Astrologische Genienbildung nach Agrippa

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Shaddai
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Astrologische Genienbildung nach Agrippa

Beitrag von Shaddai »

Hallöle zusammen,

Eine Warnung vorweg. Der Thread ist etwas länger und evtl. etwas verwirrend. ^^

Ich gebe zu, dass Astrologie nicht wirklich mein Ding ist. Hatte bisher noch keinen wirklich guten Zugang dazu gehabt. Ich habe mich zwar schon öfter rudimentär mit dem Thema beschäftigt, aber noch nie Zeit gefunden, mich mal darin zu vertiefen.

Jetzt bin ich heute auf das 26. Kapitel des 3. Buches von Agrippas "Magischen Werken" gestoßen. Ich war auf der Suche nach etwas völlig anderem, doch dann hatte es meine Aufmerksamkeit erregt.
Kennt jemand spontan schon diesen Teil und hat es ausprobiert, bzw. könnte eine Erklärung für Dummies anbieten?

Ich versuch den Inhalt mal grob wiederzugeben.
Agrippa beschreibt dort, wie man die Namen von Genien über ein Horoskop ableiten kann. Als Vorbereitung hierzu gibt Agrippa Folgendes an:
"Man errichtet eine Himmelsfigur und schreibt die Buchstaben des Alphabetes ihrer Zahl und Ordnung nach vom Grade des Aszendenten an nach der Reihenfolge der Himmelszeichen durch die einzelnen Grade , indem man den ganzen Kreis des Himmels füllt."
Darunter verstehe ich, dass der Aszendent mit "A" beginnt, dann folgt gegen den Uhrzeigersinn 1°=B, 2°=C, etc. und wiederholt sich bis man wieder beim AC angelangt.
Nun geht es aber weiter: „Es bilden alsdann die Buchstaben, die in die Stellen der Sterne, deren Hilfe man gebrauchen will, gefallen und nach der Stärke der selben Sterne der Ordnung nach außerhalb notiert sind, den Namen des Geistes, und zwar eines guten.“
Häh? Ich lese das so, dass man die für ein bestimmtes Ritual entsprechenden Planeten nach ihren Qualitäten heraussucht (bspw. Mars, Merkur und Sonne für ein Weihungsritual eines Stabes). Dann schaut man auf welchem Grad sie sich befinden und liest die entsprechenden Buchstaben ab. Aber ab „(...)nach der Stärke der selben Sterne(...)“ komme ich nicht mehr so ganz mit. Meint er damit, dass der Buchstabe des Planeten, dessen größten Einfluss man gerne bei der Arbeit hätte, als erstes kommt. Auf ihn folgen dann die Buchstaben der Planeten, deren Einfluss nach eigenem Ermessen weniger wichtig ist. Richtig?

Aber damit ist Agrippa ja noch nicht fertig.:
„Nimmt man aber vom Grade des Fallenden an gegen die Reihenfolge der Zeichen dasselbe Verfahren vor, so wird der Geist, dessen Namen sich ergibt, zu den bösen gehören.“
Meint er wohl, dass er hierbei nicht beim AC mit „A“ beginnt, sondern beim DC und ab da die Grade gegen den Uhrzeigersinn mit Buchstaben bestückt? Würde für mich aktuell noch am meisten Sinn ergeben, da Agrippa sehr dualistisch schreibt und wie macht es symbollogischer mehr Sinn, als die „bösen Geister“ mit dem DC statt dem AC zu beginnen? Man muss nur hierbei im Hinterkopf behalten, dass das nicht heißen soll, dass alle Planeten ab DC „böse“ bzw. „negativ“ sein sollen. Es geht hier um den symbollogischen Dualismus, nicht um eine gut-schlecht-Bewertung der Planeten im Horoskop.

Im weiteren Verlauf beschreibt er, wie verschiedene Gruppen eine Art "inneren", "göttlichen", "wahren" Namen über das Geburtshoroskop herausfinden.
Hierzu beschreibt Agrippa mehrere Methoden.

