Esotanten abzocken - oder wie fälsche ich „Heilsteine“

Die Magie der Pflanzen und Steine
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Eno
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Esotanten abzocken - oder wie fälsche ich „Heilsteine“

Beitrag von Eno »

Aus Eno’s Reihe mit praktischer Lebenshilfe für den angehenden Großstadtschamanen:

Heute: Esotanten abzocken - oder wie fälsche ich „Heilsteine“

Teil 1 Achat

Achat kann man in der Natur in den Farben mattrot, rosa, orange, braun, gelb, grün, grau oder schwarz finden, aber als echte „Großstadtschamanen“ latschen wir bestimmt nicht tagelang durch irgendwelche öden Gegenden, in denen man in Kuhscheiße tritt und meilenweit kein kaltes Bier bekommt.

Eine Alternative wäre sicherlich der gut sortierte Fachhandel oder die Mineralienmesse, aber dort verlangen die doch tatsächlich, dass man für die Steine bezahlt.

Ein echter Großstattschamane bezahlt nicht für sein Hobby, er verdient daran!
Man kann sich schließlich nicht mit irgendeiner profanen Erwerbsarbeit abgeben, wenn man zu höherem berufen ist.

[P. S. Achate in Kobaltblau, Magentarot, Lila oder Pink kommen in der Natur nicht vor , so was kann man höchstens der Uriella Fraktion unter den Lichtis als Heilstein verkaufen, aber da wir auch davon sicherlich ein paar unter unseren Kunden haben, beziehen wir deren „Herstellung“ hier mal mit ein !]

Wir nehmen also den billigsten hässlichen grauen Botswana Achat, den man irgendwo kiloweise zu Ramschpreisen kaufen kann, und färben um.

1. Rotbrennen, dem indischen Zweig unserer schamanischen Vorfahren schon seit 200v. Chr. bekannt. Eisenverbindungen, die in unserem billigen Ausgangsmaterial als kleine schwarze Einschlüsse vorhanden sind, werden durch brennen rotbraun und geben dem Stein eine blassrote bis braunrote Farbe. Das Endergebnis taufen wir „Aprikosen-Achat“ und verkaufen es, ganz legal, mit einem schönen Gewinn.

2. Schwarzfärben mit Honig wurde schon von den alten Römern praktiziert, als Feinschmecker schworen sie auf korsischen Honig, den sie auf die Steine einwirken ließen. Anschließendes mäßiges Erhitzen führt zum Verbrennen des Zuckers und erzeugt Farben von Karamel bis Schwarz. Moderne Variante davon ist einlegen in Zuckerwasser und anschließendes Verkohlen mit konzentrierter Schwefelsäure.

3. Grün erhält man durch ein Bad in Nickel- oder Chromsalzen

4. Für Blau verwendet man eine ungiftige Blausäureverbindung

5. Gelb erhält man durch kochen in konzentrierter Salzsäure

Alle diese Färbungen sind dauerhaft und nicht mehr rückgängig zu machen.

Da einzelne Schichten des Achats verschiedene Farben unterschiedlich gut aufnehmen, kann man auch bunt gemusterte Achate herstellen (Lagensteine)

Das Färben von Achat gilt als übliche Praxis, daher ist es von der Deklarationspflicht die ansonsten bei allen künstlich gefärbten Steinen gilt ausgenommen. Also nix Betrug

Da dieses Forum für fortgeschrittene Magier und Schamanen ist, brauch ich über die „Heilwirkung“ dieser Steine wohl nichts mehr zu sagen, die schauen wir in unserer „Fachliteratur“ (z.B. Gienger: Lexikon der Heilsteine) nach, bieten unseren Kunden das übliche Gelaber und schamanische Drumrum und fahren einen satten Gewinn ein.

Und während unsere freilebenden Verwandten, die Feld-Wald- und Wiesenschamanen, sich noch irgendwo in der Wildnis Blasen an den Füßen holen und Steine suchen, sitzen wir in der Kneipe bei einem gepflegten Bierchen und lästern über unsere dummen Kunden.

Gruß
Eno
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gabor
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Re: Esotanten abzocken - oder wie fälsche ich „Heilsteine“

Beitrag von gabor »

Also erstmal ist Kuhscheisse nicht so schlimm,wie mancher denkt!
Zweitens...mit dem Bier wäre ich vorsichtig.
Drittens..eine ungiftige Zyanverbindung?Wo gibt`s die denn?
Viertens...Heilsteine funktionieren,weil man dran glaubt,also lieber so`n Teil suchen und finden(egal wie der Kollege nun heisst),und feste glauben.Ich hab auch nie verstanden,warun es immer Halbedelsteine sein müssen!
Fünftens....auch bei Chromverbindungen ist Vorsicht angeraten!
Sechstens...über Kunden lästern ist doch arg überheblich....vielleicht haben die ja mit Blüten bezahlt! :lol:
Linke Hand zum Gruss!
P.S.:Städter sind diesbezüglich nicht dümmer als Dorfvolk...die haben nur mehr Kohle.
Woher soll ich wissen, ob die Vergangenheit keine Fiktion ist, die nur erfunden wurde, um den Zwiespalt zwischen meinen augenblicklichen Sinneswahrnehmungen und meiner Geistesverfassung zu erklären?
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Re: Esotanten abzocken - oder wie fälsche ich „Heilsteine“

