Lingua Ignota

Magie, Dämonologie, Traumdeutung, Tarot, Astrologie

Moderator: cool_orb

Antworten
Benutzeravatar
Eno
Beiträge: 610
Registriert: 24. Jul 2011 22:33
Wohnort: Wie oben, so auch unten.

Lingua Ignota

Beitrag von Eno »

Die Offenbarung der Lingua Ignota (ca.1190/Hildegard von Bingen) erfolgte früher als die der Henochische Sprache (1582/Dee und Kelly).

Man findet Hildegards Aufzeichnungen online bei der DFG im Riesenkodex :
http://dfg-viewer.de/show/?set[zoom]=mi ... mets17.xml

Hildegards Bezeichnung der Sprache als Lingua Ignota, ist aus der Berufungsgeschichte des Propheten Ezechiel entnommen. Dort wird geschildert, wie Gott seinen Propheten auffordert, eine Buchrolle mit der Aufschrift „Klage und Seufzen und Weh“ zu essen. Danach wird Ezechiel zum Hause Israel entsendet. Ezechiel spricht eigentlich eine seinem Publikum unbekannte Sprache (lingua ignota), dieses ist nun aber in der Lage die Botschaft des Propheten akkustisch zu vernehmen und semantisch zu verstehen.

Während die henochische Sprache dem Dialog mit den Schöpfungskräften dient (nach Kelly ist es die Sprache in der Gott mit den Engeln kommuniziert, in der Henochischen Magie wird über „Rufe“ Kontakt zu Engeln/Wächtern aufgebaut), soll die Lingua Ignota dafür geeignet sein, in den absoluten Bedeutungsinhalt der Wörter einzudringen.

Gemeint ist jener Bedeutungsinhalt, so wie er in der reinen Erkenntnis Adams und in den von ihm geformten Wörtern zum Ausdruck kam. Dieser Bedeutungsinhalt soll akkustisch, semantisch und graphisch artikulierbar gemacht werden. Dadurch ist es möglich unabhängig vom nationalsprachlichen Ausgangspunkt her in den schöpfungstheologisch reinen, überall identischen Sinnkern der Wörter einzudringen, sich von ihnen prägen zu lassen und sie im sprachlichen Geschehen weiterzuvermitteln.

So könnte die Lingua Ignota als Versuch betrachtet werden eine Art paradiesischer Ursprache zu rekonstruieren, wie sie vor der babylonischen Sprachverwirrung gepflegt wurde. Hildegard interessiert sich dabei nicht für die historische Entwicklung der Sprachen oder ihre heilsgeschichtlich bedingte Prävalenz. Was sie interessiert, ist die kreative Potenz des gottnahen paradiesischen Sprechens und die Annährung an das Paradies durch das Mittel der Sprache.
Gen1,26 hat geschrieben: Dann sprach Gott: Lasst uns Menschen machen als unser Abbild, uns ähnlich. Sie sollen herrschen über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels, über das Vieh, über die ganze Erde und über alle Kriechtiere auf dem Land.
Gen 2,19 hat geschrieben: Gott, der Herr, formte aus dem Ackerboden alle Tiere des Feldes und alle Vögel des Himmels und führte sie dem Menschen zu, um zu sehen, wie er sie benennen würde. Und wie der Mensch jedes lebendige Wesen benannte, so sollte es heißen.
Gott gibt dem Menschen Macht über die Schöpfung, indem er ihm die „wahren Namen“ des Geschaffenen verrät.

Versucht man einmal von der christlichen Interpretation zu abstrahieren, so bleibt von der Geschichte die Aneignung des Geschaffenen durch Kenntnis des „wahren Namens“, und man kann darüber spekulieren, ob jener Name den der „Baum der Erkenntnis“ verrät der des Menschen selbst oder der wahre Name Gottes ist, oder ob das nicht eh auf das Selbe hinausläuft.

