Deutsche Götter- und Heldensagen - Palaverthread

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Deutsche Götter- und Heldensagen - Palaverthread

Beitrag von Zerberus »

Hallo Leute . da man ja heutzutage vielleicht nichtmehr ganz so einfach an alte geschichten herankommt , werde ich hier mal ein paar veröffentlichen .... zur inspiration , diskusion .... und vor allem zur archivierung .


Wie Thor seinen Hammer heimholte

Eines Morgens erwachte Thor und griff vergebens nach seinem Hammer : er war ihm über Nacht gestohlen worden . Zornig stampfte er umher und suchte überall - aber weder vom Hammer noch vom dieb fand sich die kleinste Spur.

Da ging er zu Loki , dem Listigen , und sprach :"Höre , man hat mir Mjölnir geraubt , hilf mir ihn zu suchen !"

Loki war sogleich dazu bereit . Er eilte zu Freyja , der schmuckfrohen Göttin der Liebe , und bat sie um ihr Federhemd . Gerne gab sie es ihm , denn Thors Hammer war für die Asen kostbarer als alles Geschmeide der Welt : er schützte sie vor den Riesen .

Loki flog mir rauschenden Schwingenschlägen hinab nach Jotunheim . Auf einem Hügel fand er den Riesen Thrym sitzen . Er fragte ihn :"Hast du Thors Hammer gestohlen ?" -"Das habe ich !", erwiederte Thrym ."Acht Meilen unter der Erde liegt Mjölnir verborgen , und wenn ihn die Asen wiederhaben wollen , so müssen sie mir dafür Freyja , die Göttin der Schönheit und Liebe , zur Frau geben . Bringt sie mir her , und ihr habt den Hammer wieder !"

Da flog Loki eilends nach Asgard zurück und berichtete , nach welch herrlicher Braut es Thrym gelüste. "Nun habt ihr Freyja oder Thors Hammer verloren ", rief er spöttisch , "eines von beiden müsst ihr dem Riesen lassen!"

Erschrocken eilten die Götter zur Beratung . Freyja war außer sich vor Not : sie wollte nimmer die Braut eines Riesen werden . Aber Thor wollte auch auf seinen Hammer nicht verzichten . Da sprach Heimdall :"Ich weiss euch Rat . Kleidet Thor in bräutliches Linnen , verschleiert ihm Haupt und Antlitz mit feinem Gewebe und legt ihm Freyjas besten Schmuck um Hals und Gelenke . So angetan , in wallenden Röcken , schickt ihn als Braut hinab zu Thrym , er wird den Trug nicht merken."

Thor geriet in Wut . "Als Weib soll ich mich verkleiden ?", rief er . "Nie und nimmer ! Treibt euren Spott , mit wem ihr wollt , nicht mit mir !"

"Besänftige deinen Zorn", sagte Loki , "befolge Heimdalls Rat , er ist gut . Oder willst du das die Riesen Asgard stürmen ? Auf ! Leih dir von Freyja Gewänder und schmücke dich , ich will dich als Zofe nach Jotunheim begleiten , du musst Mjölnir heimholen !"

Gesagt , getan . In Frauenkleidern traten sie die Reise an . Eine hohe Haube zierte Thors Haupt , davon fiel ein dichter Schleier herab , Brauen und Bart verhüllend , und bis an die Knöchel wallte der Brautrock nieder , mit roter und goldener Borte gesäumt . Hell blitzte Freyjas Geschmeide über der verhüllten , rauhhaarigen Brust .

Thor trieb seine beiden Böcke von der Weide , schirrte sie an den Wagen und fuhr über die Felsen nach Jotunheim , daß die Funken stoben und die Berge barsten . Loki , als Zofe, stand hinter ihm .

Sie kamen ins Riesenreich . Sogleich ließ Thrym voller Freude Tische und Bänke mit goldenen Ringen bestreuen , schmückte den Saal mit Zweigen und empfing die vermeintliche Braut leuchtenden Auges ."Nun ist mein Glück vollkommen !" rief er "Freyja , Njörds holde Tochter , kehrt ein bei mir !Nun erst freue ich mich all meines Reichtums , der fetten , goldgehörnten Herden auf den Weiden , meiner Schätze in der Tiefe und meines mächtigen Saals . Tritt ein, süße Göttin , und lass dir das Hochzeitsmahl schmecken!"

In gewaltigen Kesseln und Tonnen trugen Thryms Knechte Met und Bier herbei , in Trögen schleppten sie Speisen und beluden damit die eichernen Tische , das die bretter ächzten .

Thor , die braut , griff wacker zu . er aß einen ganzen ochsen , verspeiste acht Lachse und trank drei tonnen met . auch das honigbackwerk ,das für die weiblicken gäste bestimmt war und zwölf körbe füllte , aß er ganz alleine auf .

da staunten die riesen und riesinnen , die sich in thryms halle zum schmaus eingefunden hatten , und thrym selber fragte , aufs äußerste verwundert : "Wann hat mein je eine braut so schlingen und saufen sehen ?" Doch Loki der als zierliche zofe neben der braut saß und um das gelingen des streiches bangte , erhob sich schüchtern und sagte :"Acht Tage

hat njörds tochter nichts gegessen vor lauter sehnsucht nach dem riesenheim."

das schmeichelte thrym . er hob den schleier ein wenig auf , um der braut einen kuss zu rauben . aber da traf ihn thors funkelndes auge unter rotbuschiger braue , und er prallte entsetzt zurück .

