Irrkichter

Unentdeckte Tierarten oder Fabelwesen?

Moderator: gabor

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Gast

Irrkichter

Beitrag von Gast »

Irrlichter sind kleine vom Boden aufsteigende Flämmchen, die vorzugsweise auf sumpfigen Wiesen und moorigem Gelände entstehen. Die Flämmchen leuchten nur einige Sekunden lang und sind 1-11cm hoch. Sie entstehen durch im Boden aufsteigende Gas, welches sich an der Luft selbst entzündet. Bei dem Gas handelt es sich vermutlich um ein Gemisch aus PH3 und H2S, das an der Luft rauch- und geruchslos verbrennt. Eine verbreitete Ansicht ist, daß Irrlichter über die Moorflächen wandern. Dies stimmt aber wohl nicht. Vielmehr beruht der Eindruck darauf, daß ein einer Stelle ein Irrlicht erlischt und etwas entfernt ein neues Irrlicht entsteht. Dies kann eine Bewegung vortäuschen.

Lange glaubte die Wissenschaft, daß Irrlichter nichts anderes sind als Hirngespinste oder auch Verwechselungen mit anderen Leuchterscheinungen wie z.B. das Elmsfeuer oder Glühwürmchen. Erst durch Irrlichtbeschreibungen von angesehen Persönlichkeiten begann man an die reale Existenz von Irrlichtern zu glauben. Dazu trug insbesondere die Irrlichtbeobachtung des hervorragenden Astronomen Bessel am Morgen des 2. Dezember 1807 im Amte Lilienthal (nördl. von Bremen) bei. Er sah die Irrlichter bei völliger Dunkelheit und regenerischem Wetter über einem ausgegrabenen Moorgrund, dessen Vertiefungen sich mit Wasser gefüllt hatten. Die Farbe der zahlreichen Flämmchen war leicht bläulich. Das Licht war schwach, so daß der Boden von ihnen nicht erhellt wurde. Die Irrlichter leuchteten jeweils etwa eine Viertelminute und waren 15-20 Schritt voneinander entfernt. Die meisten bewegten sich nicht, während einige, meistens gruppenweise, eine horizontale Bewegung annahmen. Eine weitere Beobachtung stammt von dem Physiker Knorr, der bei Herzberg a. d. Elster Irrlichter von etwa 10 cm länge und 3 cm Breite sah. Als er den Messingbeschlag seines Spazierstockes in ein Irrlicht hielt, wurde dieser nicht erwärmt. Dagegen stehen andere Beobachtungen wonach ein Irrlicht in der Lage war, ein Stückchen dürres Schilfrohr zu entzünden oder auch dürres Gras zum brennen zu bringen.

Weitere Irrlichtbeobachtungen sind in der "Naturkundlichen Chronik Nordwestdeutschlands" von Dr. F. Hamm aufgeführt.

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Um 1700 wurden kleine leuchtende und umherhüpfende Flämmchen auf einer Wiese am Alten Rodenberge (Schaumburg) beobachtet.
Zwischen 1850 und 1855 waren Irrlichter in der Umgebung von Strückhausen (Oldbg.) häufige Erscheinungen.
Um 1870 wurden auf dem stark versumpften Mühlenteich von Sülze bei Celle Irrlichter gesehen, die jedoch seit der Reinigung des Teiches nicht mehr auftraten.
Eine weiter Beobachtung wurde am 2. September 1882 an den Ufern der Mündung des Geestekanals in die Weser gemacht. Bei tiefer Dunkelheit und schwülem Wetter wurden dort zahlreiche gelbliche, streichholzgroße Flämmchen beobachtet.
1885 sah man bei Vegesack über moorigem Wiesengrund letztmalig gelbliche Irrlichter, die dort früher häufiger gesehen wurden.
Ende des 19. Jh. wurden in der Spellschen-Dohse (Kr. Lingen) zuckende Irrlichter beobachtet.
Am Ostersonntag des Jahres 1901 konnte man nach warmen Wetter im Bremer Blockland Irrlichter über morastigen Wümmebuchten sehen.
Im Oktober 1903 wurde in Hänigsen um Mitternacht ein bläuliches Irrlicht gesehen.
Der Name "Irrlicht" stammt wohl daher, daß die Lichter scheinbar hüpfen und umherwandern, also ziellos umherirren. Daneben kommt noch eine andere Erklärung in Betracht: Man kann durch die Lichter irregeführt werden. Heute ist jede Straße gut ausgebaut, ausgeschildert und beleuchtet, so daß keine Gefahr mehr besteht vom rechten Wege abzukommen. Vor 200 Jahren konnte der Weg zum Nachbardorf nachts bei mondlosem Himmel jedoch gefährlicher sein. Wer, im Glauben ein beleuchtetes Haus oder einen Menschen mit einer Laterne zu sehen, auf das Irrlicht zuging, geriet leicht vom rechten Wege ab und kam in das sumpfige Gebiet, auf dem vorzugsweise Irrlichter entstehen.

