Roman "Chronoport" Leseprobe

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Tyger
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Roman "Chronoport" Leseprobe

Beitrag von Tyger »

Ich erlaube mir mal wieder etwas Eigenwerbung für meinen Roman "Chronoport", einen Science-Fiction-Roman mit Tiermenschen, Robotern, Dinosauriern und Piraten, Unsterblichen, einem Geist sowie einem Schuss Dieselpunk und Zeitreiseverwirrungen. Und natürlich noch mehr.
Hier der Link zum Buch: https://shop.edition-sx.de/chronoport/

Und hier die Leseprobe:

Runa fuhr der besseren Sicht wegen vorwiegend auf den Hügelketten entlang statt in den Senken, und ging allmählich zu schnellerer Fahrt über.
Resso bemerkte: „Das ist eine sehr schöne Gegend; sie sieht aus wie von einem Künstler geschaffen.“
Es stimmte; das in strahlendem Sonnenschein liegende Hügelland mit seinen locker verteilten knorrigen alten Bäumen und den gelegentlichen Felsen aus vielfarbigem Gestein sah ausgesprochen malerisch aus. Neben einem der Bäume war eine Gruppe von drei braunen Pferden versammelt, von denen eins Früchte von dem Baum fraß.
„Vielleicht wurde die Landschaft tatsächlich von einem Künstler gestaltet“, überlegte Runa. „Oder sie gestaltet sich selbst nach Gesichtspunkten der Schönheit. Vielleicht ist die Landschaft selbst der Künstler.“
Iragor nickte zustimmend und meinte: „Wenn wir sie fragen würden, bekämen wir nur leider keine brauchbare Antwort. Etwas weiter nach links übrigens, Runa, in zehn Kilometern müssten wir da sein.“
Jiyun fragte sich, wie er darauf kam und befragte ihr Armband, doch das hatte noch immer keine Veos-Ortung. Sie lehnte sich im Sitz zurück und musste zugeben, dass die vorüberziehende Landschaft selbst ihren nicht allzu ausgeprägten Sinn für Künstlerisches durchaus ansprach.

