Meine Glaubensfrage

Psychologische, philosophische und wissenschaftliche Betrachtungen

Moderator: gabor

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nachtmahr
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Meine Glaubensfrage

Beitrag von nachtmahr »

Moin zusammen,
ich möchte endlich mal über ein Thema schreiben, welches mich schon seit Jahren begleitet bzw. beschäftigt – und wo könnte ich dies besser als in einem Forum wie diesem?
Eine Warnung vorweg: Ich habe den Verdacht, dass der folgende Text etwas länger werden wird, daher schon mal ein Danke an jene, die sich durch meine verbalen Ausdünstungen wühlen werden.

Ich würde mich selbst als nicht-gläubigen Menschen bezeichnen, sprich: Ich glaube an keine der gängigen Religionen oder Glaubensrichtungen. Sie beissen sich einfach mit allem, was mir an Ansichten/Meinungen/Erfahrungen inne wohnt – vor allem auch die Regeln bzw. »Gebote«, die von diversen Glaubensgemeinschaften vorgeschrieben werden. Ich bin ein ziemlicher Freigeist, der nur seinen eigenen Regeln und Vorschriften folgt, zumindest insofern es mir in unserer heutigen Gesellschaft möglich ist. Ich fühle mich schon so oft und stark genug in meinen Rechten und Freiheiten eingeschränkt bzw. beschnitten – da passen mir die Regeln und Gebote von bekannten Religionen erst recht nicht in den Kram.

Trotz meiner inneren Ablehnung an alles religiöse respektiere ich jene, die glauben und ihren Glauben auch zelebrieren. Ich bin ein toleranter Mensch, daher: Jedem das seine, solange er mich nicht bekehren oder meine Rechte/Freiheiten damit beschneiden will.

Und trotz meiner Un-Religiosität weiss mich schon seit früher Kindheit für diverse Mythologien, »alte« Glaubensrichtungen und Sagen zu begeistern, allen voran die altnordische, altgermanische und altägyptische Mythologie – aber auch die Dämonenlehre des Christentums. Ich finde es interessant und faszinierend, wie sich damals die Menschen die Welt und die Vorgänge in selbiger erklärten, was ihre Phantasie und ihre Erfahrungen so an mystischen und mythischen Geschichten und Sagen hervorbrachte, etc. - vor allem auch, wie daraus mit der Zeit komplexe und gut durchdachte bzw. gegliederte Mythologien und Götter-/Riesen-/Dämonen-Hierarchien entstehen konnten.

So weit, so gut. Gehen wir etwas mehr ins Persönliche.

Meine Eltern selbst wurden – soweit mir bekannt – katholisch erzogen, vor allem mein Vater – der christliche Glaube war in seiner Familie schwer geschätzt und wurde auch dementsprechend praktiziert. Zu meinem Glück wurde dieses in meiner Familie nicht weiter fortgeführt – wir gingen eigentlich nur zu Beerdigungen, Taufen und Hochzeiten in die Kirche. Und Beerdigungen sind das Stichwort schlechthin in diesem ganzen Kontext.

Ich glaubte nie wirklich an Gott oder dergleichen; Dinge wie die Bibel, Ikonen, Rosenkränze und Kirchen waren mir von Anfang an gleichgültig. Zwar glaubte ich damals, dass es einen Gott gibt, aber er war mir – auf gut Deutsch gesagt – scheissegal. Auch obwohl ich eine Taufe und Kommunion hinter mich bringen musste. Ob ich mich kommunizieren lasse stand ausser Frage, was mir aber eigentlich recht war aufgrund des Geldes und der Geschenke.

Meine Mutter starb nach kurzem und schwerem Leiden ca. einen Monat nach meiner Kommunion.
Das war mir natürlich alles andere als recht, und es warf nicht nur meine äussere, sondern vor allem auch meine innere Welt total über den Haufen. Das ist jetzt zwar schon fast 13 Jahre her, aber die Spuren sind noch bis heute unverkennbar.

Im Bezug auf meinen schon damals nicht wirklich vorhandenen Glauben wirkte sich dieses einschneidende Erlebnis insofern aus, dass ich seitdem jahrelang alles göttliche strickt ablehnte. Ich hegte einen unaussprechlichen Hass auf Gott und alles göttliche. Doch änderte sich diese Einstellung mit den Jahren auch wieder. Heute sieht meine Einstellung zu der ganzen Sache folgendermassen aus:
Ich weiss nicht, ob es einen oder mehrere Götter gibt. Weil ich es nicht weiss, kann ich dessen/deren Existenz weder bezweifeln noch bestätigen. Ich bin ein sehr rational und logisch denkender Mensch, der im Grunde nur an das glaubt, was er sehen, verstehen und anfassen kann. Was nicht heisst, dass ich der Wissenschaft zu 100% vertraue oder gar an selbige glaube. Ich glaube im Grunde an gar nichts, nur an mich selbst und darauf, wie verlässlich die menschliche Natur ist. Soll heissen: Ich hege zum Teil starke misanthropische Adern.

Und nun zum Knackpunkt des ganzen Spektakels:

Ich glaube nicht an Gott, einen Himmel, eine Hölle, Zwischenwelten oder ein Jenseits. Nichts dergleichen. Ob es so etwas gibt, werde ich höchstens dann erfahren, wenn ich selbst einmal das Zeitliche segnen werde.
Und es ist mir etwas unangenehm bzw. peinlich, das jetzt öffentlich kund zu tun, aber der Drang, es endlich einmal zu tun, übersteigt das Peinlich-berührt- und Befangen-sein. Es ist mir vor allem deswegen peinlich, weil ich selbst bestens weiss, wie paradox und widersprüchlich das Ganze ist.

