Disruptive Science

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Tyger
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Disruptive Science

Beitrag von Tyger »

Hier verlinke ich einen Nature-Artikel, der ein bemerkenswertes Bild zeigt:
https://www.nature.com/articles/d41586- ... 1672852024
Es geht um wissenschaftliche Forschungen von der Art, die man als gemeinhin bahnbrechend bezeichnet und die bestehende Erkenntnisse in Frage stellt, um revolutionäres Denken, also um das, was Wissenschaft eigentlich ausmacht. Und das ist im Absturz bzw. schon fast nicht mehr vorhanden - was man sich natürlich überhaupt gar nicht erklären kann.
Natürlich nicht - wer würde wohl mit so etwas rechnen in einer Zeit, in der Wissenschaft vor allem politisch korrekt sein muss, Glauben erfordert und sich auf Mehrheitsmeinungen beruft, in einer Zeit, in der das Wort "Querdenker" von der Propaganda als Schimpfwort benutzt wird? Völlig unerklärlich ...
Wolf Drache
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Re: Disruptive Science

Beitrag von Wolf Drache »

Tyger hat geschrieben: 5. Jan 2023 15:51 Hier verlinke ich einen Nature-Artikel, der ein bemerkenswertes Bild zeigt:
https://www.nature.com/articles/d41586- ... 1672852024
Es geht um wissenschaftliche Forschungen von der Art, die man als gemeinhin bahnbrechend bezeichnet und die bestehende Erkenntnisse in Frage stellt, um revolutionäres Denken, also um das, was Wissenschaft eigentlich ausmacht. Und das ist im Absturz bzw. schon fast nicht mehr vorhanden - was man sich natürlich überhaupt gar nicht erklären kann.
Natürlich nicht - wer würde wohl mit so etwas rechnen in einer Zeit, in der Wissenschaft vor allem politisch korrekt sein muss, Glauben erfordert und sich auf Mehrheitsmeinungen beruft, in einer Zeit, in der das Wort "Querdenker" von der Propaganda als Schimpfwort benutzt wird? Völlig unerklärlich ...
Ja, passt exakt zu meiner eigenen Forschungserfahrung. Interessant ist aber auch dieser Satz:
"Although the proportion of disruptive research dropped significantly between 1945 and 2010, the number of highly disruptive studies has remained about the same."
Wenn wir disruptive Forschung als behnbrechend, kreativ und damit "gut" ansehen folgt daraus: Die Tatsache, dass wir heutzutage deutlich mehr Forschung "produzieren", sorgt dafür, dass die Forschung im Durchschnitt schlechter wird. Die guten Forscher werden aber nicht weniger und nicht schlechter.
Das gleiche Phänomen findet man übrigens auch für unser Schulsystem: https://www.kiwi-verlag.de/buch/aladin- ... 3462001938 . Unsere Abiturienten werden im Durchschnitt immer schlechter, wenn man aber gezielt die x% sehr guten Schüler anschaut dann sind nicht schlechter als früher.
Gründe gibt es dafür viele, ich kann aus meiner Erfahrung für die Entwicklung in der Forschung mindestens eine Handvoll nennen - die Rohdaten für dieses Paper könnten da sogar eine Analyse dazu hergeben. Wär' echt mal interessant...
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Tyger
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Re: Disruptive Science

Beitrag von Tyger »

Die guten Leute dafür mag es schon noch geben, aber wie weit reicht der Idealismus Einzelner, wenn das ganze Umfeld nicht stimmt? Und was jemand nebenberuflich und selbstfinanziert machen kann, ist eben auch begrenzt.
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Re: Disruptive Science

Beitrag von Wolf Drache »

Tyger hat geschrieben: 6. Jan 2023 11:40 Die guten Leute dafür mag es schon noch geben, aber wie weit reicht der Idealismus Einzelner, wenn das ganze Umfeld nicht stimmt? Und was jemand nebenberuflich und selbstfinanziert machen kann, ist eben auch begrenzt.
Die guten Leute alleine reichen nicht.
Aktuell verbringen die meisten Forscher mehr Zeit damit, Forschungsanträge zu schreiben um ihre Finanzierung zu sichern als mit der tatsächlichen Forschungsarbeit.
Wenn dann das Geld da ist, muss natürlich auch das rauskommen was vom Geldgeber erhofft ist, sonst gibt es für das nächste Forschungsprojekt kein Geld mehr von diesem Geldgeber. Disruptive Ergebnisse sind in so einem Szenario absolut unerwünscht.
Und es muss natürlich auch das rauskommen, was der forschenden Community genehm ist, sonst fällt die Publikation beim Peer Review durch und wird nicht veröffentlicht. Disruptive Ergebnisse müssen da schon extrem hohe Hürden überspringen, um in ein nahmhaftes Paper zu kommen.
Das sind zwei ganz wesentliche Gründe, warum es wenig disruptive Forschungsergebnisse gibt.
Ein dritter Punkt ist wesentlich trivialer: Jede grundlegende Neuerung öffnet tausende kleine Fragestellungen, die alle bearbeitet werden wollen, und alle keine disruptiven Ergebnisse bringen.
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Re: Disruptive Science

Beitrag von fehlgeleitet »

The authors reasoned that if a study was highly disruptive, subsequent research would be less likely to cite the study’s references, and instead cite the study itself. Using the citation data from 45 million manuscripts and 3.9 million patents, the researchers calculated a measure of disruptiveness, called the ‘CD index’, in which values ranged from –1 for the least disruptive work to 1 for the most disruptive.
Hier werden nur lose Faktoren aufgezählt, die einen Einfluss auf die Metrik haben. Ohne zu sagen, wie die Metrik genau zustande kommt ist die Graphik aussagenlos und damit der ganze Artikel.

Denn es ist vollkommen klar, dass wenn die Menge an Paper zunimmt, die Anzahl der Zitate pro Paper aber gleich bleibt, die Erwähnung eines einzelnen Papers stochastisch gesehen zurückgeht.
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Re: Disruptive Science

Beitrag von Wolf Drache »

fehlgeleitet hat geschrieben: 6. Jan 2023 21:34
The authors reasoned that if a study was highly disruptive, subsequent research would be less likely to cite the study’s references, and instead cite the study itself. Using the citation data from 45 million manuscripts and 3.9 million patents, the researchers calculated a measure of disruptiveness, called the ‘CD index’, in which values ranged from –1 for the least disruptive work to 1 for the most disruptive.
Hier werden nur lose Faktoren aufgezählt, die einen Einfluss auf die Metrik haben. Ohne zu sagen, wie die Metrik genau zustande kommt ist die Graphik aussagenlos und damit der ganze Artikel.