*

Von der Kuppe einer Anhöhe öffnete sich vor ihnen der Ausblick in eine Talsenke, der etwas völlig anderes zeigte als die umgebende malerische Landschaft.
„Eine Stadt!“ rief Runa überrascht aus.
Als sie den Hang hinab und zwischen den Gebäuden hindurch fuhr, wurde jedoch ihr Irrtum klar. Bei den Bauten, von denen einige mehr als 20 Meter hoch waren, handelte es sich keineswegs um Häuser, sondern Obelisken, Stelen, Pyramiden und geometrische Formen verschiedenster Art. Sie alle hatten weder Fenster noch Türen und manche von ihnen waren auch zu schmal, um als Haus dienen zu können; all diese Formen schienen massiv zu sein und aus poliertem Stein in gedeckten Farben zu bestehen, in verschiedenen Grautönen, Blaugrau, Ziegelrot und Ocker.
Iragor streckte die Hand aus: „Da vorn, wir sind fast da!“
Drei geschlossene Torbögen kamen in Sicht, die Jiyun als Zeitportale erkannte. Sie bildeten die Ecken eines gleichseitigen Dreiecks von etwa fünfzig Metern Kantenlänge. Runa hielt den Wagen in der Mitte des Dreiecks an und sie stiegen aus.
„Das ist der erste Chronoport im Freien, den ich sehe“, erklärte Iragor. „Ich frage mich, wie das geht, so mit Wind und Wetter.“
„Wenn es hier wirklich mal regnet, ist der Regen wahrscheinlich so freundlich, einen Bogen darum zu machen“, meinte Resso. „Und der Wind auch.“
Runa sah Iragor an und fragte: „Wie hast du das gemacht, wie konntest du so sicher wissen, dass hier der Chronoport ist?“
Er machte eine Geste der Ratlosigkeit. „Ich spüre es einfach, aber ich habe keine Ahnung, wie und wieso.“
Jiyun betrachtete seine geschwungenen und mit den Spitzen nach vorn weisenden Hörner, die sie so faszinierten. Sie hatte eine Idee.
„Vielleicht sind deine Hörner ja nicht nur fürs gute Aussehen da“, sagte sie und wandte sich an Runa: „In der Krankenstation der John Titor können wir uns doch Bilder von unserem Inneren anschauen, nicht wahr?“
„Ja“, bestätigte Runa. „Eigentlich ist es naheliegend, dass die Hörner nicht nur Kosmetik sind; deshalb hat jene fremde Krankenstation sich auch geweigert, etwas dagegen zu tun. Gratulation dazu, Iragor!“
Iragor machte ein verblüfftes Gesicht; ihm selbst schien dieser Gedanke noch nicht gekommen zu sein.
Resso fragte: „Na dann, bleiben wir zusammen oder erkunden wir die Umgebung?“
„Ich denke, hier haben wir nichts zu befürchten“, antwortete Runa. „Also teilen wir uns auf und sehen uns um.“
Jiyun ging zu einem der drei Portale und sprach es an: „Hey, hörst du mich?“
Als es nicht antwortete, wiederholte sie: „Hallo Portal, verstehst du mich?“
Eine diffuse Antwort kam vielstimmig von unten, vom Boden unter ihren Füßen: „Es kann nicht reden, versteht nicht.“
„Wieso, ich dachte, hier kann alles reden?“
„Ist fremd, nicht von hier, nur Dinge dieser Welt sind Geist und Sprache.“
Iragor umrundete das Portal und meinte: „Das hat immerhin eine gewisse Logik.“
Von einem anderen Portal, das Resso untersuchte, ertönte plötzlich ein Geräusch, das so klang, als würde es aktiviert. Jiyun fuhr herum und sah, wie das Portal aufleuchtete und jemand heraustrat. Resso war es, noch ein Resso, der aufgeregt etwas redete, das nicht zu verstehen war aus 50 Metern Entfernung. Und noch ein Resso trat aus dem Portal, der ebenso aufgeregt auf den eigentlichen Resso einredete – oder den zweiten? Während die drei gestikulierend umeinander liefen und miteinander zu streiten schienen, hatte Jiyun in Sekundenschnelle den Überblick verloren.
Eilig liefen sie und Iragor zu den drei Streithähnen hin, Runa vom dritten Portal her ebenfalls.
Schließlich waren Satzfetzen zu verstehen:
„… seit dem fünften von uns … wie oft willst du noch …“
„Das führt ins Chaos, du musst mit uns …“
„Auf keinen Fall kannst du, kann ich …“
„… wieder zusammenführen!“
Einer der Ressos drückte einem anderen etwas an den Hals, worauf dieser zusammensackte. Die anderen beiden packten ihn und zerrten ihn zum Portal, während er noch mit schwerer Zunge herausbrachte: „Aber einer muss die Portale an beiden Enden gleichzeitig aktivieren, deshalb …“
„Halt!“ schrie Runa und Jiyun versuchte es mit einem langen Sprung, doch sie prallte nur schmerzhaft gegen das Portal, das sich hinter den drei Ressos sofort geschlossen hatte, und ging zu Boden.
„Was um alles in der Welt war das?“ rief Runa.
„Ich tippe auf einen der Gründe, die gegen diesen offenen Zeitstrahl sprechen“, meinte Iragor, reichte Jiyun die Hand und fragte besorgt: „Bist du verletzt?“
