Über die Inquisition gibt es schon genug Threads, aber nachdem ich vor einiger Zeit dieses Buch "gefunden" habe, erscheint mir die Inquisition recht harmlos.
Das Buch welches mir hier vorliegt nennt sich: Im Zeichen des Kreuzes (1936), und basiert weitgehendst auf der Denkschrift des Bartholomäus de Las Casas, ehem Bischof von Chiapa (1542). Bevor noch Gemurmel laut wird, mir ist bewusst unter welchem Aspekt das Buch geschrieben wurde, aber der politische Hintergrund sei dahingestellt.
Mir war bis vor kurzem nicht bewusst welche! Macht die Kirche einstmals hatte.
So erteilte Papst Nikolaus V. dem König Alfons von Portugal in Westafrika usw. "die volle Freiheit, alle Sarazenen und Heiden und andere Feinde Christi an allen Orten, ihre Reiche, Herzogtümer, Fürstentümer, Herrschaften, Besitzungen, bewegliche und unbewegliche Güter, welche sie innehätten und besäßen, anzugreifen, zu erwerben, zu erobern, zu bekriegen, zu unterjochen, und deren Personen in ewige Sklaverei zu bringen, und die Reiche, Herzogtümer, Grafschaften, Fürstentümer, Herrschaften, Besitztümer und Güter für sich und ihre Nachkommen zu verwenden, zu Eigentum zu machen und in seinen und seiner Nachfolger Gebrauch zu nehmen und Nutzen daraus zu ziehen".
In der Bulle Inter cetera vom 4.Mai 1493 verfügte er, um die neuentdeckten Länder und Inseln dem Christentum zuzuführen:
"Wir schenken kraft Gegenwärtigem für immer, wir verleihen und übertragen Euch (nämlich dem König Ferdinand und der Königin Isabella) aus freier Entscheidung, kraft apostolischer Machvollkommenheit (ein geiles Wort!), alle Inseln und Festlande, sowohl die bereits entdeckten als auch die, die noch entdeckt werden im Westen und Süden, indem wir eine Linie ziehen vom Nordpol zum Südpol, welche sich von jeder der Azoreninseln 100 leucae gegen Westen und Süden abhebt. Kraft der Autorität des allmächtigen Gottes, die uns im heiligen Petrus verliehen ist, und als Stellvertreter Jesu Christi, als welcher wir auf Erden unseres Amtes walten, mit allen ihren Herrschaften, Städten, Ortschaften, Burgen, Dörfern, Rechten, Gerichten, Pertinenzen, euch und euren Nachfolgern und machen euch, eure Erben und Nachfolger zu deren Herren mit der vollen, freien und jeglichen Gewalt.
Mal ehrlich, welcher Herrscher findet einen solchen Freibrief nicht höchst angenehm, und dafür brauchte man die Rädchen der Kirche nur an den richtigen Stellen schmieren...und die fand man damals fast überall.
Auch manche Gräueltaten erscheinen in einem anderen Licht kennt man den Satz:
Der Glaube aller, zumal der Übeltäter, immer noch vor dem Tode nach Bekenntnis ihrer Sünden oder fürchterlichen Verbrechen jeder Art mit der Absolution irgendeines Geistlichen in das Reich Gottes und zum ewigen Leben kommen zu können.
Daher wurde auch peinlichst genau darauf geachtet dass auf jeder Missions, Entdeckungs- oder Eroberungsfahrt, pro Schiff mindestens zwei Geistliche anwesend waren, die von Früh bis spät nichts anderes zu tun hatten als den Männern diesen Satz ins Gedächtnis zu rufen, ihnen zu erklären dass Heiden noch nicht einmal Menschen wären, und sie deshalb auch nicht zum christlichen Glauben gebracht werden könnten, und den Sterbenden die letzte Beichte abzunehmen.
Aus einem Brief von Bischof Bartholomäus de Las Casas an den „durchlauchtigsten und großmächtigen“ Herrn Philipp, Prinzen von Spanien:
Allgemeines über Indien
Indien, so nennt man gemeinhin jene Länder, die entdeckt und bekannt wurden im Jahre 1492. Im folgenden Jahre ließen sich dort die Spanier nieder, so dass nunmehr seit 49 Jahren die Spanier sich dort befinden.