Die henochische Sprache dient der Kommunikation mit den Schöpfungskräften, die „Lingua Ignota“ dient der Aneignung des Geschaffenen, ich denke beide „Sprachen“ sind Teile des Ganzen und ich werde die nächsten Wochen mit der Kombination von beidem experimentieren.

Falls schon jemand Erfahrung damit gemacht hat, oder jetzt Lust bekommen hat ebenfalls mit der Kombination zu experimentieren, würden mich die Resultate interessieren.


Litterae Ignota:
Bild

Weiterführende Bücher:
Sarah L. Higley: Hildegard of Bingen s Unknown Language scribd amazon
Michael Embach: Die Schriften Hildegards von Bingen: Studien zu ihrer Überlieferung im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit amazon

Noch ein paar interessante Links dazu:
http://www.unmasqued.com/eclecticify/ignota.php
http://www.rickharrison.com/language/ignota.html
V.I.T.R.I.O.L.
Benutzeravatar
gabor
Moderator
Moderator
Beiträge: 10151
Registriert: 8. Apr 2009 16:18
Religionszugehörigkeit: Nihilist
Wohnort: Silencium est Aureum!

Re: Lingua Ignota

Beitrag von gabor »

Also der Hildegard trau ich nicht!Hab`n Buch von ihr....da wird gebärunfreudigen Frauen empfohlen,Nachgeburten von Kühen EINZUNEHMEN.... :kotz:
Immer bereit!
Woher soll ich wissen, ob die Vergangenheit keine Fiktion ist, die nur erfunden wurde, um den Zwiespalt zwischen meinen augenblicklichen Sinneswahrnehmungen und meiner Geistesverfassung zu erklären?
Benutzeravatar
Seth Atum
Beiträge: 184
Registriert: 28. Mär 2011 22:12
Religionszugehörigkeit: Heidentum
Wohnort: Es gibt kein Nichts, denn Nichts ist auch etwas. Ein Mensch lernt ein Lebenlang.

Re: Lingua Ignota

Beitrag von Seth Atum »

Woher weiß die das alles?
Benutzeravatar
khezef
Moderator
Moderator
Beiträge: 2817
Registriert: 24. Jul 2011 16:29
Wohnort: Aus Gold mach Stahl!

Re: Lingua Ignota

Beitrag von khezef »

Eine schlaue Frau. Ich hab auch irgendwo ein Buch von meiner Mutter (Pflanzenfan) herumliegen, da ist auch ein Abschnitt über sie drin. Im Kontext zur Magie weiß ich nicht sonderlich viel zu ihr zu sagen, aber ihre Kenntnisse und Ratschläge zu Pflanzen, Salben und sonstigem Firlefanz sind Gold wert.
Benutzeravatar
Daimao_Koopa
Moderator
Moderator
Beiträge: 2204
Registriert: 8. Aug 2011 21:34
Religionszugehörigkeit: Was soll ich damit
Wohnort: Blickt man in einen Abgrund, blickt der Abgrund irgendwann zurück.

Re: Lingua Ignota

Beitrag von Daimao_Koopa »

Unabhängig vom historischen Kontext, ist das hier zweifelohne ein sehr interessantes Thema.
Ich habe dazu ein paar Fragen, deren Beantwortung im Vorfeld sicher sehr dem allgemeinen Verständnid beitragen.

Inwiefern kann man der Lingua Ignota in ihren Aussagen trauen? Ihre Verfasserin war ja unter anderem dafür bekannt im direkten Kontakt mit Engeln
zu stehen - was sich auf die Verlässlichkeit der Inhalte ziemlich positiv auswirkt - aber in wie weit hat Hildegard ihre eigenen Vorstellungen in die
Transskriptiuon einfließen lassen? Ist dazu irgendetwas bekannt?

Außerdem verstehe ich nicht ganz, wie (sprich: auf welchem Weg) die Lingua Ignota das Verständnis des Wesenskerns aller Dinge verständlich machen kann. Zweifelsohne liegt das Wesen aller Dinge (für den Menschen) in ihrer sprachlichen Bedeutung, doch inwiefern soll diese Sprache das ermöglichen.
Was hat die Lingua Ignota, das jeder anderen Sprache fehlt?

