Guy de Maupassant

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Noriel de Morville
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Guy de Maupassant

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Guy de Maupassant ( 5. August 1850 auf Schloss Miromesnil (Normandie) - 6. Juli 1893 in Passy bei Paris), eigentlich Henry René Albert Guy de Maupassant.



Maupassant besuchte zunächst als Internatschüler das katholische Seminar (Petit Séminaire) der Kreisstadt Yvetot, fühlte sich dort aber unwohl. Früh begonnen seine literarische Versuche und mit 17 verwies man ihn wegen eines frechen Gedichtes von der Lehranstalt. Er wechselte auf das staatliche Gymnasium (Collège Impérial) von Rouen, wo er von einem anderen Jugendfreund Flauberts, dem heute vergessenen Autor Louis Bouilhet, betreut wurde und auch Flaubert selbst kennenlernte, der ihm später ein Freund wurde.

Nach dem Baccalaureat 1869 begann er in Paris ein Jurastudium, musste dieses aber unterbrechen, als er nach Beginn des französisch-preußischen Krieges (19.7.1870) eingezogen wurde.


Nach seiner Demobilisierung im Herbst 1872 führte Maupassant sein Studium nicht weiter, sondern nahm, dank der Vermittlung Flauberts, einen Posten als mittlerer Angestellter zuerst im Marine- und 1877 im Bildungsministerium an. Als Ausgleich für die lustlos ausgeübte Berufstätigkeit verbrachte er seine Freizeit Kanu fahrend auf der Seine und mit diversen Liebesabenteuern. Hierbei infizierte er sich 1877 mit Syphilis.

Neben Beruf und Hobby betätigte er sich unter Anleitung Flauberts literarisch in verschiedenen Gattungen, veröffentlichte lange Zeit jedoch fast nichts. Über Flaubert auch, der häufig in Paris weilte, erhielt er Kontakt zu Pariser Literaten, insbesondere 1875 zu Zola, dem Chef der der jungen Schule des Naturalismus. Maupassants Einstieg und gleichzeitig Durchbruch als Autor war 1880 die meisterhafte psychologische Novelle Boule de suif ("Fettklößchen"), die in einem Sammelband antimilitaristischer Erzählungen erschien, den Zola, Huysmans und andere schon bekannte naturalistische Autoren unter dem Titel Les soirées de Meudan herausgegeben hatten.


Nach dem Erfolg von Boule de suif gab Maupassant das Verfassen auch lyrischer und dramatischer Texte weitgehend auf. In den nächsten zwölf Jahren schrieb er mit rasch wachsendem Prestige und Einkommen vor allem erzählerische Werke: insgesamt brachte er es auf ca. 300 Novellen und 6 Romane. Seine drei Reisebücher, ein Gedichtband und ein Band Theaterstücke waren eher Nebenprodukte.


Obwohl seine gesundheitlichen Probleme (Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, Sehstörungen, Angstzustände, Halluzinationen usw.) in den späten 1890er Jahren stark zunahmen, hielt er sie geheim und arbeitete wie besessen. Seine düsterer werdenden Texte, z. B. die bekannte Schauernovelle Le Horla, stammen aus dieser Schaffensperiode. Am Neujahrsabend 1892 brach er beim Abendessen zusammen, kam aber bald wieder zu sich. Er nach Cannes zurück und unternahm dort einen Selbstmordversuch. Tage später wurde er in eine psychiatrische Klinik in Passy bei Paris eingeliefert, wo er in geistiger Umnachtung starb.

Maupassant gilt neben Stendhal, Balzac, Flaubert und Zola als einer der großen französischen Erzähler des 19. Jahrhunderts.


Werke (Auswahl)


Erzählungen bzw. Erzählbände

* Boule de Suif [1] (1880)
* La Maison Tellier (1881)
* Mademoiselle Fifi (1882)
* Clair de lune (1883)
* Miss Harriet (1884)
* Les Sœurs Rondoli (1884)
* Yvette (1884)
* La Parure (1884)
* Monsieur Parent (1886)
* La Petite Roque (1886)

* Le Horla (1887)



Romane

* Une Vie (1883)
* Bel-Ami (1885)
* Mont-Oriol (1887)
* Pierre et Jean (1888)
* Fort comme la mort (1889)
* Notre Cœur (1890)
Zuletzt geändert von Noriel de Morville am 13. Dez 2006 09:10, insgesamt 1-mal geändert.
Gast

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DER HORLA

Ein Dichter glaubt, ein unsichtbares Wesen habe sich in seinem Haus niedergelassen. Seine verstöpselte Wasserkaraffe ist über Nacht leer getrunken, die Seiten eines Buches blättern sich raschelnd wie von selbst um... „Wenn wir lange allein sind, bevölkern wir die Leere mit Gespenstern.“, so versucht der Künstler sich seine "Phantasien" zu erklären. Doch der Unsichtbare bedrängt ihn immer stärker, scheint ihm seinen Willen aufzuzwingen und ihm jegliche Lebenskraft auszusaugen. In der Hoffnung, das Wesen endgültig zu vernichten , legt der Gequälte Feuer in seinem Haus, aber nach dem Brand befallen ihn die Angstzustände umso heftiger. Gibt es noch einen Ausweg, um sich endlich von dem peinigenden Wesen zu befreien?

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