Glück

Psychologische, philosophische und wissenschaftliche Betrachtungen

Moderator: gabor

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retsnoM
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Glück

Beitrag von retsnoM »

Mir kamen bei einer Meditation einige Gedanken die ich euch nicht vorenthalten möchte.


Hier wird ja oft über negative Energien diskutiert und das erste was darauf geschrieben wird ist, dass für jeden etwas anderes negativ ist.
Dabei stelle ich mir die Frage, ob Glück für manche negativ sein kann oder ihnen sogar schadet. Denkt ihr, dass fortwährendes Unglück für manche erbauender ist?

Dabei meine ich Glück im Sinne von glücklich sein. Wenn alles wundervoll ist, sich alle Träume erfüllt haben, wenn man alles hat was man je wollte.

Denkt ihr, es gibt Personen, denen es abzuraten ist, danach zu streben glücklich zu sein?

Kann das Glück wie eine Droge wirken? Ich finde den vergleich eigentlich passend. Sind nicht alle Menschen süchtig nach Glück? Das streben danach lässt uns vorankommen, es wirkt wie ein Antrieb etwas zu erreichen. Sobald wir das Glück aber in den Händen halten, geben wir uns dem Rausch hin. Wir tun zwar alles dafür, damit wir es nicht mehr verlieren und der Rausch anhält, jedoch erkennen wir nicht, dass wir somit zum Stillstand gekommen sind.
Zumindest empfinde ich in etwa so.

Weiterführend dazu frage ich mich, ist es überhaupt möglich, wirklich frei zu sein, solange man nach Glück strebt?
Mirror
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Re: Glück

Beitrag von Mirror »

Eine ziemlich schwere aber wichtige und interessante Frage die du da in den Raum wirst, restnoM.

Ich fasse erstmal deine Thesen zusammen:
1. Kann es sein das für manche Unglück erbauender ist als Glück?
2. Ist folglich diesen Leuten abzuraten nach Glück zu streben?
3. Sind wir frei wenn wir nach Glück streben?

(hoffe das traf es im Kern)


Meine Einstellung zu diesen Dingen:

1. Du hast ja schon gesagt das für jeden etwas anderes negativ ist. Das erleben von (Un)Glück korreliert stark mit unseren Erwartungen an unser Leben und unserer Einstellung zum Leben im allgemeinen. Erfüllen sich unsere Erwartungen, empfinden wir "Glück". Kann für andere "Unglück" erbauender sein?
Psychischer Masochismus ist jedem ein Begriff. Wird unser Verstand insoweit verändert (durch Traumata etc.) das wir Unglück erwarten weil wir einfach daran gewohnt sind, dann kann sich die subjektive Definition von Glück und Unglück verkehren und tatsächlich Glück empfunden werden wenn ein Ereignis eintritt welches intersubjektiv als schlecht gewertet wird, einfach weil es der (unbewussten) Erwartung des Individuums entspricht. Ob das nun "konstruktiv" ist ist wieder eine subjektive Sache.
Würden wir nichts erwarten (wie es die Philosophien von Fernost empfehlen) wäre jedes Erleben eines beliebigen Ereignisses eine Übertreffung unserer Erwartungen darstellen (das mal fix am Rande).
EDIT: Es sei noch erwähnt das Masochisten Glück über ihr Unglück natürlich nicht so zeigen, oder gar bewusst empfinden, wie man es erwarten würde, aber an ihrem Verhalten sie man oftmals eine ganz klare Präferenz ihr eigenes Leben auf manchen bereichen systematisch zu sabotieren (wenn man einen Menschen verstehen will, darf man nicht hören was er sagt, sondern muss sehen wie er handelt). Wobei das auch wieder Strategie sein kann um Aufmerksamkeit etc. zu erhaschen.

2. Schwer..... Wenn jemand stark an Unglück gewohnt ist wird diese Person an einem glücklichen Ereignis (gemeint ist die intersubjektive Definition von Glück) schwer zu knabbern haben, ja kann sogar in Depression enden. Was man diesen Leuten raten soll... da will ich keine Pauschalaussage tätigen. Aber meist ist es bei einer Umgewöhnung so das nur der Anfang sehr schwer ist. Man kann diesen Personen also tatsächlich dazu raten nach Glück zu streben, aber man sollte sich bewusst sein was es für diese Personen bedeutet und das es (in Extremfällen) in einer, zu Anfang, starken Krise enden kann. Es ist eine Frage der Willensstärke.

