Wall, Hafen
und Stadt -
all´schlafen,
und glatt
zerschellen
die Wellen
sie schwellen
nur matt.
Und ein Tönen
fern erwacht,
banges Stöhnen
ist´s der Nacht.
Erde zittert
angsterschüttert
denn sie wittert
böse Macht.
Ein Geisterflüstern
berührt das Ohr.
Es taucht im Düftern
ein Zwerg empor.
Die Flut bezwingt er
und überspringt er,
auf Wogen schwingt er
sich mählich vor.
Tiefe Bässe brummen !
Echo trägt es fort.
Dumpf, wie Glockensummen
an verwunschnem Ort -
wie der Menge Surren,
wie des Pöbels Knurren,
das mit wirren Murren
tötet jedes Wort.
Das sind die Grabesstimmen
der Dschinns ! - O welch Graus !
Entflieht ! Entflieht dem schlimmen
Gezücht ! Ins Kellerhaus !
Daß keiner Zeit verscherze !
Denn schon verlischt die Kerze,
des Schattens frost´ge Schwärze
dehnt sich gespenstig aus.
Seht ihr, wie sich´s wirbelnd, rasselnd
schemenhaft heranbewegt ?
Horch ? Der Tarus wird wie prasselnd´
Dürrholz splitternd fortgefegt.
Durch das Grausen, durch das nächt´ge,
wächst die Horde, die verdächt´ge,
wie die fahle, unheilträcht´ge,
Wolke, die den Zunder trägt.
Da sind sie ! Laßt uns Allah loben,
daß uns beschützt dies Erdgeschoß.
Welch ein Getös ! Welch wütig´Toben
von dieser Drachen edlem Troß !
Des Giebels Balken muß sich biegen,
wie Halme, die im Winde fliegen.
Es knarren Täfelung und Stiegen,
am Tore klirrt das rost´ge Schloß.
Ein Höllenlärm ! Dies Heulen und Gezeter !
Weh´uns ! Jetzt trifft der Polterschlag aufs Dach !
Das dröhnt ! Erbarme dich, Gott meiner Väter !
Dem Schreckheer weicht das Meer selbst willensschwach.
Es ächzt der Bau in allen Balkenlagen.
Das Haus scheint wie vom Sturme fortgetragen,
als sollt´es stracks in wilden Strudel jagen.
Und wieder donnert jählings Krach auf Krach.
O Mohammed ! Laß der Dämonen
ungläub´ge Schar vorüberziehn !
Mit heil´gem Eifer will ich´s lohnen,
an deinem Grabe will ich knie´n.
Gib, das der Spuk mich nicht bedränge,
daß mich der Gluthauch nicht versenge.
Laß mich der Tollwut ihrer Fänge,
laß ihren Krallen mich entfliehn !
Ah ! Sie wenden ! Andre Wege
nimmt der Rotte Sturmgebraus.
Schwächer wird die Wucht der Schläge
gegen das bedrohte Haus.
Wie sie klirrend, streichend weichen
und am Forst vorüberstreichen,
wanken selbst die stolzen Eichen
vor dem satanstollen Saus.
Noch rauscht es her, verschwommen,
wie aus entlegner Welt.
Will´s gehn, - will´s wiederkommen ?
Es wogt und kämpft im Feld.
Wie Zirpen schwirrt´s, von großen
Heuschrecken ausgestoßen,
wie Hagel, der in Schloßen
aufs Zinndach niederfällt.
Fremde Laute hallen,
weit uns hergesandt.
Wie ein Hörnerschallen
von Arabiens Land,
wie ein seltsam´Singen
will es zu uns dringen, -
traumverlornes Klingen,
das im Traum uns bannt.
Die Dschinns, der Öde
toddürstres Heer,
ziehn wild und schnöde
in Nacht daher.
Es ist ihr Grollen
wie Wellenrollen
im unruhvollen
tiefinnern Meer.
Auch das Gelle
sänftigt sich,
formlos wich, -
wie die leise
Seufzerweise,
dem zum Preise,
der verblich.
Und droben kein Schall !
Zerstoben
der Schwall.
So gehen
Ideen
verwehen
im All.
S.Mehring
Die Dschinns
Moderator: Cpt Bucky Saia
- Azazel
- Site Admin
- Beiträge: 11545
- Registriert: 20. Mär 2005 15:54
- Religionszugehörigkeit: keine
- Wohnort: Der Dummheit der Menschheit sind keine Grenzen gesetzt
- Kontaktdaten: