"Liebeszauber"..

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Ischade
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Re: "Liebeszauber"..

Beitrag von Ischade »

Amimatani hat geschrieben: Was für eine enorme Bürde, die man dem geliebten Menschen damit auferlegt! Der geliebte Mensch sollte in meinen Augen niemals - weder direkt, noch wie in dem Zitat indirekt - für den eigenen Lebenswillen und die eigene Lebenslust verantwortlich gemacht werden.
Womit ich Dir uneingeschränkt recht gebe. Man sollte dem geliebten Menschen überhaupt nichts aufbürden. Weder seinen eigenen Lebenswillen noch seine Vorstellungen von Treue oder Besitz noch seine Altersversorgung. Trotz allem bleibt das Gefühl, das alles sinnlos wäre, wenn man den geliebten Menschen verlieren würde. Liebe hat niemals etwas damit zu tun, etwas vom anderen zu erwarten oder zu verlangen. (a’la „ich liebe Dich, also darfst Du niemanden anders mehr treffen“ etc.) Es geht primär darum, dass man selbst aus eigenem Willen etwas für den anderen aus liebe tut. Und das kann von Mensch zu Mensch sehr verschieden sein. Und wenn wir bei Deinem „Altersvorsorge“-Beispiel sind, kann man den anderen aus Liebe selbst pflegen, oder wenn man weiß, dass man dazu nicht fähig ist, den anderen auch in professionelle Hände geben.
Amimatani hat geschrieben:Nur eine kleine Klarstellung: ich bin keinesfalls der Meinung, dass Altersversorgung und Liebe zusammengehören! Es war im Gegenteil ein Beispiel dafür, wie der Inhalt von Liebe (über die reine Emotion hinaus) gesellschaftlich instrumentalisiert wird. Hat eine Gesellschaft zu wenig Möglichkeiten, die Versorgung der Schwachen (Beispiel eben Alte, aber auch Kinder und andere) im gesellschaftlichen Rudel angemessen zu organisieren, so wird über die Medien, über die öffentliche Meinung der "Liebesdienst" propagiert. In solchen Zeiten hört man dann an allen Ecken und Enden: "Es ist doch selbstverständlich, dass man aus familiärer oder persönlicher Liebe für die Schwachen da ist und sich in dem 'Kleinrudel' Partnerschaft oder Familie darum kümmert!"
Du kannst die Gesellschaft als solches nicht als „Großrudel“ bezeichnen. Vielleicht eine riesige Herde, aber mehr auch nicht! Es liegt nicht im Menschlichen Wesen verankert, sich um ein wildfremdes Wesen zu sorgen, das hunderte Kilometer weit weg wohnt. Sicher leben wir in einer aufgeklärten zivilisierten Gesellschaft und daher gebietet der Verstand, dass sich um die Alten, Schwachen und auch um die Kinder gekümmert werden muss. Aber das ist traurig genug. Denn natürlich wäre es, wenn tatsächlich das eigene kleine Rudel um seine Mitglieder kümmert! Es ist zu allen Zeiten so gewesen. Nur heute glauben wir auf einmal, dass Alt werden eine Krankheit ist und die Menschen, die uns groß gezogen haben, jetzt lieber in ein Heim sollten, wo fremde „professionelle“ sich um sie kümmern. Aber unsere Gesellschaft hat ja genau dieses Selbstverständnis geprägt. Und nun muss sie damit leben, dass ihr auch die Bürde aufgedrückt wird sich um jene zu kümmern, die in der Gesellschaft, wie sie gern gesehen wird, keinen Platz haben.

Aber ich denke, das schweift etwas zu sehr vom eigentlichen Thema ab…
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Amimatani
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Re: "Liebeszauber"..

Beitrag von Amimatani »

Mag sein, dass es zu sehr vom Threadthema abschweift. Aber ist es nicht sinnvoller, Fragen, die viele wirklich berühren zu besprechen, als über die Frage zu reden, ob man einen Rotkohl für Liebeszauber verwenden soll? :lol:

Und noch einmal: ich bin froh, in einer Gesellschaft zu leben, in welcher auch meine spätere Versorgung nicht mehr nach dem "Naturprinzip", sondern nach dem Prinzip Humanität erfolgt. Ich habe ganz und gar nichts gegen den Verstand einzuwenden, wenn er dem humanen Verhalten dient. Und ich finde es mehr als widersprüchlich, einerseits über Hunderte von Kilometern entfernt im Internet in beratender Weise zu diskutieren oder via einschlägiger Börsen sich gar zu verlieben. Und anderseits zu sagen: ja, aber wenn es um Dinge wie Pflege geht, dann sollte die Familie sich kümmern.