Denn es ist vollkommen klar, dass wenn die Menge an Paper zunimmt, die Anzahl der Zitate pro Paper aber gleich bleibt, die Erwähnung eines einzelnen Papers stochastisch gesehen zurückgeht.
Du solltest den Originalartikel lesen, nicht nur das Abstract.
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Re: Disruptive Science

Beitrag von fehlgeleitet »

Wolf Drache hat geschrieben: 8. Jan 2023 11:19
fehlgeleitet hat geschrieben: 6. Jan 2023 21:34
The authors reasoned that if a study was highly disruptive, subsequent research would be less likely to cite the study’s references, and instead cite the study itself. Using the citation data from 45 million manuscripts and 3.9 million patents, the researchers calculated a measure of disruptiveness, called the ‘CD index’, in which values ranged from –1 for the least disruptive work to 1 for the most disruptive.
Hier werden nur lose Faktoren aufgezählt, die einen Einfluss auf die Metrik haben. Ohne zu sagen, wie die Metrik genau zustande kommt ist die Graphik aussagenlos und damit der ganze Artikel.

Denn es ist vollkommen klar, dass wenn die Menge an Paper zunimmt, die Anzahl der Zitate pro Paper aber gleich bleibt, die Erwähnung eines einzelnen Papers stochastisch gesehen zurückgeht.
Du solltest den Originalartikel lesen, nicht nur das Abstract.
Du meinst das Ding hier?
https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm ... id=3822691

Das sind 46 Seiten. Also das kann dauern. Aber wenn du meinst es lohnt sich schau ich mal rein.
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Re: Disruptive Science

Beitrag von Wolf Drache »

Ne, das Paper mit dem Maß der "Disruptivität" ist das hier:
https://www.nature.com/articles/s41586-022-05543-x
Ob es sich lohnt oder nicht hängt davon ab was Du Dir erhoffst.
Ich fand es nicht weiter erhellend, weil ich gut genug weiß wie die Wissenschaftswelt so tickt (und warum ich ausgestiegen bin). Das Faszinierende daran ist, dass es endlich mal jemand messbar gemacht hat, und die Art wie die es gemessen haben finde ich recht clever.
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Re: Disruptive Science

Beitrag von fehlgeleitet »

Wolf Drache hat geschrieben: 8. Jan 2023 22:11 Ne, das Paper mit dem Maß der "Disruptivität" ist das hier:
https://www.nature.com/articles/s41586-022-05543-x
Ob es sich lohnt oder nicht hängt davon ab was Du Dir erhoffst.
Ich fand es nicht weiter erhellend, weil ich gut genug weiß wie die Wissenschaftswelt so tickt (und warum ich ausgestiegen bin). Das Faszinierende daran ist, dass es endlich mal jemand messbar gemacht hat, und die Art wie die es gemessen haben finde ich recht clever.
Mein Punkt ist, dass ich bisher kaum Arbeiten über Wissenschaftstheorie kenne, die tatsächlich Wissen enthalten. Vieles was unter dieser Rubrik läuft sind Tautologien oder noch schlimmer falsche Theorien. Aber okay, mal schauen was die Datenverarbeitung über wissenschaftliche Paper so für Erkenntnisse zu Tage fördert
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Re: Disruptive Science

Beitrag von Wolf Drache »

fehlgeleitet hat geschrieben: 9. Jan 2023 04:48 Mein Punkt ist, dass ich bisher kaum Arbeiten über Wissenschaftstheorie kenne, die tatsächlich Wissen enthalten.
Was ich da empfehlen kann sind
Jakob von Uexküll: Theoretische Biologie
Thomas S. Kuhn: Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen.
Beide schon etwas älter (Uexküll von 1928, Kuhn von 1967), aber immer noch relevant.
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Re: Disruptive Science

Beitrag von fehlgeleitet »

Wolf Drache hat geschrieben: 9. Jan 2023 07:31
fehlgeleitet hat geschrieben: 9. Jan 2023 04:48 Mein Punkt ist, dass ich bisher kaum Arbeiten über Wissenschaftstheorie kenne, die tatsächlich Wissen enthalten.
Was ich da empfehlen kann sind
Jakob von Uexküll: Theoretische Biologie
Thomas S. Kuhn: Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen.
Beide schon etwas älter (Uexküll von 1928, Kuhn von 1967), aber immer noch relevant.
Kuhn war doch der mit dem Paradigmenwechsel? Kannst du kurz darstellen, was damit gemeint sein soll, wenn du schon dieses Buch empfiehlst?
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Beitrag von Wolf Drache »

fehlgeleitet hat geschrieben: 9. Jan 2023 12:39 Kuhn war doch der mit dem Paradigmenwechsel? Kannst du kurz darstellen, was damit gemeint sein soll, wenn du schon dieses Buch empfiehlst?
Ja, genau das.
Ein Paradigmenwechsel ist eine Änderung in der grundsätzlichen Denkweise, auf die alle bisherige Erkenntnis in dem betreffenden Gebiet aufbaut.
Das beliebteste Beispiel dafür ist Galileo Galilei. Er hat die damals vorherrschende Grundannahme in Frage gestellt, dass die Erde das Zentrum des Kosmos sei.
Er ersetzte dieses Paradigma durch die grundsätzliche Denkweise, dass sich die Erde und alle Planeten um die Sonne drehen. Das führte zum einen dazu, dass sich die bisher bekannten Fakten über die Planetenbewegungen wesentlich besser erklären ließen, und zum anderen zu jeder Menge neue Erkenntnis.
Auch ich habe versucht, Dich zu einem Paradigmenwechsel zu bewegen: Du gehst in Deiner Argumentation davon aus, dass die wesentlichen Eigenschaften und Verhaltensweisen der Menschen durch die gesellschaftlichen Bedingungen verursacht werden - das ist eine grundsätzliche Denkweise, Dein Paradigma. Mein Paradigma ist, dass die grundlegenden Eigenschaften und Verhaltensweisen des Menschen weitgehend genetisch bedingt sind und durch viele Millionen Jahre Evolutions entstanden sind, also zu einem guten Teil noch von seinen eindeutig tierischen Vorfahren stammen.
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Beitrag von fehlgeleitet »

