Freiheit der Sünde (6)

Die dämonische Kolumne
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Vamp
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Freiheit der Sünde (6)

Beitrag von Vamp »

Ich sitze bequem auf den Dächern Jerusalems und lerne meinen Text, der aus einem einzigen Satz besteht: "Bist du nicht Gottes Sohn?" Ich spiele den Teufel in der Geschichte von der Versuchung Jesus' und die Dächer Jerusalems bestehen in Wirklichkeit aus einer Mauer die den Gemeinderaum von dem Platz für den Organisten abgrenzt. Ich überlege grade Jesus, der von meinem Exfreund gespielt wird von der Mauer zu schubsen, als unser Jahrespraktikant auf mich zutritt und mich leise fragt ob ich eine Idee hätte wie man meine Freundin dazu bringen kann den Text der für sie vorgesehen war doch noch zu lesen. Ich sehe ihn an und schüttelte den Kopf. Nichts auf der Welt kann sie dazu bringen diesen Text zu lesen, den es geht darin um das unterlassen des Sündigens und wie auch ich nimmt sie sich die Freiheit zu sündigen wann es ihr gefällt. Grade als ich ihm dies sage, stößt der Diakon der diesen Gottesdienst mit uns vorbereitet dazu und leider hört er meine Worte. Er ist übrigens ein ziemlich unsymphatischer Typ, dem seine Mutter keinen Respekt vor Frauen beigebracht hat. Abschätzig sieht er mich an und erklärt mir das frei sein, nur der kann der Sündenfrei auf Gottes Pfad wandelt.
Ich lächele ihn an und frage wie man den Frei sein könne, wenn man nach den Befehlen eines Anderen lebt. Er antwortet mir das Gott keine Befehle gibt, sondern Regeln aufgestellt hat, die das zusammenleben erleichtern und dafür sorgen das jeder Mensch frei und glücklich sein kann ohne den anderen zu schaden. Ich sehe ihn an, denke mir, das wenn alle Männer so wären wie er, also seiner Meinung nach, Gottes Gebote befolgen würden, Frauen noch immer unterdrückt würden und es mir gar nicht erlaubt wäre diesen Vorfall für die Nachwelt aufzuschreiben. Ich schenke ihm noch einen Liebenswürdigen Blick, dann springe ich von der Mauer, nehme einen Stein zur Hand und fordere Jesus auf ihn in Brot zu verwandeln um seinen Hunger zu stillen.
Wenn Katzen wie Frösche aussähen, so würde uns bald klar, wie gemein die kleinen Teufel sind. (Lords und Ladys; Terry Pratchett)

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