Mit der gleichen Argumentaton ("früher hat das auch die Familie gemacht") könnte man auch sagen: die Familie bzw. die Eltern sollen sich wieder um die Partnerwahl des Nachwuchses kümmern. Dann würde sich auch die Frage nach Liebeszaubern erübrigen. Das will aber glaube ich kaum einer.

Freiheit ist nunmal eine verhältnismäßig junge Errungenschaft. Und ich sehe nicht ein, weshalb mir meine Freiheitsgrade im Alter wieder beschränkt werden sollten und auf einmal die frühzeitlichen Verhaltensweisen der Menschheit wieder mehr zählen. Nochmals: ich würde für mich nicht wollen, dass - falls es je nötig wird - ich von liebenden Familienangehörigen gepflegt werde. Ich habe gesagt, wie ich mir das mit meinem potentiellen Rollstuhl vorstelle. Wie stellst du es dir denn für deine eigene potentielle Pflegebedürftigkeit vor? Möchtest du deinen Rollstuhl von deinen Kindern geschoben bekommen? Weil du sie liebst? Oder von deinem Mann? Weil du ihn liebst?

Und was die Versorgung von Alten in Naturvölkern und früheren Zeiten betrifft, dazu empfehle ich mal die kleine Gschichte der Indianerin Velma Willis "Zwei alte Frauen"... http://de.wikipedia.org/wiki/Zwei_alte_Frauen

Aussetzen ist in solchen Zeiten eine echte Option gewesen. Darauf kann ich heutzutage sehr gut verzichten. ;)

Amimatani
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Die allessehende Nase
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Re: "Liebeszauber"..

Beitrag von Die allessehende Nase »

Ischade hat geschrieben:
Aber ich denke, das schweift etwas zu sehr vom eigentlichen Thema ab…
Nö, gar nicht. In Bezug auf "Liebeszauber eruieren, was das Wesen von "Liebe" ist, kann keine Abschweifung sein. Selbst wenn, dann eine notwendige
Abschweifung. Hua!

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MagierKris
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Re: "Liebeszauber"..

Beitrag von MagierKris »

Hallo,

meiner Meinung nach, gibt es sinnvollere Zauber, als den Liebeszauber. Leute die Liebeszauber einsetzten, sind für mich sehr arme Leute.

Herzlichst,
Kris
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Ischade
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Re: "Liebeszauber"..

Beitrag von Ischade »

Amimatani hat geschrieben: Und ich finde es mehr als widersprüchlich, einerseits über Hunderte von Kilometern entfernt im Internet in beratender Weise zu diskutieren oder via einschlägiger Börsen sich gar zu verlieben. Und anderseits zu sagen: ja, aber wenn es um Dinge wie Pflege geht, dann sollte die Familie sich kümmern.

Mit der gleichen Argumentaton ("früher hat das auch die Familie gemacht") könnte man auch sagen: die Familie bzw. die Eltern sollen sich wieder um die Partnerwahl des Nachwuchses kümmern. Dann würde sich auch die Frage nach Liebeszaubern erübrigen. Das will aber glaube ich kaum einer.
Amimatani, es gibt nicht nur schwarz oder weiß! Und natürlich haben wir uns weiterentwickelt und leben nicht mehr in der Steinzeit. Aber ich persönlich finde es erschreckend, was heut zu tage alles aus der Familie ausgelagert wird und dann – wie Du selbst anführst – irgendwo im Internet bei Fremden landet. Ich war über Jahre in einem mehr oder weniger normalen Forum angemeldet und es ist unglaublich, mit was für Fragen die Jugend heute hat, wo ich mich immer wieder frage, ob die Beantwortung nicht in den Händen der Familie liegen sollte? Natürlich sollten die Eltern ihren Kindern keinen Partner aussuchen, aber sie doch zumindest dabei unterstützen, aufklären und sie auch sonst irgendwie aufs Leben vorbereiten! Das generationsübergreifende Weitergeben von Wissen geht heute immer mehr verloren. Früher wurden die Alten mitversorgt, weil man von ihnen lernen konnte. Heute haben wir das Internet, also können wir die Alten ja ins Heim abschieben. Du schreibst, Du möchtest, wenn Du alt bist, irgendwo professionell untergebracht sein und Deine Lieben sollen ihr Leben genießen? Denkst Du, das jemand der Dich liebt sein leben genießen kann, wenn er weiß, dass Du dort allein bist? Denkst Du nicht, dass Du dem jenigen nicht auch fehlen wirst? Und wie alt bist Du jetzt? Ich denke, wenn man erstmal alt ist, sieht man viele Dinge vielleicht mit ganz anderen Augen als jetzt, wo das noch weit weg ist…
Amimatani hat geschrieben: Wie stellst du es dir denn für deine eigene potentielle Pflegebedürftigkeit vor? Möchtest du deinen Rollstuhl von deinen Kindern geschoben bekommen? Weil du sie liebst? Oder von deinem Mann? Weil du ihn liebst?
Nein, ich möchte meinen Rollstuhl nicht von jemandem geschoben bekommen, weil ich ihn liebe, sondern ich würde jemandes Rollstuhl schieben, weil ich ihn liebe. Merkst Du den Unterschied? Und wenn mich jemand so sehr liebt, dass er meinen Rollstuhl schieben möchte, werde ich glücklich darüber sein. Wenn nicht, werde ich mich auch über eine nette Altenpflegerin und ab und zu netten Besuch freuen! Erwarten würde ich das nie!
Amimatani hat geschrieben: Und was die Versorgung von Alten in Naturvölkern und früheren Zeiten betriff … Aussetzen ist in solchen Zeiten eine echte Option gewesen. Darauf kann ich heutzutage sehr gut verzichten. ;)
In grauer Vorzeit war es auch durchaus üblichen, die schwachen Mitglieder in Hungerszeiten zu verspeisen. Aber wir leben eben nicht mehr in der Steinzeit und haben ein halbwegs vernünftiges Sozialsystem, damit wir nicht mehr, um nicht zu verhungern, unsere Angehörigen aussetzen oder essen müssen. Sollte das jedoch wieder der Fall sein und ich kann meinen Kindern damit das Leben retten, das sie mich verspeisen – guten Appetit.
Und glaub mir in vielen Fällen ist Altenheim nur eine moderne Form des Aussetzens!
Amimatani hat geschrieben: Mag sein, dass es zu sehr vom Threadthema abschweift. Aber ist es nicht sinnvoller, Fragen, die viele wirklich berühren zu besprechen, als über die Frage zu reden, ob man einen Rotkohl für Liebeszauber verwenden soll? :lol:
Solange es kein Brokkoli ist!
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Re: "Liebeszauber"..

Beitrag von Die allessehende Nase »

Amimatani hat geschrieben: Und was die Versorgung von Alten in Naturvölkern und früheren Zeiten betrifft, dazu empfehle ich mal die kleine Gschichte der Indianerin Velma Willis "Zwei alte Frauen"
Aussetzen ist in solchen Zeiten eine echte Option gewesen. Darauf kann ich heutzutage sehr gut verzichten. ;)
Klasse Bespiel für den Versuch, begrenzte Ressourcen möglichst effizient zu nutzen. Weder früher noch heute eine besonders sympathische Vorgehensweise, aber
gelegentlich notwendig und opportun, z.B. bei Militär oder medizinischer Versorgung. Es nennt sich Triage und wird nicht nur dort auch heute noch praktiziert.

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Re: "Liebeszauber"..

Beitrag von Thefalus »

Die allessehende Nase hat geschrieben:Es nennt sich Triage und wird nicht nur dort auch heute noch praktiziert.
Ach ja?. Und ich dachte, das nennt sich "Pflegeskandal". :shock:

Wie dem auch sei, Magier werden nicht alt. Altersvorsorge für Magier besteht darin, mittels eines möglichst ungeregelten Lebensstils, permanenten Schlafentzugs, exzessivem und grenzüberschreitenden Alkohol- und Nikotinabusus, sowie einer möglichst intimen Kenntnis der ausgefallensten psychoaktiven Substanzen eine geriatrische Lebensphase effizient zu verhindern. Ich kenne nicht einen einzigen Magier mit einer Rentenversicherung, aber ich kenne auch keinen Magier, der gesund lebt. Einen Liebeszauber zu verwenden, um ein Mädel an sich zu binden, daß einen im Alter pflegt? Ich denke DAS würde in jeder Magier-Runde wirklich schallendes Gelächter erzeugen! Nein, selbst wenn ein Magier auf so eine absurde Idee käme, dann würde er keinen Liebeszauber anwenden, eher einen magischen Orden gründen, aber dann wieder nicht, um die Mädels in Altenpflege auszubilden, sondern im Tantra.

