauche ihn an das sie schläft und er bittet mich sie doch zu holen, weil es dringend ist. Genervt gehe ich sie holen, vielleicht ist es wirklich wichtig. Neugierig wie ich bin begleite ich sie natürlich zur Tür. Ausserdem ist mir der Kerl unheimlich. Er will Honig verkaufen und das nennt der dringend? Als meine Mutter sagt das wir keinen Honig benötigen ruft er das Franz Beckenbauer tot ist und verschwindet dann. Verwirrt sehen wir uns an. Ich nehme mir fest vor in Zukunft nicht mehr so nett zu sein wenn Psychopathen vor der Haustür stehen. Für alle Fälle schalten wir doch mal den Fernseher an, aber kein Wort davon das der Kaiser tot ist, also alles wie immer. Nicht das ich ein sonderlicher Fussballfan wäre, aber man will ja auf dem laufenden sein.
Nachmittags wieder Praktikum. Es ist ein ruhiger Nachmittag, von dem ich die meiste Zeit mit einigen Bewohnern und der Zweitpflegerkraft vor dem Fernseher totschlage. Nachdem wir Hallo Deutschland gesehen haben weiß ich nun alles was den Menschen wichtig zu sein scheint, wer mit wem und warum, totlangweilig also. Um 19.30Uhr schickt mich die Zweitpflegekraft nach Hause. Ich springe nur kurz rein, schmeiße mein Schulzeug aus dem Rucksack, packe ne Flasche Wasser und meine Turnschuhe ein und schon bin ich auf meinen Blades auf dem Weg zur S-Bahn. In München ist Bladenight und obwohl ich große Menschenmassen eigentlich eher meide habe ich mich mit meinem Bruder und seinem besten Freund verabredet um mitzufahren. Es wird dann auch ein schönes Erlebniss. An der Hackerbrücke, welche Start und Ziel darstellt ist die Hölle los, alles was Blades hat ist anwesend. Der Großteil der Leute natürlich mit Schonern und Helmen, wir dazwischen in Jeans und Shirts und völlig ungeschützt. Der Moderator ruft von seiner Hebebühne aus die Typischen seit ihr gut drauf Sprüche und ich stimme begeistert mit ein als die Menge schreit: "Spring endlich du Arsch damit wir anfangen können und uns deinen Mist nicht mehr anhören müssen!" Endlich fällt der Startschuss und... nichts passiert. Obwohl wir ziemlich weit vorne stehen dauert es eine Weile bis sich die Bewegung auch hier bemerkbar macht. Die ersten Meter werden im Schleichtempo zurückgelegt. Endlich lockert sich die Masse ein wenig und wir können anfangen uns durch die Lücken zu drängen. Einander immer irgendwie im Auge behaltend machen wir Halsbrecherische Überholmanöver und ärgern die Ordner indem wir ihnen nachäffend hinterherfahren oder mit Zigarette in der Hand und etwa 50km/h direkt an ihnen vorbeizischen. Ich hatte lange nicht mehr solchen Spaß. Aus den vielen Menschen die mir im Normalfall Angst machen würden sind bewegliche, unberechenbare Hindernisse geworden die es zu umgehen gilt.
Ich werde rücksichtslos, genieße den Rausch der Geschwindigkeit, ob die Leute hinter mir fallen weil ich sie erschreckt oder auch leicht angerempelt habe ist mir egal, ich spüre den Fahrtwind im Gesicht, tausche blöde Sprüche mit meinen Begleitern aus und fühle mich unsterblich. Kurze Pause an der Tanke um Zigaretten und für meine Begleiter Bier zu kaufen. Am Straßenrand sind die Sanitäter um die blutenden gestürtzten bemüht. Ich frage mich warum einige Leute die 20km mitfahren die anscheinend das erste mal in ihrem Leben auf Blades stehen, klar es ist ein Event, aber ganz ungefährlich ist es halt doch nicht wenn so viele Menschen auf Rollen fahren die doch eine gwisse Geschwindigkeit zusammenbringen. Die meisten können nicht mal richtig bremsen. Gut, auf dem ersten Kilometer hatte ich es auch noch nicht so drauf da ich normalerweise ruhige Strecken fahre, aber ich lerne schnell. Schon sind wir wieder unterwegs, holen wieder auf was wir bei der Pause verloren haben. Viel zu schnell sind die 20km geschafft, durch das Adrenalin aufgeputscht könnte ich noch ne ganze Weile so weiterfahren. Erst in der Bahn merke ich wie müde ich jetzt bin. Ich hole meine Wasserflasche raus und trinke erst mal ordentlich. Trotz der Warnung von Sport Becke das diese Strecke nur mit 2,8 Litern Flüssigkeit zu schaffen ist, habe ich es mit etwa einem halben Liter geschafft. So endet die Bladenight, die Nacht der Klingen, aber es wird sicher nicht die letzte gewesen sein dieses Jahr.

Und hier noch ein Foto, ich denke wer von den beiden ich bin, da kommt ihr selber drauf:

[img]undefined://www.silberkind.de/serendipity/uploads/b ... 9_prot.jpg[/img]
Zuletzt geändert von Vamp am 9. Mai 2006 13:19, insgesamt 1-mal geändert.
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Azazel
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Beitrag von Azazel »

oweh...also mich hätte es da nach ein paar Metern wohl auch kräftig auf die Schnauze gedroschen ... war schon beim Schlittschuhlaufen ein Desaster
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Vamp
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Beitrag von Vamp »

*stellt sich den gehörnten auf Blades vor*
:cool:
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Noriel de Morville
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Beitrag von Noriel de Morville »

Aber ja Schwester, ich habe Dich sofort erkannt, wie könnte es anders sein...Willst Du Dir nicht mal die Beine rasieren und wer hat Dir das Veilchen am Auge verpasst?

*Lach* Stell Dir mal den Bär auf Blades vor...ohje....gabs nur einmal, Bär konnte nicht bremsen (wusste nicht wie) und landete in einem Brunnen.

Dein Noriel mit den Gefühlen tiefster Zuneigung
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Mystery
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Beitrag von Mystery »

Das Foto ist aber nicht zufällig in der Rheinaue entstanden, oder??? (Wenn nicht, ist die ähnlichkeit verblüffend)
Bist du wütend, zähle bis vier, bist du sehr wütend, fluche.
Mark Twain, Erzähler, 1835-1910
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Vamp
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Beitrag von Vamp »

Tut mir leid Mysterie, Münchener Innenstadt bei der Zigarette danach ;)
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Mystery
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Beitrag von Mystery »

Da bin ich jetzt aber beruhigt, weil es sonst peinlich für mich gewesen wäre, da ich Dich dann eigentlich schon öfters gesehen haben müsste.^^
Bist du wütend, zähle bis vier, bist du sehr wütend, fluche.
Mark Twain, Erzähler, 1835-1910

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