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In der Mythologie werden Irrlichter für die Seelen ungetauft verstorbener Kinder gehalten. Dies mag damit zusammenhängen, daß Irrlichter häufig auf Friedhöfen beobachtet wurden. Andererseits werden Irrlichtern auch positive Eigenschaften zugesprochen. Ein Irrlicht zur Linken gilt als gutes Zeichen. Auch sollen sie auf Anruf heranfliegen und dem Menschen für ein geringes Entgelt leuchten. In einer Bauernregel heißt es: "Wenn im Moor viel Irrlichter stehn, bleibt das Wetter lange schön."

Heute weiß man von Irrlichtern nicht mehr als vor hundert Jahren. Es gibt kaum neue Beobachtungen. Fotos oder Videosequenzen sind mit nicht bekannt. Daher möchte ich zur gezielten Beobachtung von Irrlichtern aufrufen. Vielleicht lassen sich so folgende Fragen klären:

Wo treten Irrlichter heutzutage noch auf?
Welche Farbe haben sie?
Welche Temperatur hat die Flamme?
Woraus besteht das Gas?
Bei welchem Wetter und bei welcher Jahreszeit ist mit Irrlichtern zu rechnen?
Wie häufig treten Irrlichter auf?
Können sich Irrlichter über größere Strecken fortbewegen?
Treten Irrlichter immer in Gruppen auf?
Wie lange dauert die Erscheinung?
Wie hell ist das Licht?
Gibt es eine Geräuschentwicklung?
Dies sind nur einige Fragen, die bis heute nicht geklärt sind. Falls Sie schon einmal Irrlichter gesehen haben, würde ich mich über einen Beobachtungsbericht sehr freuen. Wenn sie zukünfig das Glück haben Irrlichter zu sehen, sollten sie genaue Beobachtungen anstellen. Ideal wären natürlich auch Photos oder ein Video von einer Irrlichterscheinung. Irrlichter wurden im letzten Jahrhundert vor allem in Moorgebieten beobachtet. Heute sind die meisten Moore allerdings stark vom Torfabbau beeinträchtigt. Dennoch sind auch auf diesen Moorflächen Irrlichter möglich. Ich selbst sah in einer Nacht im Frühsommer 1997 zahlreiche Lichter auf einer solchen Moorfläche bei Vechta, wobei es sich höchstwahrscheinlich um Irrlichter handelte. In unregelmäßigen Abständen blinkten in einigen 100m Entfernung zahlreiche weiße Lichter im Moor auf. Jedes Aufblinken dauerte zwischen 4 und 10 Sekunden und hatte etwa die Helligkeit der Venus. Die Erscheinung dauerte etwa 1 Stunde lang. Leider war es mir aufgrund der Unzugänglichkeit der Moorflache nicht möglich, näher an die Lichter heranzukommen. Es ist aber nicht ausgeschlossen, daß es sich dabei um das Aufblinken von Taschenlampen handelte, obgleich es doch recht unwahrscheinlich ist, daß sich nachts eine größere Personengruppe mitten im Moor aufhält. Es könnte sich allenfalls um eine Bundeswehrübung gehandelt haben, zumal auch einige Hubschrauber das Gebiet überflogen.