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Re: "Liebeszauber"..

Beitrag von Die allessehende Nase »

:dafuer:
@Thefalus: Solange Du meinen Jo in Ruhe läßt, kannst Du ja richtig sympathisch sein. Nicht, daß es zur Gewohnheit wird.
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Thefalus
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Re: "Liebeszauber"..

Beitrag von Thefalus »

Die allessehende Nase hat geschrieben::dafuer:
@Thefalus: Solange Du meinen Jo in Ruhe läßt, kannst Du ja richtig sympathisch sein. Nicht, daß es zur Gewohnheit wird.
Hatten wir nicht bereits festgestellt, daß du gar keinen Jo hast, sondern Sand in der Vagina? >:->

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Ischade
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Re: "Liebeszauber"..

Beitrag von Ischade »

Thefalus hat geschrieben:Einen Liebeszauber zu verwenden, um ein Mädel an sich zu binden, daß einen im Alter pflegt?
In dem Fall würde das ganze ja fast noch Sinn ergeben! :lol:
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Re: "Liebeszauber"..

Beitrag von Die allessehende Nase »

@Thefalus: Also Deine Fixierung auf meine (nicht vorhandenen) Geschlechtsteile ist echt pathologisch, mein Pflegefall. Southpark hin oder her.
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Amimatani
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Re: "Liebeszauber"..

Beitrag von Amimatani »

Ischade hat geschrieben: Nein, ich möchte meinen Rollstuhl nicht von jemandem geschoben bekommen, weil ich ihn liebe, sondern ich würde jemandes Rollstuhl schieben, weil ich ihn liebe. Merkst Du den Unterschied? Und wenn mich jemand so sehr liebt, dass er meinen Rollstuhl schieben möchte, werde ich glücklich darüber sein.
Ich habe den Unterschied sehr genau bemerkt. Es ist ziemlich leicht, aus der Perspektive des fürsorglich Liebenden zu sprechen: denn diese Perspektive beinhaltet, dass man die Möglichkeit der eigenen Schwäche ausklammert, die eigene Sterblichkeit leugnet. Ganz so, wie es Thefalus mit seinem nett-humorvollen Beitrag getan hat. Klar, wir Magier sind vor den Anwandlungen der Natur gefeit....., wir befinden uns immer in der Rolle des Starken, wir erlauben uns den Exzess bis zum Ende. Anders gesagt: als Magier sind wir Meister des Selbstbetrugs, und ich gestehe Thefalus mal zu, dass sein Beitrag Satire gewesen sein könnte. In einem gewissen Sinne stimmt das mit dem Exzess allerdings auch für mich: wenn ich z.B. notfalls einen "Schnellen-Flitzer-Rollstuhl" verlange u.ä.m.. :har:
In grauer Vorzeit war es auch durchaus üblichen, die schwachen Mitglieder in Hungerszeiten zu verspeisen. Aber wir leben eben nicht mehr in der Steinzeit und haben ein halbwegs vernünftiges Sozialsystem, damit wir nicht mehr, um nicht zu verhungern, unsere Angehörigen aussetzen oder essen müssen.
Du selbst hast das Beispiel mit "früheren Zeiten"gebracht. Meine Idee war das nicht. Ich habe mich vielmehr sehr klar für eine Erweiterung der humanitären Prinzipien über die Grenzen der Familien hinaus ausgesprochen.
Denkst Du, das jemand der Dich liebt sein leben genießen kann, wenn er weiß, dass Du dort allein bist? Denkst Du nicht, dass Du dem jenigen nicht auch fehlen wirst? Und wie alt bist Du jetzt? Ich denke, wenn man erstmal alt ist, sieht man viele Dinge vielleicht mit ganz anderen Augen als jetzt, wo das noch weit weg ist…
Genau dein erster Satz enthält den Knackpunkt, der mich stört: der Schwache soll sich zusätzlich zu seiner ohnehin anstrengenden Situation auch noch Gedanken um die Familienangehörigen o.ä. machen. Ich halte das für eine Zumutung. Und, ja, all diese Überlegungen von mir sind keine Theorie, sondern beruhen auf konkreter Erfahrung. Du fragst, wie alt ich bin. Ich bin 55, und ich habe die Situation schwerer Krankheit und des Angewiesenseins auf andere am eigenen Leben erlebt. (Und ich bin trotzdem Magierin...) Wirklich geholfen haben mir dabei eben nicht die Liebenden. Sondern diejenigen, die aus gesundem menschlichem Verstand heraus agiert haben. Aus dem Wissen heraus, dass sie das geben, was sie für sich auch von mir erwarten können, weil anders das menschliche Zusammenleben nunmal nicht funktioniert, als mit wechselseitiger Hilfe. Mit Liebe hat das nichts zu tun, sondern mit praktischer menschlicher Vernunft.

