Der Teufel in Salamanca
Es gibt eine alte Lehre,
Und wache Menschen glauben dran;
Der Teufel, wenn er noch so mächtig wäre
Hat doch dem Klugen nie was an.
Wer mutig ist und fein dabei,
Bleibt aller Satansmächte frei.
Das hat wohl mancher schon erfahren;
Doch will ich zu Gunsten ungläubiger Seelen
Als Beispiel euch noch ein Mährlein erzählen.
Als einst vor vielen langen Jahren
Zu Salamanca im Kellergewölbe
Der Teufel auf dem Katheder saß,
Wie and´re Doctoren, und derselbe
Schwarze Kunst nach eignen Besten las,
Da hatt´er viel Zulauf, das läßt sich denken,
Es wimmelte alles auf Tischen und Bänken,
Denn er verstand sich herrlich darauf;
Und ward die Magie ihm gar zu trocken,
So gab er weislich luftige Brocken
Und spaßhafte Schwänke die Menge in Kauf.
Das war so ganz für der Herren Magen,
Kein and´res Kollegium mocht´ihn behagen,
Und sie sah´n das erste mal mit Gram,
Daß auch das Halbjahr zu Ende kam.
Das fréute den Argen, und er rief schließlich:
" Gewiß ist euch, meine Weisheit ersprießlich,
Das ist euch euch allen sicher schon klar;
Drum ersuch´ich um´s billige Honorar
Und bitte mir, ich sag´s grad herraus,
Eine von euren Seelen aus.
Wer zuletzt wird aus der Kellertür gehn,
Dem will ich und soll ich den Hals umdrehn.
Wenn´s euch gefällt, so mögt ihr loosen."
Da fingen die Herren an zu tosen,
Schimpften den Doctor einen argen Wicht,
Schwuren insgesamt unverholen,
Der Teufel sollte den Teufel holen;
Aber all ihr Sträuben half da nicht.
Sie mußten sich endlich noch bequemen
Die fatalen Würfel zur Hand zu nehmen.
Zur Hölle verdammt war ein junger Graf,
Da er die niedrigsten Zahlen traf;
Doch behielt er den Kopf auf der rechten Stelle
Und meinte: Noch gehör´ich nicht der Hölle,
Noch hat der Teufel mich nicht in den Klauen,
Drum will ich noch menschlicher List vertrauen !
Drauf stellt´sich der Teufel zur Kellerthüren,
Und ließ einen nach den anderen passiren,
Und als nun der Graf als der letzte kam,
Der Teufel ihn bei der Kehle nahm.
Der aber schrie: " Hast keinen Theil an mir,
Das Loos traf meinen Hintermann hier "!
Und wies auf den Schatten an der Wand,
Denn die Sonne dem Keller schief überstand.
Da hielt ihn der Teufel länger nicht,
Denn er war geblendet vom Sonnenlicht
Und packte wüthend im argen Wahn
Mit seinen Klauen den Schatten an.
Der Graf schlüpfte behend hinaus
Und lachte den armen Teufel aus.
Doch noch was Wunderbares sich fand,
Denn als er in lichter Sonne stand,
Erschraken alle und staunten sehr:-
Der Graf warf keinen Schatten mehr.
( Th.Körner )
Der Teufel in Salamanca
Moderator: Cpt Bucky Saia
- Andromalius
- Beiträge: 980
- Registriert: 1. Jun 2005 11:27
- Wohnort: Wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein
-
- Beiträge: 1653
- Registriert: 30. Sep 2005 19:19