Trouble in Amish Paradise (eine Dokumentation)

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Alveradis
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Trouble in Amish Paradise (eine Dokumentation)

Beitrag von Alveradis »

Ich habe mir heute eine Dokumentation über zwei amische Familien angeschaut, die für ihr Hinterfragen der amischen Regeln von ihren Gemeinschaften ausgeschlossen wurden. (Link zur Dokumentation)
Es hat mich sehr nachdenklich gemacht. An sich bin kein Freund von christlichem Fundamentalismus, daher dürfte mir Geschichte von Familien, die von "regeltreu" zu "bibeltreu" werden gar nicht so gefallen. Bewegt hat es mich trotzdem. Ich finde es sehr aufbauend, zu sehen, dass auch in den religiös extremen Gemeinschaften Menschen ihren Kopf anstrengen, anfangen, zu hinterfragen, nachzudenken und die Konsequenzen aus ihren Erkenntnissen zu ziehen. Und zu sehen, dass die daraus resultierende kulturelle Ächtung wohl zumindest bei den Amischen auch verhältnismäßig sanft ausfällt.

Sicher finden sich auch im dem von den Familien entdeckten "neuen" Amischen Glauben eine ganze Menge Dinge, die für uns inakzeptabel wären, aber betrachtet man den kulturellen Hintergrund in dem diesen Familien groß geworden sind, sind das fast so etwas wie Seelenverwandte, oder?
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Ich
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Re: Trouble in Amish Paradise (eine Dokumentation)

Beitrag von Ich »

...
Zuletzt geändert von Ich am 27. Feb 2012 09:10, insgesamt 1-mal geändert.
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Cass XI
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Re: Trouble in Amish Paradise (eine Dokumentation)

Beitrag von Cass XI »

Hallo,

die Dokumentarfilm hat mir sehr gefallen, danke für den Link. Besonders eindrucksvoll war für mich das Ende und dass trotz der Exkommunikation die Amish trotzdem für sich einstehen.

LG
Cass
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gabor
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Re: Trouble in Amish Paradise (eine Dokumentation)

Beitrag von gabor »

Naja....das Christentum an sich...ist ja eigentlich`ne recht positive Sache....und diese Leute haben definitiv meinen Respekt!
Immer bereit!
Woher soll ich wissen, ob die Vergangenheit keine Fiktion ist, die nur erfunden wurde, um den Zwiespalt zwischen meinen augenblicklichen Sinneswahrnehmungen und meiner Geistesverfassung zu erklären?
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Azazel
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Re: Trouble in Amish Paradise (eine Dokumentation)

Beitrag von Azazel »

Grundsätzlich ist der Menschenschlag der sich so einer Gruppierung (egal ob Amish od. andere) anschließt immer der Typus der ungern Verantwortung hat, sondern diese lieber in andere Hände abgibt, nichts destotrotz wird es immer Leute geben, die entweder zu einer Einsicht gelangen und anfangen zu hinterfragen oder die dort geboren aus der 'Art' schlagen und dem freien Willen entdecken.
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Ich
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Re: Trouble in Amish Paradise (eine Dokumentation)

Beitrag von Ich »

Azazel hat geschrieben:Grundsätzlich ist der Menschenschlag der sich so einer Gruppierung (egal ob Amish od. andere) anschließt immer der Typus der ungern Verantwortung hat, sondern diese lieber in andere Hände abgibt, nichts destotrotz wird es immer Leute geben, die entweder zu einer Einsicht gelangen und anfangen zu hinterfragen oder die dort geboren aus der 'Art' schlagen und dem freien Willen entdecken.
Das hört sich für mich schon "ein wenig" vorurteilsbehaftet an, Aza. Ohne in Haarspalterei verfallen zu wollen, würde Ich persönlich hier im Kontext eher "mehrheitlich" anstatt "grundsätzlich" sagen. Aber Deine Aussage "... immer der Typus, der ungern Verantwortung hat ..." etc. ist in meinen Augen schon ein sehr oberflächliches (Vor-) Urteil. Würdest Du das wirklich ernsthaft so pauschal z.B. über "die Christen" (oder wen auch immer) behaupten wollen?

