Debüt (a) by Alca

Die dämonische Kolumne
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Vamp
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Debüt (a) by Alca

Beitrag von Vamp »

Ein grüner Hügel, mit vereinzelten Blumen. Auf der Spitze des Hügels steht eine alte, knorrige Trauerweide. Ein Schwarm Tauben huscht aus dem Geäst hervor und verschwindet am Horizont. Ich setze mich hin und genieße den Sonnenschein.
"Alex?", dringt mir eine dumpfe Stimme auf dem Klimax des Stimmbruchs an die Ohren.
Ich richte mich verschlafen auf, und sehe in das Gesicht meines Neffen. Zum Glück kann ich nicht allzu viel erkennen. Es ist dunkel, aber dennoch kann ich die Gesichtszüge erkennen, die ich schon seit Jahren mit folgendem Gedanken gleich setze: "Na, toll, einen Tag lang nicht tun können, was man will, weil man ja zu seiner Familie freundlich ist."
Wieder beginnt die unsichere Stimme, die Luft in meinem Zimmer in Bewegung zu setzen.
"Kommst du runter? Es gibt gleich essen!"
Ja,klar, es ist Nachmittag, ich habe die Hälfte des Tages verschlafen und in weniger als fünf Minuten gibt es Essen.
Ich fühle mich nicht hungrig, trotzdem grunze ich zustimmend, aber auch ein wenig bedrohlich. Mal wieder genau den Tonfall hinbekommen, wie man ihn nur früh morgens treffen kann.
Etwas benommen starre ich noch für ein paar Minuten in die Gegend, bis mir klar wird, dass es tatsächlich bald Essen gibt. Ruckartig springe ich aus dem Bett, natürlich nicht ohne mich an der Dachschräge zu stoßen. Ich ziehe hastig Klamotten an, die ich halbwegs erträglich finde, und schlurfe nach unten. Erwartungsvoll blicke ich in die Menschenmasse, die sich im Wohnzimmer versammelt hat, und frage, ob sie schon gegessen haben. Irritierte Blicke erwidern den meinen, und ich erfahre, dass es erst in ungefähr einer Stunde etwas zu essen gibt. Ich freue mich auf eine weitere Stunde, die ich im Bett dösen kann, aber mein Neffe macht mir einen Strich durch die Rechnung: "Darf ich mit hoch? ich muss was im Internet nachgucken!" "N-Ja,okay", ist meine resolute Antwort. Ich sitze auf meiner Couch und schaue meinem Neffen dabei zu, wie er hoch interessante Bilder von Motoren ansieht, und sie mir stolz präsentiert.
Nach einer Stunde Folter kommt der rettende Anruf: "Kommt ihr runter? Es gibt Essen!"
Immerhin gibt es Lasagne, und ich lasse mir Zeit. Jede Minute ist eine Minute weniger Werner-Soundtrack und Partylieder anhören.
Der Rest des Tages verläuft ähnlich, allerdings mit einer 6jährigen Quengelnichte als Gratiszugabe zum pubertierenden Neffen.
Gegen Abend habe ich endlich meine Ruhe...zumindest dachte ich das...Fröhlich öffne ich ICQ und hoffe, mit Freunden reden zu können.
Meine Schwester kommt hoch, und will etwas im Internet nachschauen. So lange kann das ja nicht dauern. Nach einer halben Stunde darf ich wieder an meinen Rechner, allerdings sitzt meine Schwester genau einen halben Meter von mir entfernt, und schielt immer wieder auf meinen Bildschirm.
Ich hatte noch nie so viele Freunde auf einmal, die mir dringend etwas erzählen wollen oder die Trost brauchen in einer persönlichen Tiefphase.
Eben diese Freunde reagieren - gelinde gesagt - überrascht, dass ich auf einmal nicht mehr da war, um Kummerkasten zu spielen.

Jetzt sitze ich hier und schreibe einen Text, da ich erst kürzlich zum Co-Moderator des Zwielichts ernannt wurde.
Fazit des Tages:
Gestörter Schlaf, Kaputte Nerven, saure Freunde, ein weiterer Hasspunkt gegen meine Familie aber immerhin eine spaßige neue Aufgabe.

In diesem Sinne empfehle ich mich,
mit freundlichen Grüßen,
Alcadizaar
Wenn Katzen wie Frösche aussähen, so würde uns bald klar, wie gemein die kleinen Teufel sind. (Lords und Ladys; Terry Pratchett)
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tlahuizcalpantecutli
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Beitrag von tlahuizcalpantecutli »

Ich kenne das mit Leuten, die klein sind und einem über die Schulter gucken wollen und alles wissen und vermisse einen Schlüssel für mein Zimmer...



Ach so, Alcadizaar... warum aber unter Vamp?
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Alcadizaar
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Beitrag von Alcadizaar »

Meine Schwester ist beinahe 40 :D

Unter Vamp habe ich geschrieben, weil ich hier (noch) kein Moderator bin ;)
Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom.

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