Wolf Drache hat geschrieben: 9. Jan 2023 16:56
fehlgeleitet hat geschrieben: 9. Jan 2023 12:39 Kuhn war doch der mit dem Paradigmenwechsel? Kannst du kurz darstellen, was damit gemeint sein soll, wenn du schon dieses Buch empfiehlst?
Ja, genau das.
Ein Paradigmenwechsel ist eine Änderung in der grundsätzlichen Denkweise, auf die alle bisherige Erkenntnis in dem betreffenden Gebiet aufbaut.
Das beliebteste Beispiel dafür ist Galileo Galilei. Er hat die damals vorherrschende Grundannahme in Frage gestellt, dass die Erde das Zentrum des Kosmos sei.
Er ersetzte dieses Paradigma durch die grundsätzliche Denkweise, dass sich die Erde und alle Planeten um die Sonne drehen. Das führte zum einen dazu, dass sich die bisher bekannten Fakten über die Planetenbewegungen wesentlich besser erklären ließen, und zum anderen zu jeder Menge neue Erkenntnis.
Auch ich habe versucht, Dich zu einem Paradigmenwechsel zu bewegen: Du gehst in Deiner Argumentation davon aus, dass die wesentlichen Eigenschaften und Verhaltensweisen der Menschen durch die gesellschaftlichen Bedingungen verursacht werden - das ist eine grundsätzliche Denkweise, Dein Paradigma. Mein Paradigma ist, dass die grundlegenden Eigenschaften und Verhaltensweisen des Menschen weitgehend genetisch bedingt sind und durch viele Millionen Jahre Evolutions entstanden sind, also zu einem guten Teil noch von seinen eindeutig tierischen Vorfahren stammen.
Hegel meinte, dass jede Denkweise nur Irrtümer produziert, weil eine Denkweise nichts anderes ist als ein Vorurteil ^^. Wissenschaft verzichtet gerade auf Denkweisen bzw. Methoden, außer die falsche Wissenschaft an den Universitäten (der ganze Geistes- und Gesellschaftswissenschaftliche Bereich). Klar gibt es Methoden die ich anwenden kann um einen Versuch zu machen, aber um Wissenschaft zu betreiben, also um aus meinem Versuch Schlussfolgerungen zu ziehen die von wissenschaftlichem Wert sind, muss ich mich schon auf den Untersuchungsgegenstand einlasen, nicht auf ein Schema was ich mir unabhängig vom konkreten Untersuchungsgegenstand zurecht gelegt habe.

Wenn du das was ich sage als eine Denkweise empfindest, dann habe ich wohl schlecht argumentiert.
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Re: Disruptive Science

Beitrag von Wolf Drache »

fehlgeleitet hat geschrieben: 9. Jan 2023 18:19 Wenn du das was ich sage als eine Denkweise empfindest, dann habe ich wohl schlecht argumentiert.
Nein, Deine Argumentation passt schon.
Du übersiehst nur, dass selbst diese Denkweise nach Hegel ein Paradigma ist, das nicht notwendigerweise zutrifft.
Das ist eben das Spannende daran: Jedes Denken, ohne Ausnahme, geht von Annahmen aus. Muss es zwangsläufig, denn sonst hat es keinerlei Ansatzpunkt. Dementsprechend basiert jedes Denken - ohne Ausnahme - auf mindestens einem Paradigma. Dieses Paradigma ist zum Erkenntnisgewinn zwingend notwendig. Dieses Paradigma beschränkt den Raum möglicher Erkenntnis aber auch auf das, was innerhalb des Paradigmas denkbar ist.

Nehmen wir als Beispiel das Sehens: Was ich sehe entspricht der Realität, und jeder der nicht blind oder sehbehindert ist, sieht das selbe wie ich. Das ist das, wovon man im normalen Leben ausgeht. Das trifft aber nicht zwangsläufig zu. Es ist nur ein Paradigma, was ich setze, um im Leben zurechtzukommen, und in der Regel funktioniert das auch ganz gut und erlaubt viel Erkenntnis.
Mit diesem Paradigma ist es aber undenkbar, dass Bienen sich an Mustern von Blüten orientieren, die für mich gleichmäßig gefärbt aussehen. Die Erkenntnis über die Orientierung von Bienen ist also durch dieses Paradigma begrenzt. Erst wenn man das loslässt und die Möglichkeit zulässt, dass Bienen anders sehen, weil sie andere Wellenlängen des Lichts wahrnehmen, kann man mehr Erkenntnis gewinnen.

Die Aussage von Hegel, die Du zitierst, setzt als Paradigma, dass es möglich ist, sich ohne jegliches Vorurteil auf einen Gegenstand einzulassen. Ist das zweifelsfrei wahr? Kannst Du das beweisen, ohne auf irgendwelche Vorurteile zurückzugreifen?

Zurück zum Thema des Forums: Wir setzen alle als Paradigma, dass zumindest die Möglichkeit besteht, dass es Dämonen gibt. Ansonsten würde das Forum wohl kaum Dämonenforum heißen. Dem steht das Paradigma der modernen Psychologie gegenüber, die Dämonen für Projektionen der menschlichen Psyche hält, die nicht real sind, sondern Folge einer psychischen Erkrankung. Solange ein Psychologe in seinem gelernten Paradigma festhängt, kann er keinerlei Erkenntnis über Dämonen gewinnen, denn es gibt sie nicht.
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Re: Disruptive Science

Beitrag von fehlgeleitet »

Ich hatte mehrmals angesetzt zu antworten, bin aber in den letzten Tagen nicht dazu gekommen.
Wolf Drache hat geschrieben: 10. Jan 2023 08:31
fehlgeleitet hat geschrieben: 9. Jan 2023 18:19 Wenn du das was ich sage als eine Denkweise empfindest, dann habe ich wohl schlecht argumentiert.
Nein, Deine Argumentation passt schon.
Du übersiehst nur, dass selbst diese Denkweise nach Hegel ein Paradigma ist, das nicht notwendigerweise zutrifft.
Eben nicht. Die Behauptung ist, dass Denkweisen aller Art nur Vorurteile sind, also gerade kein Denken in dem Sinne, wie es zum Beispiel richtige Wissenschaft tut. Menschen die mit Vorurteilen im Kopf rumlaufen sehen in der Welt immer nur Bestätigungen ihres Vorurteils und nehmen die Welt nie für das was sie ist.
Wolf Drache hat geschrieben: 10. Jan 2023 08:31 Das ist eben das Spannende daran: Jedes Denken, ohne Ausnahme, geht von Annahmen aus. Muss es zwangsläufig, denn sonst hat es keinerlei Ansatzpunkt. Dementsprechend basiert jedes Denken - ohne Ausnahme - auf mindestens einem Paradigma. Dieses Paradigma ist zum Erkenntnisgewinn zwingend notwendig. Dieses Paradigma beschränkt den Raum möglicher Erkenntnis aber auch auf das, was innerhalb des Paradigmas denkbar ist.
Und auf welchem Paradigma basiert dann die Behauptung "Jedes Denken basiert auf einem Paradigma"? Der Widerspruch in deiner Behauptung ist, dass die Behauptung "jedes Denken basiere auf einem Paradigma" eben für alles Denken gelten will, also selbst kein Paradigma sein möchte. Also für deine Behauptung über das Denken soll eine Ausnahme gelten. Denn wenn die Behauptung selbst nur auf einem Paradigma basiert, dann sagt sie überhaupt nichts über anderes Denken aus, dass dieses Paradigma nicht teilt.
Wolf Drache hat geschrieben: 10. Jan 2023 08:31 Nehmen wir als Beispiel das Sehens: Was ich sehe entspricht der Realität, und jeder der nicht blind oder sehbehindert ist, sieht das selbe wie ich. Das ist das, wovon man im normalen Leben ausgeht. Das trifft aber nicht zwangsläufig zu. Es ist nur ein Paradigma, was ich setze, um im Leben zurechtzukommen, und in der Regel funktioniert das auch ganz gut und erlaubt viel Erkenntnis.
Mit diesem Paradigma ist es aber undenkbar, dass Bienen sich an Mustern von Blüten orientieren, die für mich gleichmäßig gefärbt aussehen. Die Erkenntnis über die Orientierung von Bienen ist also durch dieses Paradigma begrenzt. Erst wenn man das loslässt und die Möglichkeit zulässt, dass Bienen anders sehen, weil sie andere Wellenlängen des Lichts wahrnehmen, kann man mehr Erkenntnis gewinnen.
Du verwechselst hier materielle Vorraussetzungen und logische Vorraussetzungen. Ein Blinder wird auch dann nicht sehen können, wenn er eine andere logische Vorraussetzung wählt. Er kann hingegen zu anderen Ergebnissen im Denken kommen, wenn er andere logische Vorraussetzungen wählt. Frag bei Gelegenheit Herrn T. mal zu diesem Thema.