Außerdem - finde Ich zumindest - ist die Bemerkung "zu einer Einsicht gelangen" allgemein mit Vorsicht zu genießen, denn diese impliziert ja ganz konkret, daß man selbst natürlich Recht hat und Andersdenkende demzufolge logischerweise nicht, weil .........................................
Allzu häufig vergißt der Mensch dabei sehr leicht, auch sich selbst und seine eigenen Standpunkte (immer wieder mal) wirklich kritisch zu hinterfragen.
Gerade letzteres ist für mich typisch menschlich. ;)

Andererseits kann Ich Deinen Blickwinkel jetzt besser nachvollziehen, Aza, da Du hier explizit den Freien Willen erwähnt hast.
Allerdings stellen sich da für mich auch jetzt schon direkt wieder die nächsten Fragen:
Wenn sich jemand z.B. für irgendetwas (öffentlich) engagiert, muß das dann zwangsläufig mit diesem Prinzip und seinem/ihrem eigenen Freien Willen kollidieren? Oder könnte das nicht auch ein Stück mit diesem konform gehen, auch wenn es auf den ersten Blick vielleicht überhaupt nicht so aussieht?
Wer vermag das denn bei- oder schlimmer noch: für Andere(n) wirklich immer so sicher beurteilen zu können bzw. zu wissen?

Noch ein hinterfragender Gedanke meinerseits (hört sich vielleicht ein wenig provokativ an, ist aber nicht so gemeint):
Ist die öffentliche Verkündung des Freien Willens an sich nicht auch schon ein Stück weit mit auf derselben Ebene angesiedelt, auf der auch alle möglichen beliebigen Heilslehren aller Coleur agieren (quasi als ein ideologisches Fragment)? Wo verläuft da (diesbezüglich!) die Grenze?
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Re: Trouble in Amish Paradise (eine Dokumentation)

Beitrag von Alveradis »

Für mich ist die Sache mit dem "Freien Willen" eh so eine Sache, ich bin eigentlich zu sehr Naturwissenschaftler, um dran zu glauben. Für mich geht es eher um "seinen Weg finden" unabhängig davon, was Mitmenschen, Autoritäten, Kultur, Staatsapparate oder sonst wer vorschreiben.

Und grade was die Amischen betrifft finden sich dort wohl so ziemlich alle Arten von Menschen, einfach, weil das Ganze historisch gewachsen ist. Seit Generationen leben diese Menschen in dieser Gemeinschaft und kennen nicht wirklich was Anderes bzw haben sich aus anerzogener Angst mit nichts Anderem wirklich auseinander gesetzt. Es wurde also nicht vorgefiltert.

Aber ich finde es toll und mutig, wenn Menschen aus Leidensdruck heraus ihr Leben umkrempeln und anfangen zu überdenken, was sie bisher getan haben. Witzigerweise geschieht das auch innerhalb des Dämonenpacks nicht immer, wenn es notwendig wäre. Insofern ist das für mich ein ziemlich deutlicher Ausdruck von Selbstbestimmung. Und einen unglücklichen Eindruck haben die Familien auf mich jetzt auch nicht gemacht, also wird es wohl der richtige Weg gewesen sein?
Muss ja nicht jeder eines morgens aufwachen und beschließen, jetzt Satanist, Dämon und sonst wie gearteter "extremer" Vertreter des "Freien Willens" zu werden.
Wichtig ist es meiner Meinung nach nur, dass man sich mit seinem Leben wohl fühlt. Und das geht imho auch in einer religiösen Gemeinschaft.
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Re: Trouble in Amish Paradise (eine Dokumentation)

Beitrag von Ich »

Ich schätze durchaus das Prinzip des Freien Willens (inwieweit es für den Menschen wirklich machbar ist, fast absolut unbeeinflusst zu sein, ist natürlich wieder eine andere Frage).

