Dämonenforum

Herzrasen

gerast
durch die gestauten straßen
herzrasen
den schwermut mitgeschleift
ein kommen und gehen
lautlos
folgte mir
verfolgte
mich
die sehnsucht
klopfte
ein klopfen
es klopft

mein herz.

[verfasst von @Schwarze Witwe]

Als er mich verletzte
ich nicht damit umgehen konnte
setzte ich die blitzende Klinge an
die mein erhitztes Gemüt
meine in Fetzen gerissene Seele
gar sonderbar beruhigend kühlte

ich begann mich zu ritzen
mich selbst zu verletzen
mich für das zu hassen
wofür er mich zu hassen schien
ich sah mein rotes Blut
meine weiße Haut
hinabströmen und rinnen
mir wurde blümerant zu Mute
bevor ich bewusstlos wurde

und den Traum blutender Rosen träumte
den Traum von einer tiefen Liebe
die nicht verletzen muss
um sich zu beweisen

bis ich in einem sterilen Krankenzimmer
erwachte
und das Gesicht eines Halbgottes in Weiß
vor mir sah
der mich aufrichtete
ich alsdann begann
einen dumpen SingSang anzustimmen
nach außen starren
nach innen bewegten Blickes
vor- und zurück zu wippen

bis ich zur Gänze erwachte
und die Klinge, das Messer,
was sich schon gefährlich tief
in meine Haut gebohrt hatte
ohne mich jedoch zu verletzen
wieder in die Küche trug und
zurück legte

mit dem Gedanken daran
dass ich mich ums Verrecken nicht
dafür hassen werde
wenn jemand unfähig ist zu lieben.


Lieber Gruß Schwarze Witwe

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samtweiss

totentanz
ohne jede angst
dämon tief im geist
ein gruss aus blumen
sachlich kalter blick
sensibles gefühl
einer langen nacht
hoch am himmel
noch zu sehen
sentimental
und voller kraft
chronisch
haltbare
totenstille

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Die Muschel

ich zieh mich zurück
in meine kleine muschel
beweg mich kein stück
und halte den atem an

ich höre ein meer
und das rauschen in mir
sehne mich so sehr
nach stille mit mir

ich bleibe nun hier
in meiner kleinen muschel
bitte verzeihe es mir
und halte den atem an

ich komm nie mehr wieder raus
nie mehr wieder hier raus
ich bleib hier für immer
denn alles ist aus.

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Teile meiner Selbst

Der Weg wird kürzer
To me flüstert sie,
meine Tante in Australien.
Die sonnige Wand des Hauses
wirkt fast durchsichtig.
Dort lehnt sie an der Tür
Schön ist sie in ihrer Transparenz.

Sie steht und wartet auf
meinen nächsten Schritt
über die Schwelle
doch ich bewege mich erst nicht
halte mich
halte meine Hand zurück.

Ich schlafe nicht
wenn ich aus einem Traum
nicht erwachen will
lehne eine Weile
an meiner eigenen Tür und denke
Sprache derer es keine Worte bedarf.

Denn Schriften sind erstickte Töne
das Geheimnis meines Mundes
ebenso wie ich
Geschichten aufbewahre
die von abgerissenen Zungen stammen.

Ich lehne
an meiner Tür und weiß
Wer mich hier berühren will
wird ins Leere greifen.

Der Ozean ist fern
ein Schiff stand vor meinem Fenster
gestrandet unter einem Baum
die Schiffsschraube
fest im Erdreich verankert

Es rückten Menschen
bedrohlich näher
verwahrlost bis zu den Füßen und
nur mit ihrer Angst bekleidet
standen sie plötzlich
in meinem Lebensraum und sprachen:

Du bist unser Weg.

Doch die Meute vor meiner weißen Schweigsamkeit
hört doch nur den Muezzin und
ihre Taubheit geht in Fügung über.

Verbote werden als Brotkrümel
an Tauben verfüttert.
Mein Brot ist heilig
und Samenkörner Gläubige.
Als Prophet war ich Jungfrau
bevor man mir Männlichkeit auftrug
und nichts fällt mir leichter als meine Kinder
auf öffentlichen Plätzen in Tauben zu verwandeln
an die ich Heilige Gläubige Verbote verfüttere.

