Der unsterbliche Weihnachtskarpfen

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SheMoon
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Der unsterbliche Weihnachtskarpfen

Beitrag von SheMoon »

Für die Angler und Fischköche unter Euch wird mein gestriges Erlebnis kaum überraschend sein, aber für mich war es ein hartes Stück Arbeit, sowohl psychisch als auch physisch. :shock:

Ich selbst esse keinen Fisch, aber für meine Familie wird jedes Jahr zu Weihnachten ein fangfrischer Karpfen gekauft, den mein Vater zubereitet während meine Mutter und ich den Baum aufputzen.

Heuer lief es anders, da meine Eltern erst am 26. kommen können. Unser Sauerstoff Lieferant war so lieb uns gestern einen Karpfen zu bringen, der eine viertel Stunde davor noch im Becken der Fischhandlung schwamm.
Er legte mir den Fisch mit den Worten:"Ich glaube er zuckt noch ein wenig," in die Küche, praktisch eingewickelt in zwei Plastik Sackerln (Tüten für die deutschen Leser). Kaum lag der Fisch auf der Arbeitsfläche, begann er zu hüpfen wie ich es aus dem Fernsehen von frisch gefangenen Fischen kannte. Leichte Panik... ich holte schnell eine kleine Axt, ich kenne mich ja nicht aus wieviel so ein Fisch verträgt, wollte nur dass er nicht leiden muss, und gab sie unserem Sauerstoff Lieferanten der zum Glück nicht so empathisch ist wie ich.
Er stellte den wild zappelnden Fisch auf, und schlug ihm mit der stumpfen Seite der Axt, drei mal auf den Kopf.

Endlich war der Karpfen tot, und blieb reglos auf dem Schneidbrett liegen. Der Retter in der Not verabschiedete sich, und ich brauchte erst eine Pause.

Ich ließ den Fisch eine halbe Stunde liegen und meinem Mann erklären erst einmal wie man einen Fisch ausnimmt. Beim Poloch hinein mit dem Messer, bis zum Kopf schneiden, Innereien rausholen, Gallenblase nicht verletzen. Alles klar.

Ich ging in die Küche, schnappte mir ein scharfes Messer und testete sicherheitshalber ob der Karpfen nun wirklich tot war. Ich fuhr ihm ins Aug, piekste ihn mit dem Finger in den Bauch, hob ihn an... tot! Endlich!

Ich setzte das Messer im Poloch an (ja, vermutlich heißt das Kloake) und wollte es hinein schieben. Kaum war die Spitze dabei tiefer einzudringen, sprang der Karpfen hoch, wie eine Frau deren Macker während dem Sex abrutscht und volle Wucht in die andere Körperöffnung will.

Schock! Messer fallen gelassen, rein ins Wohnzimmer zu meinem Männe: "Schatz der Fisch lebt immer noch! Der zuckt nicht, der hüpft in der Küche rum!"

Mein Mann völlig tiefenentspannt:"Mausi, der lebt nicht mehr, das sind nur Muskelreflexe, schneid ihn auf."
Hmm, ok, also ich kenn das von Schlangen, hab als Kind stundenlang mit einer Äskulapnatter gespielt der meine Tante den Kopf abgehackt hatte, als sie ein Meisennest besuchen wollte. Ich kenn das von Hühnern, denen der Kopf abgehackt wird, also könnte ich das ohne weiteres auch bei einem Fisch akzeptieren, sofern ich sicher weiß dass er tot ist.
"Schatzi, bist du sicher dass er tot ist? Der hat den ur harten Schädel, vielleicht haben wir nicht fest genug zugeschlagen?"

Der Empath in mir wollte nur Eines hören... "Mausi, ich hab noch nie einen Fisch getötet, aber ich glaube schon dass er tot ist, schneid ihn auf."... Das war es nicht!

Also ging ich wieder in die Küche, schnappte mir die Axt, stellte den Fisch auf und schlug drei mal, so fest ich konnte auf den Kopf... keine Regung, endlich!

Ich verrate wohl nicht zu viel, dass der Karpfen sobald ich das Messer wieder ansetzte, kreuz und quer über die Arbeitsfläche sprang. Ich verdrängte meine Gedanken an einen möglicherweise lebenden Fisch, ebenso die empathischen Schmerzen in meinem Po und Bauch, und schnitt den hüpfenden, schlüpfrigen Fisch mit zusammen gebissenen Zähnen auf.
Ich legte ihn in die Abwasch, und griff dem immer noch hüpfenden Tier in den Bauch undlöste die Innereien vorsichtig ab, aber genau beim Kopf waren starke Sehnen, mit denen das Innenleben fixiert war. Ich versuchte mit dem Messer ran zu kommen. Keine Chance, entweder hätte ich mich durch die unkooperative Hüpferei in die Hand geschnitten, oder vielleicht die Gallenblase verletzt, vor der mich meine Männe so eindringlich gewarnt hatte.
In meiner Not nahm ich die Gärten Schere, und endlich waren die Inneren befreit!