Neben Moorflächen wurden Irrlichter auch auf sumpfige Wiesen, entlang von Deichen, auf frisch gedüngter Erde, auf schlammigen Gräben, auf Abwasserkanälen sowie auf Friedhöfen gesehen. Im Winter scheinen sie seltener aufzutreten. Häufiger dagegen im Sommer und in regnerischen milden Herbstnächten. Nach anderen Berichten erscheinen die Irrlichter häufiger im Herbst bis in die Adventszeit hinein, aber auch im Spätsommer und in der Fastenzeit. Trübe Witterung und gedrückte Luft scheinen gute Voraussetztungen für die Irrlichtentstehung zu sein. Über die Farbe gibt es sehr uneinheitliche Beobachtungen. Einge sahen sie gelblich, andere rötlich und wieder andere bläulich.


Auch im "Faust II" gibt es eine Walpurgisnacht-Szene, in der Faust und Mephisto - wie in einem Drogentrip - den nächtlichen Brocken besteigen, auf dem Fackeln, Irrlichter und dunkle Gestalten umherschwirren:

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"Seh' die Bäume hinter Bäumen,
Wie sie schnell vorüberrücken,
Und die Klippen, die sich bücken,
Und die langen Felsennasen,
Wie sie schnarchen, wie sie blasen!

Durch die Steine, durch den Rasen
Eilet Bach und Bächlein nieder.
Hör ich Rauschen, hör ich Lieder?
Hör ich holde Liebesklage,
Stimmen jener Himmelstage?
Was wir hoffen, was wir lieben?
Und das Echo, wie die Sage
Alter Zeiten, hallet wieder ...

Aber sag mir, ob wir stehen
Oder ob wir weiter gehen?
Alles, alles scheint zu drehen,
Fels und Bäume, die Gesichter
Schneiden, und die irren Lichter,
Die sich mehren, die sich blähen."

Irrwische

Irrwische stammen von Menschen ab, deren Seele keine Ruhe findet, so sagt man sich. Man sagt, es wären Seelen ungetaufter Kinder, Wucherer oder Grenzsteinverrückter, die nach ihrem Tod als Irrlichter in den Grenzlanden umherstreifen. Sie sind weit verbreitet und von verschiedener Gestalt, mal ein Kind, mal ein Pferd oder eine Ziege. In England und Schottland kennt man sie als Spunkies, in Schotland besonders als Nimble Men und Merry Dancers, in Enland als Will-o´-the Wisp, Elf Fire, Kit-with-the-Vanstick oder Joan-in-the-wap, in Wales Ellyldan, in Tschechien als Swetylko, auf Island Loka daun, in Skandinavien die Lygte, Lyktgubbe und Irrbloss, im alten Rom die Ignis Fatuu, auf Sardinien die Candelas in Italien als Fouchi Fatui, in Frankreich sind es Tan Noz, Annequins, Fioles, Loumerettes und Culards.

In Deutschland kennt man die Luchtemännchen, Huckepoten, Heerwische, Fuchtelmann, Zünsler, Gloiniger Mann, Tückebold (von tuk, „hastige Bewegung"), Moorleuchten und Irrlichter. Es sind darüber hinaus aus ganz Europa unzählige weitere Namen für diese Geister bekannt. Der Seemann beobachtet gelegentlich das Elmsfeuer an der Mastspitze. Auch die Nordlichter gelten als Erscheinungen der Irrwische. Prosaischere Naturen deuten die Irrlichter nicht als Alben, sondern als aufsteigende Gase (Methan), die sich selbst entzünden, doch sind sich auch die Naturwissenschaftler dessen nicht ganz sicher.

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