„Ich bin in Ordnung“, beruhigte sie ihn. „Resso könnte sich auch im Schlaraffenland vervielfältigt haben“, überlegte Jiyun.
„Das war dort tabu!“
„Aber möglich“, sagte Runa. „Außerdem könnte es diese Möglichkeit technisch in vielen Welten geben, in denen sie nicht tabu ist.“
Iragor griff an sein Armband und meinte fragend: „Dann erkläre ich das mal dem Käptn, oder wollt ihr lieber?“
„Mach nur“, sagte Runa.
Iragor probierte eine Weile, dann sagte er: „Ich bekomme keine Verbindung.“
„Wir sind in einer Senke“, stellte Jiyun fest.
Runa sagte kopfschüttelnd: „Die Senke ist nicht tief und wir sind keine hundert Kilometer von der John Titor entfernt, da sollte das kein Hindernis sein. Das Armband sucht sich aus, was immer gerade geht, notfalls irgendwelche Kurzwellenfrequenzen.“
Ein sanfter Windstoß wehte durch die Senke und verkündete leise: „Wir mögen keine fernen Gespräche, die Welt mag es nicht und der Wind, das Reden aus der Ferne.“
Nach einem Moment der Überraschung merkte Jiyun an: „Ich beginne mich unwohl zu fühlen.“
„Wir müssen ja hier kein Picknick machen“, sagte Runa. „Ich schlage vor, wir sehen uns gründlich um und fahren dann zügig wieder ab.“
Sie teilten sich auf, gingen den Chronoport ab und zeichneten alles auf, dann sahen sie sich die Umgebung an. Jiyun fragte sich, ob die ganze umgebende Anlage zum Chronoport gehörte oder etwas anderes war. Ein Park vielleicht oder ein Gesamtkunstwerk, vielleicht auch eine technische Einrichtung? Der Boden bestand, so weit man sehen konnte, aus großen Steinplatten, die sehr genau aneinandergefugt waren, und dafür, dass das alles im Freien stand, sah es erstaunlich sauber und ordentlich aus.
Sie fragte einen großen rötlichen Quader, der fünf Meter hoch aufragte und aus poliertem Porphyr bestand: „Wieso gibt es in dieser Welt keine Menschen mehr?“
Der Quader antwortete langsam und mit einer Stimme, die wie ein tiefes Stöhnen war: „Menschen werden nicht gebraucht für die Welt und die Kunst und den Geist. Alle höheren Tiere werden nicht gebraucht und nur erschaffen oder hergebracht, wenn sie der Schönheit dienen und ins Bild gehören, ansonsten entfernt bei der Reinigung.“
„Wer bestimmt das und wer erschafft und entfernt?“
„Die Welt, der Geist, der Gedanke …“
Alarmiert unterbrach ihn Jiyun: „Moment mal, was bedeutet Reinigung; wann und wie geschieht die?“
Der Stein antwortete schleppend: „Reinigung geschieht gründlich und häufig, wenn etwas nicht her gehört, wenn Fremdkörper die Bilder stören, die Kunst restauriert werden muss, wenn Dinge schmutzig werden, die Bilder und die Szenerie …“
„Wie und wann?“ brüllte Jiyun und war versucht, den Steinblock mit ihrer Waffe zu bedrohen.
„Wie und wann immer nötig, wenn die Schönheit es verlangt, und du bist so laut und Lautstärke ist unschön; so soll es wieder ruhig werden und so sein wie es immer ist und wie es schön ist.“
Der Block verstummte und Jiyun spürte, wie ihr Herz zu rasen begann. Sie rannte zurück zum Wagen und brüllte den anderen beiden zu: „Wir müssen zurück zum Schiff! Schnell in den Wagen und weg hier!“
Runa und Iragor reagierten sofort und rannten ebenfalls zum Wagen.
„Was ist los?“ rief Iragor, während sie hinein sprangen und die Türen zu schlugen.
„Ich habe mich mit einem Stein unterhalten.“ Jiyun spielte die Aufzeichnung ab.
Iragor meinte unsicher: „Das könnte alles ganz harmlos sein.“
„Ja, könnte“, stimmte Runa zu. „Es klingt aber eher nach etwas sehr Tödlichem.“
Sie startete den Wagen so hastig, dass die Beschleunigung sie in die Sitze drückte, und jagte zwischen all den steinernen Formen den Hang hinauf. Bald hatten sie die Senke verlassen und rasten durch die Schönheit der malerischen Landschaft, eine gewaltige Staubfahne aufwirbelnd.
Iragor stellte fest: „Noch immer keine Verbindung zur John Titor.“
„Zum Glück brauchen wir keine Ortung“, sagte Runa angespannt. „Wir fahren einfach die gespeicherte Strecke zurück.“
Der Wagen schaukelte und sprang über Erhebungen, und Jiyun fand, dass Runa im Gegensatz zur Herfahrt jetzt allzu halsbrecherisch fuhr. Sie fragte sich, ob sie nicht vielleicht doch überreagierten; ringsum war weit und breit nichts Bedrohliches zu sehen.
„Fahr mal langsamer“, sagte Iragor und hob ein Fernglas an die Augen. „Das will ich mir ansehen.“
Sie waren bei den drei Pferden angelangt, von denen nur noch eins zu sehen war. Es lag am Boden und war nicht mehr vollständig.
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