Die einen liebenden Menschen hingegen reagieren über das Praktische hinaus mit Tränen und Sorgen und Trauer: all das bedeutet für den Betroffenen nichts als zusätzlichen Stress und zusätzliche Schwächung. (Nicht zu reden von den liebenden Männern, denen die schwerkranken Frauen auch heutzutage noch erklären mussten, wo sie die Nachthemden finden. Solche Anekdoten, wie auch das für Wochen von der Kranken für den liebenden Mann vorgekochte Essen für die Krankenhauszeit blieben mir zum Glück erspart. >:-> Oder eben die von der Liebenden geschossenen "Endphasen-Erinnerungsfotos" auf der Intensivstation, wo sich die Sterbende nicht mehr gegen solche Übergrifflichkeit wehren kann.)

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Re: "Liebeszauber"..

Beitrag von Ischade »

Amimatani hat geschrieben: Es ist ziemlich leicht, aus der Perspektive des fürsorglich Liebenden zu sprechen: denn diese Perspektive beinhaltet, dass man die Möglichkeit der eigenen Schwäche ausklammert, die eigene Sterblichkeit leugnet.
Nein, das tue ich bestimmt nicht. Aber natürlich kann ich nur von dem ausgehen, was eben ich tun würde, nicht von dem, was andere für mich tun werden. Das obliegt eben in der Hand anderer. Aber ich bin ein Mensch, der nicht seine Schwächen lebt sondern immer nach Stärken sucht. Ja, vielleicht auch mit einem turbogetriebenem Rollstuhl mit Anhänger für jemanden anders…
Amimatani hat geschrieben: Genau dein erster Satz enthält den Knackpunkt, der mich stört: der Schwache soll sich zusätzlich zu seiner ohnehin anstrengenden Situation auch noch Gedanken um die Familienangehörigen o.ä. machen.
Er SOLL nicht, aber er wird! Man hört doch nicht auf, über die anderen nachzudenken, nur weil man gerade selbst Probleme hat! Im Gegenteil. Als ich letztes Jahr mit akutem Nierenversagen im Krankenhaus lag, war der Gedanke, der mich am meisten beschäftigte, der wie es zu Hause laufen würde…
Außerdem mein erster Satz:
Denkst Du, das jemand der Dich liebt sein leben genießen kann, wenn er weiß, dass Du dort allein bist?
Bedeutete, das sich nicht der „Schwache“ sorgen um den „Starken“ macht, sondern andersherum!

Aber auch da reden wir wieder an einander vorbei! Wir reden hier nicht über schwere Krankheiten! Sondern lediglich über das Altwerden, Altsein! Herjeh, ich sage ja nicht, das man einen totkranken Menschen nicht in ein Krankenhaus bringen soll. Aber ich halte es für falsch, Menschen, nur weil sie alt sind irgendwo hin zu bringen und in vielen Fällen dort zu vergessen. Ich habe in einem Altenheim gearbeitet und habe dort genug traurige, verzweifelte, verbitterte und wütende Menschen getroffen, die zum Teil seit über 20 Jahren dort saßen, obwohl sie zu Hause vielleicht nur etwas Hilfe beim Kochen und im Haushalt gebraucht hätten. Menschen, die auf ihre Urenkel hätten aufpassen können. Ihre Kinder und Enkelkinder hätten entlasten können. Was sie in anderen Zeiten auch getan hätten. Aber man verbannt sie zu einem Leben in Nutzlosigkeit. Das hat für mich nichts mehr mit Liebe zu tun! Es ist erst ein Phänomen der absoluten Neuzeit, das Großfamilien auseinandergerissen werden, Familien nicht mehr über mehrer Generationen zusammen leben und sich somit ergänzen und für einander sorgen. Du redest immer von Schwächen und vom Sterben. Nicht alle alten Menschen sind schwach, nicht einmal krank. Das Alter ist keine Schwäche, sondern eine Tatsache. Unsere heutige Gesellschaft macht es zu einer Schwäche.
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Re: "Liebeszauber"..