Doch das was da zum Vorschein kam, war mir völlig fremd. Die Schwimmblasen erkannte ich noch, aber ich fand weder Herz, Leber, Galle oder sonst ein Organ das mir bekannt vorkam. Vorallem der grün - graue Sabber der überall auftauchte war mir suspekt. Wir entschieden uns die Innerein lieber im Wald zu entsorgen, meine Hunde hatten schließlich auch kein Interesse daran.

Ich atmete durch, in der Meinung nun das schlimmste hinter mir zu haben. Mein Männe erklärte mir dass man um den Karpfen zu entschuppen nur mit dem Messer vom Schwanz zum Kopf mit der leicht schräg gestellten Klinge entlang fahren muss.

Ich machte mich motiviert an die Aufgabe, nur wollten die Schuppen nicht machen was sie sollten. Erst tat sich garnix, und dann flogen die Schuppen quer durch die Küche, bis ins Vorzimmer. Nach ein paar Youtube Anleitungen, wählte ich die Methode, jede Schuppe einzel zu entfernen.... pff, wieder über eine Stunde Arbeit. Aber nun konnte ja wohl kaum noch etwas anstrengenderes kommen!

"Flossen abschneiden und dann den Karpen in Teile schneiden." tönte es aus dem Wohnzimmer. Easy! Messer geschnappt, Seitenflosse abgespreizt... aber da waren Knochen drin, mit dem Messer keine Chance. Küchenschere? Nein zu schwach. Ahh Geflügel Schere, damit konnte ich wenigstens die kleinen Flossen entfernen, aber die Rückenflosse war zu hart. Mir wars wurscht, ich wollte nur noch fertig werden nach 3 Stunden, also schnappte ich mir meine Astschere und entfernte die restlichen Flossen.

Den Schwanz hacke ich mit der Axt ab, den Kopf trennte ich mit Messer, Hacke und Astschere ab. Eine Stunde später war der Karpfen endlich zerteilt.

Eines weiß ich, nächstes Jahr muss das entweder wieder mein Vater machen, oder wir kaufen einen hergerichteten Fisch.

Schöne Feiertage!
LG
SheMoon :wolf:
Aus den schlechten Zeiten im Leben,
können wir mehr lernen als aus den Guten.


Weisheit der Sioux
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Ischade
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Re: Der unsterbliche Weihnachtskarpfen

Beitrag von Ischade »

Eine Zeit lang war ich immer nach Norwegen gefahren und da wir nicht ständig 20 km zum nächsten Dorf zum einkaufen laufen wollten, haben wir da auch geangelt. Eines meiner seltsamsten Erlebnisse hatte ich auf den Lofoten. Ich hatte einen recht großen Kabeljau an Land gezogen und Um das Tier effektiv und endgültig aus dem Leben scheiden zu lassen, kam er auf den Hackklotz und mit der Axt den Kopf ab. Dann hab ich in mit dem Messer ausgenommen. Und so kam er dann mit in die Hütte. Das war schon einige Male recht gut gegangen. An dem Tag, hab ich halt meinen kopflosen, ausgenommenen Fisch und will den wie immer etwas würzen, bevor ich ihn in Alufolie gewickelt in den Ofen stecke. Und wie ich gerade die Innenseite mit kräutersalz einreibe, beginnt das tote Vieh mit den Flossen zu wackeln. Natürlich eine Reaktion der Muskeln auf das Natrium im Salz. Aber so kurzzeitig wurde mir bei dem Zombifisch doch irgendwie anders….
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gabor
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Re: Der unsterbliche Weihnachtskarpfen

Beitrag von gabor »

:lol: Hah...da habt ihr aber noch keinen Aal erlebt.....der kriecht euch noch bei`m Braten aus der Pfanne... :lol:
Immer bereit!
Woher soll ich wissen, ob die Vergangenheit keine Fiktion ist, die nur erfunden wurde, um den Zwiespalt zwischen meinen augenblicklichen Sinneswahrnehmungen und meiner Geistesverfassung zu erklären?
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Re: Der unsterbliche Weihnachtskarpfen

Beitrag von Tyger »

SheMoon hat geschrieben: Doch das was da zum Vorschein kam, war mir völlig fremd. Die Schwimmblasen erkannte ich noch, aber ich fand weder Herz, Leber, Galle oder sonst ein Organ das mir bekannt vorkam. Vorallem der grün - graue Sabber der überall auftauchte war mir suspekt. Wir entschieden uns die Innerein lieber im Wald zu entsorgen, meine Hunde hatten schließlich auch kein Interesse daran.
Ich befürchte, Du hast von diesen seltsamen Eingeweiden kein Foto gemacht, oder? Das wäre auf jeden Fall interessant zu sehen - und wer weiß, was ein Eingeweideleser daraus alles deuten würde!
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Re: Der unsterbliche Weihnachtskarpfen

Beitrag von Azazel »

der arme Karpfen :shock:

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