Der Ozean ist fern, sage ich ihnen
und noch weiter ist es bis zum nächsten Land.
Ich lebe auf einer selbstgebauten Insel
die jeden Tag größer wird
ohne etwas oder jemanden
als mich selbst zu berühren

Mit jedem Gedanken stirbt
meine Schweigsamkeit etwas mehr
Ich werde nie lernen zu lieben
bevor der andere verschwunden ist

Zwischen meiner Insel und dem Ozean
sage ich ihnen
ist nur die Fensterfront, diese Menschen
und die unsagbare Entfernung
meiner eigenen Unsichtbarkeit
geboren aus dem brennenden Wunsch
für einen einzigen Augenblick
während meinem lebhaften Sterbens
ganz unermesslich einsam zu sein.

Lg
SW

Wochenablauf

Am Montag geht es ihm nicht gut
der Dienstag nimmt ihm jeden Mut
am Mittwoch gehts ihm richtig schlecht
der Donnerstag machts ihm nicht recht
der Freitag ist ihm viel zu dumm
am Samstag bringt er sich dann um
den Sonntag hat er nie gesehn
tzja diese Woche war nicht schön.

Wer?

Wer hat den Ernst in dein Gesicht gebracht?
Wer hat das Licht gelöscht in dir?
Wer hat die roten Wangen bleich gemacht?
Wer brach roh ein in dein Revier?

Wer nahm die Leichtigkeit?
Die Unbefangenheit?
Wer brachte dich um deine allerschönste Zeit?

Wer machte deine klaren Augen blind?
Wer trieb mit dir ein böses Spiel?
Wer tötete das unbeschwerte Kind
das immer aufstand, wenn es fiel?

Wer hat nur unerlaubt die Zukunft dir geraubt?
Wem hast du vorbehaltlos bis zum Schluss geglaubt?

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Na los doch

Na los doch
bleib schon stehn
du hast mich doch gesehn
bleib auf eine Zigarette hier

Nur ein Wolf der spürt
wenn er sich verirrt
wenn er Durst hat
Wasser und Parfum verwechselt wird.

Dein wildes Haar
sagt immer Los noch mal
bist meine Fahne und auch mein Fatal
ich hab nie bei dir gegähnt
du warst du so herrlich unverschämt

Du,
ich hab mich so nach dir gesehnt.

Von dir,
da lass ich mich betrügen
da lass ich mich besiegen

Für dich,
da wird mich keiner kriegen
da werd ich
mir meinen Frieden lügen.

Ach los, so bleib doch stehn
schon ewig hab ich Freund und Feind gesucht
um noch einmal in dir zu versinken
zu vergessen, zu ertrinken.

Ach,

So wie du jetzt gehst
so gehen alle Männer einmal
mit diesem Gang, diesem Haar

vielleicht nur, dass wir Frauen etwas zu tun haben
vielleicht nur,
dass ich dich such.

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Blutorangencocktail

I dream ich wär auf ner Insel
mit Staffelei und Pinsel
Wale und Delphine tät ich male
essen frisches Obst aus ner Schale
dann wär das Stillleben dran
mit dem Talent was i han
Dann gäng ich auch mal baden
aber nur bis zu den Waden
denn wenn dann käm nen Hai
wärs fix mitm Urlaubsfeeling vorbey.

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Endlich wieder

Ein Laut trifft mein Schweigen
mein Mondrad rollt fort
auf moosigen Wegen
das lösende Wort.

Das lösende Rasten
Metall in Metall
Sicherheit. Stille.
Kein Schutz ritzt das All.

Fern sind die Fahnen
aus Blutdunst und Rauch
unter meinen Füßen die Erde
mein Rücken ruht auch.

Es ist der Wald in meinen stillen Tagen
ein grüner Dom mit schrägem Licht
ich hör mich sanfte Worte sagen,
weil keine Hast in meine Welt einbricht.
Niemand, der blutige Tränen weint
auch keiner, der vor verkalkter Mauer versteint.

Ein Blutsturz aus meinen sterblichen Jahren
gab mir unverhohlen mein buntes Leben zurück
die tödlichsten Gewichte erstmal zu halten
bis sie gleichwohl vermindern oder veralten.