3. Sind wir frei wenn wir nach Glück streben?
Gegenfrage: Resultiert das "Glück" aus unseren Erwartungen oder nicht? Wenn es aus Erwartung resultiert dann sind wir Abhängig von den erwarteten Ereignissen und von allen Personen die diese Ereignisse beeinflussen können. Wären wir (großteils, wann ist man das schon komplett?) frei von Erwartungen würde sich zumindest unser Freiheitsgrad signifikant erhöhen.


Abschließend ein Satz des Dalai Lama XIV: "Jeder hat das Recht glücklich zu sein".
Einwand von Mirror: Ein Recht zu haben bedeutet aber auch selbst, und nur selbst, entscheiden zu können davon Gebrauch zu machen.


Mirror
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Ich
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Re: Glück

Beitrag von Ich »

retsnoM hat geschrieben:Dabei stelle ich mir die Frage, ob Glück für manche negativ sein kann oder ihnen sogar schadet. Denkt ihr, dass fortwährendes Unglück für manche erbauender ist?
Gibt es zum Teil, würde Ich sagen (damit meine Ich primär natürlich "nicht-masochistische" Fälle, auch wenn diese - vielleicht - auf den ersten Blick so aussehen mögen):
Das betrifft oft Personen, die im Grunde lieber wirklich "glücklich" wären, aber - aus welchen Umständen auch immer - ständig gegenteiliges gewohnt (!) sind und keinen Ausweg (mehr) finden.
Daraus kann auch eine (ganz eigene) Art von Zynismus entstehen, welcher u.U. auch eine Art von (psychischer) Überlebenstaktik sein kann. Nicht selten werden solche Personen (früher oder später) auch aktiv - und zwar in der Weise, daß sie sich Dingen ganz bewußt stellen bzw. entgegenstemmen, die sie mit ihrem "Unglück" assoziieren oder für sie zumindest damit auf ieiner Ebene vergleichbar sind.
Ob sich eine Person in einer solchen Situation z.B. selbst aufgegeben hat oder vielleicht das Gegenteil der Fall ist, läßt sich wohl so allgemein kaum beurteilen. Vielleicht könnte man das Gefühlsleben z.B. (eher grob formuliert) als "verformt" bezeichnen. Ob man damit wirklich "glücklicher" ist, wage Ich allerdings zu bezweifeln, solange (noch) keine Verrohung in einem fortgeschrittenen Stadium vorhanden ist. Aber immerhin ist dies wohl besser, als ohne einen (subjektiv empfundenen) Ausweg dahinzuvegetieren o.ä. ...
(Nebenbei: Das heutige Gedicht von asfaloh würde hierzu übrigens auch gut passen, finde Ich).
retsnoM hat geschrieben:Weiterführend dazu frage ich mich, ist es überhaupt möglich, wirklich frei zu sein, solange man nach Glück strebt?
Jede(r) strebt doch grundsätzlich irgendwo nach dem, was man allgemein als "Glück" bzw. "glücklich sein" bezeichnet.
Von daher finde Ich, daß Du Deine folgende Frage - und zwar durchaus passend - eigentlich schon selbst beantwortet hast:
retsnoM hat geschrieben:Kann das Glück wie eine Droge wirken? Ich finde den vergleich eigentlich passend. Sind nicht alle Menschen süchtig nach Glück? Das streben danach lässt uns vorankommen, es wirkt wie ein Antrieb etwas zu erreichen. Sobald wir das Glück aber in den Händen halten, geben wir uns dem Rausch hin. Wir tun zwar alles dafür, damit wir es nicht mehr verlieren und der Rausch anhält, jedoch erkennen wir nicht, dass wir somit zum Stillstand gekommen sind.
Zuguterletzt:
retsnoM hat geschrieben:Weiterführend dazu frage ich mich, ist es überhaupt möglich, wirklich frei zu sein, solange man nach Glück strebt?
Dies ist wiederum schon eine weit schwierigere Frage. Ohne ein Streben gibt es schließlich kaum Entwicklung. Ein "Nicht-Streben" könnte vielleicht eher wieder iwo mit "sich selbst aufgeben" zu tun haben.
Auch die Freiheit ist immer irgendwo relativ.
Aber wer weiß das schon so genau, vielleicht ist diese (schmerzliche) Situation manchmal sogar auch ein - evtl. notwendiger - Schlüssel für weiteres bzw. einen (mitunter auch be-frei-enden) Fortschritt?