Zuerst haben sich die Spanier auf der großen und fruchtbaren Insel Hispaniola (Haiti) niedergelassen, deren Umfang etwa 600 Meilen beträgt. Rings um sie liegen aber noch unzählige andere große Inseln, die alle dicht bevölkert sind. Volkreichere Länder habe ich nie gesehen. Das Festland, welches von dieser Insel 250 Meilen oder mehr entfernt liegt, zieht sich mehr als 10 000 Meilen der Meeresküste entlang. Soviel wenigstens hat man damals entdeckt, aber täglich entdeckt man noch mehr Land, in dem es von Volk wie in einem Ameisenhaufen wimmelt. Man könnte meinen, Gott habe in die bis 1541 entdeckten Länder den größten Teil des Menschengeschlechts gesetzt, solche Massen finden wir dort.
Diese Menschen ohne Zahl also, von ganz verschiedener Art (Rasse), hat Gott gar einfältig erschaffen, fremd ist ihnen Betrug, List und Bosheit, sehr gehorsam und treu sind sie ihrem natürlichen Herrscher; auch den Spaniern dienen sie voll Geduld, gutmütig, friedlich, ohne Streit anzufangen oder Hass zu denken. Sie sind auch von Natur von sehr zartem Körperbau und ohne Härte, weshalb sie übermäßig schwere Arbeit und Anstrengungen nicht ertragen können, gegen Seuchen und Anstrengungen sind sie zudem nicht widerstandsfähig! Sicher ist, dass bei uns Fürsten und deren Kinder, die doch in Wohlleben aufwachsen, mehr ertragen und ausdauernder sind als die Kinder der Eingeborenen, die dich an Feldarbeit gewöhnt sind.
Die Eingeborenen sind auch sehr arm, haben wenig Besitztum, aber sie streben auch nicht nach vielen irdischen Gütern. Darum haben sie auch keinen Stolz, sind frei von Übermut, und es ist undenkbar, dass einer nach dem Besitz des anderen trachtet und fremdes Gut zu erlangen suchte. Was ihre Ernährung anlangt, so kann diese kaum einfach rund karger sein als die der Erzväter in der Wüste. Im Allgemeinen gehen die Eingeborenen völlig nackt, nur die Scham bedecken sie meist, und wenn sie sich aus besonderem Anlass bekleiden, so nur mit einem Mantel aus Baumwolle, anderthalb Ellen lang und in vier Teile geschnitten. Sie schlafen auf geflochtenen Schilfmatten, die Wohlhabenderen in einem Netz, das an vier Seiten aufgehängt und von den Eingeborenen von Hispaniola Hamacas genannt wird. Geistig sind sie von schneller Auffassungsgabe, sehr gelehrig, weshalb sie jede gute Lehre, auch den heiligen katholischen Glauben, schnell aufnehmen. Sie wären in allen Tugenden leicht zu unterweisen, da niemand in der Welt geringere Schwierigkeiten hat, sie zu begreifen. Und wenn sie einmal im Begriffe sind, in die Glaubenswahrheiten einzudringen, lassen sie auch nicht nach, sie mit großem Eifer und mit Ausdauer zu erfassen. Im Besucht des Gottesdienstes und im Empfang der Sakramente sind sie so unermüdlich und eifrig, dass die sie betreuenden Priester viel Mühe haben, um sie ganz zufrieden zu stellen. Um es kurz zu sagen, ich habe von vielen Spaniern oft und immer wieder zu hören bekommen, dass die Anlagen der Indianer nicht genug gelobt werden können. Es gäbe wahrhaftig auf Erden kein glücklicheres Volk als dieses, wenn es nur die wahre Erkenntnis Gottes hätte.
