Al's Galerie I: "7000 Eichen" (Joseph Beuys)

zum Thema Kunst und Kultur

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Al's Galerie I: "7000 Eichen" (Joseph Beuys)

Beitrag von Alveradis »

Ich habe beschlossen, bei Zeiten Werke vorzustellen, die mich auf die eine oder andere Art und Weise bewegen. Ist ja doch ziemlich still hier im Ausstellungsbereich.
Jeder von euch ist - wie immer - herzlich eingeladen, sich zu beteiligen, sei es ausführlich oder "nur" als Umriss, ein Bild, ein Happening, ein Projekt, ein Bauwerk, bekannt oder unbekannt, ....




Joseph Beuys "7000 Eichen"


Bild


Das Projekt:


Auf der documenta 7 (1982) präsentierte Joseph Beuys präsentierte Beuys eine keilförmige Ansammlung von Basaltquadern, die auf dem Friedrichsplatz aufgebaut worden waren.
Zum Preis von 500 Mark konnten Besucher der documenta einen dieser Quader "erwerben", der dann irgendwo in Kassel in den Boden geschlagen wurde. Neben / vor dem Quader wurde eine kleine Eiche gepflanzt. Zur documenta 8 (1987) war das Projekt dann abgeschlossen, die Quader waren verkauft und aufgestellt, die Bäume gepflanzt.


Mich faszinieren an diesem Projekt vor Allem vier Aspekte:

* Zum Einen die Idee der "Stadtverwaldung". Umweltschutz ist zwar nicht unbedingt ein Gebiet auf dem ich mich militant engagiere oder auf das ich übermäßg poche (dafür gibt es zu viele Bereiche, die ich als ähnlich wichtig einschätze), dennoch finde ich, dass es ein gutes Zeichen ist, seine Stadt "grüner" zu machen. Die meisten Städte können ein paar Bäume mehr oder weniger gut gebrauchen und auch die Nicht-Ökos unter uns gehen wohl lieber eine Allee entlang, als durch Industriewüste ;)
Mit der Zeit sind einige der Eichen gestorben, da das Projekt aber, Sponsoren sei Dank, weitergeführt und gewartet wird, wurden Bäume nachgepflanzt, u.a. die inzwischen selten vorkommende Sumpfeiche, Ginkos, Eschenahorn, eine Gleditschie, ein Tulpenbaum und weitere 36 Baumarten. Damit ist, über die Zeit, aus dem "genormten" Kunstwerk eine Vielfalt geworden. Dazu auch mehr im dritten Punkt.

* Der zweite Aspekt schlägt sich wohl eher auf einer gefühlsmäßigen Ebene wieder. Die Verbindung von "lebendem" Holz und "totem" Stein iat ein Motiv, was sich schon seit ziemlich langer Zeit durch die Weltgeschichte zieht. So wurden z.B. in der Nähe von Stonehenge Bodenveränderungen gefunden, die darauf hinweisen, dass es ein hölzernes Äquivalent zu Stonehenge gab, das, zusammen mit seinem Geschwisterkultplatz Teil jahreskreisbezogener Riten war. (Quelle: National Geographic "Die Menschen von Stonehenge").
Somit ist das Zusammenwirken der Basaltblöcke und der Bäume zum Einen ein Symbol für den Kreislauf des Lebens und der Natur, sowie für das Zusammenspiel von Gegensätzen.

* Zu Beginn des Projektes handelte es sich um 7000 Eichen. Auch wenn die Besucher der documenta sich an dem Projekt beteiligten, so war es doch das Werk des Künstlers.
Mit der Zeit starben Bäume, Bäume wurden neu gepflanzt, an anderen Orten, andere Sorten, durch die Instandhaltung entwickelte sich das Kunstwerk von seinem Künstler weg und wurde in gewisser Weise selbstständig. Damit verkörpern die "7000 Eichen" Entwicklung und Veränderung, auch im konstruktiven Sinne (es geht eben nicht nur was kaputt, wie z.B. bei diversen Roststatuen), was bei recht wenigen Kunstwerken der Fall ist ;)

* Ich schätze die Kunst der Grenzbereiche und ich mag es, wenn Kunst sich nicht auf Museen und Galerien beschränkt. Wenn sich diese Kunst dann auch noch recht "unaufdringlich" in eine Stadt einfügt (jeder hat wohl mal irgendwelche Kunst gesehen, die vielleicht aussagekräftig oder sonst was sein mag, aber recht... penetrant ins Auge sticht. Solche Kunst kann auch gut sein, aber ich halte es für eine größere Herausforderung "versteckte" Kunst zu erschaffen, die trotzdem Kunst ist.), dann hat man es, zumindest meiner Meinung nach, wirklich mit einer guten Idee zu tun.
Durch Beys 7000 Eichen wird ganz Kassel zu einem Kunstwerk, die Menschen leben in einem Kunstwerk, atmen die Luft der Bäume, gehen zwischen ihnen spazieren und werden damit selbst zu einem Teil des Kunstwerkes.
Einzelgängertum hin oder her, ich mag es, durch die Stadt zu laufen, einen Baum zu sehen und zu wissen: Es ist ein Teil des Ganzen.


Alles in Allem sehe ich die "7000 Eichen" als ein extrem vielseitiges, aussagekräftiges Kunstwerk, mit dem eine verdammt gute Idee umgesetzt wurde. Außerdem mag ich Bäume ;)


Zu sehen in...
... Kassel!


Quellen und weiterführende Links:
http://www.7000eichen.de/
http://de.wikipedia.org/wiki/7000_Eichen
http://www.phil.uni-sb.de/fr/kunsterzie ... tbeuys.htm


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Den dazugehörigen Eintrag im Dämonen-Wiki findet ihr hier.
- Harmony, like a following breeze // at sea, is the exception." (Harvey Oxenhorn, Turning the rig)
- Der beste Ort, das Kriegsbeil zu begraben ist in deinem Gegner!"

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