"Seit wann kann eines mädchens blick so schrecklich lodern ?" fragte er bestürzt .

und wieder war loki mit der rechten antwort zur stelle :" verzeiht , könig thrym , die braut konnte acht nächte nicht schlafen vor sehnsucht nach dem riesenheim . "

da wollte thrym nicht mehr länger warten und die vermählung alsogleich feiern . hochzeitsbräuche übte man , thryms schwester übergab der künftigen hausfrau die herrschaft und erbat sich goldene ringe als unterpfand .

Aber thrym war ungeduldig. er befahl seinen trollen , den hammer aus der erdentiefe emporzubringen , auf das man die braut mit thors heiliger waffe segnete .

alsbald lag mjöllnir funkelnd in thors schoß. der gott packte ihn am stiel , riss sich mit der linken haube und schleier vom haupt . dröhnend sprang er auf , gewaltig holte er aus und schlug thrym nieder . auch thryms schwester erfuhr statt goldener ringe den todesstreich , und neben und über den beiden lagen im nu mit gespaltenen schädeln die anderen riesen und riesinnen . keiner entkam . als sich nichts mehr regt im weiten saal , strich sich thor den feurigen bart und rif loki zu : das wäre vollbracht ,

lass uns heimfahren ! und dank für deine hilfe !"


Donnernd fuhr Thros gefährt aus dem felsgewirr jotunheims hinauf nach asgard . er hatte seinen hammer wieder !
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gabor
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Re: Deutsche Götter- und Heldensagen - Palaverthread

Beitrag von gabor »

:) :) :)
Freundschaft!
Woher soll ich wissen, ob die Vergangenheit keine Fiktion ist, die nur erfunden wurde, um den Zwiespalt zwischen meinen augenblicklichen Sinneswahrnehmungen und meiner Geistesverfassung zu erklären?
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Re: Deutsche Götter- und Heldensagen - Palaverthread

Beitrag von Clown »

Ich habe ja mal gelesen dass Loki selber den Diebstahl des Hammers arrengiert hatte. Das passt auch zu ihm denke ich einmal wenn ihm langweilig ist. So giftgrün wie seine Leidenschaft ist so schlangenhaft sind auch seine Spässe. :D
Viele denken Loki würde so etwas nicht mit Absicht machen, er wäre halt einfach so etwas wie ein Narr. Ich denke aber er nimmt es mit der Welt einfach nicht so ernst und mag den Adrenalinkick über seine "Nächsten" zu lachen. :D Ich verstehe das. :chaos: Nur ist er in der Hinsicht wirklich unschlagbar und kann auch verdammt grausam dabei sein. Was ich auch verstehen kann wenn ich bedenke dass im germanischem Götterhimmel grundsätzlich Dinge nicht so ernst genommen werden.
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Azazel
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Re: Deutsche Götter- und Heldensagen - Palaverthread

Beitrag von Azazel »

ich denke, dass Loki eher in der gleichen Weise wie Lucifer oder Prometheus zu sehen ist - jemand der die Götter und ihre Geheimnisse an die Menschen verraten hat...oder wohlfeiler ausgedrückt - ein echter Revolutionär gegen autokratische Strukturen.

germ. Götter und Heldensagen war übrigens eines der ersten Bücher, die ich als Kind gelesen habe:-)
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Re: Deutsche Götter- und Heldensagen - Palaverthread

Beitrag von Clown »

Azazel hat geschrieben: oder wohlfeiler ausgedrückt - ein echter Revolutionär gegen autokratische Strukturen.
Aber auch nur weil er selber nicht auf dem Podest Platz 1 steht. :D Dann würde es belesenerweise anders aussehen. :|
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Monsterfactory
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Re: Deutsche Götter- und Heldensagen - Palaverthread

Beitrag von Monsterfactory »

Loki ist einer meiner Lieblinge. Ein Pseudonym namens "LokiBoy" zeichnete den Goblin, das Symbol meiner HP.
Hinterlistig und gerissen ... ja, das ist schon toll. In uns allen steckt doch irgendwie ein Gob... äh, Loki, oder?
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gabor
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Re: Deutsche Götter- und Heldensagen - Palaverthread

Beitrag von gabor »

Zeitweise "echt boshaft" hast Du vergessen!
Freundschaft!
Woher soll ich wissen, ob die Vergangenheit keine Fiktion ist, die nur erfunden wurde, um den Zwiespalt zwischen meinen augenblicklichen Sinneswahrnehmungen und meiner Geistesverfassung zu erklären?
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Re: Deutsche Götter- und Heldensagen - Palaverthread

Beitrag von Clown »

gabor hat geschrieben:Zeitweise "echt boshaft" hast Du vergessen!
Freundschaft!
Darum geht´s. Aber Manche setzen gerne ein "Er ist eben natürlich" dahinter :lol:

Ist nicht so dass ich Loki schlecht reden will, es ist nur so...dass ich ihn nicht schön reden will :zZz:
Ich habe einen verdammten Respekt vor Loki und ich habe das Gefühl es ist ihm und mir sowieso lieber so.
Vielleicht ist das auch der Sinn an der ganzen Sache :| Die Leute früher sind ja auch nicht auf den Kopf gefallen. :|
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Zerberus
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Re: Deutsche Götter- und Heldensagen - Palaverthread

Beitrag von Zerberus »

Wie Loki Idun entführte

Odin , hönir und loki wanderten einst zu den eisriesen . der weg ging durch ödland , und sie litten hunger .

endlich kamen sie in ein grünes tal , da weidete eine rinderherde . sie fingen einen ochsen , schlachteten ihn und brieten ihn

unter einer eiche zwischen heißen steinen .doch wie lang sie ihn auch brieten , er wurde und wurde nicht gar . da deckten

sie einen schweren stein über die kochgrube und schürten das feuer - aber als sie nach geraumer weile von neuem nachsahen , war

der ochse immernoch roh und ungenießbar .