Ich weiss, dass meine Mutter tot ist. Ebenso weiss ich, dass dies auch auf meinen Grossvater und meine Grossmutter zutrifft. Ihre Körper waren – wie jeder andere menschliche Körper auch – ein biologischer Organismus, der nach dem Eintritt des Todes mit dem Prozess der Zersetzung und Verwesung beginnt. Ich glaube nicht an »Seelen« - für mich sitzt das, was andere als Seele, Geist oder was auch immer bezeichnen, im Gehirn eines Menschen. Sein Wesen, sein Charakter, seine Persönlichkeit, samt Bewusstsein und Unterbewusstsein und allen anderen Dingen, die einen Menschen nicht-physisch ausmachen. Das Gehirn ist nach dem Tod ebenso dem Zerfall geweiht wie der restliche menschliche Körper – und damit auch alles, was den jeweiligen Verstorbenen ausgemacht hat.
Das ist meine Ansicht. Und dennoch: Seit dem Tag, an dem meine Mutter qualvoll verreckte [ist nicht respektlos gemeint, man kann ihre Todesart nur leider nicht anders beschreiben], habe ich diesen kindlich-naiven Teil in mir, der glaubt, nein weiss, dass meine Mutter noch da ist, bei meiner Oma und meinen Opa, und über mich wacht. Alle drei sind irgendwo, vereint, glücklich, unbeschwert und ohne irdische Lasten und ohne jegliche Art von Leid.
Dieser Teil weiss, dass meine Mutter mich vermisst, mich liebt, stolz auf mich ist. Dieser Teil weiss, dass meine Mutter mich noch miterlebt, mein Leben, meine Existenz, meine Gedanken, Gefühle, Bedürfnisse, Wünsche, Träume, Ängste. Dieser Teil betet zu ihr, redet mit ihr, schickt ihr Gedanken. Bittet sie um Hilfe, wenn es nötig ist. Denkt, dass sie traurig ist, wenn es regnet – dass sie wütend auf mich ist, wenn es gewittert. ........

Ich hasse diesen Teil von mir, weiss aber, dass er existiert und das muss ich akzeptieren. Nur beisst sich dieser Teil extrem mit dem Rest von mir, der doch so logisch und rational denkt, sich die Dinge erklärt, soweit und sofern sie biologisch und wissenschaftlich nun mal erklärbar sind.
Ich vermute, dass dieser Teil nichts anderes ist als der Versuch, den Tod meiner Mutter zu verarbeiten. Dieses Loch irgendwie zu füllen, das ihr Tod in meine Psyche gerissen hat. Die fehlende mütterliche Liebe, Geborgenheit, Zuwendung, etc. zu kompensieren. Selbst noch 13 Jahre danach, und ich habe die Befürchtung, dass dies auch noch viele weitere Jahre so bleiben wird.

Es kann aber auch sein, dass dieser Teil einfach der Teil in mir ist, der an etwas Höheres glauben will. An [einen] Gott, an eine höhere Macht, an etwas, was so viele andere Menschen auf der Erde glauben. Sei es nun der Gott, mehrere Götter, die Urmacht Natur, etc. ...

Ich will damit niemanden angreifen, aber für mich ist Glaube nichts weiter als ein blinder und verzweifelter Versuch, die Dinge dieser Welt zu verstehen. Sie legen die Verantwortung über ihr Leben in die Hände einer höheren Macht, vertrauen darauf, suchen Halt und Hoffnung. Das ist pure Naivität für mich. Und ich lehne das ab. Toleriere es aber wie gesagt, dass etwaige Menschen dies tun.

Aber da ist eben dieser Teil in mir, der an das glaubt, was er zu wissen meint. Und dieser Teil [oder ein weiterer, bin mir darüber noch nicht ganz im Klaren] will an etwas Höheres glauben. Denn da ist so viel, was ich mir nicht erklären kann. Irgendwas muss es dort doch geben...?
...
Ein totaler innerer Konflikt, den ich nicht lösen kann. Ob ich dies je können werde weiss ich nicht. Das wird sich herausstellen. Aber dieser Konflikt zerreisst mich innerlich immer fort. Es belastet mich, verwirrt mich, beschäftigt mich.
Und deswegen wollte ich das endlich mal niederschreiben.
Meine Glaubensfrage, die ich zu beantworten versuche.

Ob darauf jemand antworten wird – sofern man darauf überhaupt antworten kann – weiss ich nicht, aber wenn es doch jemand tut, wäre ich sicherlich erfreut. Vielleicht hat ja jemand konstruktive Denkanstösse für mich, mit denen ich diesen Konflikt doch irgendwie lösen könnte.

Wie auch immer, nun fühle ich mich etwas erleichtert.
LG.
nachtmahr
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Re: Meine Glaubensfrage

Beitrag von Ich »

...
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Re: Meine Glaubensfrage

Beitrag von Clown »

Hi Nachtmahr.
Wow mutig mutig hier das alles so offenherzig reinzuschreiben. Und wie es der Zufall so will, habe ich natürlich etwas konstruktives mitzuteilen.
Und zwar diese Sache mit dem Glauben erkläre ich mir ganz leicht. Denn sobald ich meinen Glauben an Gott, Energie oder was weiß ich auch immer verliere, fange ich an zu fasten. Nicht so, daß ich überhaupt nichts mehr zu mir nehme, sondern ich trinke dann nur noch. Nein keinen Alkohol, sondern Sojamilch und Saft oder Kaffe usw... Denn mir ist einmal aufgefallen, daß die meisten Menschen die ihre Energie aus der Nahrung ziehen einen kleinen Glauben an kosmische oder magische Energie haben und auch wenig Kontakt zu dem Andersweltlichen. Denn Menschen die nicht fasten holen ihre Energie aus der Nahrung und verlieren den Kontakt zum Feinstofflichen. Gehe mal in dich und frage dich selber, was das für Menschen sind, die an Energie aus der Nahrung glauben. Diese Menschen haben meist einen starken Glauben an das Gehirn und an Nahrungsenergie und zeigen nur Schwächlichkeiten im Bereich Glauben an Energie, oder Sie befinden sich dort auf Messer´s schneide.

Im Klartext meine ich damit. Wer an Energie aus der Nahrung glaubt, glaubt auch "bloß" an Energie aus dem Gehirn.

Ich meine jetzt nicht, daß Menschen die nicht fasten keine Magie innewohnt. Ich meine "nur" daß diese Menschen einfach weniger an Magie glauben, sonst würden Sie sich ja nicht so sehr auf weltliche Energie konzentrieren, oder?

Is jetzt nicht so, daß ich dir etwas aufzwingen möchte, aber ich empfehle dir einfach einmal das Essen sein zu lassen und nur hin und wieder etwas zu trinken :| und du wirst deinen Glauben vielleicht erkennen. So klappt das bei mir ganz gut.

