Hierzu einige Beispiele:
Der überlistete Teufel:
-------------------------
Der Soldat und der Teufel
Der Teufel trat vor die Stadt mit einem Soldaten zusammen und bat ihn:
"Sei so gut, Freundchen, schaff mich durch die Stadt! Kann nicht allein gehn, so gern ich´s wollte: Auf allen Straßen laufen mir die doppeläugigen Hunde entgegen. Sobald ich mich in der Stadt zeige, sind sie rudelweise hinter mir her!"
"Will´s schon tun", antwortete der Soldat, "aber ohne Geld wird aus dem Handel nichts!"
"Was verlangst du denn?" fragte der Teufel.
"Viel ist´s gerade nicht", sprach der Soldat, "denn du hast ja Gold genug. Wenn du mir nur meinen Fausthandschuh füllst, so bin ich schon zufrieden!"
"Soviel habe ich in der Tasche!" sagte der Böse und füllte den Handschuh mit Gold bis zum Rand.
Der Soldat dachte hin und her und sprach: "Ich weiß aber nicht recht, wo ich dich verstecken soll...Halt! Krieche hier in meinen Ranzen, da bist du am sichersten!"
"Schon recht! Aber dein Ranzen hat ja drei Riemen! Schnall nur den dritten nicht über, es könnte mir sonst schlecht werden!"
"Meinetwegen! Troll dich nur hinein!"
Der Böse kroch auch richtig hinein.
Der Soldat war aber just von denen, die ihr Wort nicht halten, wo sie es sollen. Kaum war der Schwarze im Ranzen, so zog er alle drei Riemen fest zusammen und fügte noch hinzu:
"Ein Soldat darf nicht mit offenen Riemen durch die Stadt marschieren! Glaubst du etwa, daß es mir der Feldwebel um deinetwillen nachsehen wird, wenn er mich so schlotterig trifft?"
Der Soldat hatte aber einen Freund hinter der Stadt, der war Schmied. Zu dem marschierte er geradewegs mit dem Teufel im Ranzen hin und sprach zu ihm: "Alter Freund, nimm doch diesen Ranzen und schlage ihn auf dem Amboß weich! Der Feldwebel schilt mich immer wegen meines Ranzens, der hart und eckig wie ein vertrockneter Bastschuh sein soll!"
"Wirf ihn mal auf den Amboß!" sprach der Schmied.
Und nun schlug er mit dem Hammer auf den Ranzen los, daß die Wolle von dem Fell flog.
"Reicht´s schon?" fragte der Schmied nach einer Weile.
"Nein", sprach der Soldat, "schlag nur tüchtig zu!"
Wieder hagelte es Schläge auf den Ranzen.
"So, genug für diesmal!" sagte der Soldat endlich. "Ein andermal komme ich schon wieder, wenn ich´s nötig habe:"
Damit nahm er den Ranzen auf die Schulter und kehrte zur Stadt zur Stadt zurück. Da warf er den Teufel grade mitten auf der Straße aus dem Ranzen.
Der Teufel war zusammengestampft wie ein Pilz. Kaum konnte er sich auf den Füßen halten.
Die doppeläugigen Hunde fielen aber im Nu über den Alten her, und da ward er aufs Neue gezwackt.
So schlimm war es dem Alten noch nie ergangen. Der Soldat aber hatte für sein Lebtag Geld genug und blieb noch seinen Erben davon übrig.
Als er gestorben und in die andere Welt gekommen war, ging er zur Hölle und klopfte an das Tor.
Der Böse schielte durchs Tor, um zu sehen, wer es wäre, und schrie: "Nein, nein, du Erzschelm, du bist hier nicht nötig! geh nur, wohin du sonst magst, hier kommst du nicht herein!"
Der Soldat ging hin zu Gott und erzählte dem, wie es ihm ergangen. Da sagte man ihm: "Bleib nur! Hier haben Soldaten Platz genug!"
Seitdem läßt aber der Böse keinen Soldaten mehr in die Hölle.
