Mistel

Die Magie der Pflanzen und Steine
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whitestorm
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Mistel

Beitrag von whitestorm »

Originalpost von Noriel de Morville & SheMoon:

Mistel – Viscum album


Familie: Mistelgewächse (Viscaceae)
Gattung: Misteln (Viscum)


In Europa kommen nur eine Handvoll Arten vor. Die bekannteste davon ist "unsere" Weißbeerige Mistel (Viscum album): Sie kommt, mit mehreren Unterarten, fast in ganz Europa vor, so von Süd-Italien bis Südschweden; außerdem durch das gemäßigte Eurasien bis hin nach Japan.

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Beschreibung
Weißbeerigen Misteln sind ausdauernde, immergrüne und weitgehend kugelig wachsende Halbschmarotzer von bis zu einem Meter Durchmesser. Ihre Blütezeit dauert von Februar bis Mai. Die gelb-grünen eingeschlechtigen Blüten sind dabei knäuelig angeordnet und eher unscheinbar. Die Früchte sind runde weiße Scheinbeeren. Die europäischen Weißbeerigen Misteln wachsen sowohl auf Laub- als auch auf Nadelbäumen

Inhaltsstoffe
Alle Pflanzenteile enthalten – so wird immer wieder behauptet – giftige, basische Polypeptidgemische (Viscotoxine). Die Giftstärke ist angeblich wirtsabhängig, am höchsten bei Ahornbewohnern und auf Linden, am geringsten bei Pflanzen von Apfelbäumen. Fütterungs- und Selbstversuche erwiesen keine Giftigkeit. Nutzung
In der Pfkanzenheilkunde nutzte man Blätter und junge Zweige, die als Wirkstoffe Aminosäuren, Saponine, organische Säuren enthalten. Als Aufguss oder Tinktur fanden diese Essenzen Verwendung mit angeblich blutdrucksenkender und krampflösender Wirkung. Auch gegen Arteriosklerose wurden Mistelpräparate eingesetzt.


In der wissenschaftlichen Medizin sind Mistelpräparate inzwischen allerdings angeblich "wegen erwiesener Unwirksamkeit" obsolet.

Gegenanzeigen
Wird Mistelaufguss in größeren Mengen als angegeben getrunken, können Magen-Darm-Störungen auftreten, die aber nach Absetzen der Dosis recht schnell wieder verschwinden. Bei hartnäckigen Beschwerden sollten auch Mistelanwendungen mit dem Hausarzt abgestimmt werden, insbesondere, wenn noch andere Medikamente gleichzeitig eingenommen werden.



Das Pflücken wildwachsender Misteln ist in Deutschland aus Naturschutzgründen untersagt.


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Mistel im Brauchtum

Insbesondere in nordischen Ländern ist bis heute der Brauch verbreitet, zur Wintersonnenwende Misteln auf unterschiedliche Art als symbolische Schutzgaranten und Glücksbringer zum Julfest zu nutzen.

Die Germanen glaubten, sie sei vom Himmel gefallen und betrachteten sie daher als heilig.

In der keltischen Mythologie gelten Misteln als Magische Pflanzen der Druiden.


BEITRAG VON SHEMOON:

Geschichtliches/Mytologisches:
Die Mistel spielt wie bereits von Noriel erwähnt eine sehr wichtige Rolle bei verschiedenen Völkern.

Bei den Germanen war sie als fürchterliche und todbringende Zauberpflanze bekannt. Dies zeigt sich unter anderem in der Göttersage von Balders Tod .
Balder, ein Sohn Odins, hatte einen Traum von Hel, in welchem sie zu ihm sprach:

"Nun werd' ich, guter Balder, gar bald genießen dein;
In wenig Nächten wirst du in meinen Armen sein."


Die Asinnen und Asen beriefen daraufhin eine Ratsversammlung ein, um herauszufinden ob und wie Balder wirklich Gefahr drohte. Nachdem auch dies keinen Erfolg brachte, reiste Odin selbst in Hels Reich. Er sucht Wala, die Mutter der Nornen auf, und weckt sie. Seine wahre Identität verbergend, erfährt er von ihr wer für Balders Tod verantwortlich sein wird.

"Es kommt von jenem Baume das unheilvolle Reis,
Das halb zu häßlichem Harme Hader zu schießen weiß.
Dieser bringt den Balder zum Scheiterhaufen hin;
Er wird sein Mörder werden zu Nibelhels Gewinn.
Er wird des Lebens berauben Wodans und Frickas Eigen.
Genötigt hab' ich gesprochen; nun aber will ich schweigen."


Während dessen nahm Fricka die Schwüre von Feuer und Wasser, Eisen und allen Erzen, von Steinen, Erden, Bäumen, Vögel und Getier, von Würmern und den Giften, entgegen, Balder niemals ein Leid zuzufügen.

Als Odin in Wallhall ankommt, wird er Zeuge wie alle Götter Baldur umkreisten und ihn mit Dingen bewarfen, von kleinen Ästen und Steinchen, bis hin zu Äxten und Speeren, doch nichts verursachte ihm ein Leid. Loke, war darüber so erbost, daß er sich in der Verkleidung einer alten Frau in Frickas Hallen begab und nachdem er ihr Vertrauen gewann zu ihr sagte:

"Das dünkt mich großes Wunder, daß jegliche Gewalt
Dir Eide habe geschworen, und daß dir nicht entging
Auf Erden und im Himmel ein allereinzig Ding."


Fricka antwortete:

"Es wächst ein Zweig im Land,
Im Westen Walhalls, dieser ist Mistelzweig genannt.
Den Eid von ihm zu fordern, schien mir nich Not zu sein.
Denn er ist gar zu schwächlich, er ist auch gar zu klein."


Als Loke dies eruhr, holte er sich die Mistel und brachte sie zum Ting. Er ging zum blinden Hader, der seinem Bruder Baldur nicht wohl gesonnen war, und erkundigte sich warum er denn nicht an den Wurfspielen teilnähme. Hader erwiederte, daß er weder ein Geschoß habe, noch sehen könne wo sein Bruder stand. Loke gab ihm den Mistelzweig in die Hand, und wies ihm die Richtung in welche er schießen mußte und Balder zu treffen. Balder, von dem Mistelzweig getroffen, sank tot zu Boden.

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Bei den keltischen Druiden galt die Mistel als wichtige Zutat ihrer Zaubertränke um Kraft, Mut und Unbesiegbarkeit zu verleihen. Auch sollte sie Gifte unwirksam und Mensch und Vieh fruchtbar machen.

Die Mistel gilt als apotropäisches Amulett, Glücksbringer, Heirats und Liebessegen. Da sie eine immergrüne, und im Winter fruchttragende Pflanze ist, gilt sie als Symbol der Wintersonnwende und des Neujahrsfestes.

In Tirol ist sie auch unter dem Namen Drudenfuß bekannt, und soll vor Hexen und Teufeln schützen.
Auch der Name "Hexenbesen" ist geläufig, und ihre Verwendung als Orakelpflanze.

Im nordamerikanischen Voodoo- Glauben wird die Mistel (Phoradendron flavescens - die Amerikanische Mistel) als Liebeszauber und Amulett getragen. Sie ist der Göttin Erzulie geweiht, die für Schönheit, Liebe und Kreativität steht.
Niveau sieht von unten immer wie Arroganz aus.
"Man kann vieles unbewusst wissen, indem man es nur fühlt aber nicht weiß." F.M.Dostojewski

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