Abschied (49)

Die dämonische Kolumne
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Vamp
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Abschied (49)

Beitrag von Vamp »

Ich war noch ein Kind als du mir geschenkt wurdest. Man sagte mir ich dürfte mir einen aussuchen. Die Erwachsenen wunderten sich, warum ich ausgerechnet dich nahm, struppig, mit einem zerfetzten Ohr und einem verletzten Bein. Doch dein Blick hatte mich gefangen und dein Stolz hatte mein kindliches Gemüht beeindruckt.
Viele Jahre warst du an meiner Seite. Du führtest ein Doppelleben. Draußen warst du der König der Straße, schrecken aller Hunde, Marderkiller, Mäusefänger und Schicksal vieler Jungvögel. Drinnen warst du mein Gefährte, verschmuster Freund und treuer Zuhörer. Du hast mich durch viele schwere Zeiten geleitet.
Als ich das Elternhaus verlies warst du schon 12 Jahre alt. Deshalb lies ich dich dort, wollte dich nicht aus deinem Revier reißen und dir die bekannte Welt nehmen. Du hast nie verstanden warum ich nicht mehr jeden Tag bei dir war, aber die Entscheidung war richtig. Du konntest bleiben wo du glücklich warst und wenn ich zu Besuch kam schliefst du in meinem Arm.
Vor zwei Jahren wurdest du krank. Du der du niemals krank gewesen warst und dessen Besuche beim Tierarzt nur den Zweck hatten Impfungen zu bekommen oder Kampfwunden zu nähen. Du konntest nun auch nicht mehr verbergen, dass dir das Alter zu schaffen macht. Doch nach wie vor zeigtest du viel Lebensfreude und konntest mit Medikamenten behandelt werden. Dennoch wuchs in meinem Herzen die Furcht.
Als ich dich dann bei einem Familienfest sah, nachdem ich dich einige Wochen nicht zu Gesicht bekommen hatte brach mein Herz, denn du sahst so krank aus. Nur noch Fell und Knochen. Kein Fleisch mehr zu spüren. Du wolltest nur auf meinem Schoß sitzen und die Nacht hast du in meinem Arm verbracht. Am nächsten Tag gingen wir zum Tierarzt. Du saßt geduldig auf meinem Schoß und hast gewartet. Ab und zu hast du dich zu mir umgedreht und deine Stirn gegen mein Gesicht gedrückt. Die Entscheidung war schnell getroffen, war eigentlich schon getroffen gewesen als ich durch die Tür ging. Du schliefst in meinem Arm ein und wirst niemals mehr aufwachen. In meinem Herzen hinterlässt du einen Riss, der brennt wie Feuer und niemals ganz aufhören wird zu schmerzen.
Du hast mir 19 Jahre geschenkt und ich danke dir dafür.



P.S.: Am 10.02.14 habe ich meinen 19 Jahre alten Kater Tony einschläfern lassen. Ich schreibe dies erst jetzt, da ich erst jetzt die Kraft aufbringen konnte. Auch nach fast zwei Monaten schmerzt der Gedanke an den toten Freund sehr. Dennoch weiß ich, dass ich an diesem Tag die richtige Entscheidung traf.
Wenn Katzen wie Frösche aussähen, so würde uns bald klar, wie gemein die kleinen Teufel sind. (Lords und Ladys; Terry Pratchett)
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gabor
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Re: Abschied (49)

Beitrag von gabor »

Hey....keine Trübsal!
19 Jahre....dass kann nicht jede Katze von sich behaupten,und irgendwann ist nunmal Schluss.
Ich denke,er hatte es gut,und mit 133 kann man in Würde abtreten.
Immer bereit!
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Azazel
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Re: Abschied (49)

Beitrag von Azazel »

:knuddel: mir ging es ja unlängst auch so mit meinem Kater Sebastian. Er hat ein Stück meines Herzens mit genommen.
nola-blair

Re: Abschied (49)

Beitrag von nola-blair »

jep, genau das mache ich gerade durch, obwohl ich es gerade noch gar nicht richtig realisiert habe das meine kleine
Principessa Pinky ( 11 Jahre ), meine Katze nicht mehr da ist. Sie ist heute Abend als ich nach Hause kam, in meinem Arm eigeschlafen,
und nun ist sie auf ihre Reise weiter gezogen.

Meine kleine Maus, nun musstest Du gehen.
Aber Du warst nicht allein,
nicht auf Deinem Weg, nicht hinter dem Licht,
auf welches Du zugingst.
Ich hielt Dich, als Du einschliefst
und mein Herz war bei Dir, als Du erwachtest,
dort in der neuen, anderen Welt.

Dort ist nun Glück und Wärme, mein Kleines.

Du warst so stark und tapfer,
ich wünschte, ich wäre auch so,
dann wäre es mir leichter gefallen,
Dich gehen zu lassen.

