Jakob am Jabbok

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Librivore
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Jakob am Jabbok

Beitrag von Librivore »

ALso gieng das Geschenck vor jm her / Aber er bleib die selbe nacht beim Heer. 23 Vnd stund auff in der nacht / vnd nam seine zwey Weiber / vnd die zwo Megde / vnd seine eilff Kinder / vnd zoch an den furt Jaboc / 24 nam sie vnd füret sie vber das Wasser / das hinüber kam was er hatte / 25 Vnd bleib allein. DA rangJm Ebreischen kompt ringen vom staub her / Als wenn Zween miteinander ringen / das der staub sich erhebt vnd dicke vmb sie wird. Vnd lautet so viel / Es steubet ein Man mit jm / das ist / Ein hefftiger Kampff war es / das sol niemand verstehen / denn die Erfarung. ein Man mit jm bis die morgenröte anbrach. (Hosea 12.4-5) 26 Vnd da er sahe / das er jn nicht vbermocht / rüret er das Gelenck seiner hüfft an / Vnd das gelenck seiner hüfft ward vber dem ringen mit jm / verrenckt. 27 Vnd er sprach / Las mich gehen / denn die morgenröte bricht an / Aber er antwortet / Jch las dich nicht / du segenest mich denn. (Matthäus 15.22-28) 28 Er sprach / Wie heissestu? Er antwortet / Jacob. 29 Er sprach / Du solt nicht mehr Jacob heissen / sondern JsraElJsrael kompt von Sara / das heisset kempffen oder vberweldigen / Da her auch Sar ein Fürst oder Herr / vnd Sara ein Fürstin oder Fraw heisst / vnd Jsrael ein Fürst oder Kempffer Gottes / das ist / der mit Gott ringet vnd angewinnet. Welchs geschicht durch den glauben der so fest an Gottes wort helt / bis er Gottes zorn vberwindet / vnd Gott zu eigen erlanget zum gnedigen Vater. / Denn du hast mit Gott vnd mit Menschen gekempfft / vnd bist obgelegen. (1. Mose 35.10) 30 VND Jacob fraget jn / vnd sprach / Sage doch / wie heissestu? Er aber sprach / Warumb fragestu / wie ich heisse? Vnd er segenete jn daselbs. (Richter 13.17-18) 31 Vnd Jacob hies die stet PnielPinel oder Pnuel / heisst Gottes angesicht oder erkentnis. Denn durch den glauben im streit des Creutzes lernet man Gott recht erkennen vnd erfaren / So hats denn keine Not mehr, so gehet die Sonne auff. / Denn ich habe Gott von angesicht gesehen / vnd meine Seele ist genesen. (2. Mose 33.20) 32 Vnd als er fur Pnuel vber kam / gieng jm die Sonne auff / Vnd er hincket an seiner Hüfft / 33 daher essen die kinder Jsrael keine spanader auff dem gelenck der hüfft / bis auff den heutigen tag / Darumb / das die spanader an dem gelenck der hüfft Jacob gerüret ward.
[Zitat: 1. Moses 32, 22-33, Luther 1545,entnommen hier]

Fragen zum Text:
1. Mit wem oder was ringt Jakob? Diskutieren Sie anhand von Textbelegen.
2. Was spricht gegen die christliche These, es handle sich um Gott?

Ergebenst,
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Anmerkung: Ich habe vielleicht schon einmal erwähnt, dass unter meinen Kollegen auch angehende Theologen sind. Ich kann nicht mehr genau sagen, wie wir auf das Thema kamen, doch wir kamen neulich auf "andere Entitäten" zu sprechen, als gerade wenig zu tun war. Ich war fasziniert, als er mich auf diese Bibelstelle verwies. Mir fallen mindestens drei Arten von "übernatürlichen", aber unchristlichen Geschöpfen ein, mit denen in dieser Geschichte gerungen worden sein könnte nach der Beschreibung. Doch wenn dem so ist, warum will dann eine der wichtigeren Figuren des alten Testaments von dieser Kreatur gesegnet werden?
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Tyger
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Re: Jakob am Jabbok

Beitrag von Tyger »

Das ist eine ausgesprochen seltsame Bibelstelle. Ich kann mir nicht vorstellen, dass in der ursprünglichen Story tatsächlich ein körperlicher Kampf Jakobs mit Gott gemeint sein könnte. Das ergibt vom ganzen biblischen Zusammenhang her keinen Sinn. Okay, Zusammenhang und Sinn in Bezug auf die Bibel , naja ... aber das ist einfach gar zu sehr daneben.
Vielleicht war nicht Gott JHWH gemeint, sondern ein anderer, 'heidnischer' Gott?
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Librivore
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Re: Jakob am Jabbok

Beitrag von Librivore »

Ja, genau wegen ihrer Seltsamkeit war ich sofort fasziniert.