Plötzlich hörten sie von der eiche hinab eine stimme ertönen :" wenn ich nicht will , wird das fleisch niemals gar!"

sie blickten auf und gewahrten einen riesigen adler , der hockte auf einem dicken ast und sah ihnen zu . auf einmal hub der vogel wieder zu

sprechen an und sagte : "gebt mir einen vollen anteil an dem fleisch , und ich will machen , daß es weich und knusprig wird !"

die asen willigten ein . da stieß der adler herab , setzte sich auf den deckstein , und im nächsten augenblick duftete es köstlich unter diesem hervor:

der ochsenbraten war fertig .


nun öffneten sie die kochgrube und wollten ans verteilen gehen . der adler aber packte sogleich die gerösteten keulen und die fetten schultern ,

die besten stücke , und flog damit auf . voll wut über das eigensüchtige betragen des adlers schlug loki mit einer großen stange nach ihm ,

aber die stange blieb am gefieder des vogels haften , und lokis hände waren plötzlich wie an die stange angewachsen .


Da ließ der adler die fleischstücke fallen und flog so knapp über dem erdboden hin , daß loki über die spitzen steine schleifte und arge schmerzen litt .

er bat den adler , ihn doch freizugeben , den zauber zu lösen . doch dieser antwortete : " Ich bin der riese Thiassi . ihr habt einen ochsen meiner herde gestohlen ,

dafür sollt ihr büßen . niemand frevelt ungestraft an meinem grund und boden !"

Lokis qual wurde immer ärger . "du reisst mir ja die gelenke aus den achseln !" - rief er .

"Versprich mir das du mir idun, die göttin der jugend , samt ihren goldenen äpfeln aus asgard bringst , so will ich dich loslassen , eher nicht !"


Loki zögerte mit dem eid , aber der adler verdoppelte die geschwindigkeit seiner flügel und schuf dem gott solche pein , dass dieser schließlich alles versprach ,

was thiassi verlangte . übel zerschunden lag er neben der stange , indes der adler mit rauschenden fittischen über ihn hinwegflog und zur herde zurückkehrte .


loki suchte odin und hönir , fand sie und setzte mit ihnen die reise zu den eisriesen fort . was er thiassi verpsrochen hatte , verheimlichte er wohlweislich .

nach asgard heimgekehrt , machte sich der listige an idun heran und erzählte ihr , er habe in einem wald , nicht weit von asgards Grenze , einen baum mit viel schöneren äpfeln gesehen ,

als idun sie in ihrem garten pflegte ; sie möge selbst mit ihm kommen und sich von der wahrheit seiner worte überzeugen . zum vergleich könnte sie ja ihre äpfel mitnehmen .
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Re: Deutsche Götter- und Heldensagen - Palaverthread

Beitrag von Zerberus »

idun war arglos . sie ließ sich von loki zu der wanderung überreden , doch kaum hatten sie asgards grenze überschritten , als thiassi in adlergestalt einherbrauste und die göttin samt ihrer köstlichen

äpfel entführte .


nun war idun in jotunheim gefangen . den asen aber bekam ihr verlust schlecht : ihre haut welkte , ihre hände wurden faltig und begannen zu zittern , schwach wurde ihr auge , lahm ihr fuß, ihre schläfen grau .

kurz , seit sich nichtmehr von den goldenen äpfeln der ewigen jugend essen konnten , alterten sie wie menschen .


müde gebeugt schritten sie zur versammlung . im rat kam es dann heraus , dass man idun zuletzt in lokis gesellschaft gesehen habe , und die götter packten den alten bösewicht und drohten ihm mit der folter ,

wenn er idun nicht augenblicklich zur stelle schüfe .


da borgte sich loki freyas falkenhemd aus und flog in dieser verkleidung zu thiassis hof . der riese befand sich gerade zu schiff auf dem meer , idun aber war allein zuhause . da verwandelte loki sie in eine nuss ,

nahm sie in seine falkenklaue und flog damit nach asgard . thiassi kehrte heim . als er idun nichtmehr vorfand , schlüüfte er in sein adlerhemd und jagte dem räuber nach . voll sehnsucht spähten die asen nordwärts ,

und als sie den falken mit der nuss heraneilen sahen , verfolgt von einem gewaltigen adler , häuften sie holzspäne vor der wallmauer auf . der falke sauste mit seiner beute über die mauer . da legten die götter feuer

an die späne , und als der adler herbeischoss , vermochte er seinen flug nichtmehr rechtzeitig zu hemmen und stürzte mitten in die heisse lohe , die vor ihm hochschlug .mit versengtem gefieder fiel er den asen zu füßen ,

die packten und erschlugen ihn. dann griffen sie lechzend nach iduns äpfeln , und mit den ersten bissen kehrte ihnen die vorherige blühende jugend zurück .


nun aber kam skadi , des getöteten riesen tochter , nach asgard und forderte vatersühne .

"Wähle dir einen von uns zum gatten , dass ist buße genug "! sagten die asen , und skadi war damit einverstanden .

sie sollte jedoch bei der wahl des bräutigams nur dessen füße sehen dürfen , und als die götter hinter einem vorhang , der nur die füsse sehen ließ , an ihr vorbeiwandelten , wählte sie den mit den edelsten ,

zartesten füßen , denn sie meinte , das wäre baldur - und baldur hatte ihr gleich beim eintritt so gut gefallen . ihn wollte sie haben .

ws war aber nicht baldur , sondern njörd , freyjas vater , der gott des friedlichen meeres , dessen füße sie gesehen hatte , und so wurden diese vermählt .


skadi war aber noch nicht zufrieden . da beschlossen die götter , ihr das lachen wiederzugeben , das sie vor trauer verloren hatte .