Clown :|
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Azazel
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Re: Meine Glaubensfrage

Beitrag von Azazel »

@Nachtmahr Respekt, dass Du das hier schreibst!!!

@Clown - na bitte geht doch auch mal wirklich ernsthaftes zu schreiben:-)


so und zum Beitrag - Ich kann sehr gut nachvollziehen was Du da schreibst und es unterscheidet sich nicht sehr von meinen Gedanken und Erlebnissen.
Der Glaube ist für mich primär erstmal nur der Wunsch seine Verantwortung verschieben zu können, also alles schlechte und gute auf Götter oder Teufel (Dämonen) zu schieben um nicht selbst über sein Leben, seine Taten bzw. seine Erlebnisse nachdenken zu müssen bzw. sie zu reflektieren.

In dem Moment wo der Tod einer einem nahestehenden Person eintritt, dann wird man mit der Endlichkeit konfrontiert. Die Person ist weg und man hat keinerlei Kontakt mehr..man hat sie schlicht und einfach unwiderbringlich verloren.
Das ist grausam und diese Endlichkeit schlägt einem wie ein Hammer gerade mitten hinein in das emotionale Zentrum. ..und nun kommt die Schwäche des Menschen zutage solche Endlichkeiten nicht akzeptieren zu wollen und da klammert man sich natürlich auch an alle möglichen religiösen Aussagen über den Tod..egal ob nun Paradies, Wiedergeburt, medialer Kontakt etc. - das ist irgendwie logisch und auch keine Schande im Sinne des Rationalismus; denn niemand ist davon wirklich frei.
Und wenn es einem einen gewissen Trost auf einer bestimmten Ebene gibt, dann ist das auch nichts grundsätzlich falsches..solange man den Boden unter seinen eigenen Füßen dadurch nicht verliert. Das hat für mich auch nur bedingt etwas mit religionen zu tun - Religionen sind Institutionen der macht, Feinde des freien Willens und des freien Geistes - solche Gedanken aber sind frei von irgendwelchen Dogmas und helfen vielleicht auch loszulassen bzw. den Verlustschmerz zu kompensieren.
Dark Lord

Re: Meine Glaubensfrage

Beitrag von Dark Lord »

Unsere Wahrnehmung ist so schwach.
Dass, Was wir von der Realität erfassen oder glauben zu erfassen ist NIE Wirklichkeit. Man erlebt "keine" Wirklichkeit sondern sich selbst.
Ich könnte mich nie nur auf meine Sinne verlassen!

Die Erklärung liegt auf der Hand. Dein rationales Denken hat dazu geführt Erlebnisse, die schlecht rational zu erklären sind, zu verdrängen. Folge daraus ist eine Persönlichkeitsspaltung. Weil du das Erlebnis nicht 100%ig rational erklären kannst und die Ungewissheit alles noch verstärkt.
Weder unser Denken noch die Realität kann man immer rational erklären, vielleicht solltest du lernen auch auf Dinge zu achten, die nicht immer mit dem Auge erfassbar sind.
Würde dich, glaube ich ....sehr bereichern.

lg Lord
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nachtmahr
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Re: Meine Glaubensfrage

Beitrag von nachtmahr »

Erst ein mal ein Danke an alle, die mir bisher geantwortet haben. Hätte nicht mit so viel Resonanz gerechnet, vor allem nicht in so kurzer Zeit.

@ Ich
Natürlich bin ich damit einverstanden - wieso sollte ich dies nicht sein? Weiteres dann nach deinem nächsten Beitrag.

@ Clown
An sich sicherlich keine schlechte Idee, nur habe ich in meinem Leben schon Phasen hinter mich gebracht, in denen ich nichts an Nahrung zu mir genommen habe. Auf mehr oder minder freiwilliger Basis. Und das hat bei mir nichts dergleichen bewirkt. Aber davon mal ab glaube ich so schon von mir aus nicht nur an die Stoffwechselenergie, die durch die Nahrungsaufnahme und die Verstoffwechselung selbiger entsteht... Aber ob diese Energie mit etwas göttlichem oder überweltlichem im Bunde steht, ist fraglich. Das jetzt weiter zu erklären wäre sicherlich sehr kompliziert, weswegen ich es jetzt mal dabei belasse.
Aber ob deine Glaubenserfahrungen und -wahrnehmungen wirklich durch Konzentration auf jeweilige Energien beruht - oder doch eben auf die Stressprozesse, die im Körper vor sich gehen, wenn selbigem Nahrung entzogen und vorenthalten wird - bleibt für mich dennoch fraglich. Womit ich dich nicht angreifen will. Sind nur meine Gedanken dazu.

@ Azazel
Eben, genau das ist auch einer der Punkte, der die Angelegenheit »Glaube« für mich so negativ darstellt. Und ich bin nunmal ein Mensch, der sehr viel über seine Erfahrungen, Erinnerungen, Meinungen und generell Psyche nachdenkt und sehr viel Selbstrelektion betreibt. Etwas anderes könnte ich mir auch nicht erlauben. Ich glaube, ich muss nur auf diesen Teil aufpassen, was ich auch tue so gut ich kann, damit es eben nicht ausser Kontrolle gerät und ich schlimmsten Falls auch noch den Zugang zur Realität verliere...
Ja, die Endlichkeit ist sehr hart und grausam. Unumstösslich. Ich danke dir auf jeden Fall für deine Worte, sie haben mir bisher von allen am meisten geholfen. Auch wenn ich nicht unbedingt nur die Religionen meinte, die es auf der Welt gibt - auch die Mechanismen des Glaubens selbst, bzw. vor allem die. Glaube und Religion sind ja doch mitunter zwei sehr verschiedene Paar Schuhe.

