Das Taliesin Bewusstsein

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Fog
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Das Taliesin Bewusstsein

Beitrag von Fog »

Das Taliesin-Bewusstsein


Das „Taliesin-Bewusstsein“ ist eine Technik die durch Jan Fries entstand nachdem sich dieser eingehend mit den Gedichten des mittelalterlichen Barden Taliesin beschäftigte. Seine Anspielung das diese Gedichte eine gute Anleitung für den magischen Gestaltwandel (und weiteren Praktiken sein) nahm ich als Anlass mir eigene Gedanken zu Fries Thesen zu machen.
Doch als erstes:


I. Wer war Taliesin?

Aus Ermangelung guter Quellen war es mir nicht möglich umfangreiches Material über die historische Person Taliesin zu finden.
Man geht davon aus das es sich bei ihm um einen bekannten englischen (vermutlich irischen) Barden, der im 14. – 15. Jahrhundert gelebt haben soll handelt. Seine Gedichte sind bis in die heutige Zeit überliefert, wobei nicht sicher gesagt werden kann ob nicht andere Barden unter seinem Namen Gedichte verfasst haben. Es wäre sogar möglich das Taliesin gar nicht existierte sondern das dieser Name als Künstlerpseudonym für eine Reihe von Dichtern herhielt. Barden entstammen der keltischen Tradition (die sich in Irland besonders lange hielt) und waren für ihre Gedichte und Lieder bekannt die nicht selten einen tief philosophischen Kontext aufwiesen. Das mal zum Verständnis.

Allerdings existiert ein interessanter kymrischen Mythos um die Entstehung von Taliesin der hier kurz wiedergegeben sein soll.
Ceridwen (die oft mit der keltischen Brigid gleichgesetzt wird) gebar zwei Kinder. Ceridwens Tochter Creirwyr war von wunderschöner Gestalt, ihr Bruder Morfran (oder Afaggdu) war jedoch von abstoßender Gestalt.
Um dessen Hässlichkeit auszugleichen beschloss Ceridwen ihm einen Trank zu brauen der ihn zum weisesten aller Wesen machen sollte. Es würde ein Jahr brauchen um ihn fertig zustellen. Während Ceridwen in der Welt herum lief um die Zutaten zu besorgen sollte der Landstreicher (dem sie als Gegenleitung Behausung und Essen versprach) Gwion sollte in dieser Zeit aufpassen das dass Feuer unter dem Kessel nicht ausging.
Das Jahr verging und einen Tag bevor der Trank fertig war schlief Gwion mit offenem Mund neben den Kessel. Durch das Blubbern des Tranks spritzen drei Tropfen des Gebräus auf Gwions Zunge. Schlagartig schossen Gedanken, Bilder, Erkenntnisse und Fragen durch Gwions Kopf, doch der Hitze der Flüssigkeit wegen erschrak dieser und stieß aus versehen den Kessel um so das der Trank in der Erde versickerte. Als Ceridwen das sah jagte sie Gwion hinterher, dieser stürmte aus der dunklen Hütte, in der er das ganze Jahr zugebracht hatte, und war überwältigt von der Schönheit der Natur (Taliesin-Bewusstsein). Um Ceridwen zu entkommen verwandelte sich Gwion in verschieden Pflanzen und Tiere, doch Ceridwen holte ihn letztendlich ein und verschlang ihn nachdem er die Gestalt eines Samenkorns angenommen hatte.
Doch Ceridwen wurde darauf schwanger und gebar ein Kind, diese Kind nannte man Taliesin.


