Realität als Prüfstein für Überzeugungen

Psychologische, philosophische und wissenschaftliche Betrachtungen

Moderator: gabor

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fehlgeleitet
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Realität als Prüfstein für Überzeugungen

Beitrag von fehlgeleitet »

inwiefern ist es eigentlich notwendig, überzeugungen mit der realität abzugleichen?

es ist doch im grunde ein sehr einseitiges spiel:

ich denke mir irgendetwas kreatives aus, und die realität kommt wie ein schulmeister daher und streicht es mit rotstift durch.

warum sollte ich mich darauf überhaupt einlassen?


ich meine, irgendwie gleicht ein versuchsaufbau zur falsifizierung/verifizierung einer theorie einer anrufung einer höherer enitität, die darüber entscheiden soll, ob meine gedanken würdig oder unwürdig sind. Stattdessen könnte ich mich aber auch entscheiden, diese enitität zu ignorieren.

was hätte dies eigentlich zur konsequenz?
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Re: Realität als Prüfstein für Überzeugungen

Beitrag von fehlgeleitet »

ich meine, solange man irgendjemanden brauch, der die eigenen überzeugungen bewertert ist man nicht wirklich autark, sondern immer von diesem Ding abhängig, dass dir entweder - je nach Lust und Laune - mitteilt das du ein Idiot bist oder es - dieses Ding - verstanden hast.

Dieses Spiel ist einseitig, da dieses Ding - Realität - erkannt werden möchte aber sich einen scheißdreck darum schert was man selber möchte.

Kann ich mich von der Realität scheiden lassen?
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khezef
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Re: Realität als Prüfstein für Überzeugungen

Beitrag von khezef »

ich meine, irgendwie gleicht ein versuchsaufbau zur falsifizierung/verifizierung einer theorie einer anrufung einer höherer enitität, die darüber entscheiden soll, ob meine gedanken würdig oder unwürdig sind. Stattdessen könnte ich mich aber auch entscheiden, diese enitität zu ignorieren.
Das würde allerdings voraussetzen, dass hier eine Willkür herrscht, die so aber bei einer objektiven Überprüfung ja nicht gegeben ist.
Um zu veranschaulichen, was ich meine, hier ein flaches Beispiel:

Jemand stellt die Behauptung ("Theorie") auf, 2+2=5.
Daraufhin wird ein Versuchsaufbau zusammengestellt, um dies zu überprüfen. Ein Korb wird hergenommen und von einem Baum jeweils zwei Mal 2 Äpfel in den Korb geworfen, nun wird nachgeschaut, wie viele Äpfel sich tatsächlich im Korb befinden. 1,2,3,4. Ergo, die Theorie wurde widerlegt, jedoch entschied kein Faktor aus dem Nichts einfach mal so, dass dem nicht so ist und ein anderes mal vielleicht doch so sein könnte.

Khezef
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Re: Realität als Prüfstein für Überzeugungen

Beitrag von fehlgeleitet »

möglicherweise wurden nur die falschen objekte gewählt.

2+2=5 ist übrigens ein fragwürdiges beispiel, die mathematik wurde selten für anwendung konzipiert, es sind reine gedankenspiele.

die matrizenrechnung, ohne die die moderne physik gar nicht denkbar wäre, war ein reines gedankenexperiment, und fand erst 50 jahre später eine anwendung.

aber das ist eine frage inwieweit zu einer theorie der richtige experimentaufbau gefunden wurde, darum geht es mir eigentlich nicht. denn angenommen ich operiere zb mit mehrwertiger logik, kann ich dieses simple verifizieren/falsifizieren muster auch schon nicht mehr benutzen. oder auch könnte ich es prinzipiell ablehnen mit meiner theorie irgendwas vorhersagen zu wollen, oder auch behaupten, jeder widerlegungsversuch würde die theorie im grunde nicht berühren.

Das die objektivität nicht relativ willkürlich operiert, dazu gibt es keine Belege. Hat sich irgendeine Theorie erstmal durchgesetzt haben die Gegner nichts mehr zu melden, bekommen auch kein Geld für Gegenversuche usw.

Vielleicht hilft ein konkretes Beispiel weiter:
In einer Diskussion ist es am einfachsten, einen Allgemeinplatz einzunehmen. Der Gegner des Allgemeinplatzes kann nun seine ganze kreative Energie in die Widerlegung des Allgemeinplatzes hieinstecken. Von dem Halter des Allgemeinplatzes kommt nichts zurück außer Tautologien. In der Regel wird der Gegner des Allgemeinplatzes scheitern, der Halter des Allgemeinplatzes kann nun aber all diese kreative Energie parasitär ausschlachten um seinen Allgemeinplatz zu verstärken.