@ Dark Lord
Danke für deine Antwort, aber mit solchen Äusserungen bzw. Mutmassungen wäre ich sehr vorsichtig. Damit meine ich folgendes:
Die Erklärung liegt auf der Hand. Dein rationales Denken hat dazu geführt Erlebnisse, die schlecht rational zu erklären sind, zu verdrängen. Folge daraus ist eine Persönlichkeitsspaltung
Ich weiss nicht, woher du dieses Wissen [über mich] nimmst, aber ich habe nirgendwo erwähnt, dass ich den Tod meiner Mutter in irgendeiner Form je verdrängt hätte. Das konnte ich auch nie und werde es auch nie können, was ich aber auch nicht wollen würde, da ich sie nicht vergessen will und werde.
Und das mit der Persönlichkeitsspaltung... Bist du zufällig Psychotherapeut?! Falls ja, würde ich deine Kompetenz jetzt schwer in Frage stellen - a] wegen der Ferndiagnose über Internet und b] da diese auf Infos beruht, die für eine solche schwerwiegende »Diagnose« schlichtweg noch lange nicht ausreichend sind. Und nein, keine Sorge, ich habe keine MPS oder DSNNS.
Vielleicht verwechselst du »Persönlichkeitsspaltung« auch nur mit den verschiedenen Ich-Anteilen und -Facetten, die absolut jeder Mensch in sich trägt, und was somit völlig normal ist. Aaaaber egal.
Weil du das Erlebnis nicht 100%ig rational erklären kannst und die Ungewissheit alles noch verstärkt. Weder unser Denken noch die Realität kann man immer rational erklären, vielleicht solltest du lernen auch auf Dinge zu achten, die nicht immer mit dem Auge erfassbar sind.
Welche Unwissenheit meinst du?
Und wie kann man das lernen?
Bin mal auf deine erneute Antwort gespannt. (;

So far,
LG.
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gabor
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Re: Meine Glaubensfrage

Beitrag von gabor »

Moin!Mal ein Zitat aus Crocodile Dundee:"Habt ihr keine Kumpels?"Das ist ja völlig heroisch,hier anonym derartige Sachen zu schreiben,aber hilft das?????Freundschaft!
Woher soll ich wissen, ob die Vergangenheit keine Fiktion ist, die nur erfunden wurde, um den Zwiespalt zwischen meinen augenblicklichen Sinneswahrnehmungen und meiner Geistesverfassung zu erklären?
RoSa

Re: Meine Glaubensfrage

Beitrag von RoSa »

Gabor, das war jetzt total daneben und definitiv kontraproduktiv bei einer solchen Thematik !

Ebenso war es nicht sonderlich intelligent von mir, darauf anzuspringen. Sorry @ Nachtmahr.
Clown
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Re: Meine Glaubensfrage

Beitrag von Clown »

nachtmahr hat geschrieben: @ Clown
An sich sicherlich keine schlechte Idee, nur habe ich in meinem Leben schon Phasen hinter mich gebracht, in denen ich nichts an Nahrung zu mir genommen habe. Auf mehr oder minder freiwilliger Basis. Und das hat bei mir nichts dergleichen bewirkt. Aber davon mal ab glaube ich so schon von mir aus nicht nur an die Stoffwechselenergie, die durch die Nahrungsaufnahme und die Verstoffwechselung selbiger entsteht... Aber ob diese Energie mit etwas göttlichem oder überweltlichem im Bunde steht, ist fraglich. Das jetzt weiter zu erklären wäre sicherlich sehr kompliziert, weswegen ich es jetzt mal dabei belasse.
Aber ob deine Glaubenserfahrungen und -wahrnehmungen wirklich durch Konzentration auf jeweilige Energien beruht - oder doch eben auf die Stressprozesse, die im Körper vor sich gehen, wenn selbigem Nahrung entzogen und vorenthalten wird - bleibt für mich dennoch fraglich. Womit ich dich nicht angreifen will. Sind nur meine Gedanken dazu.

So far,
LG.
Ist deine Meinung und ich finde Sie sehr verständlich. Ich denke auch, daß Jede/r auf seine Weise seinen Weg findet. :| Ich meine nur, man kann das Fasten und die Magie kennenlernen, genauso wie man Schulbücher kennenlernen kann. Man muß sich halt damit auseinandersetzen.

Ich hatte auch nicht an Magie geglaubt. Ich hab mich einfach nur damit beschäftigt. Und irgendwann...fing ich dann doch an daran zu glauben. Vielleicht sogar zu wissen. Nur das Gehirn will es nicht begreifen. Ich denke es ist einfach noch nicht seine Zeit oder seine Welt. Oder es ist ein Schutzmechanismus des Gehirnes. Keine Ahnung :| es ist so und ich akzeptiere es vorerst.

Clown :|
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Re: Meine Glaubensfrage

Beitrag von Ich »

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Re: Meine Glaubensfrage

Beitrag von nachtmahr »

Mir kommt zwar jetzt schon die Galle hoch, aber ich antworte dennoch darauf: Ja, Gabor, ich habe Kumpels und Freunde und ja, Gabor, ich rede auch mit eben diesen von Zeit zu Zeit darüber - und auch über andere Dinge, die mich beschäftigen. Und ja, Gabor, ich habe auch schon jahrelang mit Psychotherapeuten darüber geredet und ja, Gabor, das werde ich in Zukunft auch weiterhin machen. Ich habe es in dieses Forum geschrieben, weil ich der Meinung bin, dass hier viele Leute sind, die von solchen Themen eine Ahnung haben und so vielleicht die Chance besteht, dass ich auch noch andere Meinungen und Denkanstösse erhalten könnte, die mich in dieser Sache vielleicht weiterbringen könnten. Hoffe dein mit Verlaub etwas unangebracht formulierter Beitrag ist damit beantwortet.

@ RoSa
Kein Problem (;

@ Clown
Ja, das denke ich ebenfalls... Dass jeder seinen eigenen Weg zu soetwas finden muss, egal ob nun Magie, Energie, Glaube, Ziele, was auch immer. Vielleicht werde auch ich es irgendwann, aber aufgrund meiner momentanen Lage und Sicht auf die Welt bezweifle ich es aber eher.
Danke dir für deinen Beitrag.

@ Ich
Vielen Dank für deine PN, ich werde eventuell heute Abend noch darauf antworten, wahrscheinlicher ist aber der morgige Tag. Bin heute nicht mehr ganz so fit, wie es dafür von Nöten wäre.