Beitrag von Eno »

Drittens..eine ungiftige Zyanverbindung?Wo gibt`s die denn?
Es macht sicher immer die Dosis das Gift, aber Du musst z.B. schon eine Menge Kohl essen, um an den darin enthaltenen Thiocyanaten Schaden zu nehmen...
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Re: Esotanten abzocken - oder wie fälsche ich „Heilsteine“

Beitrag von gabor »

Oho...ein kleiner Paracelsus? :lol:
Linke Hand zum Gruss!
Woher soll ich wissen, ob die Vergangenheit keine Fiktion ist, die nur erfunden wurde, um den Zwiespalt zwischen meinen augenblicklichen Sinneswahrnehmungen und meiner Geistesverfassung zu erklären?
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Re: Esotanten abzocken - oder wie fälsche ich „Heilsteine“

Beitrag von Eno »

Man kann für das Färben der Achate Kaliumferrocyanid nehmen (E536). Die toxische Wirkung geht wegen der starken Bindung an Eisen verloren. Ist zum Beispiel auch manchmal im handelsüblichen Kochsalz enthalten...
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Re: Esotanten abzocken - oder wie fälsche ich „Heilsteine“

Beitrag von gabor »

Kommt man da nicht eher in den rötlichen Bereich?
Ach ja....ich hab säckeweise Kufersulfat hier...taugt das auch für was?
Linke Hand zum Gruss!
Woher soll ich wissen, ob die Vergangenheit keine Fiktion ist, die nur erfunden wurde, um den Zwiespalt zwischen meinen augenblicklichen Sinneswahrnehmungen und meiner Geistesverfassung zu erklären?
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Re: Esotanten abzocken - oder wie fälsche ich „Heilsteine“

Beitrag von Eno »

gabor hat geschrieben:Kommt man da nicht eher in den rötlichen Bereich?
Das Eisen drin ist heisst nicht immer es färbt rot. Rote Achate erhalten ihre Farbe durch Eisenoxide oder –hydroxide und Tränken in Eisennitratlösung mit abschließender Wärmebehandlung. Eisenoxid und Salzsäure provozieren gelbe Achate. Beimengungen von zweiwertigem Eisen, Kaliumferrocyanid und Eisenvitriol färben blau. Zweiwertiges Eisen, Chromsalzlösung und Hitze sorgen für eine grüne Färbung.

Gruß
Eno

P.S. Mit Deinem Kupfervitriol kannst Du Nachbars Gartenteich vergiften oder Du kannst es bei Deinen Weinstöcken zur Pilzbekämpfung nehmen.

P.P.S. Kann ich den rumhengstenden Trollbefall in meinem Thread dadurch minimieren, dass ich drauf hinweise kein "kleiner Paracelsus" zu sein, sondern weiblich? Revierverteidigung mir gegenüber ist somit unnötig...
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Re: Esotanten abzocken - oder wie fälsche ich „Heilsteine“

Beitrag von gabor »

...oder Fusspilz behandeln!Funktioniert am besten unter Zugabe von Formalin.
Kupfervitriol hör ich zum ersten mal....etwas altertümlich....zuletzt hab ich den Begriff bei W.Busch gelesen.
Linke Hand zum Gruss!
Woher soll ich wissen, ob die Vergangenheit keine Fiktion ist, die nur erfunden wurde, um den Zwiespalt zwischen meinen augenblicklichen Sinneswahrnehmungen und meiner Geistesverfassung zu erklären?
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Re: Esotanten abzocken - oder wie fälsche ich „Heilsteine“

Beitrag von Eno »

gabor hat geschrieben:.Kupfervitriol hör ich zum ersten mal....etwas altertümlich....
Ich setze meinen Schwerpunkt in der Alchemie das "Fachvokabular" weicht da manchmal von dem der Chemie ein wenig ab...
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Re: Esotanten abzocken - oder wie fälsche ich „Heilsteine“

Beitrag von gabor »

So lang es geklärt wird,seh ich da kein Problem..
Beschäftigst Du dich dann in der Richtung auch mit physikalischen Fragen?
Linke Hand zum Gruss!
Woher soll ich wissen, ob die Vergangenheit keine Fiktion ist, die nur erfunden wurde, um den Zwiespalt zwischen meinen augenblicklichen Sinneswahrnehmungen und meiner Geistesverfassung zu erklären?
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Re: Esotanten abzocken - oder wie fälsche ich „Heilsteine“

Beitrag von Eno »

gabor hat geschrieben: Beschäftigst Du dich dann in der Richtung auch mit physikalischen Fragen?
Die Unterteilung der Wissenschaft in immer eng umgrenztere, getrennt betrachtete Spezialgebiete wie Philosophie, Psychologie, Chemie, Physik, Geologie, Mineralogie usw. usw. ist in meinen Augen ein Irrweg. Ich bevorzuge inzwischen interdisziplinäre Ansätze wie Alchemie oder "Magie".

