Flugsalbe der Hexen.

Die Magie der Pflanzen und Steine
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casanova
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Registriert: 15. Nov 2009 21:38

Flugsalbe der Hexen.

Beitrag von casanova »

Glieder von zu Brei gekochten Kindern, Fett, Blut, Herzen ungetaufter Kinder, giftige Schlangen, Eidechse , Spinnen, eine mit einer geweihten Hostie gefütterte Kröte, gepulverte Knochen eines Gehängten und ein ganzes Arsenal an giftigen Kräutern sollen die Hexen, glaubt man den zeitgenössischen Berichten, gemischt haben, um daraus unter anleitung des Teufels ihre Hexensalbe zu gewinnen. Mit diesen Hexengebräu hätten sie Gesicht, Körper und einen Besenstiel bestrichen und sich darauf in die Lüfte erhoben, um zum Hexensabbat zu fliegen. In Wirklichkeit waren aber die Hauptingredienzen folgende: Alraune [Hyoscyamus], Tollkirsche [Atropa belladonna], Stechapfel [Datura stramonium] und Sturmhut [Aconitus napellus]. Auch der alkaloidhaltige Schleim von bestimmten Kröten wird als Bestandteil mancher Hexenflugsalbe genannt. Auch Mohn [Papaver smniferum] und Bilsenkraut, auch Teufelsauge genannt, war ebenfalls ein wichtiger Bestanteil. Mohn wegen seines Rohopiums und Bilsenkraut wegen seiner Tropan-Alkaloide: Hyoscyamin, Atropin und das halluzinogene Scopalamin. Die italienischen Gelehrten Hieronymus Cardanus und Giambatista della Porta berichteten im 16. Jahrhundert als erstes ausführlich über die Hexensalbe. Es war die Zeit aufstrebender Wissenschaften und man erkundete experimentell die Wirkung von psychoaktiven Kräutern. Dadurch gelangten Cardano und Porta zu einer Halluzinationstheorie des Hexenfluges. Auf Grund der psychotropen Wirkung der verwendeten Pflanzen käme es zu keinem wirklichen Flug sondern nur zu einer geistigen Entrückung. Die Salbe oder die Einnahme dieser Pflanzen führte zur Illusion eines Fluges. Einige waghalsige Wissenschaftler führten Selbstversuche mit Hexensalben durch. Der französische Mathematiker Pierre Gassendi [1592 - 1655] war einer der Ersten. Er experimentierte mit einer opiumhaltigen Salbe und berichtet von lbhaften Flugvisionen. Im 20. Jahrhundert war es der Göttinger Volkskundler Will-Erich Peuckert, der sich mit einer Hexensalbe einrieb und darüber berichtet: "Vor meinen Augen tanzten zunächst grauenhaft verzerrte Gesichter. Dann hatte ich plötzlich das Gefühl, als flöge ich meilenweit durch die Luft. Der Flug wurde wiederholt durch tiefe Stürze unterbrochen. In der Schlußphase sah ich das Bild eines orgiastishen Festes mit grotesken sinnlichen Ausschweifungen." Auch der Biologe Wilhelm Mrsich erlebte bei einem Selbstversuch um 1930 eine Begegnung mit Teufelsgestalten und wollüstigen Halluzinationen, die er mit dem sinnlichen Elebnis Tannhäusers im Venusberg verglich, und schließlich sogar einen Flug zu einer Hexenorgie.

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