MURDER-SET-PIECES

Horror, Thriller, Fantasy, Sci-Fi, Mystery

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ap
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MURDER-SET-PIECES

Beitrag von ap »

ohne den Streifen jetzt selbst gesehen zu haben stelle ich einfach mal dieses Review hier rein, so zur Diskussion wenn ihr wollt, was haltet ihr denn von derartigem?





Zitat von Marcus Popescu
MURDER-SET-PIECES

Das ideale Kontrastprogramm. Angekündigt war obiger Film als „skandalöses Meisterwerk, das jegliche Grenzen überschreitet und Tabus bricht. Der erste US-Horrorfilm mit NC-17-Rating.“ Vier Kopierwerke (inklusive Technicolor & Co.) haben es abgelehnt, von dem Streifen Kopien zu ziehen, und sechs Editoren haben sich entsetzt abgewandt, bevor der siebente sich dazu herabließ, den Film zu schneiden. Soweit die vollmundige Werbung. Und MURDER-SET-PIECES entpuppt sich als der wohl abstoßendste und scheußlichste Haufen Zelluloidmüll, den ich je auf einer Leinwand bewundern durfte. Und falls es jemand missverstehen sollte: DAS IST KEIN LOB!

Nick Palumbo, den die Welt zuvor nur als Regisseur eines kleinen Indie-Films namens NUTBAG (von dem ich bisher glücklicherweise verschont blieb) kannte, wollte einen kontroversen Serienkiller-Streifen schaffen, bleibt dabei aber in seiner eigenen kleinen, engstirnigen Welt stecken, in der es storymäßig nur zu einer armseligen Kopie von AMERICAN PSYCHO reicht. Als Ausgleich, wie so oft, muss das Make-Up-Department herhalten: Der „Fotograf“ ist ein psychopathischer Frauenmörder, der sich seine Opfer auf den schäbigen Straßen von Las Vegas sucht. Wenn er keine Dirnen aufschlitzt, fährt er im Auto durch die gar nicht so glitzernde Spielerstadt, um seine potentiellen Opfer zu erspähen, oder (wenn er grad keinen Bock auf Autofahren hat) betreibt wie weiland Patrick Bateman ein körperstählendes Workout mittels Hanteln. Und weil’s in AMERICAN PSYCHO mit dem Symbolismus so gut funktioniert hat, sucht sich MURDER-SET-PIECES seine eigenen unheilschwangeren Idole – statt 80er Jahre-Popmusik instrumentalisiert Regisseur Palumbo unfassbar dämliche Holzhammer-Ideologie und lässt den „Fotografen“ sein Fitnesstraining bei laufendem TV absolvieren, auf dessen Bildschirm in Dauerschleife Leni Riegenstahls TRIUMPH DES WILLENS seine Runden dreht. Hitlergruß trifft schweißnassen Bizeps in gewagter Schnitt-/Gegenschnitt-Montage … auweia! Logischerweise ist der Killer auch noch deutscher Abstammung, spricht akzentfreies, nicht untertiteltes Deutsch, wenn er seine Nutten quält und hatte als Kind ein ganz hartes Los. Ansonsten war’s das mit der Story … Autofahren/Killen/Workout/Killen/Autofahren/Killen/Killen/Workout/Killen etc. etc.

Bei den Mordszenen dreht Palumbo dann richtig auf. Man stelle sich vor, Andreas Bethmann hätte eine 35mm-Kamera in die Hand bekommen und wäre versucht, seinen bisherigen Output in punkto Frauengewalt zu übertreffen. Das Ergebnis ist MURDER-SET-PIECES. Frauen werden an Stühle genagelt, minutenlang per Rasiermesser gefoltert, per Kettensäge zerlegt, erschlagen, erdrosselt, ertränkt … und nachdem der „Fotograf“ die bereits toten Opfer noch eine Ewigkeit weiterpenetriert (!) hat, sitzt er nach dem finalen Erguss auch schon mal in der Ecke und zieht mit den Zähnen lange Fleischfetzen aus dem arm- und beinlosen Torso. Als wäre das nicht Tabubruch genug, knallt der Regisseur nach etwa einer Stunde Laufzeit völlig durch und lässt den Killer Jagd auf kleine Kinder machen. Zu Halloween pflastert der Psychopath die Stadt mit Kinderleichen, und der Zuschauer wird schon mal Zeuge, wie ein zehnjähriges blondes Mädchen am Kopf gepackt, hochgezogen und dann frontal aufgeschnitten wird. Irgendwo hört’s dann wirklich mal auf …

Wenn dieser Tabubruch im Namen der freien Meinungsäußerung wenigstens noch ein Anliegen hätte, böte sich vielleicht noch eine klitzekleine Chance, diesen Film zu rechtfertigen. Aber all das Gemetzel ist so widerwärtig gleichgültig in Szene gesetzt und so exploitativ aufgedröselt, dass es dieses Machwerk von vornherein disqualifiziert. Was Tony Todd und Gunnar Hansen zu kleinen Cameos in MURDER-SET-PIECES bewogen haben soll, ist mir völlig schleierhaft. Ich vermute, sie haben den Film wohl nie ganz gesehen. „Leatherface“ Hansen darf übrigens einen Altnazi spielen, der dem „Fotografen“ unter aufgespannter Hakenkreuzflagge eine Pistole verkauft. Ja, tatsächlich … so subtil ist der Film.

Das Teil dürfte wohl demnächst als Import von irgendwoher zu haben sein – eine offizielle Veröffentlichung dieser derart plumpen Blutoper hierzulande steht nicht zu befürchten. Und selbst wenn, würde uns MURDER-SET-PIECES dann auch nicht allzu lange behelligen. Ich könnt’s irgendwie verstehen …


hört sich derbe an.

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