II. Das Taliesin Bewusstsein


Das Taliesin Bewusstsein ist nach Jan Fries ein Zustand indem sich der Geist von allen Dingen befreit die ihn einengen. Dinge wie die Natur werden nicht mehr hinterfragt, und wenn dann auf eine sehr kindliche Weise wie etwa „Warum fühlt sich Wasser wie Wasser an?“, da ein Hinterfragen genaugenommen nur der Versuch unseres Intellektuellen Bewusstseins sind uns die Dinge erklärbar und „Fassbar“ zu machen. Im Taliesin-Bewusstsein werden die Dinge nicht intellektuell hinterfragt.
Jedes Ding, jedes Blatt und jeder Stein ist wie er ist, und in der Erkenntnis der Unvergleichlichkeit der Dinge liegt ein Bewusstsein das man am besten selbst erfährt. Man stellt das „erklärende“ zurück und nimmt die Dinge so wie sie sind.
Dieses Bewusstsein eignet sich hervorragend für viele Teile der Magie. Bei Evokationen wird der Verstand (Zensor) nicht mehr versuchen die Dinge zu „entzaubern“. „Klar erscheint ein Geist, mein Verstand provoziert diese Erscheinung, der ganze Dampf und das dämmerige Licht machen es leicht für meinen Verstand mir visuelle Halluzinationen einzutrichtern.“ usw.

Ganz abgesehen davon eröffnet sich dem Magier eine neue Sichtweise der Dinge, das Gedankenkonstrukt das wir „Verstand“ nennen wird kurzzeitig lahmgelegt und so erfasst man Dinge die man sonst nie erfasst hat.
Jan Fries selbst schreibt das er für einen Kilometer im Wald im Taliesin Bewusstsein fast 2 Stunden benötigte.
Aber am besten man testet es selbst (vermutlich befanden sich viele unter euch schon mal in diesem Zustand ohne es zu merken).



III. Alternative Anwendungsmöglichkeiten (Shapeshifting & Co.)


„Ich bin das Summen der Computerlüftung,
Ich bin das Geräusch des Windes der sich an der Hauswand bricht,
Ich bin der Baum dessen Krone sich im Wind wiegt,
Ich bin die eingehende Chatnachricht,
Ich bin die Person die diese Schrieb,
Ich bin ein Kalender der an der Pinnwand hängt,
Ich bin die Farbe die auf ihm sich zu Worten formte,
.....“

Bevor ich aufgrund dieser Zeilen für verrückt erklärt werde, Gedichte in der Art wie dieser verfasste Taliesin über Seiten (natürlich versuchte er nicht wie ich dieses Gedicht zu schreiben während er am PC sahs). Es ist möglich das Taliesin die Ansicht vertrat das wir das sind bei dem unsere Aufmerksamkeit weilt. Wenn ich also auf eine Computerlüftung achte bin ich in diesem Moment die Lüftung, meine Gedanken und meine Sinne weilen bei IHR und nicht bei „mir“.
Demnach ist die eigene Identität variabel und an keine feste Form gebunden, ein Gedanke der im Buddhismus ebenfalls vorherrscht, die eigene Persönlichkeit wird als Illusion, als Sammlung von Ansichten begriffen. Taliesin faste die Persönlichkeit und die Identität offensichtlich als Fokus unserer Aufmerksamkeit auf.
Also bin ich nur ich weil ich an mich denke?
Ist sogar der Geist vollkommen ungelöst vom menschlichen Körper? Und dient dieser nur als „Anker“ in der Materiellen Ebene? Im Schamanismus gibt es viele dieser Geschichten, von Geistern die ihre Körper verließen (Astralreise) und neue Gestalt annahmen (Gestaltwandel).

Das Taliesin Bewusstsein „befreit den Geist“ von dem was wir als „Identität“ bezeichnen, denn „Identität“ IST genaugenommen tatsächlich nur eine Sammlung von Ansichten die einen Interpretationsversuch unseres Verstandes von unserer Identität darstellen. Diese wiederum trifft im Umfeld auf spezielle Reaktionen, durch dieses Wechselspiel erhalten wir unser „Ich“ (ich empfehle hier auch den Anime „Ghost in the Shell“ in dem die Protagonistin ähnliche Gedanken offen legt).

Wir selbst sind also nur formlose Masse die sich in einem Gegenstand (Gegenstand des Fokus) manifestiert. Die meiste Zeit bleiben wir mit unserer Aufmerksamkeit bei (und in) unseren Denkstrukturen so das es schwer vorstellbar ist das „Identität“ eine Variable und keine Konstante ist.