Sogleich band loki einer ziege ein seil an den bart , schlang sich das andere ende um den leib und vollführte nun um die ziege einen bockstanz mit den tollsten sprüngen , so lange , bis skadi hellauf lachen musste .


als dritte sühnegabe verliehen die asen dem erschlagenen riesen ewigen ruhm . allvater odin nahm thiassis augen und schleuderte sie weit in den himmelsraum empor . dort blieben sie als wunderbar blitzendes doppelgestirn stehen .


durch ihre vermählung mit njörd war skadi nun in die schar der asen aufgenommen . aber die ehe war nicht glücklich : njörds schimmernde burg stand am sonnigen meer , das er liebte - skadi jedoch litt heimweh nach dem norden .

ihr fehlten die eisberge und die wildreichen länder , die düstere wintersonne , die rauhe jagt .


da kamen die beiden überein , alle neun tage den gemeinsamen wohnsitz zu wechseln . doch auch dies schlug fehl . njörd sehnte sich nach der sonne und den singenden schwänen , vor dem gebirge schauerte ihn . skadi war wieder das

unruhige meer ein greuel - so trennten sie sich .


skadi heiratete später ullr , den wintergott , der auch nicht gerne in asgard wohnte , weil dort immer schönes , warmes wetter war .

er hatte die schneeschuhe erfunden : starke , schmale eschenhölzer , mit zerlassenem bienenwachs geglättet ; die schnallen sie sich an die füße und jagten pelzvermummt mit roten wangen über die glitzernden hänge , dass der schnee

nur so stäubte.


sie liebten den kalten norden und blieben ihm treu . nur im winter , wenn es auch im süden von mitgard zu schneien begann , kamen sie auf einige zeit dorthin zu besuch .
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Re: Deutsche Götter- und Heldensagen - Palaverthread

Beitrag von gabor »

Wirklich schön! :)
Du solltest das drucken lassen,und als Kinderbuch auflegen!
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P.S.Was sind"Fitische"?
Woher soll ich wissen, ob die Vergangenheit keine Fiktion ist, die nur erfunden wurde, um den Zwiespalt zwischen meinen augenblicklichen Sinneswahrnehmungen und meiner Geistesverfassung zu erklären?
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Re: Deutsche Götter- und Heldensagen - Palaverthread

Beitrag von Clown »

Ich find´s immer irgendwie lustig wie die Asen ganz nebenbei einen Riesen erschlagen und ihn dann kreativ für irgendetwas nutzen.
Ich find´s auch krass wie die so die Dinge im Menschen darstellen. Der Adler könnte so ein alter notgeiler Bock sein der den hübschen jugendlichen Frauen hinterherschaut. Sich immer die tollsten Brocken schnappt und sich auch noch im Recht fühlt, obwohl die Asen ja nicht wissen konnten dass es des Adler´s Ochse war.

Auch sieht man hier dass die Asen und sogar Loki ziemlich viel auf das Wort geben und Loki sogar erst steigernde Schmerzen in kauf nimmt bevor er sein Versprechen gibt. Waren die Germanen ein Volk für die das Wort so viel galt wie eine Unterschrift? Ich finde das auch ziemlich wichtig weil durch ständiges Lügen brechen sich paralelle dazu auch die Vorsätze und das ist ein Teufelskreis aus dem man so schnell nicht herauskommt.
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Re: Deutsche Götter- und Heldensagen - Palaverthread

Beitrag von gabor »

Also hier oben zählt ein Wort!Kannst ja mal versuchen hier einem Viehändler den in die Hand versprochenen Preis nicht zu zahlen......dann macht im Umkreis von 50 km niemand mehr Geschäfte mit Dir!
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Woher soll ich wissen, ob die Vergangenheit keine Fiktion ist, die nur erfunden wurde, um den Zwiespalt zwischen meinen augenblicklichen Sinneswahrnehmungen und meiner Geistesverfassung zu erklären?
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Re: Deutsche Götter- und Heldensagen - Palaverthread

Beitrag von Azazel »

interessanter Aspekt Clown - ich denke Du hast damit recht - das persönliche gegeben Wort war lange Zeit wichtig und gültig!
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Re: Deutsche Götter- und Heldensagen - Palaverthread

Beitrag von Clown »

Azazel hat geschrieben:interessanter Aspekt Clown - ich denke Du hast damit recht - das persönliche gegeben Wort war lange Zeit wichtig und gültig!
Da fällt mir jetzt spontan auf, dass die Rune für das Wort auch die Rune für die Asen also die Götter ist. Nämlich Ansuz (Ase) Muss also wirklich was dran sein.
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Re: Deutsche Götter- und Heldensagen - Palaverthread

Beitrag von Zerberus »

darüber muss ich auch jedesmal nachdenken wenn ich die geschichten lese . auf denen ihr wort kann man sich anscheinend wirklich verlassen . da gab es wenigstens noch ehrenmänner .
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Re: Deutsche Götter- und Heldensagen - Palaverthread

Beitrag von gabor »

Dazu muss man kein"Ehrenmann",oder "Ase"sein!Das gehört einfach so!!!!
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Re: Deutsche Götter- und Heldensagen - Palaverthread

Beitrag von Selena Doom »

Nur leider interessiert das kaum noch jmd in der heutigen Zeit.
Unser ganzes Leben ist ein einziger Witz der Götter.
Lerne möglichst schnell darüber zu lachen,sonst wirst du Dich zu Tode weinen.
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Re: Deutsche Götter- und Heldensagen - Palaverthread

Beitrag von gabor »