LG.
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Re: Meine Glaubensfrage

Beitrag von Ich »

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Zuletzt geändert von Ich am 25. Mär 2012 06:37, insgesamt 1-mal geändert.
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Dark Lord

Re: Meine Glaubensfrage

Beitrag von Dark Lord »

Da hast du völlig Recht! Ich bin kein Profi, ich falle eher unter "Hobby-Psychologe"
Es war mehr eine Vermutung als eine Diagnose. Tut mir Leid, dass ich das nicht dazu geschrieben habe. Wie du dein Problem geschildert hast, hat mich glauben lassen, dass der ziemlich schwer ist.

Hab mich getäuscht...

Welche Unwissenheit meinst du?
Und wie kann man das lernen?
Mit Unwissenheit meine ich "das Leben" nach dem Tod oder was auch immer danach passiert. Wie du selbst sagst, gibt es einen Teil von dir der daran glauben will.

Und genau deswegen kam ich komischerweise auf Persönlichkeitsspaltung. Ich bin nicht davon ausgegangen, dass du diese psychische Krankheit hast.
Es besteht die Gefahr das Facetten eines Menschen sich von der Persönlichkeit abtrennen, wenn sie nicht akzeptiert werden. Das ist allgemein gemeint.
Ob die Gefahr bei dir besteht oder nicht, kann ich nicht beurteilen.
Lord_Diabolus

Re: Meine Glaubensfrage

Beitrag von Lord_Diabolus »

Guten Tag, nachtmahr!

Ungeachtet der Beiträge vor mir, werde ich versuchen, meine eigene Meinung dazu abzugeben.
Das trägt keinerlei eine Spur von Ignoranz, sondern eher will ich mir meinen Zustand der..wie soll man sagen...Unbefangenheit bewahren, wenn ich antworte.

Nehmen wir also deinen Beitrag mal auseinander, kannst ihn ja später wieder zusammenflicken ;)
Und trotz meiner Un-Religiosität weiss mich schon seit früher Kindheit für diverse Mythologien, »alte« Glaubensrichtungen und Sagen zu begeistern, allen voran die altnordische, altgermanische und altägyptische Mythologie – aber auch die Dämonenlehre des Christentums. Ich finde es interessant und faszinierend, wie sich damals die Menschen die Welt und die Vorgänge in selbiger erklärten, was ihre Phantasie und ihre Erfahrungen so an mystischen und mythischen Geschichten und Sagen hervorbrachte, etc. - vor allem auch, wie daraus mit der Zeit komplexe und gut durchdachte bzw. gegliederte Mythologien und Götter-/Riesen-/Dämonen-Hierarchien entstehen konnten.
In dieser Hinsicht, als auch in der Hinsicht auf das typisch rationale und psychoanalytische Denken gleichen wir uns, nachtmahr.
Deine Interesse an solchen Themen ist keinesfalls eine Frage des Glaubens, sondern, ganz primitiv, eine Frage der Neugierde.
Manche Themen wirken wirklich sehr inspirierend und faszinierend auf einen "Außenstehenden" und motivieren ihn dazu, genauer hinzusehen.
Das ist keineswegs ein schlechter Zug am Menschen, im Gegenteil sogar:
Wie sollte man sonst seine Erfahrungen erweitern, wenn nicht durch Neugierde und Nachforschungen?
Und gerade bei diesen von dir genannten Themen kann man (oder zumindest ich persönlich) dieses Interesse/diese Neugier voll und ganz nachvollziehen.
Vorallem, da diese Kulturen schon eine gute Zeit lang zurück liegen und immer noch ein okkulter [occultus,-a,-um = verborgen, dunkel, geheim (lat.)] Schleier darüber liegt.
Im Bezug auf meinen schon damals nicht wirklich vorhandenen Glauben wirkte sich dieses einschneidende Erlebnis insofern aus, dass ich seitdem jahrelang alles göttliche strickt ablehnte. Ich hegte einen unaussprechlichen Hass auf Gott und alles göttliche.
Die typische Theodizee-Frage: Warum lässt Gott so viel Leid zu?
Gott als Beobachter?
Gott als ohnmächtiges Wesen?
Überhaupt kein Gott?
Man kann es nachvollziehen, vieles davon mündet in die Grundstrukturen und Hinterfragungen des Atheismus.


Ich weiss nicht, ob es einen oder mehrere Götter gibt. Weil ich es nicht weiss, kann ich dessen/deren Existenz weder bezweifeln noch bestätigen. Ich bin ein sehr rational und logisch denkender Mensch, der im Grunde nur an das glaubt, was er sehen, verstehen und anfassen kann. Was nicht heisst, dass ich der Wissenschaft zu 100% vertraue oder gar an selbige glaube. Ich glaube im Grunde an gar nichts, nur an mich selbst und darauf, wie verlässlich die menschliche Natur ist. Soll heissen: Ich hege zum Teil starke misanthropische Adern.
Ein Agnostiker?
Wichtig ist, dass du dir die Frage stellst, ob es einfach nur die vorgegebenen Gottesbilder der Weltreligionen sind, die dich nicht ansprechen, oder der Gedanke an sich - denn das ist ein Unterschied.
Wenn ich dir einen kurzen Einblick in meine persönlichen Auffassungen geben darf:
Für mich existiert eine höhere Macht, aber diese höhere Macht ist schlicht und einfach die Natur.
So simpel das klingen mag, es ist einfach der Natur.
Der Mensch wird sie niemals vollkommen begreifen können, was nicht unbedingt bedeutet, dass ein großer Schöpfer hinter diesem "Wunder" steht.
Es ist einfach die Natur.
Gottesbilder: Götter wurden von Menschen erdacht.
Das reicht mir vollkommen aus, mir persönlich zu bestätigen, dass jeder Mensch seinen eigenen "Gott" oder sein eigenes "Göttlichkeitsgefühl" erst selbst finden muss - wozu die Statuen anbeten, die ein anderer geschnitzt hat?
Für mich ist dieses "Göttliche" einfach die Natur.
Keine Persönlichkeit, sie urteilt nicht über Recht und Unrecht, sie ist einfach das Leben. Und das, was der Mensch tut, liegt in seiner Verantwortung und in niemandes sonst.
Das jedenfalls ist meine Auffassung.
Denn es widerspricht weder meiner rationalen Seite (Wissenschaftlich-analytisch), noch der irrationalen/spirituellen Seite (denn etwas "Unbekanntes" wird es in dieser Welt, dieser Natur, diesem Leben immer geben! Doch was ist daran unlogisch/irrational, nur weil wir es nicht verstehen?).