Ich finde die Deutung, es sei ein Ringen mit dem biblischen Gott, auch sehr platt und unüberlegt. Denn wenn man diesen Gott betrachtet, wie sollte er dann nicht gegen Jakob (einen bloßen Menschen seiner Schöpfung) bestehen können? Immerhin schreibt man ihm Allmacht zu. Der Rettungswurf der strengen Christen ist übrigens, dass es ein Engel im Auftrag Gottes ist, der da die ganze Nacht unermüdlich sich mit einem Menschen kabbeln muss.
Aber: Warum sollte der Christengott oder einer seiner Engel den Sonnenaufgang fürchten?

Es gibt tatsächlich die Deutung, dass das Wesen eine heidnische Gottheit (also in gut-christlicher Diktion ein Dämon) ist. Ein Fluss-Dämon (bzw. eine ansässige Flussgottheit) etwa. Dafür spricht ja, dass das Wesen seinen Namen nicht verraten will. Nur in neuen Übersetzungen wird die Antwort so gegeben, dass sie "Gott" suggeriert: "Warum fragst du noch, wie ich heiße?" gegenüber Luthers schlichter "Warumb fragstu wie ich heisse?"-Verweigerung.

Allerdings bietet sich hier auch noch der Ansatz für einen schönen Vampir-Mythos:
Was schleicht nachts zu (schlafenden) Menschen, hat eine fatale Sonnenallergie, die es nötigt, sich bei Tage zu verstecken, und ist zudem ausdauernd genug, die ganze Nacht mit jemandem zu ringen?
Hier bleibt nur das Problem, dass die so typische übermenschliche Stärke der meisten Vampirmythen fehlt. Aber wer weiß? Vielleicht hat sein Gott Jakob beim Schummeln geholfen? *zwinker*

In jedem Falle stellt sich jedoch die Frage, warum der so glaubensstarke und von seinem Gott besonders erwählte Jakob sich von etwas segnen lässt, das ihn angreift, ihm einen Hüftschaden verpasst, das Licht fürchtet und nicht einmal seinen Namen verraten will?

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khezef
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Re: Jakob am Jabbok

Beitrag von khezef »

Mein Internet ist aktuell leider schlecht, ich würde mich dem gerne in den nächsten Tagen weiter im Detail und auch mit entsprechenden Textstellen widmen, hier also nur spontan, was mir dabei durch den Kopf schießt, speziell bei der Hüftstelle:

Wäre es nicht die Bibel, wäre ich sehr dazu geneigt, dieses als eine Textstelle mit einem eventuellen sehr sexuellem Unterton zu interpretieren. Was genau sich da Nachts zu ihm schleicht, darüber kann ich auch nur spekulieren. Es könnte eine Priesterin sein, ein Dämon, ein Geist (sofern man da einen Unterschied macht) oder was auch immer.
Der "Kampf" und die Hüftverrenkung an sich sind in dem Nachtkontext etwas zweideutig, wenn ich mir die Unterhaltung anschaue.

Aber hey, es ist die Bibel :lol:
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Tyger
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Re: Jakob am Jabbok

Beitrag von Tyger »

Wenn wirklich so etwas gemeint ist, dann würde in irgendeiner anderen Schrift wahrscheinlich im Klartext stehen, worum es geht statt es mit 'Hüfte' zu umschreiben.
nola-blair

Re: Jakob am Jabbok

Beitrag von nola-blair »

