Die magische Szene

Moderator: Tyger

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Tyger
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Die magische Szene

Beitrag von Tyger »

Die Welt der Magier ist in Bewegung und ich denke, es könnte ganz interessant sein, Gedanken darüber auszutauschen.
Bekanntlich gab es einen gewaltigen Höhepunkt der magischen "Szene" (auch wenn der eine oder andere bei dem Wort aufschreit, benutze ich es der Einfachheit halber) um die Jahrtausendwende, dann kam die Zeitenwende 2012 und damit der ganz große Absturz sowohl der linkshändigen Magie als auch der rechtshändigen (meist New-Age-) Esoterik. Orden verschwanden, Esoshops verschwanden, Zeitschriften wurden eingestellt usw. usf. (DAS hatte damals übrigens kein Apokalyptiker auf dem Schirm gehabt.)
Seit ein paar Jahren beobachte ich allerdings, wie sich Neues entwickelt, und ich sehe deutliche Unterschiede zu dem, was damals war.
Die einst so bedeutsame Unterscheidung zwischen LHP und RHP scheint vielen gar nicht mehr wichtig zu sein, sondern ich sehe einen neuen Pragmatismus, in dem es ganz einfach um magische Techniken geht. Das klassische System der Orden scheint auch an Bedeutung verloren zu haben. Man trifft auch andere Leute an in der Magie. Während anno 2000 gefühlt 90% der linkshändigen Magier irgendetwas mit Gothic zu tun hatten, scheint das heute kaum noch etwas miteinander zu tun zu haben.
Elevation Eight
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Re: Die magische Szene

Beitrag von Elevation Eight »

Nun, wenn sich etwas Neues entwickelt, dann würde mich das sehr freuen.

Soweit ich es sehe, ist seit diesem Jahr auch das letzte angenehme Hexenforum nicht mehr erreichbar, und die letzte Hexe, die ich vor so zwei Jahren noch auffinden konnte, war vollauf damit beschäftigt, Putin und "Ungeimpfte" zu hassen, sodass mir eine sinnvolle Kommunikationsbasis leider nicht mehr vorhanden schien. So weit so schlecht.

Also schau mer mal:
Tyger hat geschrieben: 11. Jul 2024 14:40 Bekanntlich gab es einen gewaltigen Höhepunkt der magischen "Szene" (auch wenn der eine oder andere bei dem Wort aufschreit, benutze ich es der Einfachheit halber) um die Jahrtausendwende
Nein, das ist hier nicht bekannt.
dann kam die Zeitenwende 2012 und damit der ganz große Absturz sowohl der linkshändigen Magie als auch der rechtshändigen (meist New-Age-) Esoterik. Orden verschwanden, Esoshops verschwanden, Zeitschriften wurden eingestellt usw. usf. (DAS hatte damals übrigens kein Apokalyptiker auf dem Schirm gehabt.)
Natürlich hatten die das nicht - denn die sind ja in der Zeitlinie unterwegs.
Als man mir so um 1987 erklärt hat, was das Internet ist, hab ich gesagt, das ist nicht einfach eine technische Neuerung, sondern das wird unsere Gesellschaft verändern, in einer Weise wogegen die industrielle Revolution noch harmlos war.
Das wollte damals niemand wissen - auch die Avantgardisten waren nur in ihrer jeweiligen Zeitlinie unterwegs, in ihren allfälligen kleingeistigen Vorteilssuchen. Jetzt erleben wir allmählich den Anfang davon - etwa die Zwangsdigitalisierung.

Die "magische Szene" geht ursächlich zurück auf die Hippie-Kultur und zB den Kool-Aid Acidtest: wenn man sowas macht, ist es kein Wunder dass Leute anfangen sich für Magie zu interessieren. Bis dahin war das ganze eine sehr abgeschlossene Veranstaltung einiger spleeniger Engländer, die reich genug waren Salons zu besitzen und gelangweilt genug um darin Tischerücken zu betreiben.

Wie sich das dann post-1968 weiterentwickelt hat, wäre mal eine hübsche Aufgabe zusammenzustellen. Jedenfalls gab es von da an eine "magische Szene" (die auch von der üblichen Alternativszene aus zugänglich war).

Der nächste (für mich) interessante Punkt war dann, als ich 1987 mein Internet hatte. Das war zu dem Zeitpunkt -nicht überraschend- ein Diskussionsraum vor allem für Technik und Computerei, daneben noch ein paar andere Wissenschaften. Interessant war dann aber, dass es da neben diesen auch noch Diskussionsräume für Magier und Pagane gab - was so eigentlich gar nicht zusammenpasst. Möglicherweise tickt da die nordamerikanische Kultur etwas anders - wenn hier in Europa die Gewerkschaften erklären "Jobkiller Computer!", dann wird die gehorsame Alternativszene (inklusive etwaiger magisch-hexischer Einsprengsel) natürlich brav mitmachen und Computer hassen.

Jedenfalls, soweit ich beobachten konnte, hat die ganze esoterische Kultur das Internet als Vehikel begeistert aufgegegriffen und genutzt - weil es ja auch ideal dafür geeignet war, um breit verstreute Einzelindividuen ohne viel Möglichkeiten sich als Gleichgesinnte irgendwo zu erkennen zu geben, in Kontakt zu bringen.

Das war dann offenbar so lange der Fall, wie das Internet einen Zugewinn für unsere Kultur darstellte: eine neue Möglichkeit, auch überregional Menschen mit speziellen Interessen zusammenzubringen.
Seitdem nun das Internet umgewandelt wurde in ein Repressionsinstrument, dessen Kontexte weitgehend gleichgeschaltet sind mit den Propagandamedien, und das überwiegend nur noch aus dummdreister Reklame besteht, dessen Nutzung auch nicht mehr freiwillig-selbstbestimmt ist, sondern erzwungen-fremdgesteuert, seitdem sind auch die magisch-esoterischen Inhalte weitgehend verschwunden (soweit nicht wohlfeil-konsumabel).

Was dabei konkret Ursache und Wirkung ist, ist für mich derzeit noch nicht recht auszumachen. Fragen dergestalt, wo denn die Leute hin verschwunden sind, die nicht mehr da sind, laufen ja naturgemäß ins Leere.
Die einst so bedeutsame Unterscheidung zwischen LHP und RHP
Ich für meinen Teil halte diese "bedeutsame Unterscheidung" für ein Mißverständnis von anfang an, verursacht dadurch, dass die ursprünglichen Morganlandfahrer eine christliche Prägung hatten (Stichwort "Christian Science") und daher das, was sie in Indien vorfanden, in einen Kontext von Gott-vs.-Teufel packten, in dem es genuin überhaupt nichts verloren hat.

Herauszuarbeiten, wie das dann im einzelnen im Westen weiter tradiert wurde, wäre auch mal eine schöne Aufgabe.
Man trifft auch andere Leute an in der Magie. Während anno 2000 gefühlt 90% der linkshändigen Magier irgendetwas mit Gothic zu tun hatten, scheint das heute kaum noch etwas miteinander zu tun zu haben.
Nun, "Gothic" ist ja seit mindestens zehn Jahren eine weitgehende Modekultur für Wohlhabende und/oder sexuell Deviante.
Was es eigentlich ist bzw. war, sprich wo das konkret herkommt, das ist mir trotz einigem Effort nicht gelungen herauszufinden. Die Schwierigkeit ist, dass solche Dinge zumeist an mir vorbeigehen, wenn ich nicht ganz zufällig hineinstolpere. In diesem Fall bin ich zufällig hineingestolpert, aber das war erst in 2010, als die Magieforen bereits geschlossen hatten.