Was denkt Ihr?
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Re: Glück

Beitrag von kona »

glücklich sein...

ich fühle nicht, dass ich anhalte, wenn ich glücklich bin. möchte dann teilen, was ich hab, habe vieeeeel liebende geduld für alle und alles andere.
ich denk, glücklich sein ist erst der anfang dafür, was man als mensch so alles machen kann...

ungück schult anders, es fordert diesen krassen mix aus annehmen und ändern.
glück fordert, dass man wirklich selber schöpferisch sein kann - und dass man die schöpfung liebt, genau so, wie sie ist, auch wenn man sie selber grad nicht "braucht" um "weiterzukommen".

?
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Re: Glück

Beitrag von Ich »

kona hat geschrieben:?
Na gut:
kona hat geschrieben:... habe vieeeeel liebende geduld für alle und alles andere.
Was passiert, wenn Dein "Reservoire" - warum auch immer - zu Neige geht und Du Dich (warum auch immer :lol: ) dem dann auf einmal nicht so einfach entziehen kannst?
kona hat geschrieben:ungück schult anders, es fordert diesen krassen mix aus annehmen und ändern.
Dem entnehme Ich zumindest, daß es quasi "nur einen anderen Weg" darstellt, richtig? Wobei auch dieser schult...
kona hat geschrieben:glück fordert, dass man wirklich selber schöpferisch sein kann - und dass man die schöpfung liebt, genau so, wie sie ist, auch wenn man sie selber grad nicht "braucht" um "weiterzukommen".
Demzufolge fordert "dieser Weg" also unter Umständen etwas, was man selbst "grad nicht braucht" u.ä. ... Kann man dann dabei - je nach Schwere natürlich - wirklich immer (noch) von "Glück" sprechen?
Damit ist die o.g. Frage bezüglich der "Freiheit" also zumindest schonmal klar beantwortet, wenn Ich Dich soweit richtig verstanden habe.

Habt Ihr anderen alle (k)eine Meinung dazu?
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Cor Keks
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Re: Glück

Beitrag von Cor Keks »

Kekse zum Beispiel - wenn man sie mag, machen sie glücklich; aber selbst wenn man sie mag, aber zum Bleistift auf Nüsse allergisch ist, kann das vorübergehende Glück des Kekseessens zu längerwährendem Unglück führen!
retsnoM hat geschrieben:Dabei stelle ich mir die Frage, ob Glück für manche negativ sein kann oder ihnen sogar schadet. Denkt ihr, dass fortwährendes Unglück für manche erbauender ist?
und
retsnoM hat geschrieben:Weiterführend dazu frage ich mich, ist es überhaupt möglich, wirklich frei zu sein, solange man nach Glück strebt?
Ich bin der Meinung, dass Glück nicht negativ sein kann, da ich als Glück ja den Besitz und/oder den freien Zugriff auf alles bezeichne, was ich subjektiv als für mich positiv empfinde. Längerwährendes Unglück ist nur dann erbauend, wenn ich stark genug bin, es souverän zu überwinden. Wenn ich eine Lebenskrise "gerade mal so" überlebe, kann das weiterwirken und im weiteren Leben mehr Unglück nach sich ziehen.
Man bemerke den Begriff "frei", den ich verwendet habe. Ich brauche gewisse Freiheiten und die Möglichkeit der Selbstverwirklichung, um überhaupt nach dem Glück greifen zu können (worin auch immer dieses Glück besteht). Gleichzeitig aber verzichte ich freiwillig auf gewisse Freiheiten, um glücklich zu werden. Beispielsweise verzichte ich auf persönliche Freiheit, um eine Familie zu gründen oder allein um eine Partnerin zu finden. Oder ich verzichte auf die Freiheit, eine Firma zu gründen, weil es mich glücklicher macht, in der Welt herumzureisen. Oder ich verzichte auf jede Freiheitseinschränkung, zumindest soweit das möglich ist, weil ich nur mit maximaler Freiheit glücklich bin.