Oh das kenne ich noch gar nicht die version wo Jakob den Namen Israel erhält. Sehr interessant und
faszinierend *zwinker*.
Ich meine Jakob musste ja fliehen, weil er seinen Bruder Esau betrogen hat, wenn ich mich nicht irren sollte.
Meinen Sie weil Jakob wieder zurück kam, in dem Land aus dem er ins Exil geschickt wurde, um sich mit Esau auszusöhnen.
Ich meine kann es nicht so sein, das Jakob aus Angst den inneren kampf mit sich selber führte, und Gott nicht eher
loslassen wollte bevor dieser ihn nicht segnete.
Denn als er ins Exil ging, war ja zwischen beiden nichts ausgesprochen. Also war auch der Streit so lebendig wie vorher.
Und an dem Fluss wo dieser ja sein Lager aufschlug mit seinem Heer, hatte er ja zu der zeit immer noch die
Entscheidung gehe ich zurück ins Exil oder gehe ich den anderen weg, zu Esau.
Also wäre das dann nicht eher wie ein Innerer Kampf mit sich selbst anzusehn ? Sodas Jakob innerlich gereift ist,
und sich seiner Schwächen und Stärken bewußt geworden ist ?
Ich meine aus jeder Erfahrung die man im Leben macht, oder Lernschritt nenne ich das mal so, kann man ja
schon mal hinkend heraus herauskommen, oder?
kona
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Re: Jakob am Jabbok

Beitrag von kona »

http://weinreb-tonarchiv.de/Jakobs-Kampf-mit-dem-Engel

...in der (chassidischen) kabbalah heisst es, dass der engel jakob beim kampf ans hüftgelenk fasst um nachzuprüfen ob jakob kein engel sei - engel hätten keine hüftgelenke, weil sie in der gegenwart gottes stehen, menschen dagegen schon, weil sie in der gegenwart gottes sitzen dürfen...
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gabor
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Re: Jakob am Jabbok

Beitrag von gabor »

Hey,ich kenn Kirchen, da wird gekniet.
Geht zwar mit gebrochener Hüfte,aber nicht ganz ohne...
Und wer legt eigentlich fest, was Mensch "darf" ?
In Kirchen , und auf Friedhöfen nehm ich den Hut ab, aber aus Respekt, nicht weil ich keinen tragen "darf".
Den Imperativ find ich schon sinnvoll,in gewissen Lebenslagen.....in Glaubensfragen....eher nicht.Das führt zwangsläufig zu Leid , und Zerstörung.
Immer bereit!
Woher soll ich wissen, ob die Vergangenheit keine Fiktion ist, die nur erfunden wurde, um den Zwiespalt zwischen meinen augenblicklichen Sinneswahrnehmungen und meiner Geistesverfassung zu erklären?
nola-blair

Re: Jakob am Jabbok

Beitrag von nola-blair »

kona hat geschrieben:
dass der engel jakob beim kampf ans hüftgelenk fasst um nachzuprüfen ob jakob kein engel sei
wenn Gott einen Engel geschickt hätte um Jakob bei den besagten Kampf an der Hüfte packte um zu überprüfen ob dieser ein Engel ist. Dann
frage ich mich warum dieser das machen sollte, denn dieser wüßte es doch im vorraus. Da bräuchte er nichts nachzuprüfen.
Denn es heißt ja im 1.Mose 28:15 so, als jakob 20 Jahre zuvor ein Traum hatte, wo eben Gott zu ihm sprach:
"Und siehe, ich bin mit dir und will dich behüten, wo du hin ziehst, und will dich wieder herbringen in dies Land. Denn ich will dich nicht lassen, bis daß ich tue alles, was ich dir geredet habe".
Warum also sollte da ein Engel kommen mit ihm kämpfen um das nachzuprüfen ob dieser ein Engel ist ?
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gabor
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Re: Jakob am Jabbok

Beitrag von gabor »

Imperativ.....tun, was einem beliebt, weil Mann/Gott gerade Schach spielt...sind ja nur Figuren.
Jedenfalls in der Auslegung der Schrift.
Jede Kuh würde sich entsetzt die Klaue (Kühe haben Klauen, lustig,oder?) vor die Rübe (Kopf) hauen, ob solcher Themen!
Warum? Weil sich solche Dispute eben nicht anbieten, wenn man nicht sprechen kann...und einfach nur leben will .
Trollisch: Ihr versucht da etwas zu entschlüsseln, dass in einer andern Welt passiert ist, aufgeschrieben hunderte Jahre später,von "gesteuerten"Menschen....und nicht mal das ist sicher!
Schaumschlägerei......und da liegt dann Weissheit?
Nicht missverstehen.....Weissheit ist auch kein Trollding....Leben schon.
Immer bereit!
Woher soll ich wissen, ob die Vergangenheit keine Fiktion ist, die nur erfunden wurde, um den Zwiespalt zwischen meinen augenblicklichen Sinneswahrnehmungen und meiner Geistesverfassung zu erklären?
nola-blair

Re: Jakob am Jabbok

Beitrag von nola-blair »

kein problem, wenn ich etwas missverstehen sollte, werde ich nachfragen.