Was bedeutet das für die Magie?
Wenn man genug Erfahrung mit dem Taliesin Bewusstsein gesammelt hat wird es einem immer leichter fallen die eigene Persönlichkeit ruhen zu lassen und sich auf Dinge wie Astralreisen oder Invokationen zu konzentrieren. Auch Gestaltwandel wird möglich sein wenn wir als Fokus (also als „Kleid“ für unseren Geist) ein Tier „erstellen“, und dieses Gedankenkonstrukt in unserem Körper ausleben.
Der Vorteil, man wird weniger durch „persönliche“ Prägungen in der Erfahrung beeinflusst, Dinge offenbaren sich uns eher wie sie sind und weniger wie „wir“ sie gerne hätten. GANZ „Objektiv“ wird man natürlich nie sein, selbst der gelösteste Geist ist durch an Mangel an Informationen immer noch sehr subjektiv.
Der Nachteil besteht in der Gefahr des Persönlichkeitsverlustes und der Identitätskrise.

Man benötigt einen festen Charakter (so paradox das klingt), ein hohes Maß an Tranceerfahrung und die richtige Intuition die einen warnt wenn es doch gefährlich wird (nicht alle Gestalten sind „angenehm“).
Dem Anfänger würde ich diese Methode NICHT empfehlen.


Greetz
Fog
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Re: Das Taliesin Bewusstsein

Beitrag von Azazel »

interessanter Post - war mir bis dato neu
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gabor
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Re: Das Taliesin Bewusstsein

Beitrag von gabor »

Den "Verstand lahmlegen",und das Summen der Computerlüftung sein...starker Plan! :lol:
Linke Hand zum Gruss!
Woher soll ich wissen, ob die Vergangenheit keine Fiktion ist, die nur erfunden wurde, um den Zwiespalt zwischen meinen augenblicklichen Sinneswahrnehmungen und meiner Geistesverfassung zu erklären?
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Fog
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Re: Das Taliesin Bewusstsein

Beitrag von Fog »

:| Nur ein Wort, Gabor: Transferleistung.
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Hel
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Re: Das Taliesin Bewusstsein

Beitrag von Hel »

Schöner Artikel Frog ...danke!

Die Talisiengeschichte ist ein interessanter verschlüsselter Mythos der Druiden.

Das Taliesienbewusstsein ähnelt dem Zustand der Bewusstseinsversetzung in
der magischen Ausbildung. Interessant ist hierbei, sich in einen Gegenstand
zu versetzen, für eine Zeit dieser Gegenstand sein.

Hel
Mi+

Re: Das Taliesin Bewusstsein

Beitrag von Mi+ »

Erinnert mich ein wenig an das Konzept von Spare, sein Neither-Neither .

Mi
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triyann
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Re: Das Taliesin Bewusstsein

Beitrag von triyann »

Da dies so ziemlich genau meine magische Herangehensweise ist, möchte ich das noch etwas ergänzen.

Bei Jan Fries bin ich immer ein wenig, sagen wir mal abwartend, da er gerne schon einmal aus purer Begeisterung über das Ziel hinausschießt, allerdings ist er tatsächlich einer der wenigen neben Ellisford-Harris, der sich dankenswerterweise überhaupt dem Thema bardische und druidische Magie annimmt. Nichtsdestowenigertrotz sind seine Bücher Helruna und Kessel der Götter lesenswert und inspirierend.

Bei all den Erkenntnissen, die ich jetzt schreibe, muß ich ein großes „vermutlich“ voransetzen, da Schriftquellen fehlen, zerstört worden sind oder wie die Druiden, die sich mit der Magie als praktische Wissenschaft beschäftigten, aus verschieden Gründen solche Sachen nicht aufschrieben. Es sind aber sehr starke Indizien vorhanden, so dass man sich nicht auf reine Spekulation stützen muß.

Taliesin steht in einer wesentlich älteren Tradition der Barden, die man nicht mit einfachen Minnesängern aus dem Mittelalter verwechseln darf, diese Barden griffen in ihrem Können grundlegende druidische Erkenntnisse auf. Taliesin war durchaus nicht der einzige, der die Kraft der Worte so nutzte und auch grundlegende Erkenntnisse des Verhältnisses Ego – Bewusstsein für seine Magie der Worte nutzte und beschrieb, es gibt noch weitere Überlieferungen dieser Art, wenn ich mich recht entsinne, hat der Magier mal eines hier geposted.
Auffallend ist,dass genau diese Grundeinstellung, das Entwickeln des eigenen Bewusstseins immer wieder auch in fremden Quellen, bei Griechen, Römern bis in die christliche Zeit zum Beispiel bei Pelagius als eine Philosophie bei den Druiden angerissen wird.