Ein Laut trifft mein Schweigen
mein Mondrad rollt fort
auf moosigen Wegen
das lösende Wort.

(SW)

Good Morning Vietnam!

Auf der Klagemauer in Hiroshima
steht ein Mann.
Doch wo ihr sein Gesicht erwartet
Mimik, die seine Emotionen offenbaren,
werdet ihr nur einen Vorhang finden,
weil er kein Gesicht mehr hat.
Versengt und hinweggefetzt
wurde seine Haut.

Auf der Klagemauer in Hiroshima
steht ein Mann.
Mahnend erhebt er seine Arme,
doch wo ihr seine Hand erwartet
seine Finger zum Friedenssymbol geformt,
werdet ihr nur eine stählerne Klaue sehn,
weil er keine Hände mehr hat.
Von Granaten wurden sie hinweggefetzt.

Auf der Klagemauer in Hiroshima
Steht ein Mann. Allein.
Denn wo ihr treu an seiner Seite
Familie, Frau und Kind erwartet
werdet ihr niemanden sehn.
Vom Kriegsfeind vergewaltigt wurde seine Frau
ermordet einst sein Kind
hat er beide traurigen Herzens begraben lassen.

Auf der Klagemauer in Hiroshima
geht ein Mann.
Ist Mahnung und Appell
Für all jene, die ihn sehen und vor seinem
Angesicht mit den Schrecken der alten und
modernen Kriege konfrontiert sind.

Vor der Klagemauer in Hiroshima
stehen sieben junge Mädchen
schön und zart wie junge Tauben,
sieben Monde, sieben Sonnen:
Königinnen, Bettlerinnen
mit Stiften, Pinseln und Farbe in der Hand,
bemalen sie mit Graffitikünstlern die Mauern
wie zu Ostern die zerbrechliche Schale eines Eis.

Vor der Klagemauer in Hiroshima
ertönt politisches Kriegsgeschrei,
fließt süßes Met und Alkohol in Mengen und doch
erklingen Lieder aus allen Zeiten und Epochen
Gitarrenklänge von Campern, Hippiegesang
Und Hexentänze, Satansbeschwörungen, Gebete.

All jene helfen dem Mann von der Mauer
Nehmen den Gebrechlichen in ihre Mitte,
entzünden ein Lagerfeuer,
wärmen einander durch Gespräche und Gesang,
umarmen ihn, streifen ihm sanft über den Armstumpf.

Auf die Klagemauer von Hiroshima
fallen salzige Regentropfen
die das Feuer löschen, die Farbe abwaschen,
Alles Reden, Singen und Trinken verstummt
zu einer einzigen Schweigeminute.
Die Camper ihre Rucksäcke, Taschen und Klappstühle packen und
wieder nach Berlin, das Brandenburger Tor mit
dem Berliner Bären drauf durchschreitend
an die Grenze zwischen Ost und West Berlin
heimzureisen.

Über der Klagemauer von Hiroshima
durchbrechen Sonnenstrahlen
wie Weiß- und Rotgold schimmernd
tränenschwere Regenwolken.

Ein Herz nur ist es, was sich fragt
Ob je ein zweites über der schweigend,
still in sich ruhenden Landschaft
je so einen Regenbogen sah und
nicht von der Schönheit berührt und
schmerzlich davon betroffen war.

Link: undefineds://daemonenforum.com/good-morning-vietnam-t2303.html

asl?

berührungsloser Kontakt
durch den Draht
zueinander
chatten via Flirtline
Bilder der Phantasie
generieren sich
von Geschriebenem
zu Welten, Luftschlössern,
ungelebten, nicht erfüllbaren
Illusionen.

Die Realität verschwindet
mit Highspeedgeschwindigkeit
aus dem Raum.
Gemeinsam einsam,
heißt die Devise.

Der einzig wahre,
schönste Orgasmus
findet im Kopf statt,
im eigenen.
Cybersex,
Coitus virtualis.

Html-fähig?
Eine Rose als Gif,
eine Schlange als Pic
der eigenen Illusion zugeworfen
kost nix extra
Eine Mail?
Warum nicht?
Schick mir ein Bild von dir!