Es geht bei mir weniger darum zu entschlüsseln, mehr zu erforschen und Hinterfragen.
Denn nehmen wir mal nur mal:
" Las mich gehen / denn die morgenröte bricht an / Aber er antwortet / Jch las dich nicht / du segenest mich denn. "
Also hat Jakob ihn dann dadurch das er sagte " ihn nicht los lasse bis er ihn segnet" an sich gebunden, oder ? Und da
Jakob immer schon wenn man liest, ein Mann war der nach Segen von seinem Vater gierte, wird mir das schon klar.
Da er ja auf seinem Bruder Esau treffen sollte.

Und warum wollte dann das Wesen den Namen von Jakob erfahren, oder besser hat ihn nach
Jakob´s Namen gefragt, denn normalerweise müsste dieser doch wissen das der Name von Jakob " Fersenhalter"
lautete. Also ist das für mich auch wieder nicht denkbar das Jakob dort mit Gott gekämpft haben soll.
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gabor
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Re: Jakob am Jabbok

Beitrag von gabor »

Hinterfragen macht aber keinen Sinn, wenn man die Eckpfeiler stehen lässt.
Zementierte "Wahrheit" um die rumdisskutiert wird. Toll!
Ei,oder Huhn?
"Jakob"..."Blödkopp"....was auch immer...ich find es wirklich unangebracht.
Schneewittchen.....hieß die wirklich so?Und waren es sieben Zwerge?
Leute die Langeweile haben......."müssen" sowas erörtern....ohne jemals zum Punkt zu kommen.
Immer bereit!
Woher soll ich wissen, ob die Vergangenheit keine Fiktion ist, die nur erfunden wurde, um den Zwiespalt zwischen meinen augenblicklichen Sinneswahrnehmungen und meiner Geistesverfassung zu erklären?
nola-blair

Re: Jakob am Jabbok

Beitrag von nola-blair »

Und warum frage ich jetzt mal, ist es für dich unangebracht?

Na was war denn jetzt zuerst da das Huhn oder das Ei ? Keins
von beiden sage ich jetzt mal, denn wenn das Huhn da gewesen wäre
müsste ja jemand da gewesen sein um dieses zu erschaffen, und
andersrum.
Nur dann stellt sich mir die frage, wenn es da jemanden gebe, wer hat
ihn dann erschaffen damit dieser das Huhn erschaffen konnte ?

Und wenn man mal die Geschichte von " Jakob am Jabbok" liest,
dann wird da eigentlich schon das paradoxe in der Geschichte offensichtlich.
Jakob und jetzt mal Fersenhalter ein bisschen zu durchleuchten
bedeutet nichts anderes als 1. Betrug und 2. Gottes unverdiente Gnade
was wiederum als Symbol für Israel zu verstehen ist.
Und da wird wiederum klar, das Jakob sich eigentlich der Täuschung
bemächtigt um an sein Ziel zu gelangen.

Aber wenn Leute aus langeweile das nachprüfen oder nachforschen ob das
wie es in der Bibel steht auch so richtig ist, na dann haben aber Historiker
die sich dem bemächtigen wirklich sehr große langeweile * grinst breit*
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Librivore
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Re: Jakob am Jabbok

Beitrag von Librivore »

Ich entschuldige mich im Voraus für meine Fortsetzung dieses Themas - wenn es allzu sehr stört, kann es ja geschlossen oder gelöscht werden.

Und ja, ich bewege mich hauptsächlich dann in meiner Freizeit im Internet, wenn ich gerade nichts anderes zu tun habe (man könnte auch sagen: mich sonst langweilen würde). Trotzdem fand ich diesen Text sehr bemerkenswert und daher auch wert, auf diese Weise zu teilen - Bibeltexte muss man meines Erachtens nicht anders ansehen oder für barere Münze nehmen als das erwähnte Schneewittchen, welches eine Hinterfragung im übrigen durchaus auch lohnt.
Aber inwiefern wäre ein Forum wie dieses überhaupt sinnvoll, wenn Diskussionen um Dinge, die nicht faktisch einwandfrei belegbar oder abschließend aufzuklären sind, nicht gut gelitten sind?