Zu diesem, von ihrem Schöpfer mit so reichen Gaben ausgestatteten Schafen kamen nun, wie gesagt, die Spanier. Sobald sie ihrer ansichtig wurden, fuhren sie wie reißende Wölfe, ausgehungerte Löwen oder Tiger unter sie, und in den 40 Jahren, da sie unter den Hispaniolern weilen, haben sie nichts anderes getan, als diese Schäflein zu erwürgen, zu zerreißen, in Angst zu versetzen, zu schinden, zu martern und auf allerlei gewalttätige Weise, wie man es noch nie erlebt hat, gelesen oder gehört hat und, wovon nachher berichtet wird, auszurotten, so dass von den drei Millionen Seelen, die auf der Insel gelebt hatten, und die ich zum Teil mit eigenen Augen gesehen habe, jetzt nicht mehr als 200! Seelen übrig und am Leben geblieben sind.
Die Insel Cuba, deren Länge von Valadolid bis Rom reichte, liegt heute fast öde und wüst. Die Insel Sankt Johann (S. Juan, jetzt Portorico!) und die Insel Jamaica, beide von großem Umfang und sehr fruchtbar, sind ganz verödet, ebenso die Lucaischen Inseln (heute Bahama – Inseln, deren wichtigste San Salvador), nördlich von Hispaniola und Cuba gelegen. Diese Inselgruppe umfasst etwa 60 Inseln einschließlich der so genannten Rieseninseln und vieler anderer Inseln, große und kleine, von denen die kleinste fruchtbarer ist als der königliche Lustgarten von Sevilla. Auch gibt es keine Landstriche mit gesünderem Klima, sie alle sind verwüstet. Hier lebten mehr als 500 000 Menschen, jetzt aber ist nicht eine bodenständige lebendige Kreatur mehr dort zu finden. Zum Teil wurden die Eingeborenen ermordet, zum Teil nach der Insel Hispaniola weggeführt, um sie als Fronarbeiter für die dortigen Goldgruben zu verwenden, in denen sie auch langsam zugrunde gingen. Als ein Schiff nach drei Jahren alle diese Inseln einmal besuchte, um zu sammeln, was übrig geblieben, denn ein Christ (Er hieß Pedro de Ysla, der später Franziskaner wurde. Auf seine Kosten rüstete er ein Schiff aus und fand in zweijähriger Fahrt nur noch 11 Menschen) hatte den festen Entschluß gefasst, die noch vorhandenen Eingeborenen dem christlichen Heil entgegenzuführen, waren nicht mehr als elf Personen zu finden, die ich selbst gesehen und angetroffen habe!
Weitere Inseln in der Nähe von St. Johann sind ebenfalls verwüstet, obwohl sie mehr als 2000 Meilen umfassen.
Was nun das Festland anlangt, so ist sicher, dass unsere lieben Spanier durch ihr Wüten und ihre Untaten mehr als 10 Königreiche, größer als ganz Spanien einschließlich Aragonien und Portugal, verwüstet und der Verödung ausgeliefert haben. Und doppelt soviel Land, in einer Länge von Spanien bis nach Jerusalem, also sicher mehr als 2000 Meilen, mit all den darin liegenden Reichen, liegt heute noch wüst und unbebaut, obwohl diese Länder einst unzählige Menschen ernährten. Wenn man eine Rechnung aufmachen wollte, so könnte man sagen, dass in den letzten 40 Jahren durch die Gewalttätigkeiten und die Teufeleien der Spanier mehr als 12 Millionen Menschen (Frauen und Männer und Kinder) ausgerottet worden sind. Ich glaube aber, dass es wirklich nicht übertrieben wäre, wenn ich 15 Millionen sagte.
Auf zweierlei Weise gingen die spanischen Einwanderer vor, um die Bevölkerung auszurotten: Die eine ist die ungerechte, weil unangebrachte und darum ruchlose Anwendung von Waffengewalt wie im Kriege. Die andere bestand darin, alle die umzubringen, die je auf den Gedanken kommen konnten, sich ihre frühere Freiheit wieder zu erringen, oder die auf Mittel und Wege sannen, den ihnen von den Spaniern auferlegten Quälereien zu entrinnen. Das galt also besonders für die hochgestellten Personen und Vornehmen. Bei ihrem kriegerischen Vorgehen aber haben die Spanier allgemein niemanden am Leben gelassen außer Weibern und Kindern. Darnach bedrückten sie auch diese mit schweren, unerträglichen Lasten, wie sie kein Mensch sonst, geschweige denn Vieh ertrüge, woran auch sie zuletzt zugrundegehen mussten.