Das Streben nach etwas ist ja an sich schon eine Abhängigkeit vom gewünschten Ziel, also um die zweite Frage kurz zu beantworten: Nein.
Wenn ich mich aber im Rahmen einer mystischen Bewegung so weit vom Leben distanziert habe, dass ich nach nichts mehr strebe, bin ich dann glücklich? Empfinde ich als Erleuchteter im Nirwana Glück überhaupt noch?
retsnoM hat geschrieben:Sobald wir das Glück aber in den Händen halten, geben wir uns dem Rausch hin. Wir tun zwar alles dafür, damit wir es nicht mehr verlieren und der Rausch anhält, jedoch erkennen wir nicht, dass wir somit zum Stillstand gekommen sind.
Ich hätte noch niemanden kennengelernt, der alles erreicht hätte, was er sich wünscht, daher kann ich auch nicht sagen, ob man dann glücklich wäre. Wenn jemand rundherum zufrieden ist, dann nicht, weil er alles erreicht hat, sondern weil er sich beherrscht und sich zwingt, mit weniger zufrieden zu sein.
retsnoM hat geschrieben:Denkt ihr, es gibt Personen, denen es abzuraten ist, danach zu streben glücklich zu sein?
Wenn es jemanden glücklich macht, Juden zu vergasen oder Ungläubige zu ermorden, dann ja. Das heißt, wenn jemand "ungesunde" Vorstellungen vom Glücklichsein hat. Ansonsten ist Glück nichts Schlechtes.

:|| Keksige Grüße
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nola-blair

Re: Glück

Beitrag von nola-blair »

retsnoM hat geschrieben:
Dabei meine ich Glück im Sinne von glücklich sein. Wenn alles wundervoll ist, sich alle Träume erfüllt haben,, wenn man alles hat was man je wollte.
Dann stelle ich mal eine Gegenfrage, kann man dann wirklich wenn alles so ist wie man es immer haben wollte, man hat den
Partner den man vom Herzen liebt, man hat das Haus und man hat genügend Geld weil man den traumjob gefunden hat.
Nur kann man dann wenn man ehrlich zu sich selber ist, sagen das man glücklich ist?
Ich denke mal nicht, denn wenn ich anfange das Glück an Dingen festzumachen wo ich dann sage " so jetzt habe ich das alles ,
jetzt bin ich glücklich", dann bin ich ganz ehrlich würde ich das nicht fühlen können, ob ich wirklich glücklich bin.
Zuletzt geändert von nola-blair am 29. Dez 2014 08:22, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Glück

Beitrag von Ich »

nola-blair hat geschrieben:Und mal eine Frage, was ist überhaupt Glück ?
Daß dies (auch) immer eine individuelle Frage ist, haben doch eigentlich alle Vorschreiber (indirekt auch das "Krümelmonster") relativ klar betont.
Aber eigentlich geht das auch ein wenig an dem eigentlichen Sinne hier vorbei, oder irre Ich mich? :???: Wohl kaum.
Cor Keks hat geschrieben:... Ungläubige zu ermorden ...
Ach, streich doch das "Un" hier einfach weg, dann wird 's auch gleich noch einfacher, gelle?

:| (<-- der fehlende Tee zum Keks)
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nola-blair

Re: Glück

Beitrag von nola-blair »

Ich hat geschrieben:
Daß dies (auch) immer eine individuelle Frage ist, haben doch eigentlich alle Vorschreiber (indirekt auch das "Krümelmonster") relativ klar betont.
Aber eigentlich geht das auch ein wenig an dem eigentlichen Sinne hier vorbei, oder irre Ich mich?
Jep, das habe ich jetzt beim nachlesen auch gemerkt. Ich werde damit das nicht zu verwirrungen führt,
den letzten Satz von mir löschen, denn da hast du wohl recht das geht am eigentlichen Threadthema dran
vorbei.
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Tyger
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Re: Glück

Beitrag von Tyger »

Ich stürze mich mal gleich auf die Zusammenfassung von Mirror:

1. Kann es sein das für manche Unglück erbauender ist als Glück?

In dem Fall sind einfach die Begriffe falsch definiert. Wenn jemand durch Unglück glücklich ist, dann ist das für ihn Glück.