Dann gibt es noch ein Problem. Selbst wenn man den Wesenskern eines Dinges durch die Lingua Ignota erkennen würde, könnte man ihn einfach
nicht verstehen - es fehlt der Sinn, mit dem die wahre Bedeutung dieses Dinges erschaffen wurde...
Eno hat geschrieben:Die henochische Sprache dient der Kommunikation mit den Schöpfungskräften, die „Lingua Ignota“ dient der Aneignung des Geschaffenen, ich denke beide „Sprachen“ sind Teile des Ganzen und ich werde die nächsten Wochen mit der Kombination von beidem experimentieren.
Hier verstehe ich nicht ganz, was sich aus dieser Kombination ergeben soll. Die Lingua Ignota als Sprache scheint ja eher menschlichen Ursprunges zu
sein, oder liege ich hier falsch? Eine Sprache göttlichen- und eine Sprache menschlichen Ursprungs zu vereinen dürfte, meiner Meinung nach, in einem
bedeutungtechnischen Desaster enden. Selbst wenn sich etwas ergibt - es fehlt immer noch der Sinn, den die Erschaffer in die Sprache gelegt haben...

Was erhoffst du dir, das sich aus der Rekombination der Spachen ergeben soll?
Bild
Benutzeravatar
Eno
Beiträge: 610
Registriert: 24. Jul 2011 22:33
Wohnort: Wie oben, so auch unten.

Re: Lingua Ignota

Beitrag von Eno »

Daimao_Koopa hat geschrieben: Hier verstehe ich nicht ganz, was sich aus dieser Kombination ergeben soll. Die Lingua Ignota als Sprache scheint ja eher menschlichen Ursprunges zu
sein, oder liege ich hier falsch? Eine Sprache göttlichen- und eine Sprache menschlichen Ursprungs zu vereinen dürfte, meiner Meinung nach, in einem
bedeutungtechnischen Desaster enden. Selbst wenn sich etwas ergibt - es fehlt immer noch der Sinn, den die Erschaffer in die Sprache gelegt haben...

Was erhoffst du dir, das sich aus der Rekombination der Spachen ergeben soll?
Die Lingua Ignota ist Hildegard in derselben Weise offenbart worden wie das Enochische an Dee und Kelly.
Inwieweit man bereit ist zu glauben, dass dort etwas von "Engeln" oder "Gott" übermittelt wurde, oder ob man aus der Position des Skeptikers heraus von Selbsttäuschung oder gar absichtlichem Betrug ausgeht ist eine Frage des eigenen Ermessens.

Ich halte sowohl Dee als auch Hildegard - jeden auf seine eigene Weise- für ernsthafte "Forscher " in diesen Dingen, die keinen Betrug begehen würden und über Methodiken verfügten das Risiko einer Selbsttäuschung zu minimieren.( Kelly würde ich einen Betrug durchaus zutrauen.)

Die "LIngua Ignota" soll jene Sprache sein mit der Gott Adam das Wesen der Dinge erklärt, das Henochische die Sprache in der Gott mit seinen Engeln kommuniziert.

Legt man jüdische und christliche Quellen zugrunde konnten sich Adam und die Engel mühelos verständigen.

Meine Hypothese wäre, dass es sich nicht um zwei verschiedene Sprachen handelt, sondern um zwei Teilaspekte einer universellen Sprache.

Gruß
Eno
V.I.T.R.I.O.L.
Benutzeravatar
Daimao_Koopa
Moderator
Moderator
Beiträge: 2204
Registriert: 8. Aug 2011 21:34
Religionszugehörigkeit: Was soll ich damit
Wohnort: Blickt man in einen Abgrund, blickt der Abgrund irgendwann zurück.

Re: Lingua Ignota

Beitrag von Daimao_Koopa »

Danke dir für die Erklärung! Den Zusammenhang der beiden Sprachen kann ich jetzt um einiges besser verstehen.
Da beide Sprachen einen ziemliche soliden Hintergrund zu haben scheinen (ich hab´s mir mal genauer angesehen)
denke ich, dass man damit bedenkenlos arbeiten kann.

Zum Thema selbst: Wenn beide Sprachen wirklich so zusammenhängen, wie du sagst, steckt da einiges mehr dahinter als man
auf den ersten Blick erahnen könnte. Das Henochische scheint hier (wenn man das Mystische mit einbezieht) die Urform des Ignotischen
zu sein. Demnach ließe sich die Lingua Ignota erst dann richtig verstehen, wenn man den Inhalt des Henochischen richtig versteht.
Der Sinn der ignotischen Wörter müsste demnach in der Bedeutung ihrer Urform, dem Henochischen, zu finden sein.

Der Sinn des Henochischen aber, müsste der Verwendung nach im abrahamitischen Gott verborgen liegen, denn als Schöpfer der Sprache
schuf er die Bedeutungen der Worte nach seinem Sinn. Glücklicherweise ist die Sinngebung durch Gottheiten weitaus verlässlicher, als die
durch Menschen, also könnte man den Bedeutungen des henochischen Vokabulars volles Vertrauen schenken.

Voraussetzung dafür ist natürlich, dass man das Wesen des abrahamitischen Gottes zumindest nachvollziehen kann.
Ich denke, dass man weder das Henochische noch das Ignotische ohne die Kenntnis des göttlichen Prinzips jenes Gottes
wirklich verstehen kann. Das wird dann wohl der erste Schritt sein, den es begehen gilt...

Mal sehen, was sich ergibt.
Eno hat geschrieben: Meine Hypothese wäre, dass es sich nicht um zwei verschiedene Sprachen handelt, sondern um zwei Teilaspekte einer universellen Sprache.
Hm, gut! Aber dann frage ich mich, warum es nicht schon zu Beginn nur eine Sprache gab? Warum verwendete der abrahamitische Gott eine jeweils
andere Sprache für die Kommunikation mit seinen Engeln und seinen Menschen?
Mir kommt da irgendwie die Ahnung, dass das Henochische eigentlich gar nicht für die Verwendung durch Menschen gedacht war...
Zumal mir persönlich auch nicht weiter bekannt wäre, dass Gottheiten je mit anderen unweltlichen Wesen mittels einer "Sprache"
kommuniziert hätten. Naja, ich glaube, dass ich mir die Entstehungsgeschichte des Henochischen vorher nochmal durchlesen sollte.
Bild
Benutzeravatar
gabor
Moderator
Moderator
Beiträge: 10151
Registriert: 8. Apr 2009 16:18
Religionszugehörigkeit: Nihilist
Wohnort: Silencium est Aureum!

Re: Lingua Ignota

Beitrag von gabor »

Naja....bei Hof gab es ja früher auch eine Sprache für den Plebs,und eine für "Gleichgestellte".
Immer bereit!
Woher soll ich wissen, ob die Vergangenheit keine Fiktion ist, die nur erfunden wurde, um den Zwiespalt zwischen meinen augenblicklichen Sinneswahrnehmungen und meiner Geistesverfassung zu erklären?
Cass XI
Beiträge: 125
Registriert: 24. Nov 2011 00:37

Re: Lingua Ignota

Beitrag von Cass XI »