Für den Fall, dass das Thema nicht geschlossen oder gelöscht wird:
Die These, dass Jakob mit sich selbst ringt und diese "Begegnung" eher im übertragenen Sinne gemeint ist, hat für mich eine Lücke: die Segnung. Ich bin nicht sicher, ob sich Anhänger der abrahamitischen Religionen selbst segnen könnten laut ihrer Glaubensvorstellungen und -grundsätze. Doch es scheint mir unwahrscheinlich - man denke nur an die inflationäre Segnungsrate, wenn jeder Gläubige sich selbst nach Gutdünken "wirksam" segnen könnte. *zwinker*

Die(se) kabbalistische Tradition geht also von einem Engel aus. Das würde den Segenswunsch in diesem Kontext sinnig machen, aber doch einige Fragen aufwerfen. Unklar bleibt dadurch die Angst vor dem Morgen, und noch weit unklarer ist, warum der Engel (der dann ja wohl als "Auftragsschläger" vor Ort wäre) erst prüfen musste, mit was für einer Art Wesen er sich anlegt. Auch werden die Engel meist eindeutig im Text als solche für den Leser gekennzeichnet, selbst wenn man sie nicht mit Einzelnamen versieht.

Einen sexuellen Unterton kann man natürlich in diese Situation hineinlesen. Doch egal, ob das Ringen im gegenseitigen Einverständnis stattfindet oder nicht - danach von dem anderen gesegnet werden zu wollen, scheint mir doch übertrieben. Selbst wenn es noch so --- lassen wir das. *schmunzel*
Und vermutlich ist Tygers Einwand nicht völlig von der Hand zu weisen - außer es handelt sich um zwei männliche Wesen. Dann wäre das ganze aber vermutlich ersatzlos gestrichen worden, als die Bibel in ihrer jetzigen Form zusammengestellt wurde.

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nola-blair

Re: Jakob am Jabbok

Beitrag von nola-blair »

Ja gut ich erkenne gerade meinen Denkfehler, und werde das ganze nochmal überarbeiten.
Nur Ihr habt recht, das wäre unlogisch , wenn ich das jetzt aus dem Blickwinkel betrachte *zwinker*.
nola-blair

Re: Jakob am Jabbok

Beitrag von nola-blair »

Wenn ich jetzt mal so nachdenke, dann würde es ja heißen wenn Jakob mit Gott gekämpft hätte das
dieser dann zu Staub geworden wäre. Denn es heißt ja der zu staub empor gehoben würde.
Aso kann es ja nicht der Kampf mit Gott gewesen sein.
Jakob hat irgendwen an sich gebunden, das dieser ihm nicht verlassen konnte wie so eine Art
Bannung, das dieser Jakob nicht eher verlassen kann bis er ihn segnet, denn das ist ja das
Ziel was Jakob ihm Auge hat, um in das Land zu ziehen, um Esau zu bekämpfen, also Israel
zu befreien. Nur er konnte ja nicht in das Land so einziehen da er ja bei Gott in ungnade
gefallen ist. Also musste er sich von irgendwem den Segen holen.
Was wenn es ( und das wird hier wieder einige sauer aufstoßen ) Satan war, von wem er
sich den Segen holte, um sein Ziel zu erreichen? Nur so ein gedankengang von mir, kann ja
auch anders sein.
Denn man bedenke er hat ja sein Heer schon ausgeschickt, und die List war das dieser von
einer anderen Seite aus angreifen wollte, darum blieb er ja zurück.
nola-blair

Re: Jakob am Jabbok

Beitrag von nola-blair »

Dann kommt mir aber wiederum die Sage mit dem Flussdämon im Jabbok im Kopp,
wo es sein könnte das jakob mit diesem gekämpft hat. Würde dann
aber nicht zur Biblischen zeit gehören, sondern zu vorbiblischen Zeit.

"VND Jacob fraget jn / vnd sprach / Sage doch / wie heissestu? "
Könnte man dann dann auch so verstehen:
Weiß einer den Namen des Geistes kann er ihn zitieren?
Und da es dem zu brenzelig wird, verschwindet dieser ganz schnell.