2. Ist folglich diesen Leuten abzuraten nach Glück zu streben?

Nein, sie müssen nur erkennen, was für sie Glück ist. Wenn das allzu selbstzerstörerisch ist, könnte man ja auch versuchen, die Welt seiner Empfindungen umzubauen.

3. Sind wir frei wenn wir nach Glück streben?

Das Eine schließt das Andere nicht aus, würde ich sagen.
kona
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Re: Glück

Beitrag von kona »

Ich hat geschrieben:
kona hat geschrieben:... habe vieeeeel liebende geduld für alle und alles andere.
Was passiert, wenn Dein "Reservoire" - warum auch immer - zu Neige geht und Du Dich (warum auch immer :lol: ) dem dann auf einmal nicht so einfach entziehen kannst?
dann bin ich nicht nett und nicht geduldig.
Ich hat geschrieben:
kona hat geschrieben:ungück schult anders, es fordert diesen krassen mix aus annehmen und ändern.
Dem entnehme Ich zumindest, daß es quasi "nur einen anderen Weg" darstellt, richtig? Wobei auch dieser schult...
ja. wenn man gewillt ist, zur schule zu gehen da...
man erreicht den nullpunkt durch den mix aus annehmen des unannehmbaren und loslassen jeglicher identität.
...und da hat s dann auch ein rechtes glück verborgen, eine wahrhaftige freiheit nämlich, wenn man ohne das bewusstsein zu verlieren oder verlagern da hin kommt.
ist aber sehr schwer.
finde ich.

Ich hat geschrieben:
kona hat geschrieben:glück fordert, dass man wirklich selber schöpferisch sein kann - und dass man die schöpfung liebt, genau so, wie sie ist, auch wenn man sie selber grad nicht "braucht" um "weiterzukommen".
Demzufolge fordert "dieser Weg" also unter Umständen etwas, was man selbst "grad nicht braucht" u.ä. ... Kann man dann dabei - je nach Schwere natürlich - wirklich immer (noch) von "Glück" sprechen?
glück (auch als resultat des oben beschriebenen unglücks-prozesses) ist ja nur der anfang, die ausgangslage. wie gesagt, wer dann nicht schöpferisch sein kann, aus dem glück selber farbe, form, leben entstehen lässt, der langweilt sich und beginnt aus lauter unkreativität andere zu kujonieren mit seinem, dann bereits vegammelnden, glück.

glück, genau so wie unglück, braucht dauernde bewegung, um frucht zu tragen. die freiheit liegt darin, dass man die möglichkeit zu bewegen erfasst.
stasis ist immer nur pause, nie endzweck, so lange man inkarniert ist.
oder, auch ein schönes bild finde ich, der film der bewegung läuft, MUSS gesunder weise laufen, vor dem hintergrund des ewigruhenden... im anerkennen dieses unauflösbaren paradoxons liegt meines erachtens (nicht das grösste glück, sondern) der grösste frieden.

grüsselein
Zuletzt geändert von kona am 30. Dez 2014 21:04, insgesamt 1-mal geändert.
kona
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Re: Glück

Beitrag von kona »

...und eine gute landung im 2015 allerseits
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Re: Glück

Beitrag von Ich »

kona hat geschrieben: man erreicht den nullpunkt durch den mix aus annehmen des unannehmbaren und loslassen jeglicher identität.
...und da hat s dann auch ein rechtes glück verborgen, eine wahrhaftige freiheit nämlich, wenn man ohne das bewusstsein zu verlieren oder verlagern da hin kommt.
ist aber sehr schwer.
finde ich.
Ich denke, Ich weiß schon ungefähr, was Du meinst (ein etwas saloppes "Gleichnis" dazu):
1. Baby bekommt Verhaltensregeln aufgezwungen --> 2. Baby rebelliert (Anti-Haltung) --> 3. großes Baby ist beidem mit der Zeit entwachsen und befindet sich somit auch schon jenseits der Problematik...
Also (wieder?) auf dem Nullpunkt. Quasi als Neutron und startbereit. Right?
kona hat geschrieben:glück, genau so wie unglück, braucht dauernde bewegung, um frucht zu tragen. die freiheit liegt darin, dass man die möglichkeit zu bewegen erfasst.
Ich denke auch, daß Bewegung bei beidem iwo vorhanden ist (die jeweilige Richtung und Geschwindigkeit ist natürlich wieder eine andere Frage).

