Individuelle Schuld vs Schuld des Systems

Psychologische, philosophische und wissenschaftliche Betrachtungen

Moderator: gabor

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fehlgeleitet
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Individuelle Schuld vs Schuld des Systems

Beitrag von fehlgeleitet »

Die Schuldfrage ist nicht nur zentraler Bestandteil der politischen Debatte, sondern taucht auch in individuellen Beziehungen regelmäßig auf, insbesondere dann, wenn eine Beziehung eine Krise durchlebt. Seien dies Liebesbeziehungen, Freundschaften oder soziale Gruppen.

Dabei hat der heutige Diskurs eine Tendenz, die Schuld individuell beim augenscheinlich unmittelbaren Verursacher zu suchen (die ganze Sexismusdebatte) oder aber versucht der Schuldfrage auszuweichen, indem auf "konstruktive" Lösungsmöglichkeiten verwiesen wird (Klimaerwärmung), indem zb eine technische Lösung und keine politische vorgeschlagen wird.

Insbesondere eine Frage wird heute nicht gestellt, es ist die Systemfrage. Diese kann auch in individuellen Beziehungen zu einem Problem werden. Beziehungen zwischen Angehöriger unterschiedlicher Klassen überleben eine solche Krise nämlich viel seltener als die zwischen Angehöriger gleicher Klassen.
Weiterhin ist es möglich, dass obgleich alle Beteiligten guten Willens sind, sie einen Konflikt nicht im bestehenden System lösen können. Die Spieltheorie beschäftigt sich mit solchen Problemen, in denen alle Beteiligten rational vorgehen, aber niemand das Endergebniss haben möchte.

Bevor man sich jetzt daran macht, irgendwelche Ideen zu entwickeln, wie man vielleicht bessere Spielregeln einführen könnte, sollte man bedenken, dass es auch im Gefangenendilemma jemanden gibt der von den als mangelhaft empfundenen Spielregeln profitiert. Es ist ist die Justiz, die die Gefangenen gegeneinander ausspielt.

Die Regeln ändern zu wollen, bedeutet also gegen die Interessen der mächtigsten Partei vorzugehen, die aber nicht als Spieler auftritt.

Es ist also keinesfalls so, dass es die individuelle Schuld nicht gibt. Es ist nur so, dass der Volkszorn im bestehenden System regelmäßig die falschen trifft.
Remus Horizon
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Re: Individuelle Schuld vs Schuld des Systems

Beitrag von Remus Horizon »

»Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied«, sagte irgendjemand. Vielleicht sollte man sagen: »Jeder sein eigenes Glück schmieden.«

Es spielt keine Rolle, in welchem System wir leben. Wir müssen unser Glück selbst schmieden. Verlassen wir uns auf andere, machen wir uns abhängig. Damit sind wir auch beim »hat jemand Hunger, vernimmt keinen Fisch, bringen bei zu fischen«. Unabhängigkeit oder auch Souveränität basieren auf der Fähigkeit, sich durchzusetzen – unabhängig vom System.

Wir besitzen einen freien Willen, wir besitzen die Verstandeskraft, wir besitzen zumindest das Potenzial, unsere Gefühle und Emotionen zu beherrschen. Wir sind sogar fähig, auf die energetische Ebene zu gehen. Wir haben es in unserer Hand. Daher tragen wir Verantwortung für das, was wir tun.

Karma wird von Handlungen, Worten und Gedanken generiert. Somit steht die Schuldfrage auf kosmischer Ebene fest. Wir sind selbst verantwortlich, niemand anderes, auch wenn wir zu etwas getrieben werden, wir haben entschieden.

Beziehungen, Gefangene, Klassen … Es gibt kein System, dass nicht die »Good Guys« und »Bad Guys« Kind. Es gibt kein System, in denen es keine Klassen gibt, es gibt kein System, in dem alle Menschen gleich sind … im besten Fall ist es ein Mythos, im schlimmsten Fall Wahnsinn. Wahnsinn in Form von Eugenik oder »Kulturrevolutionen«.
Eine Theorie zu den Multiversen besagt, dass jeder Gedanke ein neues Universum erschafft. Kein wunder verirren wir uns so häufig.
fehlgeleitet
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Re: Individuelle Schuld vs Schuld des Systems

Beitrag von fehlgeleitet »

Remus Horizon hat geschrieben:»Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied«, sagte irgendjemand. Vielleicht sollte man sagen: »Jeder sein eigenes Glück schmieden.«

Es spielt keine Rolle, in welchem System wir leben. Wir müssen unser Glück selbst schmieden. Verlassen wir uns auf andere, machen wir uns abhängig. Damit sind wir auch beim »hat jemand Hunger, vernimmt keinen Fisch, bringen bei zu fischen«. Unabhängigkeit oder auch Souveränität basieren auf der Fähigkeit, sich durchzusetzen – unabhängig vom System.