Demzufolge kann man daraus schließen, dass die grundlegende Theorie bekannt war, durch das Entwickeln und vor allem Erkennen des Bewusstseins und das Trennen des Egos an sich ein Wachsen des eigenen Geistes möglich ist, der je größer, desto kräftiger überhaupt erst zu magischen Handlungen befähigt. Die magischen Handlungen sind dann vielfältig, das geht über geistige Beeinflussungen über Astralreisen bis hin zur physischen Beeinflussung. (Uris Löffelspielchen funktionieren nach diesem Prinzip, man kann genau erkennen, wer von Nachahmern eher ein in sich ruhender und gleichzeitig sehr offenerMensch ist)

Ich widerspreche dem Eingangspost, wenn dort geschrieben wird, dass diese Herangehensweise nichts für Anfänger ist. Ich halte genau diese Art am geeignetsten für Anfänger, da erst einmal etwas Grundlegendes geschult wird – nämlich das Erkennen seiner selbst und der tatsächlichen Realität, in der wir leben und in der wir wahrhaftig sind.

Roger hat beispielsweise immer so angefangen, indem er die Leute fühlen ließ. Gehe raus, setze Dich an einen Ort, der Dich anspricht und fühle. Fühle die Kälte, fühle die Wärme, die Nässe, all jenes, was Dich umgibt. Werde Dir bewußt. Dann nehme einen Stein, nimm ihn in die Hand, werde Dir bewußt. Werde der Stein. Werde eins mit dem, was Dich umgibt.

Und dann kehre in die Welt zurück, aus der Du kommst. Finde Dein Ego wieder.

Diese Übungen sollten erst einmal nicht mit dem Ziel praktischer magischer Handlungen ausgeführt werden, diese kommen erst viel später. Außerdem empfiehlt es sich, diese Übungen nicht alleine zu machen, ab und dann wird jemand benötigt, der einen Übenden wieder zurückholt.

Es würde mich allerdings interessieren, wo diese Art noch so praktiziert wird und vor allem welche Erfahrungen man dort gemacht hat. Vielleicht kann ja jemand dazu etwas berichten.
...so ist weniger entscheidend, was der Lernende vom Lehrenden lernt, sondern der Lehrende vom Lernenden...
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gabor
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Re: Das Taliesin Bewusstsein

Beitrag von gabor »

Also die Sache mit dem"Fühlen" ist ja ganz schlüssig....aber das tut man doch eh,wenn man nicht total vernagelt in der Gegend rumrennt.
Linke Hand zum Gruss!
Woher soll ich wissen, ob die Vergangenheit keine Fiktion ist, die nur erfunden wurde, um den Zwiespalt zwischen meinen augenblicklichen Sinneswahrnehmungen und meiner Geistesverfassung zu erklären?
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triyann
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Re: Das Taliesin Bewusstsein

Beitrag von triyann »

Setz Dich mal hin und fühle bewußt. Du wirst überrascht sein, wie vernagelt man tatsächlich im allgemeinen herumläuft...
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gabor
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Re: Das Taliesin Bewusstsein

Beitrag von gabor »

Das muss ich täglich,und manchmal mehr,als mir lieb ist.
Aber ich weiss schon was Du meinst......ich hatte ja unlängst das"Vergnügen"mal wieder in die Zivilisation zu reisen,und die Menschen,denen ich da begegnet bin,schien kein Mittel zu dämlich,um sich nur mit sich selbst beschäftigen zu müssen.
Linke Hand zum Gruss!
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Re: Das Taliesin Bewusstsein

Beitrag von Mi+ »

Wobei, das mit dir selbst beschäftigen, speziell mit der Trollmotivation, das hätte was.

mi
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triyann
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Re: Das Taliesin Bewusstsein

Beitrag von triyann »

Habe ich gerade wiedergefunden. Von Taliesin:

"Wer selbst überzeugt ist, ein Druide zu sein, ist nichts als ein Narr.
Wer überzeugt ist, nichts als ein Narr zu sein, ist ein wahrer Druide!"