Bliebe nur offen was es mit dem Segen auf sich hat, oder ob nicht da
die Christlichen Bischöfe ihre Finger im Spiel hatten, und das so verändert
haben, um das so darzustellen das Jakob mit Gott gerungen hat, obwohl
diese Geschichte zu einer ganz anderen Sage gehört. Wäre ja nicht das
erste mal, das diese es machten.
nola-blair

Re: Jakob am Jabbok

Beitrag von nola-blair »

So ich hab lange überlegt, und bin zu dem Schluß gekommen, das eben diese Geschichte
aus dem vorbiblischen kommt.
Denn zu der Zeit kannten diese noch gar kein Jahwe und darum kämpfte Jakob auch mit einem
" unbekannten Mann", denn der Jabbok an dem Jakob gekämpft hat darf man nicht vergessen
das dieser damals ein reißender Fluß, dessen überqueren schon ein gefährlicher Akt war, und
dann verliert dieser zur Morgenröte seine Kraft.

Dann wird dem Flussdämon mit dem Jakob kämpft ,aus ihm Jahwe weil dieser die gleichen
übernatürlichen Kräfte aufweist.
So hat das mit dem Segen auch eine andere Bedeutung, ich werde nachher mal genauer dahinter schauen,
schon interessant * schmunzel*.
kona
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Re: Jakob am Jabbok

Beitrag von kona »

nola-blair hat geschrieben:
kona hat geschrieben:
dass der engel jakob beim kampf ans hüftgelenk fasst um nachzuprüfen ob jakob kein engel sei
wenn Gott einen Engel geschickt hätte um Jakob bei den besagten Kampf an der Hüfte packte um zu überprüfen ob dieser ein Engel ist. Dann
frage ich mich warum dieser das machen sollte, denn dieser wüßte es doch im vorraus. Da bräuchte er nichts nachzuprüfen.
Denn es heißt ja im 1.Mose 28:15 so, als jakob 20 Jahre zuvor ein Traum hatte, wo eben Gott zu ihm sprach:
"Und siehe, ich bin mit dir und will dich behüten, wo du hin ziehst, und will dich wieder herbringen in dies Land. Denn ich will dich nicht lassen, bis daß ich tue alles, was ich dir geredet habe".
Warum also sollte da ein Engel kommen mit ihm kämpfen um das nachzuprüfen ob dieser ein Engel ist ?
weiss nicht : )

ich müsst die chassidische kabbalah wohl noch ein paat jährchen studieren, um fundiert etwas sagen zu können.
drum hab ich auch den link hingesetzt von weinreb, der weiss da mehr...

...wollt nur auf diese überlieferung hinweisen, that's all...
kona
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Re: Jakob am Jabbok

Beitrag von kona »

gabor hat geschrieben:Hey,ich kenn Kirchen, da wird gekniet.
Geht zwar mit gebrochener Hüfte,aber nicht ganz ohne...
Und wer legt eigentlich fest, was Mensch "darf" ?
In Kirchen , und auf Friedhöfen nehm ich den Hut ab, aber aus Respekt, nicht weil ich keinen tragen "darf".
Den Imperativ find ich schon sinnvoll,in gewissen Lebenslagen.....in Glaubensfragen....eher nicht.Das führt zwangsläufig zu Leid , und Zerstörung.
Immer bereit!
ich finde, der imperativ wird idealer weise nur auf sich selber angewandt - da kann er zur zähmung des biestes schon ab und zu gute dienste leisten.

...ich hab einfach immer und immer wieder den verdacht, dass es bei der bibel nicht um eine verhaltens-befehl-sammlung geht, und auch nicht um eine historiensammlung von real geschehenem, sondern um bilder aus der tiefen seele.
prozesse. abläufe. vielleicht gesetzmässigkeiten, wie es sie in der materiellen ja natur auch gibt (und die dennoch nicht immer auf alles angewandt stimmen, siehe hummel)
und da fühl ich mich schlicht und einfach nicht kompetent genug, zu kommentieren.

leider.

oder zum glück >:->

drum hab ich den link und die hüft-info aus der chassidischen kabbalah kommentarlos gesetzt...
mag da weitersuchen, wen s gelüstet.

grüessli

kona
nola-blair

Re: Jakob am Jabbok

Beitrag von nola-blair »

Ich war lange am überlegen mit wem eigentlich Jakob am Jabbok gekämpft hat, und ich war so blind das
ich eigentlich gar nicht gemerkt habe das Jakob selbst es war der diesen eigentlich schon im Text dort,
preisgegeben hat. Oh man manchmal sieht man wirklich den Wald vor lauter Bäumen nicht. So leicht das
puzzel auch ist, aber schwer in seiner zusammen setzung * lacht*.
Nur eins muss ich da verbessern, es heißt nicht Jokob hieß auf einmal Israel, sondern es hieß Jakob und Israel.
Ich bin auch dem Irrtum aufgesessen das aus Jakob Israel wurde, dabei hatte er nur den Beinamen bekommen,
wurde eines besseren belehrt, als ich eine Israelische Bibelübersetzung lass.