Das Bild als Attachment
bringt die Wirklichkeit
so manchmal knallhart
auf den Boden der Tatsachen
zurück,
die Enttäuschung
den Hammer
das Messer.
Zerschlägt die Bilder
Vorstellungen, Illusionen.
Zerschlägt, zerfetzt,
zerreißt den schönsten
der Träume.

Dem vom unkomplizierten
berührungslosen Kontakten
durch den Draht.

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totes Kind

noch einmal deine hände halten
so winzig klein und zart
noch einmal über dein köpfchen streicheln
behutsam sanft
noch einmal deine augen
deine stirn küssen
bevor ich dich
deine und meine zukunft loslasse
deinen körper und die schönsten
meiner träume der erde zurück
und deine seele freigebe

noch einmal deine hände halten
marvin.

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Mariam

bist berührt worden
ohne angefasst zu werden
bei letzterem hättest du
wenigstens zurückschlagen können

aber so

wurde die Welt
um einen Menschen reicher.

(c) Annarhi

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sag, was laberst du mich voll

Sag, was laberst du mich voll
verpiss dich endlich
dummes Schwein
findest dich wer weiß wie stark
so blöd wie du kann kein Mensch sein.

Sag, was laberst du mich voll
will meine Ruh'
kapierst du's nich?
bedräng wen anders
mach die Biege
du selten blödes Arschgesicht

du Pferdefresse
Emokrüppel
du strunzbesoffnes Assisau
du bist kein Nichts
kein Wer
kein Niemand
ich weiss es schließlich ganz genau

willst dich an fremdem Leben laben
nen eignes nämlich hast du nicht
ich war die Rache deiner Tage
die deinen falschen Willen bricht.

(c) Annarhi

Link: undefineds://daemonenforum.com/sag-was-laberst-du-mich-voll-t2916.html

Freiheit

Erst kürzlich wollte mir mein Mann
meine ganz persönliche Freiheit schenken.

Ich habe ihm erklärt:
er könne mir nichts schenken,
was er nie besessen hat.

Er könne nichts verschenken,
was ihm nicht gehört.

Er soll sich doch ersteinmal anschicken,
logisch denken zu lernen.

(c) Annarhi

Link: undefineds://daemonenforum.com/freiheit-t3006.html

Knastbruder

Ode an den Knastbruder

Da sitzt er nun in seiner Zelle
und wartet auf den Tod
doch nur nem kleinem verschlüsselten Tagebuch
beschreibt er seine Not
verborgen ists unter ner verlausten Matratze
an die Wand gemalt hat er ne Teufelsfratze
die jeden Abend zu ihm spricht
"nun denn mein Freund jetzt sei mal stark
wir kommen frei, drum fürchte dich nicht"

Sein Kumpel tätowiert ihm dann
ne Träne ins Gesicht
die er schon längst nicht mehr weinen kann
seit der Teufelsschatten zu ihm spricht
und allnächtlich sich verwandelt
zur Frau mit der Todesspritze
die verbreitet um ihn so ne unsägliche Hitze
so dass das Laken anfängt zu stinken
und er muss gleich zum Eimer in der Ecke hinken
im Krieg verlor er einen Fuß
noch immer sind die Gefängniswände voller Fratzel,
Zeichen und Ruß.

Dann kommt der Wächter mit dem Bund der Schlüssel
entreißt dem Mann, die Kotzeimerschüssel
treibt ihn auf den Hof zum Schaulaufen rund um den Baum
dass er observiert wird, merket er kaum.

Und irgendwann wurde er dann begnadigt
zu schätzen wusste ers nie
eingebrannt in seinem Hirn ist wie er zwar kein Feuer
aber das Gericht der Tageskarte einstmals dann in den Eimer spie.

Nun ist er draußen man glaubet es kaum und kann sich wieder freuen
dass ihn die kalte Knastträne ziert
wierd er niemals im Leben bereuen.

Link: undefineds://daemonenforum.com/knastbruder-t3566.html

erlaubt zu antwoten? Aölso ich finde, neben den Gedichten von ANdro haben diese Gedichte es auch wirklich in sich, sie sind sehr originell! Respekt.

Danke, tla *g* (und whitestorm, für die Klickmühe, die Gedichte gesammelt bzw. komprimiert aus der Zerstreuung in einen Thread zu packen. Das nenn ich man Globalisierung von Schriftgut.) *ggg*


lg
Annarhi