Gedanken zum Sonntag. Mal schauen, ob Montag die Erleuchtung eingetrudelt ist.
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Re: Das Taliesin Bewusstsein

Beitrag von gabor »

Erinnert an Brian.....Ich bin NICHT der Messias...... :lol:
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Re: Das Taliesin Bewusstsein

Beitrag von triyann »

Habe mich noch etwas weiter mit den Taliesin und Co – Werken beschäftigt und etwas herumexperimentiert.

Auffallend ist bei allen Dichtungen dieser Art, dass sie etwas beschreiben, was eigentlich unaussprechlich ist. Sie beschreiben und stellen Fragen, deswegen ist das von Fog geschriebene Beispiel unvollständig, dennoch im Kern nicht falsch. Um es aber verbalmagisch und rituell zu nutzen, könnte die Profanität des Alltäglichen stören.

Den Kern und Sinn dieser Art der Dichtung habe ich jetzt verstanden, nachdem wir uns in einem anderen Forum über das „Sein“ unterhielten. Das „Sein“ in normale Worte zu fassen und zu definieren, ist nahezu unmöglich, es ist eben zu großen Teilen eine Geschichte, die intellektuell und gefühlsmäßig erfaßt werden will.

Daher habe ich in meiner Ratlosigkeit einen Versuch mit dieser Art der Mitteilung gemacht und nach Art dieser Dichtung wie folgt geschrieben:


Ich bin das Vergehen und das Werden,
ich bin der Atem, der Dich atmen läßt,
ich bin der Atem, der Dich erstickt,
ich bin das reinigende Wasser,
ich bin das Wasser, in dem Du ertrinkst,
ich bin das wärmende Feuer,
ich bin das Feuer, welches Dich verbrennt,
ich bin die Erde unter Dir,
ich bin die Erde, welche Dich bedeckt,
ich bin der Himmel über Dir,
ich bin der Himmel, der Dich erschlägt,
ich bin die kriechende Schlange,
ich bin der rennende Wolf,
ich bin das blökende Schaf,
ich bin die nährende Kuh,
ich bin der stille Stein,
ich bin der rauschende Baum,
ich bin die Kraft, die Dich wirken läßt,
ich bin die Kraft, die auf Dich wirkt,
Was sonst soll ich sein? Was sonst läßt Dich
den Geist fühlen, die Seele berühren, was
sonst soll das Göttliche sein?
Wer sonst läßt Deine Sinne das Grundlegende
erkennen, wenn nicht ich, das alles ist, was ist?


(Taliesin mag mir meinen dilettantischen Versuch verzeihen, ich übe noch…)

Nimmt man sich jetzt diese Worte, lernt sie auswendig und rezitiert man sich diese in einer meditativen Stimmung (Vorlesen lassen geht auch), fängt man Stück für Stück an, zu verstehen. Nicht in der Art des „Einbläuens“ wie es Propagandisten tun, sondern es erschließt sich durch die Erweiterung des Geistes, der sich während dem Procedere einstellt, was das Beschriebene ist.

Das geht mit allem, was man nicht beschreiben, sondern nur erfahren kann, um es wirklich zu verstehen. Bewußtsein, Göttliches, Dämonisches, was auch immer.
Und man sollte sich auch gut überlegen, was man schreibt, ich fürchte, man kann auch auf sehr holperige Wege kommen, wenn man beim Schreiben der Zeilen nicht sorgfältig ist.

Auf jeden Fall eine interessante Erfahrung. Lohnt sich, weiter zu experimentieren.
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khezef
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Re: Das Taliesin Bewusstsein

Beitrag von khezef »

Interessant, werde mir das mal näher anschauen. Lyrik und Worte haben ihre ganz eigene Magie, gewirkt durch den Willen und die Bedeutung dahinter und der Botschaft, die sie uns vermitteln sollen.

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