Meister Goethe's Liebling...Kalanchoe pinnata

Die Magie der Pflanzen und Steine
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Noriel de Morville
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Meister Goethe's Liebling...Kalanchoe pinnata

Beitrag von Noriel de Morville »

Ab der ersten Begegnung mit dem Brutblatt (1818) hatte Goethe eine besondere Beziehung zu dieser Pflanze. So zeigte er sie seinem Landesvater, Dienstherren und Freund Carl August von Weimar nicht sofort bei der Ankunft in Weimar, sondern übergab ihm Monate später ein Exemplar als Neujahrsgeschenk.

Goethe war um das Wohlergehen seiner Pflanzen sehr besorgt. Um sie auch bei seinen Freunden in bester Pflege zu wissen gab er z.B. seiner Freundin Marianne von Willemer, die er nach der Arbeit am „West-östlichen Divan“ übrigens nie wieder traf, folgende Ratschläge mit:

Was erst still gekeimt in Sachsen,
Soll am Maine freudig wachsen.
Flach auf guten Grund gelegt,
Merke, wie es Wurzel schlägt!
Dann der Pflanzen frische Menge
Steigt in lustigem Gedränge.
Mäßig warm und mäßig feucht
Ist, was Ihnen heilsam deucht.
Wenn Du´s gut mit Liebchen meinst,
Blühen sie Dir wohl dereinst.


An den befreundeten Kunsthistoriker Sulpiz Boissereé sandte er zwei keimende Blätter mit dem Hinweis:

Die Pflanze verlangt alles mäßig, Wärme und
Feuchtigkeit; Frost verträgt sie nicht
.



Leider halfen die guten Ratschläge wenig: Sowohl Frau von Willemer als auch Boissereé erbaten später von Goethe neue Blätter, da ihnen die Pflanzen eingegangen waren.

Beide Beschenkten hatten der Überlassung von keimenden Blättern wohl nicht den Wert beigemessen, den Goethe selbst in dieser Geste sah. Mit fortschreitender Dauer der Beschäftigung mit dem Brutblatt und mit zunehmendem Alter (Goethe war 77 Jahre alt) war es ihm aufgrund der besonderen Eigenschaften immer mehr zu einem Symbol für eine ewige, sich stets erneuernde Freundschaft und ein Gleichnis für die Unvergänglichkeit geworden.

Dies kommt auch in einem Gedicht zum Ausdruck, das er zwei neuen Blättern für Frau von Willemer beilegte:

Wie aus einem Blatt unzählig
Frische Lebenszweige sprießen:
Mögst in einer Liebe selig
Tausendfaches Glück genießen
.



BOTANIK

Abteilung: Blütenpflanzen (Magnoliophyta)
Klasse: Dreifurchenpollen-Zweikeimblättrige
(Rosopsida)
Unterklasse: Rosenähnliche (Rosidae)
Überordnung: Rosanae
Ordnung: Steinbrechartige (Saxifragales)
Familie : Dickblattgewächse (Crassulaceae)
KALANCHOE ( Syn. Bryophyllum )

KULTURHINWEISE:
Diese Sukkulente ( = WASSERSPEICHERNDE PFLANZE) stammt ursprünglich aus dem sonnenverwöhnten Madagaskar und hat ihre Vorliebe für intensive Sonnenplätze beibehalten. Sie liebt pralle Sonne und zeigt in ihr eine besonders schöne Blattzeichnung. Mäßige aber ausreichende Wassergaben im Sommer und viel frische Luft ( keine Zugluft) wünscht sich diese pflegeleichte Pflanze, die auch für Anfänger geeignet ist Düngergaben sollten sporadisch und in niedriger Konzentration ( KAKTEEN-/SUKKULENTENDÜNGER) verabreicht werden.. Im Winter sollte sie so hell wie nur irgend möglich stehen ( SÜDFENSTER) bei mindestens 8°C, am besten 10- 15°C. Zu warm und dunkel überwinterte Pflanzen bilden lange, blattlose Triebe, dann und wann ein paar verkrüppelte Blätter ( GEILWUCHS) und verlieren ihren gedrungenen Habitus. Ein Rückschnitt der vergeilten Triebe lässt die Pflanze sich wieder erholen und dient der verzweigung. Bei niedrigen Temperaturen wird sehr sparsam Wasser verabreicht; das Substrat wird eher tropfenweise gegoßen.
Beim Umpflanzen ist Kakteenerde mit einem mineralischen Zusatz ( Sand ) und feinkörinigem Kies anzuraten, ebenso wie Einheitserde mit einem Sandanteil oder Cocohum ( gespresste Coscosfasern ).

Den Sommer über verbringt sie gerne im Freien in voller Sonner, etwas geschützt vor Regen. Diese Pflanze verträgt zuviel Nässe nicht und wird daurch absterben. Bei zu warmer Überwinterung kann es zum Befall durch tierische Schädlinge kommen. Die Pflanze kann über 100 cm hoch werden und sehr ausladende Blätter bilden, die mit Adventivsproßen ( = Kleine Babypflanzen, die bereits Würzelchen bilden ) übersät sein. Die Blüte zeigt sich im Herbst /Winter bei älteren Pflanze und ist eine große Glockentraube orangegrauer Farbe ( eher von botanischen Wert, denn besonders ansprechend)

Es gibt noch einige andere Arten dieser "Brutblätter", die sich in der Pflege relativ gering unterscheiden:

· Kalanchoe daigremontiana ( die bekannteste Art)
· Kalanchoe pinnatum (Syn. K. calcynum )
· Kalanchoe delagoensis. (Syn. K. tubiflorum )
· Kalanchoe beauverdii
· Kalanchoe crenatum
· Kalanchoe fedschenkoi
· Kalanchoe gastonis-bonnieri
· Kalanchoe proliferum
· Kalanchoe rosei
· Kalanchoe serratifolium
· Kalanchoe uniflorum
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Azazel
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Beitrag von Azazel »

Noriel - das schöne ist, dass Du stets auch den schöngeistigen Hintergrund und nicht nur den rein botanischen im Auge hast!!
Noriel de Morville
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Beitrag von Noriel de Morville »

*sich dankend verneigt*...Wie könnte ich Meister Goethe und die Beaux Arts vergessen, Freund und Bruder?!
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Azazel
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Beitrag von Azazel »

Wir sind halt aus dem gleichen Holz geschnitzt:-))

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