Luciano Pavarotti

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Moderator: Cpt Bucky Saia

Lord_Diabolus

Luciano Pavarotti

Beitrag von Lord_Diabolus »

Hier einmal ein kleiner Bericht über einen meiner absoluten Lieblingstenöre:

Luciano Pavarotti

[img]undefined://forgottenjournal.com/wp-content/uploads/2007/09/luciano-pavarotti-photo.jpg[/img]


Pavarotti's Leben und Wirken
:

Luciano wurde am 12.Oktober 1935 in Modena als Sohn des Bäckers und Tenors Fernando Pavarotti und dessen Frau Adele Venturi in recht beengte Familienverhältnisse hineingeboren.
Seine Gesangspartnerin und treue Jugendfreundin [url=undefined://www.youtube.com/watch?v=Bm29-POmIg8]Mirella Freni[/url] und er wurden von der gleichen Amme versorgt und ihre Mütter waren Arbeitskolleginnen.

Anfangs war es Luciano's Wunsch, Lehrer zu werden. Daher studierte er an der "Scuola delle Magistrale" Pädagogik und unterrichtete über einen kurzen Zeitraum von zwei Jahren an der Volksschule Modenas.
Sein Vater Fernando gab seine Stellung im örtlichen Chor wegen zu hoher Nervosität auf, doch zuvor machte auch Luciano dort seine ersten Gesangserfahrungen.

Als er im Jahre 1956 beschloss, sein Talent weiter zu fördern und zum Beruf zu machen, studierte er zunächst bei [url=undefined://www.youtube.com/watch?v=a1pXVWgRD7k]Arrigo Pola[/url] in Modena (seine Einflüsse merkt man meiner Meinung nach stark in Pavarotti's Intonation), als auch später bei Ettore Campogalliani in Mantua den klassischen Gesang. Das sechsjährige Studium finanzierte der heranwachsende Maestro nebenbei als Versicherungsvertreter - einer solchen Stimme hätte ich persönlich alles abgekauft!

Sein Debüt hatte Luciano 1961 im Opernhaus von Reggio nell'Emilia als Rodolfo in Puccini's Oper [url=undefined://www.daemonenforum.de/giacomo-puccini-la ... t6294.html]"La Bohème"[/url], eine seiner späteren Paraderollen, und gewann somit einen internationalen Gesangswettbewerb.
Teil des Preises war ein Debüt als Rodolfo im großen Opernhaus von Modena.
Der Dirigent dieser Aufführung war Leone Magiera, sein damaliger Jugendfreund und späterer Pianist seiner Liederabende, als auch der damalige Ehemann seiner Weggefährtin Mirella Freni.
Das Publikum war begeistert von dieser heroisch-lyrischen Stimme und es folgten Einladungen verschiedener italienischer und internationaler Opernhäuser, wie Amsterdam, The Covent Garden, die Wiener Staatsoper (damaliges Debüt als Rodolfo am 24. Februar 1963), Zürich und Glyndebourne.

[img]undefined://www.classicalautographs.com/people/oper ... Boheme.jpg[/img]

Im Jahre 1965 ging er mit der berühmten Sopranistin [url=undefined://www.youtube.com/watch?v=UwhiKxAGRjs]Joan Sutherland[/url] und ihrem Ehemann Richard Bonynge zusammen auf Tournee in den USA und in Australien, ein Jahr später sogar in Mailand.
Durch die Vermittlung des damaligen Decca-Managers Terry McEwen engagierte Pavarotti ab 1967 den früheren Redenschreiber Herbert Breslin als seinen Agenten.

Nach zahlreichen Erfolgen gründete der Maestro 1981 einen Wettbewerb für junge Sänger in Philadelphia und fing an, seine eigenen Auftritte auf der Bühne zu reduzieren, trat dafür aber immer häufiger in Konzerten und im Fernsehen auf.
Er selbst übernahm 1988 die Regie an der Oper von Venedig in dem Stück "La Favorita" von Donizetti.

Aus dem Opernstar Luciano Pavarotti wurde nach dem gemeinsamen Auftritt mit den beiden Tenören [url=undefined://www.youtube.com/watch?v=hxdiJ74AL5Y]Placido Domingo[/url] und [url=undefined://www.youtube.com/watch?v=f8yk09X8YQo]José Carreras[/url] in einer weltweit übertragenen Sportveranstaltung ein internationaler Pop- und Superstar.
Am 7. Juli 1990 erreichte ihr gemeinsamer Auftritt bei der Weltmeisterschaft in den römischen Caracalla-Thermen ungefähr eine Milliarde Fernsehzuschauer in der ganzen Welt.
Durch die Aufführung der berühmten Arie [url=undefined://www.youtube.com/watch?v=TOfC9LfR3PI]"Nessun Dorma"[/url] aus Puccinis "Turandot" erreichte Luciano Weltruhm, obgleich die Musikwelt die "Kommerzialisierung und Banalisierung des Opernrepertoires" stark kritisierte.
Diese Kritik ist in meinen Augen nicht gerechtfertigt; jeder Künstler sollte sich frei entfalten und den eigenen Weg einschlagen können.
Der gute Luciano ließ sich nicht von Zahlen und Statistiken leiten, sondern sang aus vollstem Herzen und nicht aus Geldgier.

Laut Herbert von Karajan war Pavarotti ein Jahrhunderttenor, eine Stimme, die es alle 100 Jahre nur einmal gebe. Die Opern-Gesamtaufnahmen Pavarottis werden als herausragende Werke der Vokalkunst angesehen. Gerade der große Erfolg im Bereich der Plattenverkäufe und der Aufstieg zu einem Superstar, der die Grenzen vom Klassik- zum Popstar überschritt, brachte ihm jedoch auch Kritik von Puristen und Kritikern ein. Auch wurde immer wieder behauptet, Pavarotti habe selbst gesagt, er könne keine Noten lesen. Sein Publikum aber hatte eine eindeutige Haltung, und Pavarotti hält den Rekord für den am längsten anhaltenden Applaus: Am 24. Februar 1988 wurden an der Deutschen Oper in Berlin nach seinem Auftritt als Nemorino in Donizettis „Liebestrank“ 115 Vorhänge registriert, bei 67 Minuten ununterbrochenem Applaus.
(Wikipedia.de)

[img]undefined://userserve-ak.last.fm/serve/_/28046829/The+Three+Tenors+the3tenors.jpg[/img]

Im Jahre 2004 verkündete Luciano nach drei gefeierten Aufführungen der Oper [url=undefined://www.daemonenforum.de/giacomo-puccini-tosca-t6356.html]"Tosca"[/url] von Puccini in der Metropolitan Opera in New York das Ende seiner Karriere. Zwar blieb er weiterhin als Konzertsänger aktiv, doch ein Jahr später musste seine große Abschiedstournee aufgrund seiner starken Krebserkrankung abgebrochen werden.

Hier eine rührende Ehrung des Meisters für sein Lebenswerk und seine Einsätze für Hilfsbedürftige und Kinder in der dritten Welt, die ihn selbst zu Tränen rührte:

[url=undefined://www.youtube.com/watch?v=KcUEhtAiPJ0]Kofi Annan[/url]

Seinen letzten großen Auftritt hatte er bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Winterspiele im Jahre 2006 in Turin mit der Arie "Nessun Dorma" unter der Dirigentschaft von Leone Magiera.
Später wurde jedoch bekannt, dass diese Aufführung eine Playback-Aufnahme war, da Pavarottis Stimme zu diesem Zeitpunkt bereits extrem stark unter der Erkrankung gelitten hatte.
Ich kann voll und ganz verstehen, dass der große Maestro sein Publicum bei seinem letzten Auftritt nicht enttäuschen wollte, nachdem ich folgende herzzerreißende Aufnahme eines seiner letzten Konzerte aus dem Jahre 2003 hörte:

[url=undefined://www.youtube.com/watch?v=POj60JQ2i94]Vesti La Giubba[/url]

Hier zum Vergleich seine unglaubliche Stimme, wie sie früher Tausende und Millionen von Menschen zu Tränen rührte:

[url=undefined://www.youtube.com/watch?v=Ky271W94VHA]Vesti La Giubba II[/url]


Pavarotti's Stimme

Zu Beginn seiner Laufbahn als Sänger war Luciano ein heller lyrischer Tenor, der ohne große Probleme die Höhen erreichte.
Die geniale Stimmführung und der strahlende, silberne und durchdringende Klang seiner Stimme erweckten eines Tages die Aufmerksamkeit von Joan Sutherland und ihrem Ehemann und Belcanto-Experten Richard, welche Pavarotti im Bereich des Belcanto schulten und ihm eine Ausbildung der Koloraturfähigkeit und Atemtechnik ermöglichten, welche bis dahin erstaunlicherweise recht mangelhaft waren.
Als er 1967 in der Arie "Ah, mes amis!" die hohen C's aus Donizetti's Regimentstochter sang, war ihm der Ruf als einer der größten Tenöre der Weltgeschichte sicher - unter anderem auch bei dem berühmten Herbert von Karajan.