Anm. SheMoon: Nicht zu vergessen die Vielen die starben, weil die spanischen Eroberer Krankheiten auf die Inseln brachten, gegen die sich das Immunsystem der Eingeborenen nicht zur Wehr setzen konnte. Natürlich gab es auch keine Medikamente für sie.
Zu diesen beiden Wegen kommen noch viele andere unaufzählbare Methoden, um die Eingeborenen auszurotten.
Der Grund, warum die Spanier so ungezählte Menschenleben vernichtet haben, ist dieser: Sie haben ihr ganzes Sinnen und Trachten darauf gerichtet, Gold zu gewinnen, um in kurzer Zeit reich zu werden und damit auf einmal in einen Stand zu kommen, der ihnen gar nicht gebührte. Um es mit einem Wort zu sagen: Ursache von all dem ist ihre Habsucht und ihr Hochmut, wie man sie sonst auf der Welt nicht mehr findet, aber auch die Tatsache, dass diese Länder so reich und üppig, deren Bewohner aber so geduldig, gutmütig, einfältig und darum leicht unter fremde Botmäßigkeit zu bringen waren.
In der Tat fragten die Spanier nach den Lebensbedürfnissen dieser armen Menschen gar nichts, schonten sie auch so wenig, ich will nicht sagen, wie unvernünftige Tiere (ich muß das der Wahrheit entsprechend sagen, weil ich die ganze Zeit über, da ich in diesen Ländern weilte, es mit eigenen Augen gesehen habe), denn ich könnte nur wünschen, dass die Eindringlinge die Eingeborenen wie unvernünftige Tiere behandelt hätten, aber sie verachteten sie mehr als den Kot auf der Straße. So „sorgten“ sie für das leibliche und seelische Wohl dieser armen Menschen, von denen so viele Millionen erwürgt und getötet wurden, und ohne Sakrament und Glauben in die Ewigkeit eingehen mussten. Ist es doch unumstößliche Wahrheit, die selbst jene Übeltäter nicht bestreiten können, dass die Indianer in ganz Indien nie und nimmer den Spaniern lästig gefallen sind, jene verhielten sich gegen diese vielmehr so, als wenn diese vom Himmel gekommen wären, und das dauerte immer so lange, bis sowohl sie als auch ihre Nachbarn von den Spaniern bedrückt, beraubt, erwürgt, überwältigt, gemartert und den schlimmsten Quälereien ausgesetzt worden waren.
Wie man sieht, legte Las Casas sehr viel Emotionen und eine unmissverständliche Dringlichkeit in seine Zeilen. Er war so motiviert, dass ihm zu Beginn seiner Bemühungen den Indianern zu helfen, ein folgenschwerer Fehler unterlief. Nachdem seine Bittschriften an den jungen König Karl V. ungehört blieben bzw. von der königlichen Kommission abgeschmettert wurden, reichte Las Casas eine neue Denkschrift ein, in der er u.a. den gerade seitens seiner Person schwer verständlichen Vorschlag machte: „… man solle zur Entlastung der so hart bedrückten Indianer die freie Einfuhr von Negern gestatten, weil diese schwarze Rasse allein imstande sei, die den Indianern zugemuteten unerträglichen Fronarbeiten zu leisten.“
Man kann sich vorstellen unter welchen emotionalen Druck Las Casas gestanden haben muss, um einen so hirnrissigen Vorschlag zu machen.
Zitat: Las Casas aber erkannte das Unlogische seiner Handlungsweise später, indem er in seiner Geschichte Amerikas schrieb, er habe diesen Rat der Einfuhr von Negersklaven nur gegeben, weil er damals nicht gewusst habe, „mit welcher Ungerechtigkeit die Portugiesen diese Neger gefangen nehmen und zu Sklaven machen“. Er erklärte sich schuldig aus Fahrlässigkeit, denn die Negersklaverei sei ebenso ungerecht wie die Indianersklaverei. Und darin hatte er natürlich auch Recht.