In der Mathematik zb gibt es sowas wie logische Vorraussetzung, die für einen mathematischen Satz gelten, damit dieser richtig ist. Für eine Beobachtung gibt es die materielle Vorraussetzung, dass ich sehen kann. Ein Fehler wäre es allerdings, nach logischen Vorraussetzungen der Erkenntnissvermögens zu Fragen, sie weiter unten.
Wolf Drache hat geschrieben: 10. Jan 2023 08:31 Die Aussage von Hegel, die Du zitierst, setzt als Paradigma, dass es möglich ist, sich ohne jegliches Vorurteil auf einen Gegenstand einzulassen. Ist das zweifelsfrei wahr? Kannst Du das beweisen, ohne auf irgendwelche Vorurteile zurückzugreifen?
Wissenschaft ist doch nur dann objektiv, wenn ich vorher nichts unterschreiben muss, um eine Erkenntniss einzusehen. Dein Fehler ist symptomatisch für die falsche Wissenschaft und basiert auf dem Fehler Kants, der zuerst nach den Bedingungen der Erkenntniss fragte um dann die Bedingtheit der Erkenntniss aus seiner eigenen Frage zu folgern. Das hat Hegel kritisiert mit der Feststellung, dass er ja von seinem Erkenntnissvermögen gebrauch macht, um sein Erkenntnissvermögen zu untersuchen. Er ist also wie jemand, der schwimmen lernen will ohne nass zu werden. Die falsche Wissenschaft hat aber bis heute nicht Hegels Kritik zu Kenntniss genommen, sondern treibt Kants Fehler in immer absurdere Varianten. Es gibt offensichtlich in diesem Wissenschaftsbetrieb mehr Interesse an den Fehlern als an den Wahrheiten.
Wolf Drache hat geschrieben: 10. Jan 2023 08:31 Zurück zum Thema des Forums: Wir setzen alle als Paradigma, dass zumindest die Möglichkeit besteht, dass es Dämonen gibt. Ansonsten würde das Forum wohl kaum Dämonenforum heißen. Dem steht das Paradigma der modernen Psychologie gegenüber, die Dämonen für Projektionen der menschlichen Psyche hält, die nicht real sind, sondern Folge einer psychischen Erkrankung. Solange ein Psychologe in seinem gelernten Paradigma festhängt, kann er keinerlei Erkenntnis über Dämonen gewinnen, denn es gibt sie nicht.
Aber das ist doch nur eine Spielerei. Ich nehme im richtigen Leben jedenfalls nicht an, dass es Dämonen gibt.
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Re: Disruptive Science

Beitrag von fehlgeleitet »

Mr T hat sich auch mal wieder geäußert
Mr T hat geschrieben:
WD hat geschrieben:Du übersiehst nur, dass selbst diese Denkweise nach Hegel ein Paradigma ist, das nicht notwendigerweise zutrifft.
Hä? Nach Hegel ist alles Gedachte als ein Moment des Absoluten notwendig.
Mr T hat geschrieben:
WD hat geschrieben:Jedes Denken, ohne Ausnahme, geht von Annahmen aus. Muss es zwangsläufig, denn sonst hat es keinerlei Ansatzpunkt.
...Äääh, Hegel hält sein eigenes System für voraussetzungslos. Das kann man natürlich gerne bestreiten, aber dann kann man sich nicht in so einem Kontext auf Hegel berufen.
Ach so, warte. Er hatte sich gar nicht auf Hegel berufen, das warst du.
...Komische Diskussion. 🤔
Mr T hat geschrieben:
WD hat geschrieben:Die Aussage von Hegel, die Du zitierst, setzt als Paradigma, dass es möglich ist, sich ohne jegliches Vorurteil auf einen Gegenstand einzulassen.
Nein. Hegels System durchschreitet ja gerade alle möglichen "Vorurteile" bzw. Voraussetzungen - so lange, bis es eben nichts mehr gibt, was ihm noch als seine eigene Voraussetzung entzogen wäre. (Bzw. so jedenfalls die Idee, ob das tatsächlich so funktioniert, sei mal dahingestellt.)
Mr T hat geschrieben:
WD hat geschrieben:Zurück zum Thema des Forums: Wir setzen alle als Paradigma, dass zumindest die Möglichkeit besteht, dass es Dämonen gibt. Ansonsten würde das Forum wohl kaum Dämonenforum heißen. Dem steht das Paradigma der modernen Psychologie gegenüber, die Dämonen für Projektionen der menschlichen Psyche hält, die nicht real sind, sondern Folge einer psychischen Erkrankung. Solange ein Psychologe in seinem gelernten Paradigma festhängt, kann er keinerlei Erkenntnis über Dämonen gewinnen, denn es gibt sie nicht.
Als ob das die einzigen beiden möglichen "Paradigmen" wären. Ein Erkenntnisprozess, der sich noch nicht mal über die Existenz oder Nichtexistenz des eigenen Gegenstands verständigt, ist übrigens entweder als Erkenntnisprozess ein schlechter Witz oder gar kein genuiner Erkenntnisprozess, sondern religiöser Glaube oder sowas.
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Re: Disruptive Science