Dann solltest Du Deinen Umgang wechseln......
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Re: Deutsche Götter- und Heldensagen - Palaverthread

Beitrag von Clown »

gabor hat geschrieben:Dann solltest Du Deinen Umgang wechseln......
Freundschaft!
Du meinst Sie soll in der Zeit reisen? :lol:
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Re: Deutsche Götter- und Heldensagen - Palaverthread

Beitrag von gabor »

Nein!Es gibt auch heute noch genug Leute,die zu ihrem Wort stehen.Ich nenne sie scherzhaft"Freunde"!Als Troll hat man nicht viele von denen,und einige entwickeln sich über die Jahre zu Arschlöchern,aber die wenigen,die bleiben,sind mehr wert als das ganze andere Pack!
Suchet,und Ihr werdet finden! :lol:
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Re: Deutsche Götter- und Heldensagen - Palaverthread

Beitrag von Zerberus »

König Beowulf



Grindel , das Moorungeheuer


Im Dänenland herrschte einst über das Volk der Schildinge König Rodger . Waffenruhm und Heerglcük war ihm vom Allvater verliehen , und er gebot zu Wasserund zu Lande über Krieg und Frieden. Am Abend seines Lebens ließ der könig nahe bei seiner burg , zwischen heide und moor , auf hohem hügel eine hochragende halle bauen . hirsch wurde die volksstatt genannt, weil sich ihre giebel stolz den lüften und winden darboten .

viele male wechselten winter und sommer . zu füßen von könig rodgers hochsitz hörten die helden , wie bei harfenklang die sänger der vorfahren taten rühmten . weithin in den landen sprach man von könig rodgers halle , da eintracht und frieden herrschte und oftmals die becher erklangen . doch eines tages war trauer in die königshalle eingekehrt . der beherrscher der schildlinge wusste nicht , wie er dem schicksahl wehren sollte .

nicht weit von der halle hauste ein ungeheuer mit namen grindel . einst war grindel wegen seiner vielen greuel von allvater in die tiefe der moore verbannt worden . seitdem lebte der unhold in grimmigem zorn dahin , ein feind der menschen und der hellen sonne . immer wieder mußte grindel das frohe treiben in könig rodgers halle hören , da erfaßte ihn die wilde wut . durch nacht und nebel schlich er in die halle , wo die recken schliefen . gierig raubte er dreißig mannen und stapfte mit ihnen davon ins düstere moor .

mit entsetzen entdeckten die geerdänen in der morgendämmerung die blutigen spuren der grausigen tat ! tagsüber berieten sie , wie sie sich zur wehr setzen könnten . doch kaum war es wieder nach geworden , da suchte grindel die hohe halle wiederum heim . mochten sich auch rodgers recken grimmig wehren , der gefräßige grindel entkam ungefährdet mit seiner beute . nacht für nacht wütete er in der königshalle , und niemand konnte dem unhold wiederstehen . da verließen die helden die halle und nahmen wohnung in ihren burgen und höfen , weit entfernt vom moor .

trauer kehrte ein in die königsburg. zwölf jahre lang , in den mitternächten , entstieg grindel meuchelnd und mordend dem nebelmoor , und könig rodger fand nur in seiner burg zuflucht . durch kein lösegeld ließ sich der würger zum frieden bewegen . vergeblich hatte der könig bei seinen freunden um rat gesucht und die himmlischen um hilfe angefleht .

im lande der goten , am bofe des königs hygelak , hatten sie auch vom unheil in rodgers hallen erfahren .einer der stärksten recken des königs war beowulf , des königs schwestersohn , ein fremder in diesem lande . er entschloss sich , seine kraft an grindel dem moorungeheuer zu versuchen . von fünfzehn mutigen recken begleitet , machte er sich auf zur tollkühnen tat . auf einem schnellen segler seines oheims eilte er der küste jütlands entgegen . als die helden könig rodgers küste nahe gekommen waren , machten sie ihr treues schiff fest , rüsteten sich und wateten auf den strand . da ritt ihnen ein reiter entgegen , einer der vielen , die am langgestreckten gestade zur wacht bestellt waren .

"wer seid ihr ?" rief er dem fremden zu . "kein mann darf in wehr und waffen könig rodgers reich betreten ! kommt ihr als freund oder feind ?" "Sei ohne sorge", rief beowulf zurück , " wir sind gekommen , deinem herrn gegen den unhold grindel beizustehen ."

da rief der reiter seine schwertgenossen . sie zogen den segler auf den strand und machten ihn fest . dann führte der wächter die gäste hinauf zur burg . freundlich wurden sie von den mannen des königs empfangen , lehnten speere und schilde gegen die wand und setzten sich an den tisch . ein fürst der vandalen , namens Wulfgar , fragte : "ich sehe goldene eberbilder auf eueren helmen und meine daher , ihr seid nicht flüchtige , die schutz an unserem hofe suchen . was führt euch hierher ? welche kunde kann ich könig rodger bringen ? "

hoch reckte sich beowulf auf . " wir kommen von hygelaks , des gotenkönigs , hof und wollen könig rodger aufsuchen . ich heiße beowulf ."

als wulfgar seinem könig die ankunft der gotenreckenen meldete , rief der könig der schildinge froh aus : "Ist´s Beowulf , den ich schon als kühnen knaben kannte ? er soll ein tapferer geerträger geworden sein , in seiner faust sitzt die kraft von dreißig männern . hat in die ewigwaltende gesandt , uns gegen grindels übermacht zu helfen ? er soll uns willkommen sein !"