Zeit seines Lebens war er bemüht die Spanische Krone zum Umdenken und Handeln zu bewegen. Nicht wenige wurden bei ähnlichen Bemühungen als Ketzer auf dem Scheiterhaufen verbrannt, doch alles in allem waren seine Mühen ein Tropfen auf den heißen Stein, und wären nicht seine Aufzeichnungen, es hätte wohl kaum einen Unterschied gemacht ob er gelebt hätte oder nicht.
Eine andere Quelle gibt an, dass Las Casas seine berufliche Laufbahn als Söldner und Schlächter im Namen Christi begonnen hätte, und eine ähnliche Wandlung durchgemacht hätte, wie Saulus, der zum Paulus wurde.
Fest steht jedenfalls, dass seine Berichte aus erster Hand stammen, sprich dass er die Gräuel mit eigenen Augen sah (oder sogar zu Beginn daran beteiligt war). Im Alter von 68 Jahren legte er seine Aufzeichnungen König Karl V. vor, angeblich soll sein Bericht nicht nur das Gewissen des Königs, sondern auch ganz Spanien erschüttert haben, ich zweifle da jedoch ein wenig daran, wenn ich betrachte welche Dinge auch später noch im Namen der „spanischen Kirche“ geschahen.
Auszüge aus den Berichten von Las Casas, Bischof von Chiapa
Hispaniola (Haiti)
… Die Spanier gingen zu Pferd auf die Indianer los, schlugen und stachen mit Schwertern und Lanzen alles nieder, was ihnen entgegenkam. Sie fielen in die Ortschaften ein und schonten weder jung noch alt, auch nicht schwangere Frauen und solche, die eben erst niedergekommen waren, alles wurde niedergemacht, sie wüteten wie Wölfe unter Schafen im Pferch, wetteten gar miteinander, ob sie mit einem Hieb einen Indianer mitten entzwei hauen oder ihm den Kopf abschlagen oder den Leib aufreißen könnten, dass die Eingeweide heraustreten. Sie rissen den Müttern die Kinder von der Brust, schlugen sie an die Felsen, dass das Hirn daran hängen blieb, andere warfen sie ins Wasser und spotteten der unglücklichen kleinen Wesen, indem sie riefen: Schwimme dahin und zapple nur, solang’ du willst. In anderen Fällen wurden Mütter und Kinder erwürgt, und alles, was in die Hände der Spanier fiel, musste sterben. Breite Galgen wurden errichtet, gerade so hoch, dass die Aufgehängten mit den Füßen die Erde ganz knapp berührten. So hingen sie u. a. 13 Indianer auf, zu Ehren, wie sie sagten, unseres heiligen Erlösers und seiner zwölf Apostel; darunter machten sie dann ein Feuer, um die so Hängenden lebendig und bei vollem Bewusstsein zu verbrennen. Wollten sie aber gewissen anderen Eingeborenen das Leben schenken, hieben sie ihnen zuvor beide Hände ab, hängten ihnen diese mit einer Schnur um den Hals und sagten: Gehet hin mit diesen Sendschreiben und bringet denen, die ins Gebirg’ geflohen, diese letzten Neuigkeiten. Im Allgemeinen wurden die Vornehmen und Häuptlinge auf folgende Weise ums Leben gebracht: Man baute einen besonderen Rost auf, der auf hohen Pfählen lag, darunter machte man ein Feuer, bis die also Gequälten unter entsetzlichem Wehgeschrei und furchtbaren Qualen ihre Seele aushauchten. Vier oder fünfmal habe ich solche Führer des Volkes auf diesen Rösten liegen sehen, und ich glaube, dass auch anderswo solche Röste aufgestellt worden waren. Da aber das entsetzliche Schreien der Gefolterten meist den Hauptmann störte oder am Schlafen hinderte, gab er Befehl, sie zu erstechen und die Marter zu beenden. Der dabei Aufsichtführende aber – ich kenne seinen Namen, auch seine Verwandten in Sevilla sind mir wohl bekannt – war noch grausamer als der Henker selbst und wollte nicht, dass man sie vollends töte, sondern er steckte ihnen selber einen Knebel in den Mund, dass sie nicht mehr schreien konnten und schürte dann von neuem das Feuer, bis sie nach seiner Meinung hinreichend geröstet waren. Solche und ähnliche Martern habe ich unzählige Male mit ansehen müssen….