Wir besitzen einen freien Willen, wir besitzen die Verstandeskraft, wir besitzen zumindest das Potenzial, unsere Gefühle und Emotionen zu beherrschen. Wir sind sogar fähig, auf die energetische Ebene zu gehen. Wir haben es in unserer Hand. Daher tragen wir Verantwortung für das, was wir tun.

Karma wird von Handlungen, Worten und Gedanken generiert. Somit steht die Schuldfrage auf kosmischer Ebene fest. Wir sind selbst verantwortlich, niemand anderes, auch wenn wir zu etwas getrieben werden, wir haben entschieden.

Beziehungen, Gefangene, Klassen … Es gibt kein System, dass nicht die »Good Guys« und »Bad Guys« Kind. Es gibt kein System, in denen es keine Klassen gibt, es gibt kein System, in dem alle Menschen gleich sind … im besten Fall ist es ein Mythos, im schlimmsten Fall Wahnsinn. Wahnsinn in Form von Eugenik oder »Kulturrevolutionen«.
das fällt wohl unter Poe's Law

edit: übrigens ist das denken in Systemen tendenziell mit esoterischen Konstruktionen wie Egregori kompatibel. Aber bevor der werte Spinnenmeister oder einer seiner Kommissare mit mir schimpft, werde ich wieder eine Weile stiller. Außer Gabor fand ja niemand so recht gut, was ich hier so feilgeboten habe. Naja, vielleicht muß es auch erstmal ne weile sacken.

Als ich ein Teenager war, habe ich immer "das schwarze Auge" gespielt. Da gab es ein Abenteuer namens "Krieg der Magier", wo größenwahnsinnige Magier gegeneinander unvorstellbare Gewalten entfachten und nichts als Schutt und Asche hinterließen. Wenn ich heute das Fernsehen anmache, muß ich - vollkommen zufällig - an dieses Abenteuer von damals denken.
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Re: Individuelle Schuld vs Schuld des Systems

Beitrag von gabor »

Schuldfrage...mmhh...SCHULD an WAS?
Das Menschen Menschen sind?....ja gut, dann wendet Euch an den Konstrukteur...... :lol:
Immer bereit!
P.S.: Sicher kann JEDER schmieden, allerdings hat der Eine schon`ne Schiede geerbt, der Andere hat `ne handvoll Holzkohle....also hört mit dem blöden amerikanischen Traum auf.
Nicht jeder kann gewinnen.....Wo käen wir denn da hin? ;)
Woher soll ich wissen, ob die Vergangenheit keine Fiktion ist, die nur erfunden wurde, um den Zwiespalt zwischen meinen augenblicklichen Sinneswahrnehmungen und meiner Geistesverfassung zu erklären?
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Re: Individuelle Schuld vs Schuld des Systems

Beitrag von izento »

Die Schuldfrage ist doch wieder so ein christliches Konstrukt.
Den Menschen soll Schuld eingeredet werden damit sie gegenüber dem "System" (Kirche, Staat, Gott) Busse tun.

Man sollte weniger Fragen wer Schuld an etwas hat, sondern wer es ändern kann.
Remus Horizon
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Re: Individuelle Schuld vs Schuld des Systems

Beitrag von Remus Horizon »

izento hat geschrieben:Die Schuldfrage ist doch wieder so ein christliches Konstrukt.
Den Menschen soll Schuld eingeredet werden damit sie gegenüber dem "System" (Kirche, Staat, Gott) Busse tun.

Man sollte weniger Fragen wer Schuld an etwas hat, sondern wer es ändern kann.
Ersetze »Schuld« durch »Ursache« und du kommst von der Religion weg. Du kannst es auch durch »was habe ich in der Hand« ersetzen.