Meine Befähigung zum Fachidiot mit amtlich anerkanntem Titel habe ich allerdings tatsächlich vor langer Zeit in der mathematischen Physik erworben.

HIer ist allerdings nicht die Plauderecke, ich wollte in diesem Thread eigentlich über gefälschte und geschönte Steine diskutieren, also zurück zum Thema...
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Amethyst

Beitrag von Eno »

Die Farbe von Amethysten variiert von rosa über rotviolett bis hin zum typischen Violett in diversen Intensitätsstufen. Ausschlaggebend für die Farbe sind Eisenoxide und Mangan. . Oftmals sind die Kristallspitzen von Amethysten am deutlichsten gefärbt (Spitzenamethyst).
Werden Amethyste länger der Sonne ausgesetzt, verblasst die Farbe.

Zur „Farbverbesserung“ wird der Amethyst in ein violettes Wachs getaucht (besonders bei billigen indischen Ketten). Das Wachs kann man mit Aceton oder einem anderen Lösungsmittel entfernen, wodurch die ursprüngliche minderwertige Farbe wieder zum Vorschein kommt.

Durch vorsichtiges, leichtes Erhitzen verteilt sich die Farbe gleichmäßiger. Erhitzt man Amethyst auf etwa 400 C wird er gelb (wird als Citrin verkauft), bei Temperaturen bis 750 C manchmal auch grün (oder farblos). Die grünen Steine sind als „Prasiolith“ im Handel. Wer „natürlichen Prasiolith“ anbietet verarscht Euch in der Regel, die Steine sind meistens bestrahlter und anschließend erhitzter Bergkristall.

Bei facettierten Amethyst-Steinen hat man häufig Synthesen aus Russland. Kann man mit einer Infrarot-Analyse im gemnologischen Labor nachweisen.

Ganz billige Imitationen sind aus amethystfarbigem Glas, das hat aber nur eine Härte von 5 und ist damit wesentlich weicher als echter Amethyst und daher leicht zu erkennen. Weil das Zeug so weich ist werden die Nachahmungen auch ziemlich schnell unansehnlich (Kratzer, abgestoßene Facettenkanten).

Bei besseren Fälschungen werden Dubletten verwendet, bei denen violettes Glas mit einer dünnen Schicht Bergkristall abgedeckt ist, dadurch hat man an der Oberfläche die gleiche Härte wie bei Amethyst.

Löcher in Amethystdrusen werden mit grauem Zement aufgefüllt. Die Drusenrückseite wird meist grün angepinselt um die Spuren der Reparatur zu vertuschen.
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Re: Esotanten abzocken - oder wie fälsche ich „Heilsteine“

Beitrag von gabor »

Tja,die Dinger(Drusen) sammelt man wohl lieber im Harz selber.Ich kenn da`ne schöne Ecke bei Thale...
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Re: Esotanten abzocken - oder wie fälsche ich „Heilsteine“

Beitrag von Eno »

gabor hat geschrieben:Tja,die Dinger(Drusen) sammelt man wohl lieber im Harz selber.Ich kenn da`ne schöne Ecke bei Thale...
Linke Hand zum Gruss!
Das ist ungewöhnlich, als Fundorte für Amethyst in Deutschland sind mir nur die Ecke um Idar-Oberstein einerseits und das Erzgebirge andrerseits bekannt, Thale liegt so etwa 300 km von jedem der beiden entfernt.

Im Harz gibts allerdings viel Fluorit, das wird manchmal mit Amethyst verwechselt.
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Sarah
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Re: Esotanten abzocken - oder wie fälsche ich „Heilsteine“

Beitrag von Sarah »

Ich habe nur den ersten Beitrag gelesen und werde nur meine Meinung nennen, also nicht wundern, wenn mein Post nun auf euren vorherigen nicht passt.

Ich mag Steine generell. Egal welche Farbe. Und bisher habe ich glaube für Steine lediglich 1,50 ausgegeben. Wobei ich jetzt entdeckt habe, dass ich hier, in diesem kleinen Minidorf, tatsächlich einen hab, der "Heilsteine" und Steinfiguren verkauft. Da habe ich mir ja schon überlegt mir ein bisschen was zuzulegen.
*kind-on* Aber ich war eher von den Schmetterlingen angetan deren Flügel aus dünnem Steim bestehen. Ich bin mir grade nicht sicher ob ich den Link hier posten darf?
Falls man das darf, einfach bescheid sagen, dann kann ich ihn ja naträglich posten.
Sind wirklich hübsche Schmetterlinge! :3 und die Preise dafür fand ich recht angemessen. *kind-off*'

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