Dir auch eine gute Wende. ;)
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Re: Glück

Beitrag von retsnoM »

Danke für die Zusammenfassung, Mirror.
Ich hat geschrieben: Das betrifft oft Personen, die im Grunde lieber wirklich "glücklich" wären, aber - aus welchen Umständen auch immer - ständig gegenteiliges gewohnt (!) sind und keinen Ausweg (mehr) finden.
Du meinst, dass sich in der Verzweiflung das Unglück "gut" anfühlen kann? Oder denkst du eher an eine Art des Schönredens?

Cor Keks hat geschrieben: Ich hätte noch niemanden kennengelernt, der alles erreicht hätte, was er sich wünscht, daher kann ich auch nicht sagen, ob man dann glücklich wäre. Wenn jemand rundherum zufrieden ist, dann nicht, weil er alles erreicht hat, sondern weil er sich beherrscht und sich zwingt, mit weniger zufrieden zu sein.
Könnte das vielleicht daran liegen, dass viele Menschen keine realistischen Zielen haben, sondern eher träumerische wie "ich möchte mal einen Lamborghini oder eine Villa am Strand haben". Nach meinen Beobachtungen gibt es heutzutage nicht viele, die sich mit dem zufrieden geben, was in ihren Möglichkeiten liegt, was wiederum zu Unzufriedenheit und weiter zu Unglück führt.

nola-blair hat geschrieben: Ich denke mal nicht, denn wenn ich anfange das Glück an Dingen festzumachen wo ich dann sage " so jetzt habe ich das alles ,
jetzt bin ich glücklich", dann bin ich ganz ehrlich würde ich das nicht fühlen können, ob ich wirklich glücklich bin.
Guter Einwand! Natürlich dachte ich nicht nur an materielle Ziele wie ein Haus, Geld etc sondern auch an Ziele wie zb. ein Buch geschrieben oder ein Album aufgenommen zu haben.
Trotzdem, wenn der Weg dorthin das ist, was einen glücklich macht, wird man nicht glücklich sein, wenn dieser zu Ende ist.

Ich hat geschrieben:
nola-blair hat geschrieben:Und mal eine Frage, was ist überhaupt Glück ?
Daß dies (auch) immer eine individuelle Frage ist, haben doch eigentlich alle Vorschreiber (indirekt auch das "Krümelmonster") relativ klar betont.
Aber eigentlich geht das auch ein wenig an dem eigentlichen Sinne hier vorbei, oder irre Ich mich? :???: Wohl kaum.
Stimmt genau, um die Frage, wie man Glück überhaupt definieren und auslegen kann sollte es hier eigentlich nicht gehen, da dies sehr subjektiv ist.

kona hat geschrieben: glück (auch als resultat des oben beschriebenen unglücks-prozesses) ist ja nur der anfang, die ausgangslage. wie gesagt, wer dann nicht schöpferisch sein kann, aus dem glück selber farbe, form, leben entstehen lässt, der langweilt sich und beginnt aus lauter unkreativität andere zu kujonieren mit seinem, dann bereits vegammelnden, glück.

glück, genau so wie unglück, braucht dauernde bewegung, um frucht zu tragen. die freiheit liegt darin, dass man die möglichkeit zu bewegen erfasst.
Auf so etwas in der Art wollte ich hinaus. Wenn jemand dazu tendiert, im Glück still zu stehen, wird ihn das unglücklich machen. Jedoch nicht direkt wegen des Glücks, sondern wegen dem Stillstand.
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Re: Glück

Beitrag von gabor »

Sicher ist es so,dass überstandenes "Unglück"...."Glück" erzeugt!
Stell Dir vor,Du hättest einen schweren Autounfall.....und kommst ohne einen Kratzer raus.Würdest Du Dich glücklich fühlen?
Na klar....und warum?
Immer bereit!
Woher soll ich wissen, ob die Vergangenheit keine Fiktion ist, die nur erfunden wurde, um den Zwiespalt zwischen meinen augenblicklichen Sinneswahrnehmungen und meiner Geistesverfassung zu erklären?
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Re: Glück