Eventuell würde ich dir diverse Autoren empfehlen, die sich genauer mit diesen Philosophien befassen.
Denn deine Auffassung zeigt (meiner Einschätzung nach) deutliche Interessen zum LHP und auch zum Atheismus, was beides irgendwo miteinander harmoniert und gut im Einklang steht.
Bevor mir jetzt wieder jemand kommt mit: "Ah, ist doch eh wieder nur Schleichwerbung für den LaVey!", muss ich sagen, dass es nicht nur Schleichwerbung ist, sondern ganz gut tun würde ;)
Ebenso wie Nietzsche, was die Entwicklung des Mensch-Seins und vorallem die Überwindung des Mensch-Seins angeht.
Interessante Bücher dazu sind "Also sprach Zarathustra" und diverse andere.
Deine misantrophischen Einstellungen kann ich verstehen; wenn man sich die Menschheit so ansieht, fragt man sich wirklich manchmal: "Wie konnten wir so verdammt tief sinken?"
Allerdings verwechseln manche Menschen Misantrophie mit reiner Lebensverachtung.
Meiner Meinung nach zwei VÖLLIG unterschiedliche Dinge, aber das ist ein anderes Thema.
Ich weiss, dass meine Mutter tot ist. Ebenso weiss ich, dass dies auch auf meinen Grossvater und meine Grossmutter zutrifft. Ihre Körper waren – wie jeder andere menschliche Körper auch – ein biologischer Organismus, der nach dem Eintritt des Todes mit dem Prozess der Zersetzung und Verwesung beginnt. Ich glaube nicht an »Seelen« - für mich sitzt das, was andere als Seele, Geist oder was auch immer bezeichnen, im Gehirn eines Menschen. Sein Wesen, sein Charakter, seine Persönlichkeit, samt Bewusstsein und Unterbewusstsein und allen anderen Dingen, die einen Menschen nicht-physisch ausmachen. Das Gehirn ist nach dem Tod ebenso dem Zerfall geweiht wie der restliche menschliche Körper – und damit auch alles, was den jeweiligen Verstorbenen ausgemacht hat.
Das ist meine Ansicht. Und dennoch: Seit dem Tag, an dem meine Mutter qualvoll verreckte [ist nicht respektlos gemeint, man kann ihre Todesart nur leider nicht anders beschreiben], habe ich diesen kindlich-naiven Teil in mir, der glaubt, nein weiss, dass meine Mutter noch da ist, bei meiner Oma und meinen Opa, und über mich wacht. Alle drei sind irgendwo, vereint, glücklich, unbeschwert und ohne irdische Lasten und ohne jegliche Art von Leid.
Dieser Teil weiss, dass meine Mutter mich vermisst, mich liebt, stolz auf mich ist. Dieser Teil weiss, dass meine Mutter mich noch miterlebt, mein Leben, meine Existenz, meine Gedanken, Gefühle, Bedürfnisse, Wünsche, Träume, Ängste. Dieser Teil betet zu ihr, redet mit ihr, schickt ihr Gedanken. Bittet sie um Hilfe, wenn es nötig ist. Denkt, dass sie traurig ist, wenn es regnet – dass sie wütend auf mich ist, wenn es gewittert. ........
Betrachte das Ganze nicht nur so, wie es andere tun!
Was weiterlebt ist die Erinnerung.
Diese Erinnerung ist in deine Psyche eingebrannt, und ich denke du weißt, was die Psyche alles beim Menschen bewirken kann.
Natürlich ist sie noch existent, denn du hast sie getroffen, geliebt und mit ihr gelebt.
Du bist ihr Kind, diese Bindung wird niemals zerbrechen.
Das geht einfach nicht.
Niemand sagt, dass sie deswegen physisch noch existent ist, aber in deinen Gedanken ist sie das.
Ist das die Definition von "am Leben sein"?
Dass jemand anderes dich nicht vergisst?
Das nicht unbedingt.
Aber vielleicht die Definition von "Unsterblichkeit nach dem Tode".
So paradox das klingen mag.
"Du wirst für immer in unseren Herzen leben".
Sehr kitschiger Spruch, aber die Wahrheit.
Natürlich ist sie noch existent, wenn auch nicht so, wie sie es vorher mal war.
Und das beißt sich absolut nicht mit deiner rationalen/logischen Seite.
Das ganze lässt sich natürlich auch in psychologische Theorie packen, aber im Grunde genommen kann man mit Worte die Wirklichkeit niemals beschreiben, sondern nur umschreiben.
Und das von verschiedenen Aspekten aus.
Seien es religiös-dogmatische, psychoanalytische, wissenschaftliche oder sonstige.
Wichtig ist immer: Es gibt nicht nur eine Wahrheit, denn Wahrheiten UMSCHREIBEN die Wirklichkeit und können sie niemals vollkommen erfassen.
Wie willst du einen ersten Kuss in Worte fassen?
Oder ein bewegendes Ereignis in deiner Kindheit?
Wahrheiten gibt es viele und trotz unserer Intelligenz sind wir noch LANGE nicht bereit, alles zu verstehen.
Wenn du das akzeptierst, schwingt diese Akzeptanz im Einklang mit deinen Erfahrungen/deiner rationalen Seite.
Denn: Dass der Mensch unfehlbar ist, DAS ist unlogisch, nicht wahr?


Es kann aber auch sein, dass dieser Teil einfach der Teil in mir ist, der an etwas Höheres glauben will. An [einen] Gott, an eine höhere Macht, an etwas, was so viele andere Menschen auf der Erde glauben. Sei es nun der Gott, mehrere Götter, die Urmacht Natur, etc. ...
Letzter Punkt ist entscheidend.
Denn meiner Meinung nach ist der "Glaube" an die Natur zu 100% vertretbar.
Wie gesagt: Du suchst nach Antworten, auch wenn du nicht immer welche findest.
Zumindest nicht eine einzige, die die Frage klärt.
Natürlich nicht, denn es gibt tausende.
Das muss mit einer übernatürlichen Kraft absolut nichts zutun haben!



