Kaum etwas wird so heiss in Freundeskreisen und dem sozialen Umfeld diskutiert wie das Thema - Gute und schlechte Filme!
Nun gibt es für eine solche Bewertung natürlich die unterschiedlichsten Kriterien, die da wären Regisseure, Schauspieler, Tricktechnik (meist eine Frage des Budgets) , Filmmusik und Szenario (Drehort, Ausstattung etc.)
Das alles sind mehr oder weniger messbare Kriterien und deswegen gibt es ab und an Filme, die per se schon allen gefallen, weil der Aufwand dahinter immens war - als Beispiel mag da Herr der Ringe gelten, der zumindest kaum von jemand als grottig bezeichnet werden wird:-))
Doch gibt es da nicht auch noch etwas anderes als diese messbare Kriterien? Gibt es nicht Filme, die es einfach schaffen - vielleicht auch nur in bestimmten Teilen oder einzelnen Szenen - den Betrachter für kurze od. längere Zeit sozusagen in sich hineinzuziehen, sodass er/sie auf eine bestimmte Art Teil des Films werden bzw. sich voll auf den Film einlassen und ihre Umwelt nicht mehr wahrnehmen?
Solche Filme bleiben dann nahezu für immer im Gedächtnis haften und man verspürt irgendein Gefühl dabei wenn man auch nur an sie denkt od. über sie spricht!
Ich habe darüber mal nachgedacht und denke, dass solche Filme etwas im Unterbewußtsein ansprechen....einen geheimen Wunsch, eine versteckte Angst oder einen lange gehegten Traum.
Um soetwas beim Zuschauer 'hervorzuholen' bedarf es oftmals einfach nur eine perfekte Zusammenwirkung von Szenario, handelnden Akteuren und einer guten Musik...dabei ist nicht immer ein großes Budget nötig, es müssen keine bekannten Schauspieler sein und es muss auch keine Musik von irgendwelchen Stars sein....
Als Beispiel für mich - ich betone für mich; denn für andere kann ich da nicht sprechen:-)) hier einige Auswahl an Szenen aus Filmen, die mir 'unter die Haut gingen'
King Kong und die weiße Frau (1933)
Szene: Als King Kong vom Empire State Building fällt und auf der Strasse aufschlägt ist das für mich immer ein Sinnbild für die Zerstörung der Natur durch die menschliche Gier.
Angel Heart (1987)
Szene: Mickey Rourke alias Johnny Favorite fährt am Ende des Films mit einem Aufzug hinunter. Sinnbildlich für die Reise in den Abyssos der Hölle stehend, ist diese Szene (die übrigens im Nachspann abläuft), so einfach sie auch gemacht ist die beste Versinnbildlichung des psychischen Absturzes eines Menschen.
Der Nebel (2007)
Szene: als einige der Überlebenden mit einem Range Rover den Parkplatz verlassen auf dem Weg in eine ungewisse Zukunft und die ängstlich Zurückgebliebenen ihnen vom Fenster des Supermarktes hinterher sehen - congenial mit dem Song The Host of Seraphim (Dead can Dance) untermalt, steht sie für Hoffnung wie Verzweiflung gleichermassen und geht mir tierisch unter die Haut!
Herr der Ringe - Die zwei Türme (2002)
Szene: Haldir der Anführer der Elben die den Belagerten in Helms Klamm zu Hilfe kommen wird getötet. Auch hier es zusammen mit der Filmmusik für mich gelungen den Tod von Haldir zu einem Stellvertreter zu machen für aufopferungsvolle Freundschaft und bedingungslose Treue bis in den Tod!
Texas Chainsaw Massacre (1974)
Szene: Der alte Reisebus fährt am Anfang des Films auf einer staubigen Strasse an einem toten Gürteltier vorbei. Mit einer an sich profanen Szene ist es Tobe Hooper (Regisseur) gelungen den bevorstehenden Untergang der Gruppe schon in all seiner Schrecklichkeit anzukündigen...optionslos und ohne jegliche Hoffnung!
Danton (1983)
Die Rede von dem verhafteten Danton vor dem Schnellgericht der Jakobiner. Gerard Depardieu schafft es mit seiner Rede bis tief in das Innerste der Zuschauer hinein und erzeugt somit ein Brainstorming zu dem Satz 'Die Revolution frisst ihre Kinder'.
300 (2007)
Szene: Die persischen Armeen rücken das erstemal vor auf die Themophylen. Der Anführer verlangt die Aufgabe der Spartaner und wird mit einem weit geworfenen Speer getötet. Eindringlicher kann man den Auftakt zu einem gnadenlosen, existenziellen Kampf auf Leben und Tod kaum darstellen!
Die Wiederkehr des Martin Guerre (1982)
der 'falsche' Martin Guerre' wird gehängt und baumelt zum Ausklang des Films an einem Ast. Umgeben von den Betrogenen die sich nun doch nicht über diese Strafe freuen, untermalt von genialer Musik und stellvertretend dafür, dass der Tod entgültig ist!
Drachentöter (1981)
Szene: der Priester steht vor dem Abgrund der Drachenhöhle und betet zu Gott gegen die Bestie. Der Drache tötet ihn einfach und schnell. Kein filmisches Meisterwerk aber eine Szene die hier stellvertretend steht für das letzte Aufbäumen der alten Religionen gegen das vordringende Christentum!
....wie schon gesagt - nur Beispiele für MICH, ohne Anspruch, dass diese Szenen auf andere genauso wirken und natürlich nur eine kleine Auswahl....
Was macht einen guten Film aus?
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