Selbstverständlich stimmt es auch, daß dieser durch Massenmedien, Politik, Religion etc. (z.T. auch sehr manipulativ) beeinflußt bzw. verzerrt wird.
Allerdings erachte Ich den Umkehrschluß (und das ist eigentlich meine Kernaussage oben), nämlich daß diese Dinge den Freien Willen an sich völlig ausschließen, als ebenso problematisch (auch wenn es unbestritten sehr häufig zutrifft).

Denn der Freie Wille ist naturgemäß eine höchst individuelle Sache! Daher ist meiner Ansicht nach eine allgemeingültige Definition desselben - also was er jeweils ist und vor allem auch was er nicht ist bzw. "nicht sein kann" ! - höchst fragwürdig...
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Re: Trouble in Amish Paradise (eine Dokumentation)

Beitrag von Daimao_Koopa »

Vorneweg freue ich mich zu sehen, wie selbst die Starrsten unter den Starren noch über den Willen zur Veränderung verfügen! :cool:
Die Dokumentation war wirklich aufschlussreich und in keinster Weise emotinal aufgeblasen. Meinen Respekt für solchen Mut in einer
Gesellschaft etwas bewegen zu wollen, die alle Neuerungen als Teufelei verschmäht!
Ich hat geschrieben: Wenn sich jemand z.B. für irgendetwas (öffentlich) engagiert, muß das dann zwangsläufig mit diesem Prinzip und seinem/ihrem eigenen Freien Willen kollidieren? Oder könnte das nicht auch ein Stück mit diesem konform gehen, auch wenn es auf den ersten Blick vielleicht überhaupt nicht so aussieht?
Wer vermag das denn bei- oder schlimmer noch: für Andere(n) wirklich immer so sicher beurteilen zu können bzw. zu wissen?
Das hängt ganz vom Wesen des Prinzips ab, für das man sich einsetzt. Christlich fundierte Prinzipien basieren auf Bewahrung von Tradition und Beständigkeit im Allgemeinen - d.h. es soll am besten alles so bleiben, wie es ist und alle neuen Einflüsse sich an das bestehende Prinzip anpassen. Prinzipien dieser Art wollen nicht (oder vielmehr werden nicht gewollt) verändert werden. Folglich werden Probleme entstehen und es wird versucht den freien, verändernden Willen in ein Regelkorsett zu zwingen.
Ist das Prinzip allerdings für Veränderungen offen, "verschmilzt" der freie Wille der Person so zu sagen mit dem wandelbaren Prinzip und ist auf diese
Weise immer noch frei obwohl er (der Wille) sich selbst von dem Prinzip hat beeinflussen lassen.

Zu deiner letzten Frage: Wissen tun das nur die Götter. >:-> Was wir aber mit Sicherheit sagen können, ist dass eine Beurteilung solcher Handlungen,
wie der der hinterfragenden Amish, immer möglich ist, solange man zu diesem Thema eine eigene, fundierte Meinung besitzt. Ob eine Beurteilung jedoch eine Verurteilung zulässt, ist eine andere Frage, deren Antwort wir bestimmt schon kennen. ;)

Demnach können selbst die Kirchenväter der Amish die Entscheidung ihrer Pioniere lediglich gutheißen oder ablehnen - mehr nicht!
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Re: Trouble in Amish Paradise (eine Dokumentation)

Beitrag von Ich »

Daimao_Koopa hat geschrieben:
Ich hat geschrieben: Wenn sich jemand z.B. für irgendetwas (öffentlich) engagiert, muß das dann zwangsläufig mit diesem Prinzip und seinem/ihrem eigenen Freien Willen kollidieren? Oder könnte das nicht auch ein Stück mit diesem konform gehen, auch wenn es auf den ersten Blick vielleicht überhaupt nicht so aussieht?
Wer vermag das denn bei- oder schlimmer noch: für Andere(n) wirklich immer so sicher beurteilen zu können bzw. zu wissen?
Das hängt ganz vom Wesen des Prinzips ab, für das man sich einsetzt.
Hängt das nicht eher vom Wesen des individuellen Freien Willens ab?
Der Rest ist in diesem Kontext - wie Du übrigens auch selbst angemerkt hast - schon wieder viel zu (ver-)allgemein(ernd) gehalten. Siehe oben. ;)
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