1. Hebräische Methode
„Derjenige Planet nun, der in den vier Himmelsgegenden am meißten Dignitäten hat, und den die Araber Almutez nennen, wird zuerst notiert; nach ihm folgt der an der Zahl der Dignitäten ihm zunächststehende, und so der Reihe nach die übrigen, die in den genannten Punkten des Himmels eine Dignität haben.“
Ich gehe davon aus, dass Agrippa hier Almuten meint. Er bildet also eine Rangfolge vom höchststehenden bis zum niedrigsten Planeten.
„Wenn man nach dieser Einteilung ihren wahren Stand und Grad am Himmel weiß, so schreibt man vom Grade des Aszendenten durch die einzelnen Grade nach der Ordnung der Himmelszeichen die zweiundzwanzig Buchstaben des hebräischen Alphabetes.“
Also machen wir hier das gleiche wie oben, nur nehmen wir hier explizit die hebräischen Buchstaben, beginnend mit dem AC=Aleph, 1°=Beth, 2°=Gimel, etc.?
„Welche von denselben nun in die Stellen der erwähnten Sterne fallen, diese werden notiert, nach der Ordnung der Sterne gestellt (und geben dann, dem Geiste der hebräischen Sprache gemäß, zu einem Worte gebildet, den Namen des Genius, dem gewöhnlich ein einsilbiger Name der göttlichen Allmacht, El oder Jah, angehängt wird.)“
Also sortieren wir die Buchstaben der vorher ermittelten Grade der Planeten und sortieren sie wieder nach dem Höchststand. Right?
Um den „bösen Genius“ zu bilden, beschreibt Agrippa, dass wenn man die Buchstaben „vom Winkel des Fallenden an und gegen die Reihenfolge der Himmelszeichen“ schreibt, dann „werden diejenigen, welche in den Nadir der oben genannten Sterne fallen, wenn sie in der genannten Ordnung verbunden werden, den Namen des bösen Genius bilden.“
Also bleiben wir hier bei der vorher festgestellten Rangfolge, aber verwenden den Buchstaben, der dem jeweiligen Grad genau gegenüber liegt?

2. Chaldäische Methode
Hierbei wird der „Almutez“ des 11. Hauses verwendet. Also suche ich einfach im 11. Haus, wer da der höchststehende Planet ist? Oder meint er vielleicht eher alle Planetenpositionen des 11. Hauses, in der Reihenfolge ihres Stands? Ansonsten ist das Verfahren gleich.
Um den Gegengenius herauszufinden schreibt er:
„Den bösen Genius aber suchen sie beim Almutez des Winkels des zwölften Hauses, (...) indem sie vom Grade des Fallenden an gegen die Reihenfolge der Himmelszeichen die Buchstaben schreiben.“
Also die gleiche „umgekehrte Buchstabenverteilung“ wie bei der 1. Methode, nur eben mit der Konzentration beim 12. Haus.

3. Arabische Methode
Hierbei beschreibt Agrippe eine Ausrichtung auf die Hylegien, womit er IMO von Hyleg spricht.
„Sehr viele Araber und auch einige Hebräer erforschen den Namen des Genius aus den fünf Stellen der Hylegien und schreiben die Buchstaben immer vom Widder an. Die nach der den Astrologen bekannten Ordnung der Hylegien sich ergebenden Buchstaben werden zusammengestellt und bilden nun den Namen des guten Genius; der Name des bösen aber wird aus den den Hylegien entgegengesetzten Örtern genommen, indem man die Buchstaben vom letzten Grade der Fische an gegen die Ordnung der Zeichen schreibt.“
Also Buchstaben einmal gegen oder im Uhrzeigersinn schreiben. So wie ich die Hyleg-Sache verstanden habe, kann es sein, dass nicht jeder Hylegfaktor auch unbedingt Hyleg sein muss, da dies von weiteren Faktoren abhängig ist. Bei Agrippa liest es sich aber eher, als ob er die weiteren Faktoren außer Acht lässt und einfach die Buchstaben der Grade verwendet, wo sich Sonne, Mond, Aszendent, etc. befinden, um genau auf fünf Buchstaben zu kommen. Wisst ihr was ich damit meine? Oder viel wichtiger, wie würdet ihr die Aussage verstehen?

Und seine letzte Aussage zur Bildung des Namens:
„Andere nehmen jedoch nicht die Stellen der Hylegien, sondern den Almutez über den fünf Hylegien(...)“.
Ja, da muss ich nun völlig passen. Was meint er damit?

Grübelnde Grüße

(Zitate entnommen aus "Die Magischen Werke", Agrippa von Nettesheim - Herausgegeben und eingeleitet von Marco Frenschkowski im marixverlag)