Beitrag von Wolf Drache »

fehlgeleitet hat geschrieben: 12. Jan 2023 09:54 Ich hatte mehrmals angesetzt zu antworten, bin aber in den letzten Tagen nicht dazu gekommen.
kein Problem.
fehlgeleitet hat geschrieben: 12. Jan 2023 09:54 Und auf welchem Paradigma basiert dann die Behauptung "Jedes Denken basiert auf einem Paradigma"? Der Widerspruch in deiner Behauptung ist, dass die Behauptung "jedes Denken basiere auf einem Paradigma" eben für alles Denken gelten will, also selbst kein Paradigma sein möchte.
Der behauptete Widerspruch existiert nicht. Selbstverständlich ist die Aussage, dass jedes Denken auf einem Paradigma basiert, selbst ein Paradigma.
Es gibt auch das alternative Paradigma, nämlich dass man auch ohne Voraussetzungen zu Erkenntnis kommen kann. Das verfolge ich aber nicht, denn ich halte es für nicht zielführend:
Jede Wahrnehmung dessen, was wir als Realität empfinden, ist abhängig von unseren Sinnesorganen und unseren technischen Instrumenten. Alleine schon unser Bild der Realität, über die wir diskutieren, hängt also von den technischen Voraussetzungen unserer Wahrnehmung bzw. unserer Technik ab. Diese technischen Voraussetzungen mitzudenken ist Voraussetzung dafür, die Realität richtig zu deuten und überhaupt Erkenntnis über die Realität zu gewinnen. Diese technischen Voraussetzungen haben auch die Strukturen unseres Gehirns in einem evolutionären Prozess an das Leben angepasst, dementsprechend fällt uns das Denken in bestimmten Rahmenbedingungen (z.B. dreidimensionale euklidische Geometrie) leichter als in anderen (z.B. fünfdimensionaler Raum oder nicht-euklidische Geometrie). Daher sind unsere Denkprozesse "parteiisch" in dem Sinne, dass wir Aussagen, die zu unseren evolutionär geprägten Denkprozessen passen, eher verstehen und für wahr halten als Aussagen, die diesem Rahmen widersprechen.
Mr T hat geschrieben:
Hegels System durchschreitet ja gerade alle möglichen "Vorurteile" bzw. Voraussetzungen - so lange, bis es eben nichts mehr gibt, was ihm noch als seine eigene Voraussetzung entzogen wäre.
Ja, richtig. Allerdings bedeutet das Lösen von den Vorurteilen bzw. Voraussetzungen leider auch das Lösen von der Realität.
Oder etwas verkürzt:
Erkenntnis, die tatsächlich komplett ohne Vorbedingungen gedacht ist, ist zwar nicht unbedingt falsch, aber irrelevant.

In den weitaus meisten Fällen basiert aber Denken, das angeblich ohne Vorbedingungen gedacht ist, sehr wohl auf Vorbedingungen, der Denkende ist sich nur dieser Vorbedingungen nicht bewusst. Oder er verschweigt sie, was gerade in der politischen Argumentation sehr gerne getan wird.
fehlgeleitet hat geschrieben: 12. Jan 2023 09:54 Wissenschaft ist doch nur dann objektiv, wenn ich vorher nichts unterschreiben muss, um eine Erkenntnis einzusehen.
Sehe ich anders: Wissenschaft ist nur dann objektiv, wenn sie alle Vorbedingungen darlegt, auf denen ihre Erkenntnisse beruhen, wenn sie also sozusagen das Kleingedruckte komplett veröffentlicht.
fehlgeleitet hat geschrieben: 12. Jan 2023 09:54 Die falsche Wissenschaft hat aber bis heute nicht Hegels Kritik zu Kenntnis genommen.
Zur Kenntnis genommen schon, aber verworfen, mit der oben geschilderten Begründung. In der Naturwissenschaft geht es nun einmal um Erkenntnis über die Realität.
"Ach, es ist der Fehler unserer Wissenschaft, dass sie alles zu erklären wünscht; und wenn es ihr nicht gelingt, dann sagt sie, es sei nichts daran zu erklären."
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Re: Disruptive Science

Beitrag von fehlgeleitet »

Wolf Drache hat geschrieben: 12. Jan 2023 14:03
fehlgeleitet hat geschrieben: 12. Jan 2023 09:54 Und auf welchem Paradigma basiert dann die Behauptung "Jedes Denken basiert auf einem Paradigma"? Der Widerspruch in deiner Behauptung ist, dass die Behauptung "jedes Denken basiere auf einem Paradigma" eben für alles Denken gelten will, also selbst kein Paradigma sein möchte.
Der behauptete Widerspruch existiert nicht. Selbstverständlich ist die Aussage, dass jedes Denken auf einem Paradigma basiert, selbst ein Paradigma.
Es gibt auch das alternative Paradigma, nämlich dass man auch ohne Voraussetzungen zu Erkenntnis kommen kann. Das verfolge ich aber nicht, denn ich halte es für nicht zielführend:
Jede Wahrnehmung dessen, was wir als Realität empfinden, ist abhängig von unseren Sinnesorganen und unseren technischen Instrumenten. Alleine schon unser Bild der Realität, über die wir diskutieren, hängt also von den technischen Voraussetzungen unserer Wahrnehmung bzw. unserer Technik ab. Diese technischen Voraussetzungen mitzudenken ist Voraussetzung dafür, die Realität richtig zu deuten und überhaupt Erkenntnis über die Realität zu gewinnen. Diese technischen Voraussetzungen haben auch die Strukturen unseres Gehirns in einem evolutionären Prozess an das Leben angepasst, dementsprechend fällt uns das Denken in bestimmten Rahmenbedingungen (z.B. dreidimensionale euklidische Geometrie) leichter als in anderen (z.B. fünfdimensionaler Raum oder nicht-euklidische Geometrie). Daher sind unsere Denkprozesse "parteiisch" in dem Sinne, dass wir Aussagen, die zu unseren evolutionär geprägten Denkprozessen passen, eher verstehen und für wahr halten als Aussagen, die diesem Rahmen widersprechen.
Deine Begründung ist wieder eine Variation des der Kantschen Fehler. Du redest von Rahmenbedingungen, die deine Erkenntniss einschränken. Warum kannst du dann aber diese Rahmenbedingungen genau erkennen, wenn deine Erkenntnissmöglichkeit angeblich durch sie eingeschränkt ist?