Beitrag von Amimatani »

Dieser Exkurs war meinerseits nur als Beispiel gedacht. Als Beispiel dafür, wie sehr das Verständnis von dem, was Liebe bedeutet, von kulturellen und historischen Faktoren, sowie von persönlichen Überzeugungen abhängt. Selbst bei den wenigen Menschen hier klafft das ja offenbar schon auseinander, wie der Diskussionsverlauf gezeigt hat.

In meinem Ausgangsposting hatte ich diesen Bereich der Überzeugungen als das "geistige Päckchen" des "Doppelpacks Liebe" bezeichnet. (Das zweite Paket wäre dabei der Bereich des Fühlens und der Lust.) Ich hatte gesagt, dass viele Menschen Unklarheit darüber haben, was bei ihnen alles in diesem geistigen Paket enthalten ist und wirklich ihrem ureigensten Willen entspricht. Und dass man das ändern kann und sollte. Das war alles.

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Re: "Liebeszauber"..

Beitrag von Ischade »

Und ich wollte nur klar machen, das Lust nicht zwangsläufig in dieses Liebespäckchen gehört!
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Re: "Liebeszauber"..

Beitrag von Die allessehende Nase »

Amimatani hat geschrieben:Als Beispiel dafür, wie sehr das Verständnis von dem, was Liebe bedeutet, von kulturellen und historischen Faktoren, sowie von persönlichen Überzeugungen abhängt. Amimatani
Ja, solange Du als Außenstehender theoretische Betrachtungen fährst. Oder als Betroffener versuchst, Dich selbst und Deine Motivation zu reflektieren. Aber darüberhinaus ist doch alleine schon der Begriff "Verständnis von Liebe" irreführend. Liebe wird als Emotion gefühlt. Irgendein Verständnis ist däfür doch nicht
zwingend notwendig. Ist aber zur Selbstbetrachtung hilfreich, zugegeben.

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Re: "Liebeszauber"..

Beitrag von Amimatani »

Die allessehende Nase hat geschrieben:
Amimatani hat geschrieben:Als Beispiel dafür, wie sehr das Verständnis von dem, was Liebe bedeutet, von kulturellen und historischen Faktoren, sowie von persönlichen Überzeugungen abhängt. Amimatani
Ja, solange Du als Außenstehender theoretische Betrachtungen fährst. Oder als Betroffener versuchst, Dich selbst und Deine Motivation zu reflektieren. Aber darüberhinaus ist doch alleine schon der Begriff "Verständnis von Liebe" irreführend. Liebe wird als Emotion gefühlt. Irgendein Verständnis ist däfür doch nicht
zwingend notwendig. Ist aber zur Selbstbetrachtung hilfreich, zugegeben.

mfg Die allessehende Nase
Doch. Verständnis ist dringend nötig. Denn gerade die großen Emotionen wie Liebe und Hass werden oft im großen Stil missbraucht bzw. künstlich hervorgerufen. Kriege sind das drastischste Beispiel. Die wirksamsten Liebeszauber der Geschichte sind wohl da zu finden, wo Menschen tatsächlich aus Liebe zu ihren Herrschern oder zu ihrer Religion oder auch zu ihren Familien in den Krieg gezogen sind. Die kleineren Beispiele des Alltags kann sich jeder selbst überlegen.
Oder besser: möge jeder selbst erfahren. Fühlen ist wichtig, aber es ist nicht alles.