Beowulf ließ helm und rüstung bei seinen goten und ging mit einigen von ihnen hinüber in die hierschhalle . er wurde von könig rodger freundlich empfangen und berichtete , was er von grindels grausamem wüten vernommen hatte . und der könig bestätigte , daß er und die seinen stets gegen abend die halle verließen . rodger wollte nicht erlauben , dass beowulf den kampf gegen den schattengänger , wie sie das moorungeheuer auch nannten , aufnehme .

"schon einmal ,oh könig ", widersprach der junge beowulf , "habe ich gegen meerungeheuer gekämpft . fünf solcher unholde brachte ich gefesselt ein , sie konnten den goten nichtmehr schaden . darumerlaube mir , dass ich jetzt den grindel bekämpfe . mit meinen mannen will ich zur nacht in der halle lagern , weder schwert noch schild sollen mir helfen gegen den moorfeind ! doch sollte auch ich dem grindel unterliegen , so bitte ich dich , schicke meinen brustpanzer an den könig hygelak , meinen oheim . ihm gehört diese brünne , die wieland der schmied selbst geschaffen hat ."

könig rodger dankte dem helden mit herzlichen worten . er erinnerte sich , daß er einstmals beowulfs vater zuflucht gewährt und ihn in sein land zurückgeführt hatte . "mich dünkt ", so sagte er , "allvater hat dich , den sohn des freundes , geschickt , damit du im kampf gegen grindel meine tat von einst vergeltest ." sie gingen in die halle , dort wurde den gotischen geerträgern eine bank eingeräumt , und sie ließen sich den willkommentrunk munden .

zu füßen von rodger saß hunferd , ein verwandter des königs , und er war neidisch , das beowulfs ruhm unter den helden mehr galt als der seine . "bist du nicht beowulf ", reizte er den gast , " der einst mit meinem freund berka im wettkampf schwamm ? zur winterszeit habt ihr euch sieben tage in den meerfluten gemüht , aber berka hat vor dir den strand erreicht . schlechten ausgang erwarte ich für dich , wenn du den grindel bestehen willst ."




ruhig erwiderte beowulf : "freund hunferd , du scheinst vom bier trunken zu sein, da du berka rühmst! ich hatte schwerer zu kämpfen als er . fünf tage und nächte schwammen wir zusammen , da trennten uns die fluten . von norden her setzte der sturm die wellen in aufruhr , und waltiere suchten mich auf den grund zu ziehen . doch ich wehrte mich mit dem schwerte , und am morgen lagen ihrer viele leblos auf der see. nie hab ich gehört , daß andere männer nachts im strom des meeres härter zu kämpfen hatten . bis finnland führten mich damals die wogenden wasser . sag , könntest du von berka oder von dir ähnliches melden ? mich dünkt , nie hätte grindel so viel grausiges hier verübt , wärest du mit dem schwert so grimmig wie mit dem wort ! keinen der schildinge fürchtet der grindel , doch soll ihn ein gote überwinden !nun, wenn morgen wieder das licht über die erdvölker scheint , vielleicht hat allvater mit glück beschert."

beowulfs worte machten den dänenkönig und die seinen froh. lachen und becherklang war noch lange zu hören , und könig rodgers gemahlin ging umher und füllte , wie es brauch war , die becher mit met . sie freute sich über beowulfs versprechen , der sagte :" ich habe gelobt , entweder in grindels armen zu bleiben oder morgen froh der sonne entgegenzusehen ."

unterdessen verschwand das tageslicht , und die nebel der nacht sanken hernieder . die dänen erhoben sich , um ihr lager in der burg aufzusuchen . könig rodger sprach zu beowulf :"noch niemals habe ich der dänen saal einem fremden anvertraut . sei dieser ehre eingedenk . vermagst du grindel zu bestehen , so soll die kein wunsch versagt bleiben ."

der könig ging , und schon wandelten die schatten der nacht unter den wolken daher . beowulf legte die eiserne brünne ab und den helm , beides gab er mit dem schwert einem goten . dann sagte er :"ich halte mich nicht für geringer als grindel , darum will ich ihn nicht mit dem schwert erschlagen. auch er hat keine waffen . mag der allvater in dieser nacht entscheiden , so wie es ihn gerecht dünkt . "

beowulf legte sich nieder , um ihn lagerten die schwertgenossen und waren bald eingeschlafen . der held aber wachte , den schattengänger zu erwarten - und damit den kampf um leben und tod .
vom moor her wallten die tückischen nebelschleier der nacht , geduckt in deren dunkle hülle schlich grindel heran . bald hatte er hingefunden zum saal hirsch , den er nicht zum ersten mal heimsuchte . hastig kroch er über die steinernen stufen , und ungestüm erbrach er sogleich die tür . böse funkelten seine augen , als er in der halle die schlafenden männer sah .alle wollte sie der gierige vertilgen , doch wurd , die schicksalsgöttin , ließ es nicht zu . einen der schäfer packte er mit hornharten klauen . rasch zerriss er ihn in zwei stücke und verschlang ihn mit händen und füßen.gierig streckte er seine klauenhand nach dem nächsten recken aus - nach beowulf.
Blitzschnell fasste der Held die faust des ungeheuers und drückte sie mit aller gewalt so fest zusammen , dass grindel von heftiger angst ergriffen ward und zu fliehen versuchte.
ein wütender kampf entspann sich , so das die halle erbebte und bänke umfielen , doch eisenklammern hielten den bau zusammen . schrecken ergriff die dänen , die von ferne , vom burgwall her , das grausige gebrüll grindels vernahmen . inzwischen waren beowulfs schwertfreunde aufgesprungen und drangen auf das ungeheuer mit scharfen klingen ein . aber der grindel war gefeit wider alle waffen .
beowulf ließ das zerrende scheusal nicht los , fest hielt er grindels arm gepackt. furchtbare schreie , dumpfes gebrüll stieß der gepeinigte schattengänger aus , denn nun rissen die sehnenseiner achseln , das fleich löste sich , da hielt beowulf plötzlich des flüchtenden arm in händen . todwund taumelte grindel durch den nebel hinab zum moor .