Du willst auf 2 Ufern gleichzeitig stehen. Auf dem einen kannst du deine Beschränkungen erkennen und auf dem anderen wird deine Erkenntniss genau durch das beschränkt, was du vom anderen Ufer aus sehen kannst.
Wolf Drache hat geschrieben: 12. Jan 2023 14:03
fehlgeleitet hat geschrieben: 12. Jan 2023 09:54 Wissenschaft ist doch nur dann objektiv, wenn ich vorher nichts unterschreiben muss, um eine Erkenntnis einzusehen.
Sehe ich anders: Wissenschaft ist nur dann objektiv, wenn sie alle Vorbedingungen darlegt, auf denen ihre Erkenntnisse beruhen, wenn sie also sozusagen das Kleingedruckte komplett veröffentlicht.
Wenn das Kleingedruckte Bedingungen enthält, dann okay. Wenn das kleingedruckte vorannahmen enthält, dann nein.
Wolf Drache hat geschrieben: 12. Jan 2023 14:03
fehlgeleitet hat geschrieben: 12. Jan 2023 09:54 Die falsche Wissenschaft hat aber bis heute nicht Hegels Kritik zu Kenntnis genommen.
Zur Kenntnis genommen schon, aber verworfen, mit der oben geschilderten Begründung. In der Naturwissenschaft geht es nun einmal um Erkenntnis über die Realität.
und erkenntniss über die Realität verträgt sich leider nicht mit Vorannahmen.
Wolf Drache
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Re: Disruptive Science

Beitrag von Wolf Drache »

fehlgeleitet hat geschrieben: 13. Jan 2023 00:47 Deine Begründung ist wieder eine Variation des der Kantschen Fehler. Du redest von Rahmenbedingungen, die deine Erkenntniss einschränken. Warum kannst du dann aber diese Rahmenbedingungen genau erkennen, wenn deine Erkenntnissmöglichkeit angeblich durch sie eingeschränkt ist?
Ob das ein Fehler isst oder nicht ist Ansichtssache
fehlgeleitet hat geschrieben: 13. Jan 2023 00:47 Du willst auf 2 Ufern gleichzeitig stehen. Auf dem einen kannst du deine Beschränkungen erkennen und auf dem anderen wird deine Erkenntniss genau durch das beschränkt, was du vom anderen Ufer aus sehen kannst.
Nein, will ich nicht. Ich bin mir nur dessen bewusst, dass es unter Umständen noch ein anderes Ufer gibt.
fehlgeleitet hat geschrieben: 13. Jan 2023 00:47 und erkenntniss über die Realität verträgt sich leider nicht mit Vorannahmen.
Wenn Du das so siehst wirst Du nie den Teil der Realität erkennen können die außerhalb Deiner Vorstellungskraft liegt.

Ich bin mir wenigstens dessen bewusst, dass meine Vorstellungskraft bzw. der Rahmen dessen, was ich (aktuell) denken kann, begrenzt ist. Du dagegen hältst mit Hegel daran fest, dass das, was ein Mensch denken kann, wenn er sich von allen (ihm bewussten) Vorannahmen gelöst hat, alles ist was überhaupt gedacht werden kann.
"Ach, es ist der Fehler unserer Wissenschaft, dass sie alles zu erklären wünscht; und wenn es ihr nicht gelingt, dann sagt sie, es sei nichts daran zu erklären."
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Re: Disruptive Science

Beitrag von fehlgeleitet »

Wolf Drache hat geschrieben: 13. Jan 2023 10:38
fehlgeleitet hat geschrieben: 13. Jan 2023 00:47 Deine Begründung ist wieder eine Variation des der Kantschen Fehler. Du redest von Rahmenbedingungen, die deine Erkenntniss einschränken. Warum kannst du dann aber diese Rahmenbedingungen genau erkennen, wenn deine Erkenntnissmöglichkeit angeblich durch sie eingeschränkt ist?
Ob das ein Fehler isst oder nicht ist Ansichtssache
Also meinst du mein Argument ist nicht zwingend? Vielleicht hilft ein Beispiel: "Ich weiß, dass ich Gedanken X nicht verstehen kann." Das ist eine widersprüchliche Aussage, weil dieses Wissen bereits den Gedanken X verstehen müsste um zu wissen, warum ich ihn nicht verstehen kann.

Das einzige was du also sagen kannst, ist das es irgendwo vielleicht einen Gedanken gibt, den du nicht verstehen kannst. Aber in dieser unbestimmtheit ist die Aussage wirklich keine großartige Erkenntniss.
Wolf Drache hat geschrieben: 13. Jan 2023 10:38
fehlgeleitet hat geschrieben: 13. Jan 2023 00:47 Du willst auf 2 Ufern gleichzeitig stehen. Auf dem einen kannst du deine Beschränkungen erkennen und auf dem anderen wird deine Erkenntniss genau durch das beschränkt, was du vom anderen Ufer aus sehen kannst.
Nein, will ich nicht. Ich bin mir nur dessen bewusst, dass es unter Umständen noch ein anderes Ufer gibt.
fehlgeleitet hat geschrieben: 13. Jan 2023 00:47 und erkenntniss über die Realität verträgt sich leider nicht mit Vorannahmen.
Wenn Du das so siehst wirst Du nie den Teil der Realität erkennen können die außerhalb Deiner Vorstellungskraft liegt.

Ich bin mir wenigstens dessen bewusst, dass meine Vorstellungskraft bzw. der Rahmen dessen, was ich (aktuell) denken kann, begrenzt ist. Du dagegen hältst mit Hegel daran fest, dass das, was ein Mensch denken kann, wenn er sich von allen (ihm bewussten) Vorannahmen gelöst hat, alles ist was überhaupt gedacht werden kann.
Ich will vor allen Dingen eine Sache sagen: Der Gedanke, dass du bestimmte Gedanken nicht denken kannst, hilft dir nicht bei irgendeiner Erkenntniss. Es ist also nichts, dessen man sich bewusst sein müsste.

Es ist eine akademische Attitüde, mit der man sich selbst vergewissert, dass man ein ganz großer Skeptiker ist und so einen sinnlosen Zweifel gegenüber jeder geistigen Leistung aufbaut.

Da kann man auch gleich in die Kirche gehen. Da wird gepredigt, wie eitel die menschliche Erkenntniss sind, und das die geistig armen seelig sind. Komisch, dass diese großen Skeptiker aus dem universitären Betrieb zu ähnlichen "Erkentnnissen" kommen.
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Re: Disruptive Science