Ich habe genug Konkretes geschrieben und hab jetzt keine Lust mehr auf die Debatte. Ach so, dies noch: auch Lust ist etwas durchaus Umfassenderes, Allgemeineres als Sexualität oder Erotik. Wenn man zum Lieben (auch dem sog. platonischen) keine Lust mehr zu haben braucht und außerdem Nachdenken nebensächlich findet, wie du und Ischade es vorschlagen, dann bleibt wohl wirklich nur noch Liebe als Pflichterfüllung im Rahmen irgendwelcher religiöser oder pseudoreligiöser Gebote oder Traditionen. Meinetwegen, das kann durchaus gute Gefühle verursachen. Nur mir gefällt das halt nicht, that's it. ;)

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Re: "Liebeszauber"..

Beitrag von Die allessehende Nase »

Amimatani hat geschrieben: Oder besser: möge jeder selbst erfahren. Fühlen ist wichtig, aber es ist nicht alles.
:dafuer: Kann ich problemlos unterschreiben. Darüberhinaus haben wir den Gaul wohl wirklich mausetot geritten...
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Re: "Liebeszauber"..

Beitrag von Thefalus »

Die allessehende Nase hat geschrieben: Solange Du meinen Jo in Ruhe läßt, kannst Du ja richtig sympathisch sein. Nicht, daß es zur Gewohnheit wird.
Thefalus hat geschrieben:Hatten wir nicht bereits festgestellt, daß du gar keinen Jo hast, sondern Sand in der Vagina? >:->
Die allessehende Nase hat geschrieben:@Thefalus: Also Deine Fixierung auf meine (nicht vorhandenen) Geschlechtsteile ist echt pathologisch, mein Pflegefall. Southpark hin oder her.
Danke, sehr aufdringlich! Aber wieso Geschlechtsteile? Sand in der Vagina ist doch nur ein Spruch. :lol:

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Re: "Liebeszauber"..

Beitrag von Ischade »

Hieß das nicht "im-Po-Sand"?
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Re: "Liebeszauber"..

Beitrag von Die allessehende Nase »

@Thefalus: Ich bin weder zickig noch tödlich beleidigt. Mag einfach keinen Sand in der Nase, das knirscht so beim sehen...
@Ischade: "Dein Po im Sand, den ich gestern noch fand... :sough: "

Tut euch zusammen und macht ein Calamarirestaurant auf.

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Re: "Liebeszauber"..

Beitrag von Ischade »

Die allessehende Nase hat geschrieben: Tut euch zusammen und macht ein Calamarirestaurant auf.
Da bekommst Du dann aber nur Gemüseterorine!
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Re: "Liebeszauber"..

Beitrag von Thefalus »

Die allessehende Nase hat geschrieben:@Thefalus: Ich bin weder zickig noch tödlich beleidigt.
Ach so. Dann also doch eher Zwischenblutungen. ;)

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Re: "Liebeszauber"..

Beitrag von Daimao_Koopa »

@Nase:
Warum machst du nicht stattdessen ein okkultes Kabarett auf, oder tust dich mit Harald Schmidt zusammen,
um eine neue Late-Night Show zu konzipieren? Oder noch besser: warum machst du nicht einfach einen
Nasen-Thread im Zwietracht-Bereich auf? Dahin würden mMn die Hälfte deiner Kommentare gut passen! ;)

Nebenbei, sind wir denn, durch dieses interessante Gespräch, überhaupt einen Deut schlauer geworden,
was Liebe denn nun wirklich ist? Ich glaube, eher nicht... Und glaubt mir, ich habe mir die Mühe gemacht, die letzten drei Seiten Post für Post durch zu lesen. Aber vielleicht übersehe ich auch nur eine höhere Form der Kommunikation...?
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Amimatani
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Re: "Liebeszauber"..

Beitrag von Amimatani »

Daimao_Koopa hat geschrieben: Nebenbei, sind wir denn, durch dieses interessante Gespräch, überhaupt einen Deut schlauer geworden,
was Liebe denn nun wirklich ist? Ich glaube, eher nicht...
Wieso "wir"? Ob du dabei schlauer geworden bist, richtet sich danach, in welcher Weise du das Gelesene in Beziehung zu dir selbst gesetzt hast. Also z.B. meinen Vorschlag mal aufgenommen hast, durch Introspektion zu erforschen, was bei dir selbst im geistigen Anteil des Phänomens "Liebe" über die Emotionen hinaus alles enthalten ist. Kann natürlich sein, dass du persönlich das längst weißt. ;) Aber die Diskussion zeigte auch, dass das gewiss nicht für alle der Fall ist.

Amimatani