Ich glaube, wir können unser Schicksal selbst bestimmen. Selbst verständlich sind wir immer in Systeme ein gebetet. Wir sind Teil einer Familie, eines Unternehmens, eines Freundeskreises, einer Stadt oder einem Dorf, eines Staates, vielleicht einer politischen Partei, einer Religion oder etwas in dieser Art … Das ist normal. Es gehört zum Wesen des Menschen. Selbstredend wirken andere Menschen auf uns und damit jedes System, zu dem wir gehören. Aber wir sind ein Teil davon und beeinflussen das System mit.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um sich in einem System zurechtzufinden. Ich finde »Fountainhead« von Ayn Rand einen interessanten Roman. Wir müssen uns entscheiden, welchen Weg wir gehen. Spielen wir nach den Spielregeln, schwimmen wir mit dem Strom, um möglichst elegant, aber schnell voranzukommen? Entscheiden wir uns, Stromschnellen aufzusuchen, die uns vielleicht etwas Schwung verleihen? Oder wollen wir gegen den Strom schwimmen, wollen wir jeden herausfordern, gegen alles, was als richtig befunden wird ankämpfen? Ich denke, jeder muss das für sich entscheiden und jeder Weg hat seine Vor- und Nachteile.

Welcher Weg der richtige ist, hängt wesentlich von unserem Wesen ab. Aber ich denke, egal für welchen Weg wir uns entscheiden, wir müssen ihn aus Überzeugung gehen, nicht aus Frustration, nicht aus Zorn, sondern weil es unser Weg ist. Tun wir das, sind wir mit uns im Reinen und es werden sich uns Türchen auftun. Ansonsten schaden wir uns selbst, denn wir sind nur mit dem Aufbegehren beschäftigt und Demobilisierung von Kraft dafür.
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Re: Individuelle Schuld vs Schuld des Systems

Beitrag von gabor »

Du hast da gerade zwei recht wirkungsvolle "Motoren" ausgeklammert.....
Was bleibt denn da noch?
Liebe,"ich weiss es besser",und "ich weiss es wirklich besser!"..... :lol:
Immer bereit!
Woher soll ich wissen, ob die Vergangenheit keine Fiktion ist, die nur erfunden wurde, um den Zwiespalt zwischen meinen augenblicklichen Sinneswahrnehmungen und meiner Geistesverfassung zu erklären?
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Re: Individuelle Schuld vs Schuld des Systems

Beitrag von izento »

Ach ja, Ayn Rand, die Godmother des Anarchokapitalismus.

Aber was will man von Satanisten auch anderes erwarten?
Hatte LaVey ihre Bücher nicht mal kostenlos in der CoS verteilt!?
Oder war es der TST?

Egal, Sozialdarwinismus und Anarchokapitalismus gehen da wohl Hand in Hand. :o
Remus Horizon
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Re: Individuelle Schuld vs Schuld des Systems

Beitrag von Remus Horizon »

Darwinismus sollte in die hermetischen Gesetze aufgenommen werden – vielleicht. Er ist Teil der physischen Existenzebene. Wir kennen die biologische Evolution – die uns Darwin nahebrachte –, es gibt die kosmische Evolution, die wir in zahlreichen unserer Leben durchmachen und es gibt die Evolution oder Entwicklungen in Wirtschaft, Politik, Wissenschaft, Kunst, Kultur, Religion, Gesellschaft und wer weiss was sonst noch. Die Evolution begleitet uns überall.

Alles, das lebt, kennt die Evolution. Politik ist lebendig, Wirtschaft, Wissenschaft usw. Es gibt neue Erkenntnisse, Menschen und Ideen scheitern, neue werden geboren, alte wieder ausgegraben, andere begraben … Das funktioniert nur mit Verdrängung. Es gehört zur Natur der Evolution und die Evolution ist ein Teil der Natur unserer physischen Existenz. Ohne sie würden wir stehen bleiben, selbst in uns selbst gibt es Evolution – in dem wir uns verändern. Immer wieder gibt es Menschen, die ihren Lebenswandel ändern.

Es ist sinnlos den Darwinismus zu bekämpfen, denn der Darwinismus gehört zu unserer Existenzebene. Wer ihm entgehen will, der muss über sie hinausgehen, ins Paradies, ins Reich des Lichts, wo die Engel Harfen spielen … Bitte haben wir das Königreich der Himmel noch Utopia und werden es wahrscheinlich nie haben.
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