Beitrag von Wolf Drache »

fehlgeleitet hat geschrieben: 13. Jan 2023 11:26
Wolf Drache hat geschrieben: 13. Jan 2023 10:38
fehlgeleitet hat geschrieben: 13. Jan 2023 00:47 Deine Begründung ist wieder eine Variation des der Kantschen Fehler. Du redest von Rahmenbedingungen, die deine Erkenntniss einschränken. Warum kannst du dann aber diese Rahmenbedingungen genau erkennen, wenn deine Erkenntnissmöglichkeit angeblich durch sie eingeschränkt ist?
Ob das ein Fehler isst oder nicht ist Ansichtssache
Also meinst du mein Argument ist nicht zwingend? Vielleicht hilft ein Beispiel: "Ich weiß, dass ich Gedanken X nicht verstehen kann."
Ich sage nirgendwo, dass ich Gedanken X nicht verstehen KANN.
Ich sage an vielen Stellen, dass ich Gedanken X aktuell nicht verstehe. Dann untersuche ich, welche Vorbedingungen diesem Gedanken zugrunde liegen und unter welchen Bedingungen er nachweislich falsch ist.
In der Regel werde ich mir dann relativ schnell darüber klar, warum ich diesen Gedanken nicht verstehe - weil ich (bewusst oder unbewusst) irgendeine Vorbedingung setze, die sich mit dem Gedanken nicht verträgt. Das kann eine meiner Grundüberzeugungen sein, eigene Beobachtungen die ich gemacht habe, oder dass mein Verstand es einfach nicht auf die Kette bringt, sich z.B. einen Raum mit sieben zueinander orthogonalen Dimensionen vorzustellen.
Wenn ich mir dann für den Gedanken die Vorbedingungen anschaue, unter denen er zutriff bzw. nicht zutreffen kann, komme ich in vielen Fällen zu dem Schluss, dass ich den Gedanken zwar verstehe, aber für falsch halte, weil er auf (meiner Meinung nach) fehlerhaften Grundannahmen beruht. Dann versuche ich, meinem Gegenüber (also Dir in diesem Fall), zu verdeutlichen, was ich an seinem Gedanken bzw. den Grundvoraussetzungen dafür für falsch halte, und dann werden wir uns üblicherweise einig, dass wir uns uneinig sind und bleiben.
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Re: Disruptive Science

Beitrag von fehlgeleitet »

ja es gibt Gedanken die auf fehlerhaften Grundannahmen beruhen. Dann muss man diese fehlerhaften Grundannahmen in der Diskussion addressieren.

Aber das ist doch was ganz anderes als zu behaupten, dass dich dein Instinkt oder dein Unterbewusstes oder sonst irgendwelche Schranken am Erkennen prinzipiell hindern würden.
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Re: Disruptive Science

Beitrag von fehlgeleitet »

Okay, reden wir nochmal über Vorannahmen:

Also wenn Vorannahmen so klar sind, dass sie allgegenwärtig sind, dann sind sie nichts weiter als Beschreibungen von Erfahrungen, die jeder machen kann (mit den entsprechenden Messapperaturen).
Diese kann man dann am Beginn seiner Argumentation erwähnen, um daraus Schlussfolgerungen zu ziehen.

Nicht mehr wissenschaftlich wird es allerdings, wenn man Vorannahmen macht, die sich überhaupt nicht mehr auf die Wirklichkeit beziehen. Also Konjunktive zb. "Stellen wir uns vor, der Mond wäre aus grünen Käse, so könnte man ihn essen." Ist ein richtiger logischer Schluss, aber keine wissenschaftliche Aussage. Eine wissenschaftliche Aussage geht nur von Fakten aus oder zumindest Dingen, die wenigstens mit einer gewissen Berechtigung angenommen werden können.

Es ist kein Glasperlenspiel, wo man sich mit fiktiven Welten beschäftigt. Nur die Mathematik tut das und auch nur deswegen, weil ihr Gegenstand axiomatische Systeme sind, die bewusst von der wirklichen Welt abstrahieren.
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Re: Disruptive Science

Beitrag von Wolf Drache »

fehlgeleitet hat geschrieben: 14. Jan 2023 12:20 Okay, reden wir nochmal über Vorannahmen:

Also wenn Vorannahmen so klar sind, dass sie allgegenwärtig sind, dann sind sie nichts weiter als Beschreibungen von Erfahrungen, die jeder machen kann (mit den entsprechenden Messapperaturen).
Diese kann man dann am Beginn seiner Argumentation erwähnen, um daraus Schlussfolgerungen zu ziehen.

Nicht mehr wissenschaftlich wird es allerdings, wenn man Vorannahmen macht, die sich überhaupt nicht mehr auf die Wirklichkeit beziehen. Also Konjunktive zb. "Stellen wir uns vor, der Mond wäre aus grünen Käse, so könnte man ihn essen." Ist ein richtiger logischer Schluss, aber keine wissenschaftliche Aussage. Eine wissenschaftliche Aussage geht nur von Fakten aus oder zumindest Dingen, die wenigstens mit einer gewissen Berechtigung angenommen werden können.

Es ist kein Glasperlenspiel, wo man sich mit fiktiven Welten beschäftigt. Nur die Mathematik tut das und auch nur deswegen, weil ihr Gegenstand axiomatische Systeme sind, die bewusst von der wirklichen Welt abstrahieren.
Ja, es gibt drei Arten von Vorannahmen: Einmal die Hypothese, die man versucht, zu beweisen. Dabei triffst Du explizit eine Vorannahme, denkst deren Folgerungen konsequent durch, vergleichst sie mit den Dir vorliegenden Messungen, und stellst am Ende fest, dass es keinerlei logischen Fehlschluss oder Widerspruch zwischen den Messungen, dem vorhandenen Wissen und der Vorannahme gibt. Das ist der normale Weg, wissenschaftliche Erkenntnis zu gewinnen. Deswegen stehen unter mathematischen Beweisen die Wörter "qoud erat demonstrandum".

Dann die Vorannahmen, die einem Denkgebäude zugrundeliegen. Über die hat sich Hegel Gedanken gemacht und richtig erkannt, dass man mit solchen Vorannahmen möglichst sparsam umgehen sollte. Das gleiche sagt auch das Ockham'sche Rasiermesser: Von mehreren Theorien ist diejenige die richtige, die auf weniger unbekannten (Vorannahmen) beruht.
Vorannahmen wie z.B. dass der Mond aus grünem Käse sei, sind dadurch widerlegbar, dass sie entweder zu Widersprüchen führen oder sich als "überzählig" erweisen.
Hegel hat die Sparsamkeit bei den Vorannahmen auf sie Spitze getrieben und behauptet, dass wahre Erkenntnis nur dann entsteht, wenn man gar keine Vorannahmen macht. Wie ich dazu stehe, habe ich schon erläutert.

Und dann gibt es die impliziten Vorannahmen, die keiner ehrlich benennt, die aber alleine dadurch zustande kommen, dass wir die Welt nur durch unsere Sinne gefiltert wahrnehmen können und dass auch unser Denken von unserem biologischen Sein geprägt ist.

Wie Du richtig sagst: Wissenschaft geht von Fakten aus oder zumindest Dingen, die wenigstens mit einer gewissen Berechtigung angenommen werden können. Damit hast Du selbst erkannt, dass völlig ohne "Dinge die wenigstens mit einer gewissen Berechtigung angenommen werden können" keine ernsthafte Wissenschaft möglich ist.
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Re: Disruptive Science

Beitrag von fehlgeleitet »

Wolf Drache hat geschrieben: 14. Jan 2023 13:59
fehlgeleitet hat geschrieben: 14. Jan 2023 12:20 Okay, reden wir nochmal über Vorannahmen:

Also wenn Vorannahmen so klar sind, dass sie allgegenwärtig sind, dann sind sie nichts weiter als Beschreibungen von Erfahrungen, die jeder machen kann (mit den entsprechenden Messapperaturen).
Diese kann man dann am Beginn seiner Argumentation erwähnen, um daraus Schlussfolgerungen zu ziehen.