Nach einem Auftritt in Bellinis "I Puritani" im Jahre 1967 wechselte er vom Belcanto in den dramatischen und heroischen Bereich des Tenore Lirico Spinto.
Fortan spezialisierte Pavarotti sich auf Verdi- und Puccini-Opern, wie beispielsweise [url=undefined://www.youtube.com/watch?v=T0_UG2UnM7o]"Il Trovatore"[/url] oder auch [url=undefined://www.daemonenforum.de/opera-italiana-i-aida-t6425.html]"Aida"[/url].
Dadurch entwickelte Luciano reichere Klangfarben und Schattierungen und perfektionierte somit seine Phrasierung.

Seine Interpretationen auf der Bühne und auf Tonträgern zählen zu den brillantesten Darbietungen der Operngeschichte. Hervorgehoben werden die Klarheit der Intonation, die Genauigkeit seiner Diktion und besonders die eruptiven, euphorischen und auftrumpfenden Arien, die er kraftvoll und brillant wie kein Anderer zu gestalten verstand.
(Wikipedia.de)

[img]undefined://www.abmusica.com/images/Trovatore/Trova ... arotti.JPG[/img]


Der Tod des Maestros:

Anfang 2006 wurde bei Luciano Bauchspeicheldrüsenkrebs diagnostiziert.
Wenige Tage nach der Diagnose unterzog er sich einer Duodenpankreatektomie, bei der die Bauchspeicheldrüse und der Tumor entfernt wurden.
Für die folgenden Monate wurden jedoch alle seine Auftritte abgesagt.

Pavarotti zog sich in seine Heimat Italien zurück, um dort seine Kräfte für eine Abschiedstournee zu sammeln.
Im August 2007 jedoch wurde Pavarotti jedoch erneut wegen einer Lungenentzündung ins Krankenhaus eingeliefert, wo sich sein Gesundheitszustand bis Ende September 2007 stark verschlechterte.
Am 4. September wurder er entlassen und sollte zu Hause von Ärzten weitergepflegt werden, doch am 6. September 2007 um 5:00 Uhr Ortszeit starb der große Luciano im Alter von 71 Jahren an Nierenversagen.

Vom 6. bis 8. September 2007 nahmen weltweit über 100.000 Menschen Abschied von Pavarotti, der im offenen Sarg im Dom seiner Heimatstadt Modena aufbewahrt wurde.
Die Trauerfeier im Dom am 8. September wurde von Erzbischof Benito Cocchi, der auch ein Beileidswort von Ratzinger verließ, zelebriert.
Musikalisch untermalt wurde die Zeremonie vom Chor der Stadt Modena, der Sopranistin Rajna Kabaiwanska, dem Flötisten Andrea Griminelli und dem Tenor und Seelensohn des Maestros Andrea Bocelli.
Zudem wurde ein Videoausschnitt des [url=undefined://www.youtube.com/watch?v=C4mD_EJttQk]"Panis Angelicus"[/url] von C. Franck in der gemeinsamen Interpretation Luciano's und seines Vaters gezeigt.
Beigesetzt wurde Luciano im Grabe seiner geliebten Eltern in einem Ortsteil von Castelnuova Rangone (Provinz von Modena).


[img]undefined://newsimg.bbc.co.uk/media/images/44104000/jpg/_44104706_screen416ap.jpg[/img]


Und wer glaubte, der Gute hätte keinen Humor gehabt, sei hiermit eines besseren belehrt:

[url=undefined://www.youtube.com/watch?v=9zjrgbCaC1U]Pavarotti recounts some "Embarassing moments on stage"[/url]


Meiner Meinung nach einer der größten Tenöre der Weltgeschichte, ein wundervoller Mensch mit einem großen Herz und einer ebenso gewaltigen Stimme.