Beitrag von retsnoM »

gabor hat geschrieben:Stell Dir vor,Du hättest einen schweren Autounfall.....und kommst ohne einen Kratzer raus.Würdest Du Dich glücklich fühlen?
Das ist nicht die Art Glück von der ich redete. Glück im Sinne von Glücksbringern, Schwein gehabt, Glück im Unglück etc wollte ich hier eigentlich nicht behandeln.
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Re: Glück

Beitrag von gabor »

Glückist aber nunmal`ne Momentsache.
"Anhaltendes Glück".....hat vielleicht das Daleilama irgendwo versteckt....
Es mag Lebenssituationen geben,in denen Glücksmomente häufig sind....aber auch das ist recht vergänglich.
Immer bereit!
Woher soll ich wissen, ob die Vergangenheit keine Fiktion ist, die nur erfunden wurde, um den Zwiespalt zwischen meinen augenblicklichen Sinneswahrnehmungen und meiner Geistesverfassung zu erklären?
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Re: Glück

Beitrag von nola-blair »

retsnoM hat geschrieben:
Guter Einwand! Natürlich dachte ich nicht nur an materielle Ziele wie ein Haus, Geld etc sondern auch an Ziele wie zb. ein Buch geschrieben oder ein Album aufgenommen zu haben.
Trotzdem, wenn der Weg dorthin das ist, was einen glücklich macht, wird man nicht glücklich sein, wenn dieser zu Ende ist.
Wenn man so sagen will, man wird zufrieden sein wenn man diese Ziele erreicht hat.

Da fällt mir doch glatt ein Gedicht ein, was ich mal gelesen habe:

O frag mich nicht, wo wohnt das Glück?
Sieh vorwärts nicht, noch sieh zurück!
O such es nicht in weiter Ferne
auf diesem oder jenem Sterne!
O suchs nicht dort und suchs nicht hier.
Es wohnet nur in dir, in dir.
Und wenn du's da nicht finden magst, umsonst ist,
dass du weinst und klagst, umsonst dein Sehnen,
dein Verlangen, umsonst dein Hoffen und dein Bangen.
O frag mich nicht...

Das Glück sind wir.
Das Glück wohnt nur in uns - in dir!
( Hoffmann von Fallersleben)
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Re: Glück

Beitrag von Ich »

retsnoM hat geschrieben:
Ich hat geschrieben: Das betrifft oft Personen, die im Grunde lieber wirklich "glücklich" wären, aber - aus welchen Umständen auch immer - ständig gegenteiliges gewohnt (!) sind und keinen Ausweg (mehr) finden.
Du meinst, dass sich in der Verzweiflung das Unglück "gut" anfühlen kann? Oder denkst du eher an eine Art des Schönredens?
Nein, der- oder diejenige(n) ist/sind sich der (Ernsthaftigkeit der) Situation schon bewußt. Die Erklärung dazu steht ja eigentlich schon oben in dem Absatz, indem sich auch dieser Satz befindet.
Dies geht mehr in die Richtung "das beste aus der (vermeintlich) schlechten Situation" zu machen - was manchmal sogar auch mal seine ganz eigenen (aber wenige) positiven Seiten haben kann, welche das ganze letzendlich aber natürlich trotzdem nicht aufwiegen.
gabor hat geschrieben:Glückist aber nunmal`ne Momentsache.
"Anhaltendes Glück".....hat vielleicht das Daleilama irgendwo versteckt....
Es mag Lebenssituationen geben,in denen Glücksmomente häufig sind....aber auch das ist recht vergänglich.
Jein. Es zwar unbestritten häufig so, wie Du schreibst (alles andere würde ja auch wieder nur Stillstand bedeuten), aber es geht ja auch um das... "allgemeine Glücklichsein" (<-- eine bessere Formulierung fällt mir jetzt gerade nicht ein). Womit wir eigentlich schon wieder bei der letzten Bemerkung von retsnoM angelangt wären...
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Re: Glück

Beitrag von Euphoria »

Defintiv. Für meine depressive Freundin zum Beispiel ist Glück grausam. Sie sucht lieber immer etwas, worüber sie sich aufregen kann, denn dann ist ihr Tag gerettet.

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