Hallo,
Der Sinn des Henochischen aber, müsste der Verwendung nach im abrahamitischen Gott verborgen liegen, denn als Schöpfer der Sprache
schuf er die Bedeutungen der Worte nach seinem Sinn.
Wenn man den abrahamitischen Gott als den Gott schlechthin betrachtet, dann würde diese Aussage Sinn machen. Es wäre aber auch möglich, einen Schöpfergott zugrunde zu legen, welcher durch solche Schubladen wie "abrahamitisch" nicht zu definieren ist.
Demnach ließe sich die Lingua Ignota erst dann richtig verstehen, wenn man den Inhalt des Henochischen richtig versteht.
Der Inhalt der henochischen Sprache ist nur bedingt verständlich, da es logischerweise eine Sprache von Wesenheiten ist, welche solche Konzepte wie Raum und Zeit nicht kennen oder genauer gesagt, für die diese Konzepte keine Bedeutung haben. Die henochische Sprache wie sie Dee und Edward erhalten haben, kann man wohl eher mit einem sehr gebrochenen Deutsch vergleichen, welches jemand spricht, der sich gerade mal drei Monate in diesem Land aufhält. Es reicht für die Arbeit mit dem henochischen System aber ein tieferes Verständnis dieser Sprache ist wohl incarnem nicht zu erreichen.

LG
Cass
Benutzeravatar
Seth Atum
Beiträge: 184
Registriert: 28. Mär 2011 22:12
Religionszugehörigkeit: Heidentum
Wohnort: Es gibt kein Nichts, denn Nichts ist auch etwas. Ein Mensch lernt ein Lebenlang.

Re: Lingua Ignota

Beitrag von Seth Atum »

Wenn sie von Engeln besucht oder bessesen war, wie konnte sie dann diese spizielle Sprache verstehen?
Benutzeravatar
gabor
Moderator
Moderator
Beiträge: 10151
Registriert: 8. Apr 2009 16:18
Religionszugehörigkeit: Nihilist
Wohnort: Silencium est Aureum!

Re: Lingua Ignota

Beitrag von gabor »

Wenn ich von etwas bessen bin....muss ich ja irgendwie....auf irgendeiner Ebene "Kontakt" haben.
Löse Dich doch einfach mal vom "FremdSPRACHENbegriff".
Immer bereit!
Woher soll ich wissen, ob die Vergangenheit keine Fiktion ist, die nur erfunden wurde, um den Zwiespalt zwischen meinen augenblicklichen Sinneswahrnehmungen und meiner Geistesverfassung zu erklären?
Benutzeravatar
Chymbau
Beiträge: 196
Registriert: 22. Aug 2011 05:44
Wohnort: oculatus abis - oculatis ab is

Re: Lingua Ignota

Beitrag von Chymbau »

Eno hat geschrieben: Meine Hypothese wäre, dass es sich nicht um zwei verschiedene Sprachen handelt, sondern um zwei Teilaspekte einer universellen Sprache.
Also ich bin mir nicht sicher, ob sich diese beiden Sprachen so einfach über einen Kamm scheren lassen.
Und biblische Überlieferungen sollten in diesem Kontext nicht zum entscheidenden Punkt erhoben werden. Diese haben imho zu viele logischen Fehler. Ich weis Reli und Logik, zwei Welten prallen aufeinander. :D

Geben wir erst einmal einen Vertrauensvorschuss. Nehmen wir also einfach an, dass es sich bei diesen Sprachen, nicht um eine Täuschung oder das Ergebnis einer geistigen Verwirrung handelt.

Unter dieser Prämisse rücken die empfangenden Kanäle in den Vordergrund. Und hier liegt meiner Meinung nach auch der Kasus knaxus.
Bedenken wir, dass es sich bei John Dee um einen Astrologen und Mathematiker handelte. Und erst in Verbindung mit E. Kelley begann er, sich der Erforschung des Magischen zu widmen. Hildegard von Bingen wiederum war Benediktinerin und später Äbtissin. Bei ihr können wir davon ausgehen, dass sie den mystischen Weg wirklich gelebt hat. Dennoch sie lebte in einem sehr dogmatisch geprägten Umfeld.

Wir haben es also einerseits mit einem magischen und anderseits mit einem mystischen Empfangen zu tun.

Demzufolge wird die Transkription des Offenbarten in menschliche Worte sehr unterschiedlich ausgefallen sein. Zumal bis dato können wir nicht einmal sagen, dass die Quellsprache identisch war. Auch der Begriff „Sprache“ sollte, da er schon vorbesetzt ist, mit Vorsicht verwendet werden. Lautbilder scheint mir schon etwas treffender zu sein.