( aus dem Isländischen )
Der Dämonische Teufel:
---------------------------
Ein Herr hatte eine sehr schöne Frau, die er sehr liebte. Bei alledem, daß er so schön mit ihr tat, wurde er doch gewahr, daß sie es nicht so mit ihm meinte. Er ließ es aber doch so hingehen, und da geschah es denn folgendermaßen: Die Frau hatte eine Kammerjungfer mit Namen Lorchen. Die war beständig um sie. Wenn ihr Mann einmal fortging, so waren gleich ein paar andere Herren da, die die Frau liebkosten. Jetzt wurde die Frau krank und sprach zu Lorchen: "Ich werde sterben. Du versprichst mir, daß du niemand bei meiner Leiche wachen läßt; nur du allein bleibst dabei, und was du da sehen und hören wirst, das sage niemanden." Lorchen versprach es ihr feierlich, und die Frau starb.
Ihr Gemahl war sehr über diesen Todesfall betrübt, sprach also zu Lorchen, daß er Kummer hätte, welche Wächter er zu ihrer leiche stellen sollte. Lorchen aber beruhigte ihn, daß niemand anders als sie wachen werde.
Als es nun Mitternacht war, hörte sie bei der Leiche, als ob in dem Hofe ein Gerassel würde, wie das fahren eines Wagens, wobei die Tote sich augenblicklich in die Höhe richtete, Lorchen aber vor Schreck ohnmächtig wurde. "Lorchen, liebe Lorchen", sprach die Frau, "besinne dich. Es ist keine Zeit zu verlieren. Geh und mache den Herren, die da sind gefahren kommen, die Haustür auf.
Lorchen erschrak nicht wenig, als sie hinter den Herrn herging, Pferdefüße an ihnen zu bemerken. Die Frau empfing die Herrn sehr liebevoll und bat sie, sich niederzusetzen, während Lorchen mit ihr gehen mußte und ihr helfen, ihren Brautstaat anzulegen. Als sie angezogen war, reichte sie den Herrn die Hände dar und ging mit ihnen. Lorchen aber mußte sie mit dem Licht begleiten. Als sie zum Wagen kamen, setzten sie die Frau hinein. Doch anstatt, daß die Herrn sollten einsteigen, nahmen sie Lorchen und warfen diese hinein in den Wagen, und nun ging es über Stock und Stein davon, daß das Feuer immer um Lorchen herumblitzte.
Als sie eine Weile so gefahren waren, da hörte sie Hunde bellen und die Worte: " Lorchen, lebe wohl." Zugleich fühlte sie die goldne Kette von der Frau in ihren Händen. Sie hatte sie zum Andenken zurückbekommen.
darauf wurde es mit einem Male hell vor ihren Augen, sie sah und sah nicht mehr, wo sie war; endlich wurde sie gewahr, daß sie vor der Haustüre lag. Sie wollte hinein, aber konnte nicht. sie mußte also klingeln. Der Herr sah zum Fenster hinunter und fragte verwundert: "Lorchen! wie kommst du hierher?!
Sie aber bat ihn, ihr aufzumachen. Als sie in die Stube trat, war die Leiche fort,. Nun drang der Herr in sie, was geschehen sei. Sie sagte aber, sie habe es der Frau versprochen, niemanden es wiederzusagen. So meinte der Herr, sie solle es der toten Mauer erzählen. Das tat sie denn auch. Er hatte sich währenddem dahinter versteckt, so daß er sie mit anhören konnte und alles erfuhr. Der Schreck aber hatte auf Lorchen so gewirkt, daß sie nicht lange mehr lebte. Daß es nicht weiter kund werde und viel böse Reden errege, tat der Herr also Steine in den Sarg und ließ ihn begraben, als wenn die Frau noch drinnenliege. Er betrübte sich aber sehr darüber, daß seine Frau auf eine solche Art sei weggekommen, daß er bald Lorchen nachfolgte.
( aus dem Schlesischen )
Der hilfreiche Teufel:
------------------------
Der Teufel als Schwager
Einst kam ein Handwerksbursche in eine Herberge. Er war vom Wandern so müde geworden, daß er sich sagte:
"Nun will ich ein paar Tage ausruhen, bevor ich wieder weiterziehe:"
Dafür reichte aber sein Geld nicht aus. Und als der Wirt eines Abends zu ihm auf´s Zimmer kam und sagte, es wäre nun wohl Zeit für die Weiterreise, und die Rechnung vorlegen wollte, wurde es dem Handwerksburschen heiß, und er bat:
"Warte doch bitte mit der Rechnung wenigstens noch bis morgen":
Damit war der Wirt einverstanden, sagte aber noch, bei ihnen warte auf alle, die mehr essen und trinken, als sie zahlen könnten, der finstere Turm.