Es bricht mir das Herz,
dass Du nicht da bist,
Du nicht mehr auf dem Flur stehst,
wenn ich nach Hause komme,
Du Dich nicht mehr an mich kuschelst
und wohlig schnurrst,
mich nicht mehr um den Finger wickelst,
mit Deiner einmaligen Persönlichkeit.
Aber ich weiß, dass ich mich jetzt trennen musste,
Du sollst keinen langen qualvollen Weg vor Dir haben,
Du hast es verdient in Würde zu gehen.

Letzter Weg

Diesen Weg muss ich alleine gehen mit vier Beinen und ohne Dich, mein zweibeiniger Freund.
Der laue Wind wird wieder kühler wehen Die Sonne früher untergehen
Bis wir beide wieder sind vereint.
Ich weiß, Du wirst sehr traurig sein
Und manche Träne um mich weinen, unsere Wege mußt gehen
Du nun ganz allein Doch lass nicht zu viel Trauer in Dein Herz hinein bis die Sonne wird wieder über uns scheinen.
Verwandte Seelen wie wir, entfernen sich niemals so weit dass sie ihr Klingen nicht mehr spüren. Sie bleiben sich nahe,
jenseits der Gefüge von Raum und Zeit Ihrer Seelenmelodie Einzigartigkeit wird sie wieder zusammenführen,
darum mein teurer Freund lass mich nun gehen und sei für eine neue Begegnung bereit.
Links von der Regenbogenbrücke werden wir uns wiedersehen und mit sechs Beinen unseren Weg
wieder zusammen gehen an einem anderen Ort, zu einer anderen Zeit.
nola-blair

Re: Abschied (49)

Beitrag von nola-blair »

Charly mein Kater Seelengefährte, Freund, als ich dich gesehen habe, wusste ich das unsere Wege sich nochmal treffen.
Dann kamst du zu mir in die Obhut, und es sollte nur für kurze Zeit sein, aber dann wurde mehr daraus und du zogst bei
mir für immer ein. Du hast mein Herz im Sturm erobert, mit deiner Persöhnlichkeit. Warst da als ich im tiefsten Tal war,
wo ich dachte es geht nicht weiter, du warst da und hast mir mit deiner Liebe da raus geholfen. Dann wurdest du krank, und wir
wussten das der Zeitpunkt irgendwann kommt, wo sich unsere Wege trennen, und du deine Reise ohne mich antreten wirst.
Als du heute Mittag mich mit deinen Augen angeschaut hast, und zu mir kamst, dich in meinen Arm legtest wußte ich es ist
Zeit, nur alleine solltest du den Weg nicht gehen, auch wenn es mir in der Seele schwer viel, und mein Herz leise weinte, nur
wollte dasein bist deine Augen ruhe finden, und so bist du mein Seelengefährte, Freund, Kamerad heute ganz frriedlich um 15:00
eingeschlafen. Ich lasse dich gehen frei sein, gehe über die Regenbogenbrücke und blicke nicht zurück. Denn wir wussten doch,
einen Abschied muss es immer geben.

Ihr sollt nicht um mich weinen,
ich habe ja gelebt.
Der Kreis hat sich geschlossen,
der zur Vollendung strebt.
Glaubt nicht, wenn ich gestorben,
dass wir uns ferne sind.
Es grüßt Euch meine Seele –
als Hauch im Sommerwind.
Und legt der Hauch des Tages
am Abend sich zur Ruh,
send´ ich als Stern vom Himmel
Euch meine Grüße zu.
( Verfasser unbekannt)
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Re: Abschied (49)

Beitrag von Azazel »

schöne Zeilen!!
T von N-H

Re: Abschied (49)

Beitrag von T von N-H »

Schluck .................schnieeef ................
So tieeef und weit .............................................................
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gabor
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Re: Abschied (49)

Beitrag von gabor »

Man sollte sich am Leben freuen....der Tod gehört in meinen Augen dazu, und ist nicht soooo tragisch.
Aber den "tieferen" Sinn von Trauer hab ich eh nie begriffen....es sei denn, es handelt sich um lebende , also erreichbare Kreaturen .
Immer bereit!
T von N-H

Re: Abschied (49)

Beitrag von T von N-H »

Den tieferen Sinn von Trauer GIBT es und er kommt über GEFÜHLE
Außer : Aufbereitung und Verarbeitung gibt es durchaus noch mehr , nur :
Wenn Du DAS Geheimnis lüftest , bist Du wahrscheinlich WIRKLICH auf allen Ebenen FREI .
DAS ist der springende Punkt ................................
Man kann ihm sehr nahe kommen und durch den Tod eines geliebten Menschen oder Tieres berührt man ihn sogar etwas , aber :
Fassen und erkennen kann man ihn nicht , sonst wär es eben NICHT so , wie es dann immer in solch Momenten ist .
DANN wär es anders und Vieles leichter !!!

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