Nun es bleibt auf jeden Fall eine sehr interessante Thematik.

Gruß Chymbau
Ich muss nicht besser sein als Du. Es reicht mir der Beste zu werden, der ich sein kann. (Chymbau)
Cass XI
Beiträge: 125
Registriert: 24. Nov 2011 00:37

Re: Lingua Ignota

Beitrag von Cass XI »

Wir haben es also einerseits mit einem magischen und anderseits mit einem mystischen Empfangen zu tun.
Wo liegt da der Unterschied?

LG
Cass
Benutzeravatar
Chymbau
Beiträge: 196
Registriert: 22. Aug 2011 05:44
Wohnort: oculatus abis - oculatis ab is

Re: Lingua Ignota

Beitrag von Chymbau »

Cass XI hat geschrieben:Wo liegt da der Unterschied?
Das ist jetzt natürlich nur meine eigene Definition dieser beiden Wege.

Es sei angemerkt, dass man die Grenzen zwischen Magie und Mystik als fliesend bezeichnen könnte. Denn es scheint mir inzwischen einiges an Mischformen zu geben.

In Kurzform:

Christliche Mystik ist ein eher passives System. Die Vereinigung mit dem Göttlichen entspricht einem Gnadenakt, welchen man sich durch ein gottgefälliges Leben verdienen muss. Ein wirklich fester Glaube an die Wahrhaftigkeit seines Gottes und Engelbildes vermag allein schon das Erlebnis einer Entrückung beim Gebet zeitigen. Auch neue Fertigkeiten können dadurch hervortreten wie beim „fliegenden Frater“. Aber die Entscheidung hierfür wird dem Himmlischen zugeschrieben. Damit auch die entsprechende Verantwortung für das Geschehen.

Die Magie hingegen möchte ich als aktives System bezeichnen. Hier bestimmt der Magus, den Lauf der Ereignisse. Er (oder sie natürlich) bestimmt das, was nach dem eigenen Willen geschehen soll. Damit wird auch die Übernahme aller Verantwortlichkeit für die Ergebnisse verbunden sein. Ich denke hier greift die Symbolik vom jemand beim Erstürmen der Himmelsreiche ganz gut. Er wird also nicht levitieren sonder frei Fliegen.

Durch diese Unterscheidung sehe ich in Hildegards Lingua Ignota (eine Wörterliste und Alphabet,) eher ein erklärendes Element. Sollte sie diese denn auch wirklich von einer höheren Kraft empfangen haben.Vergessen wir aber dabei nicht, die ganz weltliche Erklärung für die Lingua. Wiki
Bei Dees Henochischer Sprache hingegen, fühle ich mich mehr an die Siegel erinnert, welche bei der Ritualistik in gebrauch sind. Und damit wiederum an etwas Gestaltendes.

Gruß Chymbau
Ich muss nicht besser sein als Du. Es reicht mir der Beste zu werden, der ich sein kann. (Chymbau)
Benutzeravatar
triyann
Beiträge: 173
Registriert: 12. Sep 2011 06:30

Re: Lingua Ignota

Beitrag von triyann »

Mich würde eigentlich diese Sprachformen auch mal losgelöst von religiösen Glaubenskonzepten interessieren. Sind diese Sprachen grundsätzlich eher als kommunikatives Hilfsmittel zu dem Geist/ den Geistern ansich zu sehen?

(Ich meine, bei einigen Schamanentraditionen gibt es ähnliche Kommunikationsversuche)
...so ist weniger entscheidend, was der Lernende vom Lehrenden lernt, sondern der Lehrende vom Lernenden...
Mi+

Re: Lingua Ignota

Beitrag von Mi+ »

Einen allgemeinen Buchtip bezüglich Sprachen: http://www.amazon.de/Sprache-Wirklichke ... 905&sr=8-1

Am Rande.

mi

Zurück zu „Magie für Fortgeschrittene“