Ich will damit niemanden angreifen, aber für mich ist Glaube nichts weiter als ein blinder und verzweifelter Versuch, die Dinge dieser Welt zu verstehen. Sie legen die Verantwortung über ihr Leben in die Hände einer höheren Macht, vertrauen darauf, suchen Halt und Hoffnung. Das ist pure Naivität für mich. Und ich lehne das ab. Toleriere es aber wie gesagt, dass etwaige Menschen dies tun.
Opium fürs Volk, wie Lenin sagte.
Und ja, auch der erbärmliche Versuch, Dinge zu rechtfertigen oder zu erklären.
In sofern: Volle Zustimmung.


Ich hoffe, ich konnte dir gewisse Denkanstöße geben und hoffe, dir nicht einen zu langen Vortrag gehalten zu haben - bin heute recht redselig ;)

Liebe Grüße
Diabolus
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gabor
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Re: Meine Glaubensfrage

Beitrag von gabor »

Hi,Nachtmahr!Ich bin ein böser Troll,sicher!Aber auch ehrlich!Was Du da beschreibst,klingt für mich nach Sinnsuche!Und wenn Du meinst,das das hier hilft....gut!Aber,Du hast noch gar keine Vorstellung,von dem,was Du suchst!Mitleid?Bestätigung?Glaube?
Hier gibt es viele Leute mit Ideen...ja!Hier gibt es Leute die Dir zuhören(oder alles nur psychische Vampire?)
Und mit "KUMPELS"...meinte ich genau kumpels!Druschba!
Woher soll ich wissen, ob die Vergangenheit keine Fiktion ist, die nur erfunden wurde, um den Zwiespalt zwischen meinen augenblicklichen Sinneswahrnehmungen und meiner Geistesverfassung zu erklären?
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nachtmahr
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Re: Meine Glaubensfrage

Beitrag von nachtmahr »

Moin.
So, auf ein Neues...
Wie du dein Problem geschildert hast, hat mich glauben lassen, dass der ziemlich schwer ist.
Hab mich getäuscht...
Inwiefern?
Es besteht die Gefahr das Facetten eines Menschen sich von der Persönlichkeit abtrennen, wenn sie nicht akzeptiert werden. Das ist allgemein gemeint.
In Form einer DIS/DSNNS aber nur im frühen Kindheitsalter und auch nur, wenn entsprechende traumatische Erlebnisse die Auslöser dafür sind. Aber das ist ein anderes Thema und gehört net wirklich hierher.
Deine Interesse an solchen Themen ist keinesfalls eine Frage des Glaubens, sondern, ganz primitiv, eine Frage der Neugierde.
Manche Themen wirken wirklich sehr inspirierend und faszinierend auf einen "Außenstehenden" und motivieren ihn dazu, genauer hinzusehen.
Das ist keineswegs ein schlechter Zug am Menschen, im Gegenteil sogar:
Wie sollte man sonst seine Erfahrungen erweitern, wenn nicht durch Neugierde und Nachforschungen?
So genau beleuchtet hatte ich diesen Aspekt noch nicht, aber da hast du definitiv Recht mit. Im Grunde ist es nur eine Frage der Neugierde, und davon habe ich reichlich in mir, schon seit früher Kindheit. Weswegen ich mich auch schon mit vielen Dingen auseinandergesetzt habe, die anderen eher am Arsch vorbeigehen, weil ihnen andere, »oberflächlichere« Dinge wichtiger waren. Ich hinterfrage im Grunde alles, schon seitdem ich denken kann, und das werde ich auch -hoffentlich- weiterhin so betreiben (:
Ich hatte das nur erwähnt, weil es mit etwas göttlichem zu tun hat, also dass ich mich doch für etwas göttliches interessiere, auch wenn es im Grunde nur die Neugierde zum Auslöser hat.
Die typische Theodizee-Frage: Warum lässt Gott so viel Leid zu?
Gott als Beobachter?
Gott als ohnmächtiges Wesen?
Überhaupt kein Gott?
Man kann es nachvollziehen, vieles davon mündet in die Grundstrukturen und Hinterfragungen des Atheismus.
Ja, in der Tat. Bis ich schliesslich zu dem Schluss gekommen bin, dass es weniger mit einem Gott, als vielmehr mit dem Lauf der Dinge zu tun hat. So ist nunmal das Leben, Menschen sterben, Dinge vergehen, werden zerstört, und alles regeneriert sich irgendwie wieder, bildet neues Leben. Kreislauf. Der Lauf der Natur...

Und da komm ich zu einem anderen wichtigen Punkt:
Das was du ansprichst, ging mir auch schon öfters durch den Kopf. Wenn ich für mich einen Glauben formulieren müsste, würde ich auch eher in diese Richtung tendieren: die Natur. Aber eben auch aus vor allem evolutions-biologischer Sichtweise... So wie du meintest: Ohne übersinnliches oder übernatürliches Pipapo.
Und von LaVey bzw. Nietzsche habe ich aus Eigenmotivation auch schon einiges gelesen, aber für neues Lesefutter bin ich immer aufgeschlossen.
Wobei ich eher dazu tendiere, mir auf alles einen eigenen Reim zu machen, anstatt zu sehr auf Meinungen anderer zu pochen bzw. diese in mich aufzusaugen, um daraus dann meine eigene zu formen.
Deine misantrophischen Einstellungen kann ich verstehen; wenn man sich die Menschheit so ansieht, fragt man sich wirklich manchmal: "Wie konnten wir so verdammt tief sinken?"
Wohl eher: »Wie konnte der Mensch überhaupt so weit kommen, ohne sich vorher schon selbst auszulöschen?«, hehe.
Diese Erinnerung ist in deine Psyche eingebrannt, und ich denke du weißt, was die Psyche alles beim Menschen bewirken kann.
Natürlich ist sie noch existent, denn du hast sie getroffen, geliebt und mit ihr gelebt.
Du bist ihr Kind, diese Bindung wird niemals zerbrechen.
Das geht einfach nicht.
Niemand sagt, dass sie deswegen physisch noch existent ist, aber in deinen Gedanken ist sie das.
Ist das die Definition von "am Leben sein"?
Dass jemand anderes dich nicht vergisst?
Das nicht unbedingt.
Aber vielleicht die Definition von "Unsterblichkeit nach dem Tode".
So paradox das klingen mag.
"Du wirst für immer in unseren Herzen leben".
Ja, das weiss ich in der Tat sehr gut. Ich weiss auch, dass meine Mutter in mir und durch mich weiterlebt. Die Erinnerung an sie; ihre Gene sind ein Teil von mir. Ich bin nunmal ihr Fleisch und Blut. Aber diese Art von Fortexistenz meine ich nicht. Denn dies ist eine reine passive Art der Fortexistenz; ich frage/suche nach der aktiven, bzw. der eine Teil von mir tut dies, bzw. glaubt daran. An ihre aktive, fortwährende Existenz, irgendwie, irgendwo.
Denn: Dass der Mensch unfehlbar ist, DAS ist unlogisch, nicht wahr?
Ich verstehe, was du meinst. Aber zu der rhetorischen Frage: Nein, finde ich nicht unbedingt. Für mich ist der Mensch nämlich mehr als nur fehlbar. Aber auch das ist ein anderes Thema, gehört wohl besser in einen Mianthropie-Thread... ^^