im morgenlicht kamen die dänen von nah und fern , nicht genug konnten sie sich freuen über beowulfs heldentat. er hängte grindels arm sichtbar an das dach der halle . die männer folgten grindels blutiger fluchtspur und fanden das moor von blut grötet , fort wo der schattengänger in die tiefe gesunken war .
nung gingen die dänen zur hohen halle . sie rühmten beowulf als kühnsten helden , den es je zwischen den meeren gegeben hatte . bald kam auch könig rodger mit seiner gehmalin und großem gefolge . als er grindels arm sah , dankte er beowulf , der die dänen von dem gierigen ungeheuer errettet hatte . "ich will dich halten wie meinen eigenen sohn " , sagte er . "wünsche dir über was auch immer ich gewalt habe ."

Beowulf aber wehrte den dank ab , denn aus freiem willen habe er für das heil der dänen gekämpft . dann betrachteten sie grindels arm . und sie staunten über beowulfs kraft , denn des scheusals fingernägel waren wie aus eisen gemacht . die halle wurde auf das schönste hergerichtet , und mit einem prächtigen fest wurde beowulf geehrt . fürstliche geschenke empfing er , eines herrlicher als das andere , hoch schlugen die wogen der freude bei jung und alt . nach reichlichem mahle kreisten noch lange die becher , und lieder erklangen . dann mahnte könig rodger zur ruhe , und viele dänen ließen sich polster bringen , um im saale zu schlafen . brünne und helm legten sie ab , griffbereit lehnten ihre waffen nahe bei ihnen an den wänden .

Beowulfs Heldentat

Die Helden sanken alle in schlaf . da kroch es wieder durch nächtlicher nebel über stein und stufen heran . ein untier kam geschlichen über den wundenen schattengänger zu rechen .
es war grindels mutter . gierig , vor zorn bebend, betrat sie die halle . grün leuchtend ihre mörderaugen , aber da war sie schon entdeckt. schlaftrunken sprangen die recken auf , vom schrecken gepackt ; aber auch die moorwölfin fürchtete sich . rasch wandte sie sich zur flucht , doch einen der männer riss sie noch an sich . groß war rodgers kummer , als er die tat erfuhr . traurig blickte er beowulf an , der auch gekommen war ; denn er hatte nicht in der halle geschlafen .
der König klagte dem Goten sein leid und erzählte ihm , was das volk sagte von den beiden Schattengängern , von grindel und dessen mutter :"wolfsschluchten bewohnen sie , windige klippen und das moor , in dessen nachtdunkle klüfte die flut niederstürzt. ein hain wurzelt über dem moorgrind , und feuer hat man in der morastigen glut gesehen . schauerlich ist es dort , soarg , dass der gejagte hirsch eher vor hunden sein leben lässt , als dass er im moor sein heil sucht . der sturm tobt über dem sumpf , und in gewittern weinen die wolken , wenn sie darüber ziehen . nun ist hilfe allein wieder bei dir . doch niemand kennt genau die hausung des ungeheuers . willst du aber grindels mutter suchen und den kampf mit ihr wagen , so will ich dich abermals reich belohnen . das volk der schildinge wird dich rühmen . "
freudig antwortete beowulf : "kein klagen kann helfen , o könig. einmal stirbt jeder von uns ; da taugt es dem helden mehr , zuvor sein leben an kühne taten zu wagen . darum sei getrost , noch heute will ich grindels mutter aufstöbern . "
da wurde der greise könig wieder froh . die helden bestiegen die pferde und verfolgten die blutige spur der nächtlichen unholdin .
über steilhänge und klippen und enge pfade ritten sie , nur wenige vermochten noch beowulf zu folgen . da sah er plötzlich vor sich , am grauen gestein , von bäumen überhangen , ein blutiges , trübes wasser . an einem felsen sahen die das haupt des in der letzten nacht geraubten hängen . sie standen vor der behausung der unholdin. als sie niederknieten , sahen sie im wasser wimmelndes gewürm und seedrachen und seltsame nixen . sie bliesen das heerhorn , da wälzte sich das gewürm erbost und erbittert durcheinander . nur ein getier erlag beowulfs pfeil. mit sauspießen zogen es die männer ans ufer , wo sie es schauernd betrachteten . nun legte beowulf die brünne an und setzte den mit eberbildern gezierten helm auf . hunfert reichte ihm sein eigenes schwert , ein altes kleinod , giftgehärtet , gegen feuer gefeit . also machte hunferd wieder gut , dass er beowulf bei seiner ankunft geschmäht hatte . zum könig rodger sagte noch beowulf :"verlier ich mein leben im moor , dann nimm dich meiner gefährten an . und sende könig hygelak den schatz , den du mir geschenkt . doch hunferd soll das schwert erhalten das du mit gegeben ." dann stürzte sich der held in die fluten der moorigen brandung .
in demselben augenblich warf sich ihm grindels mutter entgegen. ihre klauen konnten beowulfs brünne nicht verletzen , da zog sie den helden hinab , und mit scharfen zähnen bissen sich seetiere in seinem harnisch fest .
plötzlich befand sich beowulf in der halle des moorweibes , in grünlich schimmerndem licht sah er die feindin deutlich vor sich . mutig drang er mit dem guten schwert auf sie ein , doch die blinkende waffe wollte nicht beissen . nun besann sich beowulf auf seine stärke , er packte grindels mutter unter den achseln und schleuderte sie im ringkampf so , dass sie zu boden stürzte .doch furchtbar währtesich die wütende feindin . glitschig und glatte , umschlang sie den helden , bachte ihn zu fall und kniete ihm auf der brust , um ihn mit ihrem kurzen schwert zu töten . beowulf aber war durch die brünne geschützt .
kaum war es ihm gelungen , aus ihren würgenden armen freizukomen , sprang er auf und ergriff ein schwert , das er zwischen den felsen entdeckt hatte . eine krone der waffen war es , das schwert des riesen , das kein sterblicher hätte schwingen können . mit beiden händen erhob es beowulf , mit der kraft der verzwiflung ließ er es auf die riesin niedersausen . do schwer traf er sie in den hals , das sie tot in den schlamm sank .
ein leuchten ging von dem riesenschwert aus , da sah beowulf auf einem ruhelager den todwunden grindel liegen . mit einem hieb trennte er dem schattengänger das haupt vom rumpf . doch von des erschlagenenen blut , so giftig war es , schmolz sogleich des schwertes klinge wie das eis vor der frühlingssonne .
oben am rande des moors , sahen beowulfs gefährten , wie sich das moorwasser blutig verfärbte . sie glaubten , die moorwölfin hätte den helden getötet, traurig saßen sie auf den klippen .
gleißende schätze gewahrte beowulf , doch nichts nahm er davon . nur mit dem kostbaren griff des geschmolzenen schwertes und mit grindels haupt schwamm er nach oben . mit jubel empfingen ihn die überraschten freunde , und sie lösten ihm geschwind helm und harnisch . stoltz führten sie ihn zum hirschsaal , indes vier männer an einer stange grindels haupt trugen .
bescheiden trat beowulf vor könig rodger und berichtete ihm von dem gewaltigen kampf unter dem moor. "hier riche ich dir , könig rodger , was ich ge wann in dem see . von nun an kannst du und dein volk in fireden schlafen ." mit diesen worten gab er dem herrn der halle den schwetgriff , das werk eines wunderschmiedes . der untergang der giganten war auf dem knauf abgebildet , und mit goldenen runen war er verziert .

