Was Jesus anbelangt, finden wir in mehreren mythologischen Quellen augenscheinliche Parallelen zum christlichen Blutopfer.
Da wäre u.a. Osiris/Horus, wobei Horus (gleichbedeutend mit „der über allem ist“ und „das Ferne“), der Hauptgott ist, in der frühen ägyptischen Mythologie, entstanden um 4000 v. Chr.
Der Name Horus (griechisch) bezeichnet einen der ältesten ägyptischen Götter überhaupt, der sehr wahrscheinlich auf einen Kult in der prähistorischen Zeit zurückgeht. Osiris (übersetzt: „Sitz des Auges“, „Fruchtbarkeit“) ist der ägyptische Gott der Fruchtbarkeit, der Wiedergeburt und der Toten. Sein Widersacher ist Seth, sein unfruchtbarer Bruder. Die Ermordung von Osiris durch seinen Bruder Seth, war die Voraussetzung für das Entstehen des Jenseits, in dem er in alle Ewigkeit herrschen sollte.
Auch finden wir bei Mithra starke Analogien. Der Name Mithras geht auf den Persischen Gott Mithra zurück. In Persien ist Mithra bereits seit dem 14. Jahrhundert v. Chr. bekannt, vermutlich identisch mit dem altindischen Mitra. Der Name Mithra bedeutet im Persischen „Vertrag“ und im Altindischen besagt Mitra „Bund“ oder „Freund“. Die Mithras Texte schildern eine grosse Verwandtschaft in Ablauf und Inhalt mit dem Kreuzweg Jesu. Mithras trug auf seinem letzten Gang einen Stier auf seinen Schultern. Die Evangelisten beschreiben, wenn auch unterschiedlich, die Grablegung Jesu in einer Gruft oder einer Höhle, die nach der Auferstehung leer war. Nach Mithras Tod wurde er ebenfalls in eine Höhle gelegt, von der aus er nach drei Tagen seine Auferstehung vollzog.
Die augenscheinlichste Analogie aber finden wir bei Dionysos. In der griechischen Mythologie, entstanden um 2000 v. Chr., ist Dionysos der Gott des Weines, der Fruchtbarkeit und der Ekstase. Er wurde von den Griechen und den Römern auch Bacchus („der Spross“) genannt. Er wird als ein Gott der Widersprüche repräsentiert: Leben und Tod - Mann und Frau - Wein und Exzess - Gott der Unterwelt und Sonnengott - etc.
Das Christentum borgt in der Passionsgeschichte wesentliche Elemente bei Dionysos. Kurz vor der Kreuzigung, soll Jesus verraten und gefoltert worden sein. Seine Folterer lassen ihn einen Purpurmantel tragen und legen ihm eine Krone aus Zweigen (Dornen) auf. Dionysos wurde ebenfalls verraten und präzise dieselben Beigaben, nämlich die Krone aus Zweigen und der Purpurmantel, stellten die imperialen Attribute des Dionysos dar.
Im Christentum kommt Jesus als Mensch auf die Welt und stirbt als solcher, trotzdem ist er, als Gottes Sohn, göttlich. Dionysos, ebenfalls Gott, kommt als sterblicher Mensch auf die Welt und erklärt dies zu tun, um den Menschen die Göttlichkeit zu offenbaren.
Die Rückkehr nach Jerusalem, sowie die Hinrichtung Jesu, finden ihre Ursprünge in den Bacchanalien, ein Werk des Autors Euripides (* 480 oder 485 – † 406). Sowohl in den Bacchanalien wie in den Evangelien reitet die zentrale Figur (Dionysos / Jesus) in die königliche Stadt, auf dem Rücken eines Esels und wird von einer jubelnden und Efeublattwedelnden (Dionysos), oder Palmenblattwedelnden (Jesus) Menschenmenge begrüsst.
Sowohl Dionysos wie Jesus werden kurz darauf gefangen genommen und durch den örtlichen Herrscher vor Gericht gestellt. Dort beantworten sie gleichartig die an sie gerichteten Fragen nur durch Gegenfragen, oder vermeiden die Antworten. Beide werden verurteilt, hingerichtet und stehen dann von den Toten wieder auf. Die Auferstehung von Dionysos bewirkt die Entstehung eines Kults zur Verehrung seines Namens.
Die heutige Forschung, analog zum Mythenforscher Barry Powell, kommt zum Schluss, dass die christliche Eucharistie, d.h. das Verspeisen vom „Fleisch“ und das Trinken vom „Blut“ Jesu, direkt vom Dionysoskult abgeleitet ist.
Dionysos ist unter den griechischen Göttern einzigartig, indem seine Anhänger sich durch diesen Ritus ihren Gott „einverleiben“, respektive „in sich haben“. In den weiter oben erwähnten Bacchanalien schreibt Euripides: „Alsbald kam der Sohn der Jungfrau, Dionysos, das Ebenbild von Brot bringend, Wein und den Segen des Fluidums des Lebens. Sein Blut, das Blut der Traube erhellt die Last unseres sterblichen Lebens. Es ist sein Blut das wir ausschütten und opfern, dank den Göttern. Durch ihn sind wir gesegnet.“
Nun, woher kommen diese Analogien, warum dieses Ansinnen von „lebensfeindlichen“ und dennoch so hochgejubelten Blutopfern? Hierzu findet Ihr etliche Antworten in einem höchst interessanten Buch: „Der Affe in uns“ von Frans de Waal, Professor für Primatenverhalten an der Emory Universität und Direktor des Living Links Center, beide in Atlanta
(Carl Hanser Verlag München/Wien 2006, ISBN 3-446-20780-5).
Das Buch ist ein echter Augenöffner und die Lektüre ist weit mehr als empfehlenswert, solange man bereit ist zu akzeptieren, dass sich die Erde um die Sonne dreht und nicht umgekehrt.
Alles nur geklaut...

Lestat
Dank an: Horatio B.