Nun, ich danke dir für deinen Beitrag, hab jetzt einige Zeit darüber nachgedacht und werde selbiges wohl auch noch einige Zeit tun, mal schauen.
Aber,Du hast noch gar keine Vorstellung,von dem,was Du suchst!Mitleid?Bestätigung?Glaube?
Gabor, das habe ich nun schon mehrfach erwähnt: Ich suche hier lediglich Denkanstösse. Lesen bildet, nur so als Tipp.

So, nun antworte ich noch auf die PN und gehe dann erschöpft schlafen... Nachdenken zehrt an den Kräften (:
LG.
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Re: Meine Glaubensfrage

Beitrag von Azazel »

by the way....da Du ja für neuen Lesestoff aufgeschlossen bist:-)

der-gotteswahn-richard-dawkins-t5374.html
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Re: Meine Glaubensfrage

Beitrag von nachtmahr »

Danke für den Tipp Aza, klingt sehr interessant, und bei Gelegenheit werde ich mir das Stück mal zu Gemüte führen.
LG.
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Re: Meine Glaubensfrage

Beitrag von Azazel »

aber vorsichtig damit - im amerikanischen Bibelgürtel werden Leute, die dieses Buch dabei haben sofort standrechtlich erschossen... :evil:
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gabor
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Re: Meine Glaubensfrage

Beitrag von gabor »

So,jetzt habe ich mir das alles nochmal ganz in Ruhe durchgelesen...muss aber bei meiner Meinung bleiben!Du suchst,weisst aber nicht was.Oder schreibst Du das alles vielleicht aus Neid,auf die,die im Glauben(an was immer)ihren Frieden finden?Du beschreibst Dich als Menschen,der glaubt,was er sieht...gut.Der Tod ist sichtbar!Und das danach....Du scheinst ja alles abzulehnen,was sich die Menschheit so ausgedacht hat,um dem Schnitter ohne Angst entgegen zu treten!Schwierige Situation,geb ich zu!Aber kein Beinbruch!Der Ansatz mit den Genen Deiner Mutter war doch nicht schlecht!
Eine Pseudoreligion,wäre auch noch`ne Möglichkeit...Lebe schnell,stirb jung!
Lesestoff hätte ich auch noch-Watzlavick.Vielleicht hilft Dir der weiter.Freundschaft!
Woher soll ich wissen, ob die Vergangenheit keine Fiktion ist, die nur erfunden wurde, um den Zwiespalt zwischen meinen augenblicklichen Sinneswahrnehmungen und meiner Geistesverfassung zu erklären?
Dark Lord

Re: Meine Glaubensfrage

Beitrag von Dark Lord »

@ Nachtmahr:

Du kannst auch deine Spiritualität ausleben ohne an eine Art Gott oder Übermacht glauben zu müssen.
Glaubenssysteme sind meistens dafür da unsichtbare Kräfte eine Ordnung/ Erklärung zu geben. Zumindest sehe ich es in der Magie so. Kann durchaus vorteilhaft sein. Trotzdem ist es wichtig zu wissen, dass es nur ein Versuch ist und nie 100%ig richtig. Daher ist es gut wenn man das Paradigma ab un zu wechselt, so bewahrt man sich auch vor der Abhängigkeit selbst erschaffene Illusionen.

Harmonie bringt die Kraft. Versuche mal deine Abstrakte, irrationale Seite zu verstehen oder mit ihr zusammenzuarbeiten, wenn du doch Interesse daran hast.

Eine Frage hätte ich noch: Wie stehst du zum Glauben?
Gast

Re: Meine Glaubensfrage

Beitrag von Gast »

Gute Frage !
Bin schon seid langem aus der ev.-ref. Kirche raus .
Auch DAVOR wußte ich nie richtig , an WAS ich glaube usw und
"waberte " so rum . Und die Zeit sich mit dieser Frage zu beschäftigen hatte ich auch nicht .

Doch sollte es noch werden . Als ich dann ausgetreten war bastelte ich mir nen eigenen Glauben , aber auch DAS wars dann nicht .
Es brauchte lange , bis ich begriffen habe "auf einem nie endenden spirituellen Weg " zu sein . Dabei dreht man sich im Kreis , kommt an seine Anfänge zurück , oder geht wieder nen Schritt nach vorn . Stagnation gibt es auch . Jeder geht seinen eigenen universellen individuellen Weg . Ich glaube an DAS , was mir durch meine speziellen Erfahrungen an Wissen "gegeben "wurde und ist eben nur für MICH gedacht . NUR ein Aspekt von vielen und deshalb ist auch jeder "im Großen und Ganzen" allein .
Hilfestellung ja , aber mehr geht da nicht , weil ja jeder SEINEN Weg gehen muß .
Und deshalb muß man sich sehr genau überlegen , was man schreibt oder sogar BEschreibt , um etwas "klar und verständlich" zu machen . Da ist es manchmal angebracht es besser "für sich" zu behalten um nicht heilloses Caosgeschreibsel zu verfallen , was dann erst recht keiner versteht .

Lg Tochter von Nebet-Het

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