Als der Wirt gegangen war, legte sich der Handwerksbursche aufs Bett. Er konnte vor Angst nicht einschlafen. Da trat auf einmal eine schwarze Gestalt an sein Bett. Kein Zweifel, daß war der Teufel! Der sagte zum Handwerksburschen: "Keine Angst! Brätst du mir die Wurst, lösch ich dir den Durst; tust du mir einen kleinen Dienst, so reiß ich dich aus der Klemme."
"Das wäre?" fragte der Wandersbursche.
"Nur dies, sagte der Teufel, "du bleibst sieben Jahre in diesem Wirtshaus, und du wirst nie zu wenig Geld haben, und danach soll es dir besser gehen; ich mache nur eine Bedingung: Du darfst dich in den sieben Jahren
nie waschen, darfst dir kein Haar und keine Nägel schneiden, und du darfst dich nie kämmen."
"Da ist ein Dienst den anderen wert", dachte der Handwerksbursche und schloß mit dem Teufel den Vertrag ab.
Als der Wirt am andern Morgen wieder dastand, bezahlte ihm der Bursche die Rechnung bis auf den letzten Rappen und gab ihm dann noch einen rechten Betrag dazu- für die nächste Zeit. Und der Handwerksbursche blieb in der Herberge Jahr um Jahr - und ließ Geld draufgehen wie Sand am Meer. Aber er wurde dabei alle Tage hässlicher und hässlicher, so daß ihn niemand mehr anschauen wollte.
Der Herberge gegenüber wohnte ein Kaufmann. Der hatte drei bildschöne Töchter. Weil er sich bei seinen Geschäften verrechnet hatte, war er in Geldnot geraten. Eines Tages kam der Kaufmann zum Wirt und klagte ihm seine Not.
Da sagte der Wirt:"Nachbar, ich glaube, dir kann geholfen werden; in meinem Fremdenzimmer wohnt einer, der ist schon mehr als sechs Jahre da und läßt wachsen, was wächst, und sieht aus wie die Sünde, aber Geld hat er wie Heu und kann sich alles leisten. Ich habe auch gesehen, wie er zu deinen Töchtern hinüberschielt; mit dem ließe sich gewiß etwas machen. Wenn ich du wäre, ginge ich einmal zu ihm hinauf."
Dies leuchtete dem Kaufmann ein. Er stieg hinauf zum Handwerksburschen, und es dauerte nicht lange, bis sie eine Vereinbarung getroffen hatten: Der Handwerksbursche hatte dem Kaufmann aus der Geldnot zu helfen, und der Kaufmann mußte ihm dafür eine seiner sieben Töchter zur Frau geben. aber als der Kaufmann mit dem Handwerksburschen zu den Töchtern kam, sagte die erste: " Pfui, Vater, was bringst du da für einen! Eher gehe ich ins Wasser, als daß ich den heirate!" und sie rannte davon.
Und die zweite sagte:" Eher erhänge ich mich, als daß ich den heirate!" und sie rannte auch davon.
Doch die jüngste sagte:" Vater, ich heirate ihn; einer, der dir helfen will, kann doch nicht so ein schlechter Mensch sein".
Während der ganzen Zeit schaute sie nie auf und sah den Handwerksburschen nicht an. Aber sie gefiehl ihm sehr, und sogleich wurde der Hochzeitstag festgelegt.
Da waren aber die sieben Jahre gerade um. Am Hochzeitstag hielt eine Kutsche vor dem Haus des Kaufmanns, die blitze nur so von Gold und Edelsteinen, und heraus stieg der Handwerksbursche. Der war nun ein schöner, junger, reicher Mann. Der jüngsten Kaufmannstochter fiehl ein Stein vom Herzen, und alles freute sich. In langem Zuge ging man zur Kirche; der Kaufmann und der Wirt hatten alle Verwandten und Bekannten eingeladen.
Nur die beiden Schwestern der Braut waren nicht dabei. Die hatten sich vor Ärger das Leben genommen, die eine im Wasser und die andre am Nagel. Als aber der Bräutigam aus der Kirche kam, sah er zum erstenmal seit sieben Jahren den Teufel wieder. Der saß auf dem Dach und lachte zufrieden herunter:
Weisch, min Schwooger,
so cha´s choo:
Du häsch eini,
und ich ha zwoo!
( aus dem Innerschweizischen )