So gesehen wäre die Realität ein parasitärer Organismus, der von den ganzen gescheiterterten Widerlegungsversuchen oder auch lebensversuchen lebt.

a huge nit.
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Tyger
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Re: Realität als Prüfstein für Überzeugungen

Beitrag von Tyger »

Dass es eine grundlegende Ebene gibt, auf der wir unsere Überzeugung mit der Realität abgleichen müssen, wird niemand ernsthaft anzweifeln, denke ich. Wenn jemand vom Dach eines Hochhauses springt, weil er davon überzeugt ist, fliegen zu können, dann wird seine Überzeugung ganz einfach mit ihm sterben.
Das ist nicht gleichbedeutend mit Determinismus; wir sind keine Sklaven der bestehenden Realität, sondern können sie durch eigene Kreativität verändern (Kreativität=Schöpfertum), aber das passiert durch die bloße Idee als solche noch nicht allein, da muss erstmal gebaut werden - auf welche Art auch immer.
Was ansonsten die Freaks angeht, auf die Du Dich da beziehst: Das sind die Scholastiker, die schon Galilei und Kepler wegen ihrer neuen Ideen bekämpften, die Röntgen als Betrüger hinzustellen versuchten, die Schliemann heute noch dafür hassen, dass er als Laie eine große Entdeckung zu machen wagte, und die Mandelbrots Erforschung von Fraktalen als nutzlose Spielerei lächerlich machten. Das sind einfach Schädlinge und die schlimmsten Feinde der Wissenschaft, obwohl sie ständig das Wort "wissenschaftlich" im Mund führen - üblicherweise missbräuchlich.
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Re: Realität als Prüfstein für Überzeugungen

Beitrag von fehlgeleitet »

vielleicht führt absolut jeder das wort wissenschaftlich missbräuchlich im mund.

vor allen dingen weil sich die wissenschaftstheorie bisher noch auf keine einheitliche definition geeinigt hat.

die populärste die von popper, sagt ja grade, dass wissenschaft nichts anderes kann als falsifizieren.

sie tritt also quasi immer in gestalt des grimmigen hausmeisters auf, der es als seine lebensaufgabe sieht den kleinen kindern das fußballspielen im hof zu verbieten.

wie sich die politische fantasie der meisten leute auch dadrin zu erschöpfen scheint, anderen etwas verbieten zu wollen.


und nehmen wir mal an realität sei tatsächlich nur dieses negationskonzept, und gehe ich davon aus, dass durch fehlschläge kaum etwas gelernt werden kann, wozu brauche ich dann noch die realität?

edit: zudem bin ich zu dem ergebniss gekommen, dass es keinen satz gibt, den man nicht auch unter annahme entsprechender prämissen beweisen oder widerlegen kann. realität ist die größte verarschung aller zeiten. und macht auch niemanden glücklich :mad:
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Tyger
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Re: Realität als Prüfstein für Überzeugungen

Beitrag von Tyger »

fehlgeleitet hat geschrieben: die populärste die von popper, sagt ja grade, dass wissenschaft nichts anderes kann als falsifizieren.

sie tritt also quasi immer in gestalt des grimmigen hausmeisters auf, der es als seine lebensaufgabe sieht den kleinen kindern das fußballspielen im hof zu verbieten.
Sehe ich nicht so; Wissenschaft tritt auch recht oft in Verbindung mit Technik (manchmal sogar in Verbindung mit Kunst) auf und wird dadurch dann kreativ, also Realität schaffend.
fehlgeleitet hat geschrieben: und nehmen wir mal an realität sei tatsächlich nur dieses negationskonzept, und gehe ich davon aus, dass durch fehlschläge kaum etwas gelernt werden kann, wozu brauche ich dann noch die realität?
Was für Alternativen hast Du denn sonst noch? Auch Fantasie kannst Du z.B. nur haben, weil Du existierst; da ist dann also auch wieder Realität die Grundlage.
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Re: Realität als Prüfstein für Überzeugungen

Beitrag von fehlgeleitet »

klar innovationen gibt es, aber in letzter zeit eher selten?

jedenfalls kein zeug was mich intressiert oder von dem ich was mitkriege.

Ich denke nicht das ich überhaupt an das Wort "sein" glauben muß. Ich denke es ist auch möglich ohne die Annahme einer realen Welt zurechtzukommen. Das bedeutet nicht das ich vom Hochhaus springe, denn solange ich dies nicht will, werde ich es auch nicht tun.
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Lord Keks
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Re: Realität als Prüfstein für Überzeugungen

Beitrag von Lord Keks »

Dann existiert doch zumindest dein Wille.
hat Gott gesagt
T von N-H

Re: Realität als Prüfstein für Überzeugungen

Beitrag von T von N-H »

Hab mal wo den schlauen Satz gelesen :
Ich bin nicht , noch existiert ein anderer , ich bin nur Energien !

Demnach KÖNNTE Realität nur Energie sein , und sonst nichts .
Da muß man erstmal das Wort Realität analysieren . Und da gibt es mehrere Theorien und Überzeugungen sind nur versch. Meinungen von versch. Menschen .
Prüfstein für einen selbst ist o.k. , aber ansonsten weiß ich nicht , ob Ergebnisse ABSOLUT sein können .
Da denke ich dann schon eher , daß es DIE evtl. bei uns Menschen NICHT gibt .

Alles sone heikle Sache mit Realität , Prüfen und Überzeugungen ........................

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