Nicht mehr wissenschaftlich wird es allerdings, wenn man Vorannahmen macht, die sich überhaupt nicht mehr auf die Wirklichkeit beziehen. Also Konjunktive zb. "Stellen wir uns vor, der Mond wäre aus grünen Käse, so könnte man ihn essen." Ist ein richtiger logischer Schluss, aber keine wissenschaftliche Aussage. Eine wissenschaftliche Aussage geht nur von Fakten aus oder zumindest Dingen, die wenigstens mit einer gewissen Berechtigung angenommen werden können.

Es ist kein Glasperlenspiel, wo man sich mit fiktiven Welten beschäftigt. Nur die Mathematik tut das und auch nur deswegen, weil ihr Gegenstand axiomatische Systeme sind, die bewusst von der wirklichen Welt abstrahieren.
Ja, es gibt drei Arten von Vorannahmen: Einmal die Hypothese, die man versucht, zu beweisen. Dabei triffst Du explizit eine Vorannahme, denkst deren Folgerungen konsequent durch, vergleichst sie mit den Dir vorliegenden Messungen, und stellst am Ende fest, dass es keinerlei logischen Fehlschluss oder Widerspruch zwischen den Messungen, dem vorhandenen Wissen und der Vorannahme gibt. Das ist der normale Weg, wissenschaftliche Erkenntnis zu gewinnen. Deswegen stehen unter mathematischen Beweisen die Wörter "qoud erat demonstrandum".
Ein Messergebniss ist nochmal etwas anderes als ein mathematischer Beweis.

Ein Messergebniss kann in einem Widerspruch zu seiner Annahme stehen. Es beweist aber streng genommen erstmal nichts, wenn es die Annahmen bestätigt. Die ganze bürgerliche Ökonomie beruft sich auf lauter Statistiken und mathematische Gebäude, die aber eine pure Rechtfertigung für all die falschen Vorannahmen sind und keine Beweise.

Ein mathematischer Beweis zeigt, dass aus den gewählten Annahmen ein Schluss folgt. Es sagt nichts über die Annahme aus.

Also würde ich dir widersprechen, Wissenschaft zeichnet sich nicht dadurch aus, dass man zu seinen Behauptungen auch irgendwelche Messergebnisse präsentieren kann. Die Messergebnisse stehen entweder am Anfang der Forschung, oder dienen zur Validierung der Forschung, sind aber nicht die Forschung selbst.

Wissenschaft soll die Messergebnisse erklären. Also warum ist es so, dass Dinge zu Boden fallen? Antwort: Das macht die Erdgravitation.
Wolf Drache hat geschrieben: 14. Jan 2023 13:59 Dann die Vorannahmen, die einem Denkgebäude zugrundeliegen. Über die hat sich Hegel Gedanken gemacht und richtig erkannt, dass man mit solchen Vorannahmen möglichst sparsam umgehen sollte. Das gleiche sagt auch das Ockham'sche Rasiermesser: Von mehreren Theorien ist diejenige die richtige, die auf weniger unbekannten (Vorannahmen) beruht.
Vorannahmen wie z.B. dass der Mond aus grünem Käse sei, sind dadurch widerlegbar, dass sie entweder zu Widersprüchen führen oder sich als "überzählig" erweisen.
Hegel hat die Sparsamkeit bei den Vorannahmen auf sie Spitze getrieben und behauptet, dass wahre Erkenntnis nur dann entsteht, wenn man gar keine Vorannahmen macht. Wie ich dazu stehe, habe ich schon erläutert.
Okay, ich kenne mich leider mit Hegel nicht so gut aus, dass ich dir bis ins letzte Detail seine Position erklären kann. Gleiches gilt für Okhams Rasiermesser. Deswegen möchte ich lieber sagen, was ich von diesen Denkgebäude halte.

Solche Denkgebäude bzw. Modelle sind erstmal kein Wünschenswerter Zustand in der Wissenschaft, denn Modelle machen ja nur da Sinn, wo wir Dinge nicht vollständig wissen. Wissenschaftler entwerfen Modelle vom Klimawandel, die mögliche Szenarien abbilden. Diese mögen Eintreten oder nicht. Selbst wenn alle Vorannahmen zutreffen können diese Modelle doch falsch sein, weil wichtige Annahmen vergessen wurden oder weil die komplexität des Systems dafür sorgt, dass es sich zufälligerweise anders entwickelt. Oder es gibt Modelle von extremen pyhsikalischen Zuständen, über die es abweichende Meinungen unter den Physikern gibt, wie zb was vor dem Urknall war und ob diese Frage überhaupt Sinn macht.

Überall wo mit Denkgebäuden bzw. Modellen gearbeitet wird, ist das also nur eine Krücke, weil das Wissen nicht vollständig da ist, um exakte Aussagen zu machen.

Solche Modelle finden wir im Grunde nur bei der angewandten Wissenschaft oder in der theoretischen Naturwissenschaft die sich dem Bereich der Natur widmet, der der Beobachtung nicht zugänglich ist. Soetwas betreibe ich aber hier nicht oder wenigstens nicht hauptsächlich- ich möchte die beobachtbare Gesellschaft erklären und zwar im hier und jetzt. Das ist etwas anderes als mögliche Szenarien für die Zukunft zu entwickeln.
Wolf Drache hat geschrieben: 14. Jan 2023 13:59 Und dann gibt es die impliziten Vorannahmen, die keiner ehrlich benennt, die aber alleine dadurch zustande kommen, dass wir die Welt nur durch unsere Sinne gefiltert wahrnehmen können und dass auch unser Denken von unserem biologischen Sein geprägt ist.
Wie ich schon weiter oben sagte habe ich nicht den Eindruck, dass daraus etwas folgt, was bedenkenswert wäre.
Wolf Drache hat geschrieben: 14. Jan 2023 13:59Wie Du richtig sagst: Wissenschaft geht von Fakten aus oder zumindest Dingen, die wenigstens mit einer gewissen Berechtigung angenommen werden können. Damit hast Du selbst erkannt, dass völlig ohne "Dinge die wenigstens mit einer gewissen Berechtigung angenommen werden können" keine ernsthafte Wissenschaft möglich ist.
Genau. Ich will also von der Diskussion über Vorannahmen weg, die nicht einsichtig sind. Wie zb der Behauptung, dass das Wesen des Menschen für den Kapitalismus verantwortlich sei und der gleichen.