Meine persönlichen Lieblingsarien von Pavarotti:

[url=undefined://www.youtube.com/watch?v=I7nZgpx3Yko]"Ideale" von Tosti[/url]
[url=undefined://www.youtube.com/watch?v=Z2R_KS9J9mU]"Che gelida manina" von Puccini[/url]
[url=undefined://www.youtube.com/watch?v=DD-CcKrndfA&feature=related]"O soave fanciulla" von Puccini[/url]
[url=undefined://www.youtube.com/watch?v=MFQAw-quwQo]"Panis Angelicus" von C. Franck[/url]
[url=undefined://www.youtube.com/watch?v=2uYrmYXsujI]"Ave Maria" von Schubert[/url]


Gruß
Diabolus
Dark Lord

Re: Luciano Pavarotti

Beitrag von Dark Lord »

Sopran? Ich finde ihn ganz gut, kenne aber welche die mir besser gefallen.
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Re: Luciano Pavarotti

Beitrag von Azazel »

Gute Stimme zweifelsohne...aber was ist mit Enrico Caruso? :lol:
Lord_Diabolus

Re: Luciano Pavarotti

Beitrag von Lord_Diabolus »

Dark Lord hat geschrieben:Sopran? Ich finde ihn ganz gut, kenne aber welche die mir besser gefallen.
Nein, Sopran ist bei Frauen :D
Tenor.
Gute Stimme zweifelsohne...aber was ist mit Enrico Caruso?
Ganz ehrlich?
Ich höre Pavarotti lieber als Caruso.
Dark Lord

Re: Luciano Pavarotti

Beitrag von Dark Lord »

:au: ajooo Tenor!...
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Re: Luciano Pavarotti

Beitrag von Alveradis »

Pavarotti gehört zu den wenigen Personen des öffentlichen Lebens, bei deren Tod ich geweint habe (und darf sich in einer ruhmreichen Reihe sehen unter Anderem mit Yves Saint-Laurent)

Ich finde, er hatte wirklich eine unvorstellbare Stimme.
Ein Glück, dass wir im Zeitalter der elektronischen Medien leben ;)
- Harmony, like a following breeze // at sea, is the exception." (Harvey Oxenhorn, Turning the rig)
- Der beste Ort, das Kriegsbeil zu begraben ist in deinem Gegner!"

PS: Suchfunktion!
RoSa

Re: Luciano Pavarotti

Beitrag von RoSa »

Danke, Diabolus, für diesen weitreichend-recherchierten, wunderbaren Beitrag über eine der schönsten Tenorstimmen, der dank Stimmschönheit und hervorragender Technik - fachübergreifend - Rollen seinem Repertoire einverleiben konnte.

Ich bin persönlich nicht unbedingt ein Tenorfan, aber Luciano Pavarotti war eine Ausnahmeerscheinung, wenn auch genügend anderen, vor allem Tenören der Vergangenheit, diese Bezeichnung ebenso zusteht.
Zuletzt geändert von RoSa am 27. Okt 2009 18:43, insgesamt 1-mal geändert.
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Hexenblut
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Re: Luciano Pavarotti

Beitrag von Hexenblut »

Die drei waren die Besten vom Besten-es gab keine anderen! Genial! :sough: :)
Lord_Diabolus

Re: Luciano Pavarotti

Beitrag von Lord_Diabolus »

@Roma: Ich danke Dir für das Lob, mein lieber Freund. Schade, dass man heutzutage nur wenige bis garkeinen guten Tenor mehr erleben darf. Der gute Domingo zieht sich in letzter Zeit aus der Weltöffentlichkeit zurück, Carreras war nie wirklich mein Favorit und dieser Paul Potts bricht mir das Herz! *grins*

Zu den großen Tenören zählen auch Björling, Di Stefano, Schmidt, Del Monaco oder der gute Caruso, auch wenn ich letzteren nur sehr selten höre.

@Hexenblut: Ich danke Dir!
Domingo und Pavarotti mochte ich beide sehr, zu dem guten José hatte ich nie wirklich eine Verbindung.


Gruß
Diabolus
RoSa

Re: Luciano Pavarotti

Beitrag von RoSa »

Nun, mein Freund, Placido Domingo wird im Februar 69 Jahre. Da sei ihm doch ein wenig Rückzug gegönnt.

Noch ein paar (Große) Namen: Giovanni Martinelli, Giacomo Lauri-Volpi, Beniamino Gigli, Aureliano Pertile, Lauritz Melchior, Leo Slezak, Ludwig Suthaus, Carlo Bergonzi, Franco Corelli, Helge Rosavenge, Ramón Vinay, Fritz Wunderlich uva.

Leider lässt der Nachwuchs auf sich warten; aber nicht nur bei den Tenören; auch unter den Sopranen tut sich wenig, kein Mezzosopran, kein Alt bzw. Kontraalt. Auch keine bemerkenswerte Verzeichnisse bei den Baritonen oder Bässen.

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