dann sprach könig rodger , und die recken alle schwiegen . " immer habe ich recht und wahrheit geliebt . ich sage dir vior den dänen und gotenrecken , dass nunmehr dein ruhm über alle völker strahlt . ich wünsche dir , das dir weisheit , gut und herrschadt gewährt werden . bedenke stets , dass unverstand auch den mächtigsten recken ins unheil geführt hat .
meide den übermut , du bester der kämpfer , denn schnell kommt der tag, da der tod dich überwältigt . hundert halbjahre habe ich über die dänen geherrscht und habe sie beschirmt und habe mir keine wiedersacher geschaffen . nun ist auch grindel , der alte feind , mir nicht mehr zur last . dafür danke ich, dass ich dieses blutige haupt sehen durfte . hab dank , du held , und nun geh und genieße das mal mit lust . "

da begab sich beowulf zu den schwertgenossen , und sie erfreuten sich noch lange beim erfrischenden trunk an munteren gesprächen . als sich die nacht über die heide und moor senkte , hatte die freude ein ende , und die recken begaben sich zur ruhe .
in der frühe gingen die goten an den strand und rüsteten ihre segler zur heimfahrt . als sie zur reise bereit waren , suchte beowulf noch einmal könig rodger auf , um abschied zu nehmen . der held dankte für die hochherzige gastfreundschaft m und er gelobte , dem könig mit tausend goten zur hilfe zu eilen , wenn er von feinden bedroht werde .
bewegten herzens sagte der herrscher der schildinge : " Keinen besseren könig können sich die goten küren , wenn eimal deine stunde gekommen ist . du wirst hort und schild deines erbes sein , du , der du mir immer mehr ans herz gewachsen bist . mögest du darüber wachen , das fürderhin friedensei zwischen goten und dänen . hass und feindschaft sollen ruhen , und manches mal , wenn boote von land zu land fahren , soll einer von uns den anderen grüße lassen ." tränen rannen dem greisen könig über die wangen , er ging traurig davon .
nicht genug wussten die gotenhelden den könig rodger zu loben , als sie hin zum strand gingen . dann bestiegen sie den seerenner und segelten ins land der goten , zum hof des königs hygelak.
wind und wogen waren dem segler günstig , bald erreichten die die klippen des gotenlandes . der strandwächter half das schiff vor anker zu legen , dann hieß beowulf die recken die schätze des königs rodger an den hof seines oheim bringen .
in der festlich geschmückten halle wurde beowulfs heimkehr gefeiert . er berichtetet dem oheim von seinem kampf mit grindel und der moorwölfin und gab ihm was er von rodger empfangen hatte .
bislang hatte beowulf , der fremde als ein ungleicher zwischen den gotenrecken gesessen , nun ward er von könig hygelak in ehren erhöht . siebentausend morgen land erhielt er , dazu eine burg , und keiner stand fortan dem könig näher als beowulf .
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Re: Deutsche Götter- und Heldensagen - Palaverthread

Beitrag von Zerberus »

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Re: Deutsche Götter- und Heldensagen - Palaverthread

Beitrag von gabor »

Gab es im Osten als Kinderbuch.Allerdings hiess "Grindel"da"Grendel".
Die Illustrationen haben mir seinerzeit lebhafte Träume beschehrt!
Freundschaft!
Woher soll ich wissen, ob die Vergangenheit keine Fiktion ist, die nur erfunden wurde, um den Zwiespalt zwischen meinen augenblicklichen Sinneswahrnehmungen und meiner Geistesverfassung zu erklären?
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Re: Deutsche Götter- und Heldensagen - Palaverthread

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