Aber recht haben Sie MiLord, ich kam auch auf viele Mythische Figuren dort im Fluß Jabbok. ;)
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Re: Jakob am Jabbok

Beitrag von Librivore »

kona hat geschrieben: ...ich hab einfach immer und immer wieder den verdacht, dass es bei der bibel nicht um eine verhaltens-befehl-sammlung geht, und auch nicht um eine historiensammlung von real geschehenem, sondern um bilder aus der tiefen seele.
Als Historiensammlung im Sinne einer mittelalterlichen Chronik (eine Klasse, die auch gern nach Gutdünken der jeweiligen Machthaber geschönt wurde, darf man sie auch nicht sehen. Aber es ist doch recht gut belegbar, dass gewisse historische Ereignisse darin eingeflossen sind und (teilweise in entsprechender Deutung) verarbeitet wurden. Auch die verhaltensregulierenden Elemente sind nicht von der Hand zu weisen - und damit sind nicht allein die zehn Gebote gemeint, sondern viele Geschichten, die wie Fabeln auf eine Moral hinauslaufen oder per se als "Muster" dienen sollen.
Für die Deutung der "Bilder aus der tiefen Seele" müsste man dagegen nun die Seele als gegebenes akzeptieren - und bedenken, dass sie definitiv keine jüdisch-christliche Idee ist.
Doch am Ende liegt es, wie bei jedem Text, in den Händen des Lesenden, was er oder sie daraus macht und aus dem Lese-Erlebnis für sich gewinnt. Dagegen ist noch kein Kraut gewachsen.

Dass diese Figur, wenn sie eine Flussgottheit ist, aus Zeiten vor der jüdischen Tradition, wie wir sie heute kennen, stammt - oder von einem benachbarten Sagenkreis, denn in dieser Gegend gab es ja eine Vielzahl ansässiger polytheistischer Religionen -, ist wohl zu vermuten. Dazu würde passen, dass sie später "dämonisiert" würde - oder wahlweise (wenn positiver) zu einem der schließlich reichhaltig im jüdischen Mystizismus vorhandenen Engel umgedeutet.
Wenn man nun recht verbreiteten (wenn vielleicht auch angestaubten) mystischen Ideen folgt, ist zumindest klar, warum das Wesen keinen Namen preisgeben will: Wer etwas benennen kann, hat Macht darüber. Mephistopheles hält lieber einen Monolog, als Faust seinen Namen zu verraten. Rumpelstilzchen wird durch seinen Namen auf sehr eindrückliche Weise gebannt. Andere Märchengestalten werden erlöst, wenn jemand ihren wahren Namen herausfindet.

Was nun war denn Ihre finale Deutung und Erkenntnis, Nola-Blair?

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nola-blair

Re: Jakob am Jabbok

Beitrag von nola-blair »

Mich brachte eigentlich die Redewendung darauf, denn für die Kannaiter war ja alles Göttlich nur das würde zuweit führen,
wenn ich da jetzt weiter ausführen wollte.
Viele machen ja den Fehler und meinen sie würden Gottes worte darin finden, dem ist aber nicht so.
Und nun es geht ja um Jakob, als er den Namen von dem Mann haben wollte, da sagte er nachdem der kampf vorbei
war, ihm ginge die Sonne auf ( kann gedeutet werden das er auf einmal wusste wer sein Gegner war) es war kein anderer
als Penuel. Jakob erzählt also, das er in dieser Nacht mit dem Penuel gekämpft hat, denn das wurde ihm klar das
es Penuel war, als er die Stadt "Pnuel" die nicht weit vom Jabbok liegt erreicht hat .
Penuel heißt nämlich nichts anderes als "Gottesgesicht", so macht auch die Redewendung sinn die Jakob aussagt: " Denn ich habe
Gott von angesicht gesehen ".

Man muss dort nämlich die Figur raus nehmen um die es in der Geschichte geht, und dann alles wie ein Puzzel
zusammensetzen. Da nicht jede Redewendung dort drin sofort leicht zu durchschauen ist. Was derjenige eigentlich
aussagen will.