Boris Vian - Phantast und Surrealist

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Noriel de Morville
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Boris Vian - Phantast und Surrealist

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Boris Vian (10. März 1920 in Ville d'Avray - 23. Juni 1959 in Paris) französischer Schriftsteller, Ingenieur, Jazztrompeter, Chansonnier, Schauspieler, Übersetzer, wesentliches Mitglied des Collège de Pataphysique und Leiter der Jazzplattenabteilung/Philips.

Werke

Literatur

Trouble dans les Andains (1942) ( Aufruhr in den Andennen)

L'Arrache-coeur (1942) ( Der Herzausreißer)

J' irai cracher sur vos tombes (1946) ( Ich werde auf eure Gräber spucken ) - unter Vernon Sullivan

L'Ecume des jours (1946) ( Der Schaum der Tage )

L'Automne à Pékin (1946) ( Herbst in Peking)

Vercoquin et le plancton (1946) ( Drehwurm, Swing und das Plankton )

Elles se rendent pas compte (1950) ( Die kapieren nicht )

Theaterstücke

Paris varie ou fluctuat nec mergitur (1952)

Chansons

Le déserteur (1954) ( Der Deserteur)


DER SCHAUM DER TAGE

Colin, ein wohlhabender junger Mann, lebt in einer schönen Wohnung, wird verwöhnt von einem hervorragenden Koch, der es meisterhaft versteht, aus aus der Wasserleitung gefangenen Aalen köstliche Pasteten zu zaubern. Sein Freund Chick ist finanziell nicht besonders gut gestellt, er muss arbeiten, um seinen Lebensunterhalt verdienen zu können - und vor allem, seiner Sammelleidenschaft nach allem nachgeben zu können, was mit Jean-Sol Patre zu tun hat.

Doch um eines beneidet Colin seinen Freund Chick von ganzem Herzen: um dessen Freundin Alise. Er sehnt sich auch danach, zu lieben und geliebt zu werden, weiß aber auch, dass die Frau des Freundes tabu ist.

Kurze Zeit darauf lernt er Chloé kennen - ein Geschenk des Himmels, die er nach kurzer Zeit heiratet. Doch schon auf der Hochzeitsreise beginnt Chloé zu kränkeln - und kurze Zeit später ist es klar: Chloé leidet schwer unter der Seerose, die in ihrer Lunge heranwächst. Colins Vermögen schwindet immer mehr; doch nichts kann die Krankheit mehr stoppen...


Leseprobe aus "Der Schaum der Tage":

Eine unübersehbare Menschenmenge drängte sich auf der Straße, um zu dem Saal zu gelangen, in dem Jean-Sol Partre seinen Vortrag hielt.
Die Leute wandten die vielfältigsten Tricks an, um die Wachsamkeit der Polizisten zu umgehen, die alle Einladungskarten prüfen mussten, weil Tausende von gefälschten Karten im Umlauf waren.
Einige kamen in Leichenwagen an, und die Polizisten stocherten mit langen Eisenstangen in den Särgen herum und spießten die Leute für alle Ewigkeit auf das Eichenholz, so dass man sie zur Beerdigung gar nicht mehr herauszuholen brauchte und nur den gelegentlich vorkommenden echten Toten Unrecht tat, deren Leichenhemden auf diese Weise verdorben wurden. Andere sprangen per Fallschirm von Sonderflugzeugen ab (in Le Bourget schlug man sich ebenfalls um die Tickets für ein Flugzeug). Eine Feuerwehrmannschaft verfolgte die Fallschirme mit Feuerspritzen und trieb sie zur Seine hin, wo die Leute elendiglich ertranken. Wieder andere versuchten, durch die Abwasserkanäle zum Ziel zu gelangen. Eisenbeschlagene Schuhe traten ihnen auf Handgelenke, sobald sie sich über den Rand der Gullys schwingen wollten; sie fielen wieder zurück, und die Ratten erledigten das übrige. Aber die begeisterte Menge ließ sich nicht entmutigen. Es muss allerdings erwähnt werden, dass die Ertrinkenden nicht mit denen identisch waren, die ihre Bemühungen fortsetzten, und das Geschrei der Menschen stieg bis zum Himmel auf, wo es sich dumpf dröhnend an den Wolken brach.

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