Die Insel Cuba
… Hierbei trug sich u. a. folgendes zu: Ein vornehmer Eingeborener oder Cazik, namens Hatuey, war mit vielen seiner Landsleute von Hispaniola nach Cuba geflohen, um den Grausamkeiten der Spanier zu entgehen. Als er nun erfuhr, dass die Spanier auch nach Cuba kommen wollten, rief er alle seine Leute zusammen und sagte zu ihnen folgendes: Ihr habt gehört, dass die Spanier auch hierher kommen wollen, und ebenso wisset ihr aus eigener Erfahrung, wie sie mit unseren Volksgenossen umgegangen sind und die Bewohner von Hispaniola gemartert und verfolgt haben. Sie werden hier keine andere Methoden anwenden, und wisst ihr auch, warum? Auf die Antwort der Leute, dass sie das nicht wüssten, wahrscheinlich, seien aber die Spanier von Natur aus bösartig und verbrecherisch, antwortete Hatuey, ja, nicht nur deswegen, sondern sie haben auch einen Gott, den sie anbeten und den auch wir anzubeten mit Gewalt gezwungen werden sollen; zu diesem Zweck quälen und ermorden sie uns. Seht, sagte er, und dabei wies er auf eine Kiste voll Gold und Edelsteinen, die neben ihm stand, das ist der Gott der Spanier. Wir wollen, wenn ihr damit einverstanden seid, durch unsere Areitos – Tänze unseren Gott bewegen, dass er uns gegen die Spanier helfe, und diesen verbiete, uns Unrecht zuzufügen. Alle riefen freudig, sie seien damit einverstanden, uns ei tanzten, bis die Beine vor Müdigkeit den Dienst versagten. Hatuey fuhr darauf fort: Bedenket wohl, wenn wir diesen Gott bei uns behalten, nehmen werden ihn die Spanier doch und uns dazu noch umbringen, wie wollen ihn darum ins Wasser werfen. So geschah es denn, der Schatz wurde in den nahmen Strom geworfen.
Nach dem Einrücken der Spanier auf Cuba mied sie dieser Cazik überall, wo immer er konnte, denn er wusste, was von ihnen zu erwarten war. Zuletzt wurde er aber doch gefangen genommen, und nur deswegen, weil er diese grausamen Peiniger gemieden uns sich gegen die, die ihm und den Seinen nach dem Leben trachteten, sich zur Wehr setzte, verurteilte man ihn zum Tode. Er sollte lebendig verbrannt werden. Wie er schon an den Pfahl gebunden war, erzählte ihm ein Franziskanermönch von den christlichen Glaubensgeheimnissen, vom christlichen Gott usw., wovon der Cazik bisher noch nie etwas gehört hatte. Die Tätigkeit des Henkers ließ dem Mönch gerade noch so viel Zeit, zu sagen, dass, wenn Hatuey glauben würde, was man ihm sage, er sofort in den Himmel kommen würde, wo ewige Ruhe und Freude wäre, allein, wenn er nicht glauben wollte, käme er unweigerlich in die Hölle, den Ort der ewigen Pein und Marter.
Hatuey überlegte eine Zeitlang und fragte dann den Mönch, ob etwa auch die Spanier in den Himmel kämen. Durchaus, antwortete der Mönch, natürlich nur die frommen. Ohne weiter zu überlegen, antwortete der Cazik: Ich will nicht in den Himmel, sondern lieber in die Hölle fahren, um hie mehr mit solchen leibhaftigen Teufeln wie den Spaniern zusammensein zu müssen.
So „förderten“ die Spanier in Indien Gottes Lob und Ehre und den christlichen Glauben! …
Soweit erstmal
LG
SheMoon
