Graf Eltular (2)

Die dämonische Kolumne
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Vamp
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Graf Eltular (2)

Beitrag von Vamp »

Ich finde es durchaus bemerkenswert was Kinder sich im laufe ihrer Kindheit von ihren Eltern so alles gefallen lassen, aber noch viel erstaunlicher ist es doch was Kinder sich von ihren Eltern gefallen lassen wenn sie ausgewachsen sind. Ich benutze absichtlich nicht den Begriff ausgewachsen und nicht erwachsen, den grade in meiner Familie herrscht ein ewiger Streit über den Begriff erwachsen sein. Mein Bruder und meine Schwägerin glauben das man erst erwachsen ist wenn man ein Kind hat, meine Eltern behaupten erwachsen sein bedeutet den Aschenbecher auszuleeren und die Spülmaschine auszuräumen. Meiner eigenen bescheidenen Meinung nach ist erwachsen sein, einfach volljährig sein, wohingegen Reife sich nur individuell feststellen läst, den wir sind einfach alle viel zu verschieden als das man uns in dieser Hinsicht über einen Kamm scheren könnte. Ehe ich nun aber vollständig den Faden verliere will ich zurückkommen auf die Kinder die sich auch nachdem sie längst volljährig geworden sind unglaubliches von ihren Eltern gefallen lassen. Das beginnt damit dass viele Eltern anscheinend der Überzeugung sind ihre Kinder wären ihnen irgendetwas schuldig aufgrund der Tatsache das sie geboren und aufgezogen wurden. Natürlich kann sich glücklich schätzen wer von seinen Eltern liebevoll umsorgt wurde und ein „Danke“ ab und zu ist nicht unangebracht, aber letztendlich ist es doch nur Zufall wessen Kind man wird und ob man eine gute oder schlechte Kindheit hat. Dennoch saugen viele Eltern ihre Kinder geradezu aus wenn sie erst einmal erwachsen sind, projizieren ihre eigenen Wünsche auf sie und geizen nicht mit Vorwürfen wenn die Kinder nicht den Weg einschlagen den die Eltern sich vorstellen. Und je fehlerhafter sie selbst sind, desto höher scheinen die Erwartungen an ihren Nachwuchs zu steigen, ausgerechnet die die ihren Kindern das Leben schwer machen wenn sie noch jung und großteils wehrlos sind, meinen ihnen den besten Weg für ihr Leben zeigen zu können und wenn diese nicht die Augen aufmachen und anfangen sich zur Wehr zu setzen werden sie elendiglich zugrunde gehen. Am Ende bleiben nur ausgesaugte Hüllen zurück, ohne eigenen Willen oder zumindest ohne die Fähigkeit dem eigenen Willen und den persönlichen Bedürfnissen genüge zu tun. Nicht mehr als Zombies, die mit nichts weiter als den Wünschen ihrer Erzeuger angefüllt sind. Es heißt nicht umsonst dass, das Elternsein eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe ist. Es ist nicht vorbei wenn die Kinder erwachsen sind, das Aufgabenfeld verlagert sich nur und die wahrscheinlich schwerste Aufgabe ist es die Kinder ihren Weg gehen zu lassen und zu akzeptieren das sie ihre eigenen Fehler machen müssen, über ihre eigenen Steine stolpern müssen um frei zu sein. Den ansonsten erschafft man nur weitere Vampire die dann ihrerseits ihre Kinder aussaugen werden um sie mit den Wünschen anzufüllen die man sich selbst nie erfüllen konnte weil man ja den Wünschen der eigenen Eltern genüge tun musste.

(Ich bitte euch mir diese eine mal den nahezu vollständigen Verzicht auf offenen Humor zu verzeihen, aber diese Thema betrifft mich selbst zu stark als das es mir möglich wäre darüber zu lachen.)
Wenn Katzen wie Frösche aussähen, so würde uns bald klar, wie gemein die kleinen Teufel sind. (Lords und Ladys; Terry Pratchett)
Kojote
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Beitrag von Kojote »

Autsch. Ich sehe es braucht noch viele Gespräche um von
dir zu lernen, meine Kinder loszulassen wenn es soweit ist.

Den Titel Eltular lass ich mir nämlich ungerne anhängen.
Verheiratet/Vater/Christ .. Gott ich passe hier wirklich nicht hin.
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Vamp
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Beitrag von Vamp »

Ich mache mir da nicht allzu große Sorgen um dich mein lieber Bruder. Sicher bin ich mir das es dir schwer fallen wird deine Kinder los zu lassen, aber ich glaube nicht das du versuchen wirst deine unerfüllten Wünsche auf sie zu projezieren. Dazu weißt du zu gewnau was du willst und du erfüllst ja auch nicht die Laufbahnwünsche die auf uns projeziert wurden und immer noch werden. Du bist ein guter Vater und wer etwas anderes behauptet ist ein Lügner.
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Beitrag von Alcadizaar »

...und wieder einmal, Liebe Vamp, sprichst du mir aus der Seele.

Meine Eltern sind sicherlich auch nicht zufrieden damit, wie ich mein Leben lebe, und wie ich meine Zukunft geplant habe, aber ich werde es trotzdem tun. Wenn ich sehe, dass alle (!) Meine Brüder den gleichen Beruf haben wie mein Vater hatte (er ist jetzt Rentner), dann erfüllt mich das mit Trauer.

Ein Spruch, den ich mal aufgeschnappt habe, passt gut zu der Thematik:

Wir werden geboren, ohne es zu wollen.
Wir werden sterben, ohne es zu wollen.
Dann lasst uns wenigstens Leben, wie wir es wollen.

Mfg,
Alcadizaar
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Vamp
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Beitrag von Vamp »

alle (!) Meine Brüder den gleichen Beruf haben wie mein Vater hatte (er ist jetzt Rentner),
Alle deine Brüder sind Rentner? Das is ja heftig ;)
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Beitrag von Alcadizaar »

Nein, liebe Vamp, schau mal:

In der Deutschen Sprache gibt es Verschiedene Zeiten. Um es zu vereinfachen, nenne ich sie Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Wenn ein Verb ("Tu-Wort") in der Vergangenheit steht, bedeutet dies, dass es einmal so war, und nicht mehr ist (z.B.: Ich rannte; bedeutet: ich bin gerannt, aber jetzt tue ich es nicht mehr.)
Wenn ein Tu-Wort in der gegenwart steht, dann tut man es gerade jetzt (z.B.: "Ich renne"; bedeutet: ich renne gerade in diesem Augenblick!)
Wenn ein Tu-Wort allerdings in der Zukunftsform steht, (z.B.: ich werde rennen; bedeutet: ich bin nicht gerannt, ich renne nicht, aber ich werde es 100%ig in baldiger Zukunft tun)

So, und jetzt die Quizfrage:

-Was bedeutet es, wenn ich sage:
Alle (!) Meine Brüder haben den gleichen Beruf wie mein Vater ihn hatte (er ist Rentner)

Hochachtungsvoll,
Alcadizaar
:D
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Vamp
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Beitrag von Vamp »

Alte Spaßbremse!
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Beitrag von Alcadizaar »

Also, ich fand mich selbst schon sehr lustig... :cool:
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